Überlegung zu Wiener Gewitterzellenglück.

Wie entsteht z.B. eine Rollcloud, Tornado, ...? Was ist die F-Skala etc ...?
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Exilfranke1

Dienstag 16. August 2011, 20:19

Gesetzt den Fall, wir haben eine Südwestströmung.

Dann gibt es in Wien zwei Möglichkeiten:

Es ist leicht föhnig mit präfrontalem Südostwind oder die vorlaufende Druckwelle mit Westwind greift bereits im Wiener Becken durch.

Wie wir wissen, begünstigt Rechtsdrehung mit der Höhe Right mover und Linksdrehung mit der Höhe Left mover. Right mover entstehen also,
wenn der Bodenwind von Südost auf Südwest dreht, und Left mover, wenn der Bodenwind von Nordwest auf Südwest dreht.

Bei präfrontalem Südostwind werden die Gewitter also tendenziell eher vom Rax/Schneeberg-Gebiet/Wienerwald nach rechts ins Steinfeld ausscheren (Wiener-Neustadt-Volltreffer) und Wien verfehlen.

Bei Nordwestwind stellt sich die Situation anders dar:

Erstens müssen die Gewitter dann elevated entstehen, weil die Grenzschicht durch die Druckwelle bereits stabilisiert hat (kältere Luft). In diesem Fall versagen die Modell-CAPE-Werte, da sie nur die Luft aus den untersten 50 hPa gehoben berücksichtigen. Wenn der Aufstieg aber von z.B. 750-800 hPa erfolgt, passen die CAPE-Werte nicht mehr. Daraus erklärt sich der vermeintliche Widerspruch, dass bei 0 CAPE trotzdem Schwergewitter entstehen.

Zweitens herrscht nun eine Linksdrehung mit der Höhe und die Zellen wandern entweder genau mit der Grundströmung oder scheren nach links aus.

Das ist etwa am 27. Mai 2011 passiert, mit NW bis NE Wind im Wiener Becken und einer rigoros nordostwärts ziehenden Gewitterzelle (Superzelle).

Aber auch vor ein paar Wochen (Datum vergessen) am Alpenostrand, als selbst der Hirschenstein schon Sturm aus Nord hatte, und die Gewitterzellen am laufenden Band von der Oststeiermark und Südburgenland nordwärts zogen, teilweise Richtung Wechsel/Hohe Wand ausscherten.

Behauptung:

Südostwind eher schlecht für Wien, da die Zellen dann ins Steinfeld abdrehen - zudem ist Südost häufig mit Föhn und (zu) hohem CINH verbunden
Nordwestwind ist trotz Stabilisierung der Grenzschicht eher gut für Wien, da dann Zellen, die von Süden oder Südwesten raufziehen (Grundströmung in 700 hPa: SW bis S), eher der Grundströmung folgen oder links abdrehen.

Aufgabe:

Beweis durch Untersuchung einiger Gewitterlagen in Wien mit Windrichtungen vor Durchzug der Gewitter und zugehöriger Höhenströmung (Modellkarten, Sondenaufstiege).
nadjap
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Mittwoch 17. August 2011, 07:38

Interessant, danke Felix!

Vorgestern wars dann eigentlich Gewitterzellenunglück mit den vor Wien abtriftenden Right Movern ;)
Klosterneuburg-Scheiblingstein, 487 m (gemessen mit NÖGIS), Wienerwald, Bezirk Wien Umgebung


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gavris
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Donnerstag 18. August 2011, 00:16

Danke!

Am Montag war es bei uns der vorlaufende NW-Wind und trotzdem bildeten sich elevated nochmals heftige Gewitter - 28mm samt kleineren Überschwemmungen wieder, weil der Boden nix mehr saugt.
Lg, Stefan aus Ternitz
Exilfranke1

Sonntag 9. Oktober 2011, 21:23

vielleicht spielt der starke nordwestwind gar keine so große rolle (left moving), da die gewitter dann nicht von der grenzschicht beeinflusst sind, sondern von der schicht darüber. meist herrscht bei solchen lagen ein starker südwestwind (ab 30 knoten aufwärts), sodass das ausscheren im steering flow erschwert ist.
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