Diskussion Giftpflanzen

Hier ist Platz für Themen die in kein anderes Forum passen. Zudem findest du hier News & Infos zum Verein. Max. 2 Bilder sind erlaubt!
Antworten
Wetterhexe

Freitag 16. Oktober 2015, 15:35

Hannes hat geschrieben:Joo fui schenne Herbstmotive *top* *super*
Danke, Hannes! *sonne*

Wieder zwei mir unbekannte Schwammerlsorten, diesmal im Türkenschanzpark:

Bild

Bild

Und die giftigste Pflanze Mitteleuropas, der Blaue Eisenhut (Türkenschanzpark).
Ein herrliches Gewächs, doch bereits die Berührung mit bloßen Händen kann schwere Vergiftungserscheinungen nach sich ziehen!

Bild
Chachapoya
Beiträge: 386
Registriert: Freitag 9. Mai 2014, 08:02
Wohnort: 2123 Schleinbach / 1110 Wien

Freitag 16. Oktober 2015, 15:57

Ein herrliches Gewächs, doch bereits die Berührung mit bloßen Händen kann schwere Vergiftungserscheinungen nach sich ziehen!
ich glaube, ganz so schlimm ist es nicht, obwohl die Pflanze ja tatsächlich extrem giftig ist (weltweit angeblich nur mehr von einem verwandten Eisenhut im Himalaya-Gebiet übertroffen). Aber beim reinen Berühren wird man nichts vom Gift in den Körper bringen, man müsste die Blätter schon zerreiben und flächig auftragen. Das wird hoffentlich niemand tun.

Ist ja auch eine sehr beliebte Gartenpflanze, ohne dass es beim Einsetzen oder Rückschnitt normalerweise zu Vergiftungen beim Hobbygärtner kommt. Da sind andere Pflanzen vermutlich problematischer. Außerdem würde der Eisenhut in einem solchen Fall ganz sicher nicht in öffentlichen Parks angepflanzt werden.

Etwas Anderes ist natürlich, wenn Kinder Teile der Pflanze beim Spielen in den Mund nehmen, das kann sicher tragisch enden. Ähnliches gilt aber ja für viele andere dekorative Giftpflanzen (Rizinus, Goldregen, Eibe etc.).

Grüße,
Gerald
Wetterhexe

Freitag 16. Oktober 2015, 20:36

Chachapoya hat geschrieben: ich glaube, ganz so schlimm ist es nicht, obwohl die Pflanze ja tatsächlich extrem giftig ist (weltweit angeblich nur mehr von einem verwandten Eisenhut im Himalaya-Gebiet übertroffen). Aber beim reinen Berühren wird man nichts vom Gift in den Körper bringen, man müsste die Blätter schon zerreiben und flächig auftragen. Das wird hoffentlich niemand tun.

Grüße,
Gerald
Es ist sicher nicht so, dass man sofort beim Berühren eines Eisenhuts tot umfällt.
Aber Aconitin ist ein sehr potentes Gift, das tatsächlich die intakte (!) Haut durchdringen und so in den Körper gelangen kann.

Ein paar Aussagen dazu aus dem Netz:

"Sogar ein Hautkontakt könnte schon Schaden anrichten: Lähmungserscheinungen, Brennen, Kältegefühl" (wissen.de)

"Schon der Hautkontakt kann zu Vergiftungen führen, weil das giftige Alkaloid Akonitin durch die Haut und die Schleimhäute aufgenommen wird." (heilkraeuter.de)

"Das Gift ist auch in der Lage, durch die Haut einzudringen" (botanikus.de)

"Die Giftstoffe werden auch sehr gut über die intakte Haut und Schleimhaut aufgenommen." (gifte.de)

Also einen Blumenstrauß davon mit ungeschützten Händen schneiden und liebevoll in der Vase arrangieren würde ich da eher nicht. ;)
Chachapoya
Beiträge: 386
Registriert: Freitag 9. Mai 2014, 08:02
Wohnort: 2123 Schleinbach / 1110 Wien

Freitag 16. Oktober 2015, 20:56

Ja, ich glaube gerne, dass der Pflanzensaft - auf die Haut aufgetragen - resorbiert werden kann und lokal unangenehme Erscheinungen durch Störung der Reizweiterleitung im Nervensystem hervorrufen kann (wenn auch vermutlich nicht lebensbedrohend). Nur tritt dieser Pflanzensaft ja nicht von alleine aus den intakten Blattzellen aus, man müsste die Blätter schon zerreiben.

Ich hatte früher einmal im Garten Eisenhutpflanzen und habe nie beim Einsetzen, Rückschnitt o.ä. Pflanzensaft auf die Hände bekommen. Und - wie schon vorher geschrieben - gäbe es sicher ein Verbot des Auspflanzen in öffentlichen Parks, wenn es beim reinen Berühren der Pflanze eine Vergiftungsgefahr gäbe.

Bei anderen Pflanzen (z.B. Riesenbärenklau bei uns oder in den USA der Giftsumach) hingegen kann bloßes Berühren der Blätter tatsächlich zu schweren Hautirritationen führen, solche Pflanzen werden aber meines Wissens im Park nicht geduldet und schon gar nicht absichtlich angepflanzt.

Grüße,
Gerald
Wetterhexe

Freitag 16. Oktober 2015, 21:46

Hannes hat geschrieben:@wetterhexe top!!
Danke, das freut mich! *freu* :)

Chachapoya hat geschrieben: Ja, ich glaube gerne, dass der Pflanzensaft - auf die Haut aufgetragen - resorbiert werden kann und lokal unangenehme Erscheinungen durch Störung der Reizweiterleitung im Nervensystem hervorrufen kann (wenn auch vermutlich nicht lebensbedrohend). Nur tritt dieser Pflanzensaft ja nicht von alleine aus den intakten Blattzellen aus, man müsste die Blätter schon zerreiben.
Es geht nicht nur um den Pflanzensaft, Gerald. Alle Teile der Pflanze enthalten das starke Gift, auch Stängel und Blätter.
Zitat aus Fachliteratur (meinem Buch "Giftpflanzen & Gifttiere" von Horst Altmann):

"Schon beim Pflücken kann das Gift durch die Haut eindringen und Hautentzündungen und schwere Vergiftungen hervorrufen."
Chachapoya hat geschrieben: Ich hatte früher einmal im Garten Eisenhutpflanzen und habe nie beim Einsetzen, Rückschnitt o.ä. Pflanzensaft auf die Hände bekommen.
Da hattest Du aber Glück und vermutlich eine besonders robuste Haut. ;) Ich empfehle trotzdem beim Umgang mit dieser Pflanze, Schutzhandschuhe zu tragen.
Aus dem Eisenhut-Blumenstrauß am Tisch sind schon gelegentlich Leuten Blütenblätter in den Salat gefallen - auch das kann letal enden. Manche Quellen sprechen von fünf Blütenblättern, die bereits zum Tod führen können.
Chachapoya hat geschrieben: Und - wie schon vorher geschrieben - gäbe es sicher ein Verbot des Auspflanzen in öffentlichen Parks, wenn es beim reinen Berühren der Pflanze eine Vergiftungsgefahr gäbe.
Ich persönlich wäre für so ein Verbot. Im Türkenschanzpark wächst die Pflanze hinter einem Zaun, umgeben von anderen hohen Gewächsen. Die Hexe hat den Zaun natürlich umgangen und ist über gatschiges Gelände seitlich und von hinten zur Pflanzung vorgedrungen, um den Eisenhut aus nächster Nähe fotografieren zu können. ;)
Chachapoya hat geschrieben: Bei anderen Pflanzen (z.B. Riesenbärenklau bei uns oder in den USA der Giftsumach) hingegen kann bloßes Berühren der Blätter tatsächlich zu schweren Hautirritationen führen, solche Pflanzen werden aber meines Wissens im Park nicht geduldet und schon gar nicht absichtlich angepflanzt.
Beim Riesenbärenklau steht die Berührungsgiftwirkung im Vordergrund, die unter Sonneneinstrahlung zu schweren, verbrennungsartigen Hautverletzungen führen kann.
Extrem unangenehm, sogar das Einatmen der Pflanzenstoffe kann, wenn man ganz in der Nähe steht, zu Atemnot und Bronchitis führen.
Aber in der Giftigkeit übertrifft der Eisenhut diese Pflanze natürlich bei Weitem. Bei einer schweren Eisenhutvergiftung kommt es zuerst zu einer Atembeschleunigung, dann zu Atem- und Herzlähmung bei gleichzeitiger Untertemperatur - gelegentlich zum Tod bei erhaltenem Bewusstsein (!). Diese Pflanze verdient unseren höchsten Respekt und einen vorsichtigen Umgang mit ihr.
Chachapoya hat geschrieben: Grüße,
Gerald
LG, Silvia
Chachapoya
Beiträge: 386
Registriert: Freitag 9. Mai 2014, 08:02
Wohnort: 2123 Schleinbach / 1110 Wien

Freitag 16. Oktober 2015, 22:19

Bei 5 mg letaler Dosis für Aconitin und ca. 1 % Gehalt in den Blättern müsste man schon 500 mg Pflanzensaft in den Blutkreislauf bringen. Das geht beim Verspeisen von Pflanzenteilen schnell, aber bei reiner Berührung kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Abgesehen davon, dass bei Aufnahme durch die Haut der Großteil wohl eher lokale Wirkungen zeigt und nicht systemische.

Übrigens wächst der Eisenhut ja überall im Bergland wild, da würde ein Verbot im Park nicht viel helfen. Wie gesagt, solange man sich nicht damit einreibt oder gar die Blätter isst, sehe ich keine echte Gefahr. Die von dir vor kurzem erwähnte Eibe ist da für Kinder meiner Ansicht nach wegen der schönen Früchte viel gefährlicher. Ähnliches gilt für Rizinussamen.

Eine relevante Gefahr bei Aufnahme durch die Haut kann ich mir höchstens vorstellen, wenn manche Leute auf der Suche nach Drogenerfahrung mit "Hexensalben" experimentieren, in denen ja angeblich früher auch Eisenhut enthalten war. Solche Experimente können aber ohnehin schnell sehr gefährlich werden, siehe die regelmäßigen Vergiftungen mit wildwachsendem Stechapfel (Datura) und den als Zierpflanzen ja weit verbreiteten Engelstrompeten (Brugmansia).

Grüße,
Gerald
Chachapoya
Beiträge: 386
Registriert: Freitag 9. Mai 2014, 08:02
Wohnort: 2123 Schleinbach / 1110 Wien

Freitag 16. Oktober 2015, 22:30

Und zu
gelegentlich zum Tod bei erhaltenem Bewusstsein (!)
das ist beim Fugu auch so der Fall - und viele Leute bezahlen sogar viel Geld dafür, um diesen "Genuss" einmal erleben zu dürfen. ;) Dasselbe gilt übrigens für eine sehr schöne Pflanze, die bei uns leider nicht ganz winterhart ist (meine steht im Moment noch draußen), nämlich den "Carolina-Jasmin" Gelsemium sempervirens (Homöopathie-Fans vielleicht vom Namen her bekannt, da dort vielfach verwendet).

Zu dieser schön (gelb) blühenden und angenehm duftenden Schlingpflanze schreibt Wikipedia:
Die Othomi-Indianer stellten auch aus der Wurzel der Carolina-Jasmin-Pflanze den Gifttrank „Bebo-sito“ (gläserner Sarg) her, welche die Opfer, bei vollem Bewusstsein, lähmte. Höhere Dosen bewirken eine Atemlähmung, die zum Tode führt
Grüße,
Gerald
Wetterhexe

Freitag 16. Oktober 2015, 22:46

Chachapoya hat geschrieben: Bei 5 mg letaler Dosis für Aconitin und ca. 1 % Gehalt in den Blättern müsste man schon 500 mg Pflanzensaft in den Blutkreislauf bringen. Das geht beim Verspeisen von Pflanzenteilen schnell, aber bei reiner Berührung kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen.
Dass rein durch Berührung der Pflanze (etwa bei Gartenarbeit oder beim Pflücken oder längeren Tragen eines Straußes) eine tödliche Wirkung eintreten kann, glaube ich auch nicht und habe ich nicht behauptet. Mir täten schon die Hautreizungen und weiteren Giftwirkungen auch abseits von der Hautoberfläche reichen.
Chachapoya hat geschrieben: Abgesehen davon, dass bei Aufnahme durch die Haut der Großteil wohl eher lokale Wirkungen zeigt und nicht systemische.
Wenn Du schreibst, "der Großteil", dann hältst Du es also auch für möglich, dass ein Teil des Giftes auch systemische Wirkungen allein durch Hautkontakt hervorruft.
Dr. phil. Christian Rätsch schreibt dazu:

"Auf die Haut aufgetrgen, soll Eisenhut Kribbelgefühle und Halluzinationen auslöse können..."
Halluzination würde bedeuten, eine Wirkung auf das Gehirn!
Der Rätsch muss es eigentlich wissen, nach allem, was er über die Jahre bereits konsumiert hat. ;)
Chachapoya hat geschrieben: Übrigens wächst der Eisenhut ja überall im Bergland wild, da würde ein Verbot im Park nicht viel helfen. Wie gesagt, solange man sich nicht damit einreibt oder gar die Blätter isst, sehe ich keine echte Gefahr. Die von dir vor kurzem erwähnte Eibe ist da für Kinder meiner Ansicht nach wegen der schönen Früchte viel gefährlicher. Ähnliches gilt für Rizinussamen.
Du erwähnst hier dankenswerter Weise zwei weitere Giftpflanzen, die für Kinder sehr gefährlich werden können. Eltern sollten sich wirklich schlau machen auf diesem Gebiet, damit sie ihre Kinder entsprechend aufklären können.
Dass Eisenhut keine echte Gefahr darstellt, so lange man sich nicht damit einreibt oder ihn verspeist, da wäre ich mir nicht so sicher. Aber ich möchte es da verständlicher Weise nicht auf einen Selbstversuch ankommen lassen. *ggg*
Chachapoya hat geschrieben: Eine relevante Gefahr bei Aufnahme durch die Haut kann ich mir höchstens vorstellen, wenn manche Leute auf der Suche nach Drogenerfahrung mit "Hexensalben" experimentieren, in denen ja angeblich früher auch Eisenhut enthalten war. Solche Experimente können aber ohnehin schnell sehr gefährlich werden, siehe die regelmäßigen Vergiftungen mit wildwachsendem Stechapfel (Datura) und den als Zierpflanzen ja weit verbreiteten Engelstrompeten (Brugmansia).
Der Eisenhut war Bestandteil der Hexensalbe und könnte durch das Hautkribbeln für das Gefühl der Hexen, ihnen wüchsen Federn (Flugvorstellungen) verantwortlich gewesen sein.
Für die Hexensalbe wurden vermutlich diverse Gift- und psychoaktiven Pflanzen zerrieben und vermischt mit einer fetten Trägersubstanz in die Haut eingebracht.
Gebe Dir Recht, solche Experimente sind unberechenbar und gefährlich, von ihnen ist daher abzuraten.

Grüße,
Gerald [/quote]
Chachapoya
Beiträge: 386
Registriert: Freitag 9. Mai 2014, 08:02
Wohnort: 2123 Schleinbach / 1110 Wien

Samstag 17. Oktober 2015, 07:43

"Auf die Haut aufgetrgen, soll Eisenhut Kribbelgefühle und Halluzinationen auslöse können..."
Halluzination würde bedeuten, eine Wirkung auf das Gehirn!
"Halluzinationen" ist wohl der falsche Begriff, er meint vermutlich Parästhesien (also z.B. das Kribbeln) - und das entsteht in diesem Fall durch Wirkung des Aconitin auf die lokalen Nerven (unter der Hautoberfläche).

Ob das mit der Hexensalbe tatsächlich funktioniert hat, ist meines Wissens ja nicht eindeutig bewiesen. Aber falls ja, dann wird die aufgetragene Menge an psychoaktiven Substanzen vermutlich um Größenordnungen höher liegen als man durch einfache Berührung der intakten Pflanzen aufnehmen kann.

Im übrigen würde ich es als echte Verarmung empfinden, wenn man alle stark giftigen Pflanzen vorsorglich aus Gärten und Parks entfernen würde (neben Eisenhut ja auch Eibe, Goldregen, Engelstrompeten, Rizinus, Oleander, Thuja, Kirschlorbeer, Fingerhut etc.). In der freien Natur ist es ohnehin unmöglich.

Grüße,
Gerald
Katrin
Beiträge: 183
Registriert: Montag 13. Dezember 2010, 12:13
Wohnort: 4563 Micheldorf, OÖ / 4812 Pinsdorf
Kontaktdaten:

Samstag 17. Oktober 2015, 10:15

Hexensalben wurden zudem auf Schleimhäute (meist vaginal) aufgetragen und wirkten daher besonders rasch und zuverlässig. Unsere bloße Haut ist normalerweise schon Schutz genug. Wenn man mehr mit Aconitum zu tun hat, etwa beim Vermehren in Gärtnereien, ist Schutz durch Handschuhe Pflicht und wird meines Wissens auch angewandt.
Micheldorf/Pinsdorf, OÖ (Nikon D80 und D7000)
Wetterhexe

Samstag 17. Oktober 2015, 20:19

Chachapoya hat geschrieben: "Halluzinationen" ist wohl der falsche Begriff, er meint vermutlich Parästhesien (also z.B. das Kribbeln) - und das entsteht in diesem Fall durch Wirkung des Aconitin auf die lokalen Nerven (unter der Hautoberfläche).
Das von mir zitierte Buch von Dr. Rätsch heißt "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen". Ich bin ziemlich sicher, dass er, wenn er von Halluzinationen spricht, Erscheinungen meint etwa in dem Sinn, wenn jemand Teile vom Fliegenpilz isst und dann Zwerge und Riesen sieht. ;) Eine Halluzination bedeutet, etwas zu sehen oder zu hören (aber auch alle anderen Sinne können betroffen sein), das in der Realität nicht vorhanden ist.
Auch dass der Eisenhut Bestandteil der Hexensalbe war, spricht für eine psychoaktive Wirkung (inklusive Halluzinationen).
Chachapoya hat geschrieben: Ob das mit der Hexensalbe tatsächlich funktioniert hat, ist meines Wissens ja nicht eindeutig bewiesen.
Meines Wissens gab es Versuche, wo Wissenschaftler aufgrund der Quellenangaben die Rezepturen im Selbstversuch ausprobiert haben. Und wie es funktioniert hat! *ggg* Am meisten erstaunte, dass die modernen Menschen ganz ähnliche "Erlebnisse" (Halluzinationen) während des Rausches erlebten, wie sie von Hexen immer und immer wieder beschrieben wurden. Es geht dabei hauptsächlich um Flugvorstellungen und orgiastische Erlebnisse. Ein kleiner Schönheitsfehler bei dem Versuch war, dass man glaube ich nirgends genaue Mengenangaben der Substanzen gefunden hat - da musste man also raten und hat sich bestimmt am modernen Wissen über die Giftigkeit orientiert, damit der Versuch auch schön überlebt wird. ;)
Chachapoya hat geschrieben: Aber falls ja, dann wird die aufgetragene Menge an psychoaktiven Substanzen vermutlich um Größenordnungen höher liegen als man durch einfache Berührung der intakten Pflanzen aufnehmen kann.

Möglicherweise. Wir wissen es nicht. Unser beider Meinung unterscheidet sich eh nur in der Ansicht über die Auswirkungen der Berührung der giftigen Pflanze. Du meinst, da ginge nur eine geringe Menge des Gifts in den Körper über, die vernachlässigenbare Auswirkungen hat. Ich meine der Literatur zu entnehmen, dass bei Berührung der Pflanze, wie sie zum Beispiel beim Pflücken geschieht, eine Menge an Gift über die intakte Haut (noch schlimmer wären unbemerkte offene Stellen!) in den Körper gelangen kann, die durchaus imstande ist, schwere Vergiftungserscheinungen hervorzurufen, die über Hautreizungen hinaus gehen.
Chachapoya hat geschrieben: Im übrigen würde ich es als echte Verarmung empfinden, wenn man alle stark giftigen Pflanzen vorsorglich aus Gärten und Parks entfernen würde (neben Eisenhut ja auch Eibe, Goldregen, Engelstrompeten, Rizinus, Oleander, Thuja, Kirschlorbeer, Fingerhut etc.). In der freien Natur ist es ohnehin unmöglich.
Den Eisenhut würde ich wegen der Giftigkeit in Parks zumindest einzäunen, stark hautreizende Pflanzen wie den Riesenbärenklau gar nicht erst pflanzen.
Am wichtigsten ist, dass Eltern über die Giftpflanzen, denen man in Natur, Garten und Park begegnen kann, genau Bescheid wissen und ihre Kinder dahingehend aufklären können.
Bei mir hat das gefruchtet - ich hab die Finger von den beschriebenen Pflanzen gelassen. Es mag auch Kinder geben, die anders "gestrickt" sind und dann erst recht... ;)
Ein Restrisiko bleibt.


Grüße,
Gerald [/quote]
Wetterhexe

Samstag 17. Oktober 2015, 20:25

Katrin hat geschrieben: Hexensalben wurden zudem auf Schleimhäute (meist vaginal) aufgetragen und wirkten daher besonders rasch und zuverlässig.
Interessant, das würde die stark erotisch betonten Auswirkungen erklären. :) Weißt Du noch, woher Du diese Info hast? Ich habe bislang immer gelesen, die Salbe wurde unter den Achseln aufgetragen.
Katrin hat geschrieben: Unsere bloße Haut ist normalerweise schon Schutz genug.
Wie gesagt, beim Eisenhut ist die Literatur nicht dieser Ansicht ("Gift dringt durch die intakte Haut ein").
Katrin hat geschrieben: Wenn man mehr mit Aconitum zu tun hat, etwa beim Vermehren in Gärtnereien, ist Schutz durch Handschuhe Pflicht und wird meines Wissens auch angewandt.
Diese Handschuhpflicht kommt ja sicher nicht von ungefähr. ;)
Chachapoya
Beiträge: 386
Registriert: Freitag 9. Mai 2014, 08:02
Wohnort: 2123 Schleinbach / 1110 Wien

Montag 19. Oktober 2015, 08:15

Wetterhexe hat geschrieben:Eine Halluzination bedeutet, etwas zu sehen oder zu hören (aber auch alle anderen Sinne können betroffen sein), das in der Realität nicht vorhanden ist.
Auch dass der Eisenhut Bestandteil der Hexensalbe war, spricht für eine psychoaktive Wirkung (inklusive Halluzinationen).
Eine Parästhesie (also z.B. Kribbeln oder Ameisenlaufen durch lokale Nervenreizung) könnte man streng genommen ja auch Halluzination nennen, üblicherweise verbindet man damit aber doch Bilder oder Stimmen - und dafür müsste schon das Zentralnervensystem beteiligt sein. Im übrigen konnte ich keinen Hinweis dafür finden, dass Aconitin eine solche Wirkung hat. Die Hexensalbe hat sicherlich viele andere Bestandteile ohne psychoaktive Wirkung enthalten, da man zu dieser Zeit wohl eher einen "magischen" als pharmakologischen Zugang zu dem Thema hatte. Soweit mir bekannt ist, wurden die Halluzinationen vor allem durch Tropanalkaloide in den enthaltenen Nachtschattengewächsen (Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel etc.) ausgelöst. Allerdings ist hier der Abstand zwischen wirksamer und toxischer Dosis recht gering, so dass es bei der Anwendung der Hexensalbe (falls es sie wirklich gegeben hat und die Geschichte nicht nur durch Folter bei Hexenprozessen erzwungen wurde) auch öfters zu Todesfällen gekommen sein muss. Sieht man leider auch heute immer wieder, wenn Menschen mit Stechapfel oder Engelstrompete "experimentieren".
Wetterhexe hat geschrieben:Ich meine der Literatur zu entnehmen, dass bei Berührung der Pflanze, wie sie zum Beispiel beim Pflücken geschieht, eine Menge an Gift über die intakte Haut (noch schlimmer wären unbemerkte offene Stellen!) in den Körper gelangen kann, die durchaus imstande ist, schwere Vergiftungserscheinungen hervorzurufen, die über Hautreizungen hinaus gehen.
Kleines Experiment: man breche einen Stängel oder ein Blatt der Pflanze ab (falls man sie im Garten hat, ich kann das derzeit leider nicht ausprobieren) und tupfe mit der Bruchstelle auf eine Glasplatte, um zu sehen, wieviel Pflanzensaft austritt. Ich nehme an, dass es sich Mengen unter einem Milligramm handelt, also viel zu wenig, um wirklich gefährlich zu sein. Dass die Menge aber lokal auch unangenehm sein kann, will ich natürlich nicht ausschließen.
Wetterhexe hat geschrieben:Den Eisenhut würde ich wegen der Giftigkeit in Parks zumindest einzäunen, stark hautreizende Pflanzen wie den Riesenbärenklau gar nicht erst pflanzen.
Der Riesenbärenklau wird meines Wissens ja schon lange nicht mehr aktiv gepflanzt, die Bestände stammen noch aus Pflanzungen vor Jahrzehnten ab, als man das Gefahrenpotenzial noch nicht erkannt hat. Jetzt wird der Riesenbärenklau oft aktiv bekämpft, was aber leider nicht ganz so einfach ist.

Ob das Einzäunen beim Eisenhut nicht eher kontraproduktiv ist und das Interesse an Leuten mit Drogenexperimenten erst so richtig weckt? In botanischen Gärten oder auch Parks werden jedenfalls Pflanzen mit psychoaktiver Wirkung immer wieder gestohlen, so dass die Pflanzen inzwischen oft entfernt wurden oder zumindest ohne Beschriftung stehen. Zum Beispiel im Wüstenhaus (Schönbrunn). Vor ca. 15 Jahren war der dort gepflanzte San-Pedro-Kaktus (Echinopsis pachanoi) sehr schön beschriftet, bei einem Besuch vor ein paar Jahren war der Kaktus noch an seinem Platz, aber ohne Beschriftung. Wird wohl einen Grund haben ...

Grüße,
Gerald
Arthilas
Beiträge: 1204
Registriert: Freitag 10. Mai 2013, 18:12
Wohnort: Wien 13 bzw. Küb (Payerbach, NÖ)

Montag 26. Oktober 2015, 11:41

Zu den Pilzen: Solche Photos eignen sich leider nicht gerade gut zum Bestimmen, da man weder den Stiel noch die Lamellen sieht. Beim ersten bin ich mir nicht sicher, möglicherweise etwas in Richtung Tintling/Zärtling (Lamellenfarbe? Beginnt sich der eine Pilz rechts vorne aufzulösen?), der zweite ist ein sparriger Schüppling, so weit ich das erkennen kann.

Eine andere Pflanze, deren Berührung recht schmerzhaft sein kann, ist der Diptam, der vor allem auf Trockenrasen vorkommen kann ;)

Eisenhut und Drogenexperimente? Das Gift des Eisenhuts ist doch gar nicht halluzinogen, oder?
Chachapoya
Beiträge: 386
Registriert: Freitag 9. Mai 2014, 08:02
Wohnort: 2123 Schleinbach / 1110 Wien

Montag 26. Oktober 2015, 13:16

Hallo,
Eine andere Pflanze, deren Berührung recht schmerzhaft sein kann, ist der Diptam, der vor allem auf Trockenrasen vorkommen kann ;)
ich hatte auch schon unschöne Erfahrungen mit der Weinraute (Ruta graveolens), die ich im Kräutergarten habe und deren Saft phototoxisch ist - was ich damals leider nicht gewusst habe. Beim Rückschnitt habe ich daher nicht aufgepasst und mit den abgeschnittenen Stängeln die Unterarme berührt, was in Verbindung mit Sonnenlicht zu unangenehmen Bläschen geführt hat, die noch monatelang dunkle Flecken auf der Haut hinterlassen haben.
Eisenhut und Drogenexperimente? Das Gift des Eisenhuts ist doch gar nicht halluzinogen, oder?
meines Wissens nicht, siehe 2. Satz oben in meinem vorhergehenden Beitrag.

Grüße,
Gerald
Katrin
Beiträge: 183
Registriert: Montag 13. Dezember 2010, 12:13
Wohnort: 4563 Micheldorf, OÖ / 4812 Pinsdorf
Kontaktdaten:

Montag 26. Oktober 2015, 20:51

Ich weiß leider nicht mehr, wo genau ich davon gelesen habe, aber es ist in Bezug auf Hexen und deren Tinkturen sowie als Erklärung, warum Hexen auf "Besen" (= glatte Holzstücke, die mit Pflanzenextrakten bestrichen wurden) fliegen würden, gängige Meinung in der Literaturgeschichte. Falls ich mal eine handfeste Quelle dazu finde, pme ich sie dir.
Micheldorf/Pinsdorf, OÖ (Nikon D80 und D7000)
Wetterhexe

Dienstag 27. Oktober 2015, 07:24

Bitte noch um Geduld wegen meiner Antworten auf Eure Beiträge, hab grad wenig Zeit und es braucht auch ein wenig Recherche - aber Antwort kommt noch! :-)
Wetterhexe

Mittwoch 28. Oktober 2015, 07:36

Hallo Gerald, Sebastian und Katrin!
Chachapoya hat geschrieben: Kleines Experiment: man breche einen Stängel oder ein Blatt der Pflanze ab (falls man sie im Garten hat, ich kann das derzeit leider nicht ausprobieren) und tupfe mit der Bruchstelle auf eine Glasplatte, um zu sehen, wieviel Pflanzensaft austritt. Ich nehme an, dass es sich Mengen unter einem Milligramm handelt, also viel zu wenig, um wirklich gefährlich zu sein. Dass die Menge aber lokal auch unangenehm sein kann, will ich natürlich nicht ausschließen.
Vorsichtshalber solche Experimente aber bitte grundsätzlich mit Schutzhandschuhen! ;)
Schau mal, ich hab im Netz etwas sehr Interessantes über den Eisenhut gefunden:

http://catbull.com/alamut/Lexikon/Pflan ... pellus.htm

Dort wird beschrieben, dass das Gift durch die intakte Haut eindringen und, wie ich auch die anderen Quellen interpretiert habe, nicht nur lokale Reizungen, sondern schwerwiegende allgemeine Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann, Zitat:
Das in allen Pflanzenteilen enthaltene Alkaloid Aconitin gehoert zu den am staerksten wirksamen Pflanzengiften. Es wird auch durch die intakte Haut rasch in den Organismus aufgenommen. Erste Vergiftungserscheinungen aeussern sich in Empfindungsstoerungen der Haut, z.B. Kribbeln im Mund, die sich ueber den ganzen Koerper ausbreiten. Die Koerpertemperatur faellt ab, es kommt zu Uebelkeit, Erbrechen, Durchfaellen und Urinabgang. Spaeter kommt es zu Herzrhythmusstoerungen, Verlangsamung des Herzschlags, Atemlaehmung und starken Schmerzen
Diese Pflanze ist also wirklich mit höchstem Respekt zu behandeln!


Superzelle666 hat geschrieben: Zu den Pilzen: Solche Photos eignen sich leider nicht gerade gut zum Bestimmen, da man weder den Stiel noch die Lamellen sieht. Beim ersten bin ich mir nicht sicher, möglicherweise etwas in Richtung Tintling/Zärtling (Lamellenfarbe? Beginnt sich der eine Pilz rechts vorne aufzulösen?), der zweite ist ein sparriger Schüppling, so weit ich das erkennen kann.
Ich dank Dir für Deine Pilzbestimmung, Sebastian! Schon klar, anhand solcher Fotos kann man ein Schwammerl nicht mit völliger Sicherheit bestimmen.
Superzelle666 hat geschrieben: Eine andere Pflanze, deren Berührung recht schmerzhaft sein kann, ist der Diptam, der vor allem auf Trockenrasen vorkommen kann ;)
Am Bisamberg zum Beispiel, auch im Alpengarten und im Botanischen Garten gibt es Exemplare der Pflanze.
Danke für den Hinweis, wusste bis jetzt nicht, dass die Berührung von Diptam unangenehme Folgen haben kann!
Superzelle666 hat geschrieben: Eisenhut und Drogenexperimente? Das Gift des Eisenhuts ist doch gar nicht halluzinogen, oder?
Nicht halluzinogen im Sinne von Tollkirsche oder Datura beispielsweise. Wie weit man das Gefühl, es wüchsen einem Federn aus der Haut, als Halluzination einstufen kann, da bin ich mir nicht sicher. ;)

Katrin hat geschrieben:Ich weiß leider nicht mehr, wo genau ich davon gelesen habe, aber es ist in Bezug auf Hexen und deren Tinkturen sowie als Erklärung, warum Hexen auf "Besen" (= glatte Holzstücke, die mit Pflanzenextrakten bestrichen wurden) fliegen würden, gängige Meinung in der Literaturgeschichte. Falls ich mal eine handfeste Quelle dazu finde, pme ich sie dir.
Sehr interessantes Detail, Katrin - ist mir bislang noch nie untergekommen! Aber speziell über die Geschichte der Hexenverfolgung habe ich jetzt auch nicht allzu viel an Literatur gelesen, nur "Hexenwelten" (Hg. Richard van Dülmen, Fischer-Verlag) und die Kataloge der ehemaligen Landesausstellung "Hexen und Zauberer" (Riegersburg). Meine diesbezügliche Literatur befasst sich hauptsächlich mit Ritualpraxis und Pflanzenwissen.
Falls Du eine Quelle findest, freue ich mich über eine PN. :)
Antworten