Randnotiz zu den Gewittern am 2.12.16

Die nicht von Schadensdokumentation abgedeckt sind.
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Exilfranke1

Montag 5. Dezember 2016, 00:19

Die gewittrige Kaltfront in der Früh war etwas überraschend. Die GFS-Niederschlagssignale zeigten keine konvektiven Anzeichen in den Vorläufen.
WRF-CAPE (Wetterzentrale-WRF 6z-Analyse) hatte rund 50-100 J/kg etwas nach dem Auftreten der Gewitter (um 9.20-30 UTC).

Das Bodenwindfeld zeigte die typische niedertroposphärische Konvergenz, die durch das recht nördliche Hereinschwenkenden der Kaltfront verstärkt wurde,
also Nordwest im Waldviertel und Südwest im Mostviertel. Modelle neigen dazu, diese bodennahen Konvergenzeffekte zu unterschätzen. Die Instabilität
wurde jedoch am meisten unterschätzt.

Auflösung bietet das RGB-Satellitenbild. Es zeigt violett gefärbt das Einströmen von Stratosphärenluft bzw. ein ausgeprägtes IPV-Maximum.
Radiosondenaufstiege stromaufwärts der Gewitterfront in der kalten Luftmasse zeigen feuchtlabile bis instabile Profile, mit Wolkenobergrenzen bei 3-4 km Höhe,
was bei Temperaturen um -30 Grad für Gewitter ausreicht.

Der Fall zeigt, wie wichtig die Berücksichtigung und Vorhersage dieser IPV-Maxima ist, bzw. die Verwendung von RGB- und WV-Satbildern, gerade im Winterhalbjahr,
wenn die Labilität nicht vom Boden ausgehend gebildet wird, sondern ausschließlich durch Höhenkaltluft.
coldfront.jpg
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j.reichard75
Beiträge: 16
Registriert: Donnerstag 5. November 2020, 19:13
Wohnort: Kirchbichl, Tirol

Mittwoch 11. November 2020, 12:28

Tolle Fallstudie, danke fürs Teilen!!

Gruß,
Josef
Sturm läutert die Luft.
Caspar David Friedrich (1774 - 1840), bedeutendster Maler und Zeichner der deutschen Früh-Romantik
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