Wetter-Poesie

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Wetterhexe

Donnerstag 15. August 2013, 20:18

Vielleicht haben ja einige Freude daran, hier eine kleine, feine Gedichtsammlung anzulegen mit Lyrik, bei der das Wetter eine Hauptrolle spielt oder entscheidend zur Stimmung des Gedichts beiträgt? :)

Als Einstieg, gut passend zum Forumsthema, ein Gewittergedicht:

Conrad Ferdinand Meyer


Erntegewitter

Ein jäher Blitz. Der Erntewagen schwankt.
Aus seinen Garben fahren Dirnen auf,
und springen schreiend in die Nacht hinab.
Ein Blitz. Auf einer goldnen Garbe thront
noch unvertrieben eine frevle Maid,
der das gelöste Haar den Nacken peitscht.
Sie hebt das volle Glas mit nacktem Arm,
als brächte sie's der Glut, die sie umflammt,
und leert's auf einen Zug. Ins Dunkel wirft
sie's weit und gleitet ihrem Becher nach.
Ein Blitz. Zwei schwarze Rosse bäumen sich.
Die Peitsche knallt. Sie ziehen an. Vorbei.


Was für eine wilde "Gewitterbraut"! Wäre heutzutage bestimmt Stormchaserin. ;) Als Kind habe ich selbst im Mühlviertel schwere Erntegewitter miterlebt, daher kann ich mir die hier beschriebenen Szenen gut vorstellen. Sehr schön schildert der Dichter die dramatischen Augenblicke: der schwankende Ernetwagen, die schreienden, springenden Dirnen, das gelöste Haar peitscht den Nacken (der Wind dürfte also auch schon recht lebhaft sein ;) ), ein Weinglas wird kühn mit nacktem Arm gegen den Blitz erhoben und weggeschleudert, die Rosse bäumen sich auf. Gut gefällt mir auch, wie Meyer in der letzten Zeile mit den ganz kurzen Sätzen bzw. Satzfragmenten das immer nur Sekunden dauernde Aufleuchten der Blitze spiegelt.

Mögt ihr das Gedicht? Die für den modernen Geschmack etwas pathetisch klingende Sprache sollte nicht stören, das war halt die Sprache jener Zeit.

Wer hat noch weitere Wettergedichte? Immer nur her damit! ;) Gar so viele gute Wettergedichte gibt es meines Wissens gar nicht. Ich selbst habe aus einem großen A4-Ordner (habe als junge Frau ein paar Jahre lang Gedichte gesammelt) nur noch zwei oder drei "in Vorrat".
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mike
Beiträge: 583
Registriert: Mittwoch 7. August 2013, 07:59

Donnerstag 15. August 2013, 21:33

Sehr schön zu lesen *top*
Ich selbst hab sowas leider nicht auf Lager, aber deins gefällt mir richtig gut *bravo*
LG, Mike
OÖ/Linz/266m
Exilfranke1

Donnerstag 15. August 2013, 22:02

Neue Ära

die grüne pracht des sommers dünnt aus verwelkt geht vondannen ohne goodbye
zu sagen ohne einen letzten gruß fällt einfach zu boden das laub stört bis zum nächsten jahr

dunkler tag vorgeschmack auf die kürze des sonnenscheins auf die stillen nächte
feiern auf dem balkon zittern wie espenlaub die natur schläft der alpenzoo wird fad
dauerregen spült die uferwege frei bis auf gassigeher allwetterhunde unerschütterlich

weiße häubchen auf den gipfeln schafe frieren die herde dünnt aus reaktion zu spät
das drama wiederholt sich der klimawandel ist schuld naturgemäß ohne lerneffekt
lärchen färben sich kriegsbemalung doch der winter wird siegen wie jedes jahr

touristen bleiben goldenes dachl leuchtet auch bei dauerregen hofgarten wird einsam
bis auf schachspieler mit umbrella stehen sie in den letzten zügen des sommers
wartend auf den föhn der den herbst regiert und ihre reize weckt die aggressionen schürt

warm wird's einem ums herz an den föhn denkend der das laub beschleunigt
gehörschonend verteilt ums eck auf die mariatheresienstraße beton verdeckt aufhellt
haare aufwirbelt verteilt großzügig

ein lächeln entlockt.

Innsbruck, 14.9.2009
Exilfranke1

Donnerstag 15. August 2013, 22:02

Hochnebel in Wien

blässe die von innen kommt nach außen tritt personifiziert in den tiefliegenden wolken die schwäche ist allgegenwärtig die atemluft in watte gepackt hermetisch abgeriegelt stinkende abgase schornsteine rauchen vergiften beständig tschickstummel auf dem gehsteig spucknäpfe bedecken jeden quadratzentimeter asphalt entstellte grimassen gesenkte köpfe von kränklichfarbenen körpern getragen stolpern vorbei rempeln an provozieren aggressionen die im dämmerzustand des geistes verpuffen

slalomlauf am hundstrümmerlboulevard eineurotaschen leergefüllte taschen bloßes dahinvegetieren raunzen fahle kleider suggestiv wippende körper die am boden liegen handflächen nach außen faltige rissige haut lebhafter südostwind ohrfeigen beim vorbeigehen kälte kriecht unter die jacken in den schal der körper erfriert reduziert auf das lebenswichtige auf wärmende gedanken auf das flammende zünglein hoffnung das zu erlöschen droht das giert nach mehr als nur die unterscheidung von hell und dunkel das die nacht herbeisehnt die die dunkelheit maskiert sonnenstrahlen höhnen durch die wolkendecke

friedhofsstimmung einundsiebzig das dritte tor ruft
krähenschwärme kreisen aufgeregt über den gräbern
die sonne ist vom himmel gefallen.

Wien, 19.2.11
Wetterhexe

Donnerstag 15. August 2013, 22:34

@Mike: Freut mich sehr, dass Du das Gedicht magst! :)

@Felix: Das übertrifft meine Erwartungen natürlich bei Weitem: Selbst verfasste Texte, noch dazu in solcher Qualität! Danke, dass Du sie mit uns teilst.

Beim Lesen von Texten bzw. besonders Lyrik stelle ich mir immer vor, wie ich das laut vortragen würde. Wenn sich etwas leicht, gut und flüssig liest, ist das meines Erachtens ein guter Gradmesser für Qualität. Deine Texte kann ich mir sehr gut laut vorgetragen vorstellen. Ich würde sie in sehr deutlicher, klarer Sprache lesen, ein bisschen "streng", wenn Du Dir vorstellen kannst, was ich damit meine. Interessanterweise machst Du keine Satzzeichen, ich würde dennoch natürlich Pausen einbauen, jedenfalls dort, wo Du Absätze machst, und zwischen den einzelnen Sinneinheiten. Die Pausen fände ich wichtig, damit es kein Einheitsbrei wird. Viele Passagen würde ich trotzdem relativ rasch und eindringlich monoton vortragen, um der Rhythmik, die einen der Reize der Texte ausmacht, gerecht zu werden. Neben dem Rhythmus, der das Vorlesen lustvoll macht (ich liebe Sprache, schon von Kindheit an :) ) sollen auch die starken Bilder, die Du zeichnest, nicht unerwähnt bleiben.

Ich finde, Du hast einen sehr unkonventionellen, kreativen Umgang mit Sprache, Kompliment!

@alle: Gerne können hier natürlich auch eigene Texte gepostet werden!
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Feli
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Freitag 16. August 2013, 06:59

gute idee :-) richtig poetisch!
finds immer wieder spannend was in den mitgliedern hier an kreativem künstlerischen steckt!
liebe grüsse
(die) Feli
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Aschach/Steyr/OÖ 435m, Wetterstation: Davis Vant-Vue
I took a heavenly ride through our silence, I knew the waiting had begun. And headed straight into the shining sun -D. Gilmore
Schneefrosch 2017/2023
Eisfrosch 2020/21
Wetterhexe

Freitag 16. August 2013, 07:45

Folgendes ungewöhnliches Gedicht hat mich sofort gepackt, als ich es das erste Mal gelesen habe:

Jakob van Hoddis

Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.


Was sofort auffällt, ist der extreme Kontrast zwischen dem Inhalt (Weltuntergang) und der zur Schilderung verwendeten Sprache. Das Ende der Welt ist ja ein ernster, schrecklicher, ja dramatischer Vorgang, doch Hoddis schildert ihn hier in einer Sprache, die uns fast zum Lachen reizt: Dass der Hut vom Kopf fliegt, dürfte beim Weltuntergang noch das kleinste Problem sein, ebenso, dass viele Menschen einen Schnupfen haben. ;) Die Bürger scheinen spitze Eierschädel zu besitzen. Dachdecker, bitteschön, "gehen nicht entzwei" wie Teller oder Puppen ;) , sie verunglücken tragisch, werden zerschmettert etc. Die Meere scheinen ein Eigenleben, so etwas wie böse Absichten, zu entwickeln, da sie an Land dicke Dämme zerdrücken wollen. Aber sie "hupfen", was natürlich wieder einer Naturgewalt wie einer Sturmflut überhaupt nicht angemessen ist. ;) Nach der Schnupfenlappalie fallen in der nächsten Zeile die Eisenbahnen von den Brücken, was mir ein sehr bedrohliches Bild scheint. Dass die Flut steigt, "liest man" (diffuse Bedrohung).

Der Text spielt genial mit starken Kontrasten, und durch den rasanten Wechsel von dramatischem Geschehen und "Kindergartensprache" wirkt für mich der ganze Vorgang nur noch bedrohlicher. Bitte, die Welt geht unter, und da redet einer von Schnupfen und hupfenden Meeren. ;) Das Gedicht entstand 1910, also in einer Zeit des Umbruchs, des Wandels, und die kommenden Erschütterungen wurden von sensiblen Naturen wie Hoddis offenbar schon vorausgeahnt und in so atemberaubender Lyrik formuliert.
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mike
Beiträge: 583
Registriert: Mittwoch 7. August 2013, 07:59

Freitag 16. August 2013, 08:12

Hab ein bisschen gesucht und jetzt auch was gefunden, dass mir super gefällt - dreht sich aber nicht nur ums Wetter ;)

Liebe im Wetter

Liebchen, schenke den Wein! Schon dunkelt der wolkige Himmel,
Wetter liegen gedrängt über dem blauenden Tag;
Schwüler lastet die Luft, drum weg mit den schweren Gewanden,
Und den schwelgenden Leib wiege der duftende Pfühl.
Horch, wie der Donner ertost! Herab mit dem Laden am Fenster!
Hagel geißle umsonst unser gesichertes Haus!
Und jetzt nahe du mir und schmiege die schneeigen Glieder
Meinem bräuneren Leib fester und inniger an.
Draußen prasselt des Regens Strom, es hallen die Fenster;
Unser Kosen schirmt traulich das dunkle Gemach.
Deine Locken umspielen mein Herz mit kühlem Geringel,
Von dem schäumenden Wein duftet dein küssender Mund.

Rückwärts senket sich mehr und mehr der schimmernde Nacken,
Ueber das schwimmende Aug' bebet die Wimper herab.
Und es lächelt dein Mund lustbange ein bräutliches Lächeln,
Aber mein Arm umschmiegt heißer dein schlagendes Herz.
Auf nun, Donner und sausender Wind! Erhebet das Brautlied!
Wirbelt im stammenden Sturm unsere Seelen hinweg! —
Lang ausathmet die Brust, es lösen sich Sehnen und Glieder;
Aber der Regen verrauscht, aber der Donner verhallt.
Und vom Lager stemm' ich mich auf, du liegst noch so stille,
Und ich hebe vom Pfühl sanft dein erglühendes Haupt.
Weinest du, lächelndes Kind, und flüchtest mir scheu an den Busen?
Sinke nur, süße Gestalt, eng an mein jubelndes Herz!
Auf das Fenster! Wie kühl! Es tröpfeln Laube und Giebel,
Ferne dampfet der Wald, Silber verdunstet die Lust.

Deine Wange blühet so frisch, du küssest mir schweigend
Von der pochenden Stirn Perlen der Wollust hinweg. —
Grüner blitzet im Garten der Baum, es keimen die Sprossen,
Und vom engenden Kelch windet die Rose sich frei.
Segen entathmet die Flur nach des Himmels flammendem Brautkuß,
Schöpferleben erfüllt leise die thauige Welt. —
Ahnst auch du sein heimliches Weh'n? Was senkst du die Blicke?
Hältst mit der kosenden Hand flehend die Lippe mir zu? —
Und ich zwinge dich näher heran, es säuseln die Lüfte,
Blätter vom blühenden Baum regnen zum Fenster herein.
Allbefruchtendes Licht, es segnet Blume und Knospe,
Segnet mit heiligem Strahl' deinen erblühenden Leib.

Wilhelm Hertz
LG, Mike
OÖ/Linz/266m
Wetterhexe

Freitag 23. August 2013, 12:52

Ui, wie sich hier Leidenschaft und Wettererscheinungen verbinden! ;) Dass der Vater des Dichters Gärtner war (hab kurz nachgegoogelt), mag sich auch in dem Gedicht niedergeschlagen haben. Entstehungsjahr 1859 - über die verwendete Sprache musste ich stellenweise lächeln... ;) Danke für Deinen interessanten Beitrag, Mike!
Wetterhexe

Sonntag 25. August 2013, 17:59

Hermann Hesse


Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
sturmmaxe

Freitag 30. August 2013, 17:00

Wetterhexe hat geschrieben:Hermann Hesse
Ein richtig schönes Gedicht und den Typen mag ich sowieso sehr *smile*
Wetterhexe

Freitag 30. August 2013, 17:03

Freut mich, dass es Dir gefällt, sturmmaxe! An dieser Stelle auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum, Du bist ja ziemlich neu bei uns. :)
Wetterhexe

Sonntag 15. September 2013, 14:00

Dieses Gedicht habe ich vor vielen Jahren geschrieben, ohne großen dichterischen Anspruch, nur ein paar Zeilen, um eine Stimmung und den Duft des Regens festzuhalten. Das Damals ist mir gleich wieder gegenwärtig, wenn ich diese Zeilen lese, samt Düften und Geräuschen. ;)

Waldspaziergang nach dem Regen

Heraus aus dem Auto -
nun umschließt uns der Wald.
Alles atmet Feuchtigkeit.
Rote duftende Himbeeren,
Schachtelhalm.
Sonderbare weiße Blumen,
edle Blüten wie im Garten.
Eine lehmfarbene Schlange
gleitet durchs Gras.
Auf einem Halm hockt
eine erstarrte Spinne.
Die Froschlacke -
von allen Fröschen verlassen.
Pfefferminze und Wilder Holunder,
glänzende schwarze Schnecken am Weg.
An feuchten Stellen
Sumpfgras in dichten Büscheln.
Der Kies auf dem Weg ist noch nass.
Er knirscht unter den Stiefeln
der heimkehrenden Wanderer.
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Franz
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Sonntag 15. September 2013, 14:14

Ah, schöner Thread ;)

Passend dazu ein Auszug aus meinem Buch...


Der Graupelschauer

Mancher Graup zieht Miene sauer,
graupt jährlich früh der Schauer.
Graupt´s zu lang, nicht nur der Bauer,
auch die Raupe schreiet: „Aua!“

Jeder Halm duckt unter Mauer,
solang der Graupe Schauer Dauer.
Leuchtet Himmel heilend blauer,
ist vorbei der Graupelschauer.
lg Franz
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Wetterhexe

Sonntag 15. September 2013, 14:25

Ha, das macht wirklich Spaß beim laut Vorlesen.
Sehr vergnügliche Wortspielerei, Franz! :)
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Franz
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Sonntag 15. September 2013, 14:42

Danke gute Hexe! ;)

Eines stell ich noch rein, weil mich Chris-Wels dazu inspiriert hat...


De Bauanregl

Friahra wår da Baua schlau,
håd beowåcht s´Weda gånz genau.
Håd gschriem åis sauwa nieda,
das a håd gwist, wia wirds wieda.

Und vapåckt in kloane Reim,
s´duat bessa so im Kopfal bleim.
So wia in da Rei da Schlegl,
is aufgånga erm sei Regl.

Doch mit de Jåhr de Zeit se draht,
und da Baua heidztågs mahd.
Wånn er ned woaß, wirds Weda sche,
ruaft er å de Z. A. M. G.
lg Franz
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Wetterhexe

Sonntag 15. September 2013, 17:44

Franz hat geschrieben: Danke gute Hexe! ;)
Bitte, gerne! ;)
Franz hat geschrieben: Eines stell ich noch rein, weil mich Chris-Wels dazu inspiriert hat...
Ohne jetzt nachzuschauen - das ist doch der Chris, der so gern Bier trinkt und den Humpen sogar in sein Avatar-Wappen eingebaut hat, oder? ;) Langsam merk ich mir ja die Bräuche und Vorlieben meiner Pappenheimer hier... *ggg*

Franz hat geschrieben: De Bauanregl

Friahra wår da Baua schlau,
håd beowåcht s´Weda gånz genau.
Håd gschriem åis sauwa nieda,
das a håd gwist, wia wirds wieda.

Und vapåckt in kloane Reim,
s´duat bessa so im Kopfal bleim.
So wia in da Rei da Schlegl,
is aufgånga erm sei Regl.

Doch mit de Jåhr de Zeit se draht,
und da Baua heidztågs mahd.
Wånn er ned woaß, wirds Weda sche,
ruaft er å de Z. A. M. G.
Fein, da darf ich mich also auch auf viele Gedichte mit Augenzwinkern in Deinem Buch freuen. :)
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Franz
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Sonntag 15. September 2013, 20:37

Wetterhexe hat geschrieben:
Franz hat geschrieben: Eines stell ich noch rein, weil mich Chris-Wels dazu inspiriert hat...
Ohne jetzt nachzuschauen - das ist doch der Chris, der so gern Bier trinkt und den Humpen sogar in sein Avatar-Wappen eingebaut hat, oder? ;) Langsam merk ich mir ja die Bräuche und Vorlieben meiner Pappenheimer hier... *ggg*
*ja* genau den meine ich ;)
lg Franz
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Wetterhexe

Sonntag 29. September 2013, 13:10

Diese Winterspielerei hab ich grad beim Stöbern in meinen alten Gedichten entdeckt. ;)

Die Schneekönigin

Unter weißbereiften Brauen
blitzen eiseshelle Augen.
Aus weißem Pelz quillt blondes Haar
goldglitzernd bis zur Hüfte gar.

Ihr Gefährte ist das Reh
und es stäubet feiner Schnee
von ihrer Mütze, wenn sie lacht.
Ein Wintervogel zwitschert sacht.

Sie ist ganz Licht und Eiskristall,
und Schnee und Reif und Wasserfall.
Ihr kalter Atem ist wie Rauch.
Vorbei schwebt sie als Nebelhauch.

Und in den Nächten, klirrend kalt,
da knirscht ihr Schritt im frost’gen Tann,
und Sterne, glitzernd und uralt,
die zieren ihren Mantel dann,

der dunkelblau und frostbereift
ihre Schritte sanft umstreift.
Sie kennt den Wolf, sie ruft den Luchs.
In ihrer Spur läuft stumm der Fuchs.

Die Vögel all gehorchen ihr,
es folgt ihr jeglich Waldgetier.
Und nördlich, wo der Eiswind weht
kristallen ihre Burg aufsteht,

aufsteigt in lichtes Himmelsblau
der Königin Palast. Ein Bau,
gemacht aus Schnee und klarem Eis,
die Hallen hoch, die Tore weiß.

Des Winters Schätze schimmern dort,
an diesem weit entfernten Ort.
Eisblume rankt, der Nordwind braust,
wo Winters Königin behaust.

Sie breitet ihre Arme weit
über Land und Raum und Zeit,
lässt weißes Schneegestöber fliegen
und Kälte über Wärme siegen –

so lange, bis mit Macht
der Frühling ihr ins Antlitz lacht,
und unter seinem zarten Kuss
ihr starres Eis dann schmelzen muss...
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omiruth
Beiträge: 4275
Registriert: Donnerstag 14. Mai 2009, 23:24
Wohnort: 2483 Ebreichsdorf

Donnerstag 3. Oktober 2013, 01:00

Wunderschön! *super*

Sag mal, wie viele Gedichte von dir sind denn noch in deinem Fundus? ;)
LG aus Ebreichsdorf / Bez.Baden / NÖ / 201 m
Wetterhexe

Donnerstag 3. Oktober 2013, 07:51

omiruth hat geschrieben:Wunderschön! *super*

Sag mal, wie viele Gedichte von dir sind denn noch in deinem Fundus? ;)
Oh, schön, dass es Dir gefällt! :) Danke für das Echo!
Ein paar Gedichte und auch Prosatexte müssten sich noch finden in einer lange nicht mehr "gefütterten" Mappe. ;) Hat aber nicht alles mit dem Wetter zu tun.
Wetterhexe

Freitag 11. Oktober 2013, 08:39

Herbst im Schlosspark

Steinerne Statuen unter Platanen,
den kalten Mund geöffnet zu einem stummen Schrei.
Ein weißer Tempel, dahinter das Dunkel des Waldes.
Der Weg aus Steinplatten im Gras, unter Ästen.

Junge Mütter, Kinderwagen, kleine Hände, Mützchen.

Schusterkäfer mit schwarz-roten Rautenmäntelchen
bergen ihre Körper in der rissigen Rinde des Ahornbaums.
Der Hahn lockt seine Henne mit leise gackernden Lauten
und zeigt ihr das Stück Brotrinde, das Kinder verloren.

Im Wald lacht gespenstisch der grüne Specht.

Drei Rehe in der Wiese zwischen Herbstzeitlosen.
Sonnenlicht in gelben und roten Blättern, dazwischen
dunkle Zweige. Stachlige Kastanienschalen.
Die Äste der alten Eibe berühren das Gras.

Ich trete in den Schatten des Mammutbaumes.

---

Wer errät, welcher Wiener Park mich zu diesem Herbstgedicht inspiriert hat? ;)
Wetterhexe

Samstag 12. Oktober 2013, 22:09

Ein paar kleine Hinweise zu obigem "Parkrätsel":

a. Die vier Statuen schreien nicht, sie "singen"! ;)

b. Im Frühjahr gibt's eine zauberhafte Rhododendren-Blüte.

c. Im Schloss befindet sich eine Schule.

d. Der einzige Negativpunkt an dem schönen Park im englischen Stil ist: Es gibt dort so viele Zecken, dass sogar auf Schildern vor ihnen gewarnt wird.

e. Auch ein kleiner Tempel im griechischen Stil ziert den Park (wir befinden uns aber nicht im Volksgarten ;) ).

Jetzt ist's aber schon leicht, oder? :)
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