Unwetter - oder wann wird ein Gewitter schlimm?
Verfasst: Sonntag 9. August 2009, 13:22
Sofern Zivilisation betroffen ist, wird es immer schlimm.
Dann wird jedes Gewitter zum Unwetter, das vor 5000 Jahren einfach nur die Natur gereinigt hat,
und niemand hat sich drum geschissen. Die Unwetter sind nur deshalb Unwetter, weil sich der Mensch
nicht anpassen kann, will, tut.
Wenn er sich nicht so ausbreiten würde, könnte man auf viele betonversiegelte
Flächen verzichten, auch der Ackerbau vs. Waldrodung leistet da seinen negativen Beitrag, den Abfluss
von Niederschlagsmengen zu beschleunigen.
Hagel... von großem Hagel abgesehen, dem man schutzlos ausgeliefert ist,...ist es leider
Gottes so, dass die besten Weinanbaugebiete meist auch die hagelträchtigsten Gebiete sind, weil sehr warmes Klima eben auch mit
viel absoluter Feuchte einhergeht und die wenigen Gewitter dann meist ziemlich heftig ausfallen, siehe Südtirol, wenn es dort knallt, dann
richtig.
Sturmböen...die natürliche Form der Waldrodung, die gefällten/entwurzelten Bäume bieten Lebensraum für Kleintiere und Pflanzen,
Pech, wenn zwischen drin ein Haus steht...
Wenn ein F5-Tornado durchs dünn besiedelte Mariazeller Land fegt und eine Schneise in den Wald reist, juckt das niemand, tut er
es in der Wiener Innenstadt, wird naturgemäß etwas mehr Interesse da sein. Will sagen, der Begriff Unwetter wird mir persönlich zu inflationär gebraucht,
zumal er eine Nullaussage enthält. Dass Starkregen,Hagel,Sturmböen kein netter Zeitvertreib für viele Mitmenschen mit Hab und Gut sind,
dürfte klar sein. Die Aufgabe der Vorhersager, Beobachter und Statistiker ist es, festzustellen, welche der Gefährdungen (neben der Blitzschlaggefahr, die obligatorisch für Gewitter ist) schwerpunktmäßig wann, wo und wie häufig auftreten.
Darum halte ich auch mediale Vorhersagen wie "Es ist bei Gewittern mit Starkregen, Hagel und Sturmböen zu rechnen" wenig aussagekräftig (wobei da wenigstens etwas mehr Informationsgehalt wie bei "Es ist mit Unwettern zu rechnen" vorhanden ist), denn eine der drei Begleiterscheinungen
ist bei jedem Gewitter zu erwarten. Für den Mitmenschen ist aber entscheidend für seine weitere Tagesgestaltung, welche der drei Begleiterscheinungen 1. vorrangig zu erwarten ist und 2. wie intensiv sie ausfällt - und das lässt sich vorhersagen !
z.B....
Starkregen: Langsam ziehende Gewitterzellen bei gleichzeitig hoher absoluter Feuchte (hohe Mischungsverhältnisse, viel relative Feuchte in der Atmosphäre) und wenig bis kein Höhenwind verursachen größere Regenmengen über längere Zeit als bei viel Höhenwind (mehr Regen in kürzerer Zeit, dafür rasche Verlagerung der Gewitterzellen)
Sturmböen: trockene Atmosphärenschichten, viel Höhenwind in der unteren Troposphäre, gleichzeitig hohe Niederschlagsraten - macht mehr als feuchte Atmosphärenschichten und wenig Höhenwind.
Hagel: Viel Auftrieb in den bodennahen Schichten, viel Flüssigwasser, moderate Windscherung sowie Superzellen machen größeren Hagel als wenig Flüssigwasser, keine Scherung bzw. zuviel Scherung und sehr feuchte Mittelschichten.
Welchen Einfluss hat das auf die Tagesplanung?
Wind: Baugerüste fliegen ab einer gewissen Geschwindigkeit um, Dachdecker fliegen vom Dach, der Gartenschirm fliegt ins Blumenbeet, der Wanderer wird vom Baum erschlagen, der Radfahrer stürzt vom Rad
Regen: Der Wanderer wird vom reißenden Bach mitgerissen, auf den Autobahnen kommts zu gefährlichem Aquaplaning/Reisezeit verzögert sich erheblich, Keller laufen voll (vielleicht den nagelneuen PC nicht in den Keller stellen, wenn man in gefährdetem Gebiet wohnt)
Hagel: Auto abdecken oder in die Garage fahren, Salatbeet und Bohnen abdecken, alles reinstellen, was irgendwie kaputt gehen kann.
Naturgemäß werden viel häufiger "umsonst" Vorsichtsmaßnahmen getroffen als dies notwendig wäre, aber es gibt eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung, beispielsweise für Autofirmen, die ihre Neuwägen beim Hagelgewitter draußen stehen haben. Kostet die Arbeitszeit, alle Autos in die Garage zu fahren mehr als die Reparatur/Neubestellung, wenn sämtliche Autofenster durch großen Hagel zerdeppert werden? Ein vernünftiger (vorgewarnter) Geschäftsmann wird die Frage mit nein beantworten und lieber in den sauren Apfel beißen, für seine Mitarbeiter in die Kasse zu greifen.
Mit einzelnen Sturmböen, moderatem Starkregen und kleinkörnigen Hagel können die meisten Leben, einschneidend werden die Begleiterscheinungen von Gewittern erst ab einer gewissen Intensität und/oder Langlebigkeit. Und die kann man aus "Es ist bei Gewittern mit Starkregen, Hagel und Sturmböen zu rechnen", geschweige denn "Es wird zu Unwettern kommen" nicht herauslesen.
Ja, oftmals wird es schlimm, "leider" kommt es so, aber so sehr ich die Wetterentwicklung auch bedaure, so wenig kann ich daran ändern - und die Betroffenheit nützt den Betroffenen nichts, da nützt allenfalls Hand anlegen etwas, wenn es um die Beseitigung der Schäden geht (das Schlimmste ist wohl gaffen - fotografieren hätte zumindest dokumentarischen Wert und wäre irgendwie noch verwertbar später). Darum liest man in den meisten, objektiven Wetterberichten auch nichts von "Leider sind wieder Unwetter zu erwarten". Der Sinn der Vorhersage ist die sachliche, nüchterne Information, eine Entscheidungshilfe, ob man das Auto wieder reinstellen soll, im Keller keine Wertsachen rumliegen und ob der Dachdecker beruhigt weiterarbeiten kann. Wobei hier noch wichtig ist, dass die Entscheidung dem mündigen Bürger selbst überlassen ist, wie und ob er auf die Vorhersagen/Warnungen reagiert. Decision aid, not made lautet eine berühmte Vorhersagerregel. Vorhersager treffen keine Entscheidungen für andere.
Konkret:
Ein Bergsteiger möchte auf den Großvenediger gehen, die Wetterlage schaut jedoch gewittrig aus. Der Vorhersager sagt, dass vormittags noch überwiegend sonniges Wetter zu erwarten ist, aber am Nachmittag das Gewitterrisiko mit einer herannahenden Kaltfront zunimmt. Der Vorhersager soll nicht sagen: blas dein Vorhaben ab, es ist zu gefährlich, wennst oben am Grat stehst und wirst runtergeweht. Der Bergsteiger ( vor allem einer der Hochtouren unternimmt und alpinistisch schon ein wenig erfahren sein sollte) muss selbst entscheiden, ob er bis zum Nachmittag wieder von den gefährlichen, exponierten Stellen weg ist, oder ob es sich zeitlich ausgeht, wenn er früh startet. Der Vorhersager kann allenfalls, sofern er das Gebiet kennt, darauf hinweisen, dass im hüttenlosen Gelände bei längerern Hatschern, wenig Möglichkeit existiert, sich einen sicheren Unterschlupf zu suchen. Wenn der Bergsteiger denkt, ok, das ist machbar, und gerät dann ins Gewitter, verletzt sich oder stirbt, dann ist es sein Bier, er kannte die Vorhersage, und hat seine Fähigkeiten falsch eingeschätzt, aber dem Vorhersager ists dann nicht anzulasten.
Dann wird jedes Gewitter zum Unwetter, das vor 5000 Jahren einfach nur die Natur gereinigt hat,
und niemand hat sich drum geschissen. Die Unwetter sind nur deshalb Unwetter, weil sich der Mensch
nicht anpassen kann, will, tut.
Wenn er sich nicht so ausbreiten würde, könnte man auf viele betonversiegelte
Flächen verzichten, auch der Ackerbau vs. Waldrodung leistet da seinen negativen Beitrag, den Abfluss
von Niederschlagsmengen zu beschleunigen.
Hagel... von großem Hagel abgesehen, dem man schutzlos ausgeliefert ist,...ist es leider
Gottes so, dass die besten Weinanbaugebiete meist auch die hagelträchtigsten Gebiete sind, weil sehr warmes Klima eben auch mit
viel absoluter Feuchte einhergeht und die wenigen Gewitter dann meist ziemlich heftig ausfallen, siehe Südtirol, wenn es dort knallt, dann
richtig.
Sturmböen...die natürliche Form der Waldrodung, die gefällten/entwurzelten Bäume bieten Lebensraum für Kleintiere und Pflanzen,
Pech, wenn zwischen drin ein Haus steht...
Wenn ein F5-Tornado durchs dünn besiedelte Mariazeller Land fegt und eine Schneise in den Wald reist, juckt das niemand, tut er
es in der Wiener Innenstadt, wird naturgemäß etwas mehr Interesse da sein. Will sagen, der Begriff Unwetter wird mir persönlich zu inflationär gebraucht,
zumal er eine Nullaussage enthält. Dass Starkregen,Hagel,Sturmböen kein netter Zeitvertreib für viele Mitmenschen mit Hab und Gut sind,
dürfte klar sein. Die Aufgabe der Vorhersager, Beobachter und Statistiker ist es, festzustellen, welche der Gefährdungen (neben der Blitzschlaggefahr, die obligatorisch für Gewitter ist) schwerpunktmäßig wann, wo und wie häufig auftreten.
Darum halte ich auch mediale Vorhersagen wie "Es ist bei Gewittern mit Starkregen, Hagel und Sturmböen zu rechnen" wenig aussagekräftig (wobei da wenigstens etwas mehr Informationsgehalt wie bei "Es ist mit Unwettern zu rechnen" vorhanden ist), denn eine der drei Begleiterscheinungen
ist bei jedem Gewitter zu erwarten. Für den Mitmenschen ist aber entscheidend für seine weitere Tagesgestaltung, welche der drei Begleiterscheinungen 1. vorrangig zu erwarten ist und 2. wie intensiv sie ausfällt - und das lässt sich vorhersagen !
z.B....
Starkregen: Langsam ziehende Gewitterzellen bei gleichzeitig hoher absoluter Feuchte (hohe Mischungsverhältnisse, viel relative Feuchte in der Atmosphäre) und wenig bis kein Höhenwind verursachen größere Regenmengen über längere Zeit als bei viel Höhenwind (mehr Regen in kürzerer Zeit, dafür rasche Verlagerung der Gewitterzellen)
Sturmböen: trockene Atmosphärenschichten, viel Höhenwind in der unteren Troposphäre, gleichzeitig hohe Niederschlagsraten - macht mehr als feuchte Atmosphärenschichten und wenig Höhenwind.
Hagel: Viel Auftrieb in den bodennahen Schichten, viel Flüssigwasser, moderate Windscherung sowie Superzellen machen größeren Hagel als wenig Flüssigwasser, keine Scherung bzw. zuviel Scherung und sehr feuchte Mittelschichten.
Welchen Einfluss hat das auf die Tagesplanung?
Wind: Baugerüste fliegen ab einer gewissen Geschwindigkeit um, Dachdecker fliegen vom Dach, der Gartenschirm fliegt ins Blumenbeet, der Wanderer wird vom Baum erschlagen, der Radfahrer stürzt vom Rad
Regen: Der Wanderer wird vom reißenden Bach mitgerissen, auf den Autobahnen kommts zu gefährlichem Aquaplaning/Reisezeit verzögert sich erheblich, Keller laufen voll (vielleicht den nagelneuen PC nicht in den Keller stellen, wenn man in gefährdetem Gebiet wohnt)
Hagel: Auto abdecken oder in die Garage fahren, Salatbeet und Bohnen abdecken, alles reinstellen, was irgendwie kaputt gehen kann.
Naturgemäß werden viel häufiger "umsonst" Vorsichtsmaßnahmen getroffen als dies notwendig wäre, aber es gibt eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung, beispielsweise für Autofirmen, die ihre Neuwägen beim Hagelgewitter draußen stehen haben. Kostet die Arbeitszeit, alle Autos in die Garage zu fahren mehr als die Reparatur/Neubestellung, wenn sämtliche Autofenster durch großen Hagel zerdeppert werden? Ein vernünftiger (vorgewarnter) Geschäftsmann wird die Frage mit nein beantworten und lieber in den sauren Apfel beißen, für seine Mitarbeiter in die Kasse zu greifen.
Mit einzelnen Sturmböen, moderatem Starkregen und kleinkörnigen Hagel können die meisten Leben, einschneidend werden die Begleiterscheinungen von Gewittern erst ab einer gewissen Intensität und/oder Langlebigkeit. Und die kann man aus "Es ist bei Gewittern mit Starkregen, Hagel und Sturmböen zu rechnen", geschweige denn "Es wird zu Unwettern kommen" nicht herauslesen.
Ja, oftmals wird es schlimm, "leider" kommt es so, aber so sehr ich die Wetterentwicklung auch bedaure, so wenig kann ich daran ändern - und die Betroffenheit nützt den Betroffenen nichts, da nützt allenfalls Hand anlegen etwas, wenn es um die Beseitigung der Schäden geht (das Schlimmste ist wohl gaffen - fotografieren hätte zumindest dokumentarischen Wert und wäre irgendwie noch verwertbar später). Darum liest man in den meisten, objektiven Wetterberichten auch nichts von "Leider sind wieder Unwetter zu erwarten". Der Sinn der Vorhersage ist die sachliche, nüchterne Information, eine Entscheidungshilfe, ob man das Auto wieder reinstellen soll, im Keller keine Wertsachen rumliegen und ob der Dachdecker beruhigt weiterarbeiten kann. Wobei hier noch wichtig ist, dass die Entscheidung dem mündigen Bürger selbst überlassen ist, wie und ob er auf die Vorhersagen/Warnungen reagiert. Decision aid, not made lautet eine berühmte Vorhersagerregel. Vorhersager treffen keine Entscheidungen für andere.
Konkret:
Ein Bergsteiger möchte auf den Großvenediger gehen, die Wetterlage schaut jedoch gewittrig aus. Der Vorhersager sagt, dass vormittags noch überwiegend sonniges Wetter zu erwarten ist, aber am Nachmittag das Gewitterrisiko mit einer herannahenden Kaltfront zunimmt. Der Vorhersager soll nicht sagen: blas dein Vorhaben ab, es ist zu gefährlich, wennst oben am Grat stehst und wirst runtergeweht. Der Bergsteiger ( vor allem einer der Hochtouren unternimmt und alpinistisch schon ein wenig erfahren sein sollte) muss selbst entscheiden, ob er bis zum Nachmittag wieder von den gefährlichen, exponierten Stellen weg ist, oder ob es sich zeitlich ausgeht, wenn er früh startet. Der Vorhersager kann allenfalls, sofern er das Gebiet kennt, darauf hinweisen, dass im hüttenlosen Gelände bei längerern Hatschern, wenig Möglichkeit existiert, sich einen sicheren Unterschlupf zu suchen. Wenn der Bergsteiger denkt, ok, das ist machbar, und gerät dann ins Gewitter, verletzt sich oder stirbt, dann ist es sein Bier, er kannte die Vorhersage, und hat seine Fähigkeiten falsch eingeschätzt, aber dem Vorhersager ists dann nicht anzulasten.