07./08.06.2015 - Lokal schwere Schäden durch Hochwasser, Hangrutschungen und Muren in Tirol

Infos zu Unwetter-Schäden bekannt aus Medien & Schadensanalysen
Forumsregeln
Bitte beachte dass das Posten reiner Links / URL's nur kurzfristig Sinn macht, da diese nach einer gewissen Zeit verfallen. Besser ist es die essentiellen Text-Teile des Berichtes als Zitat (Quote), einer im Forum verfügbaren Funktion, zusätzlich zum Link einfügen (copy and paste).
Antworten
Benutzeravatar
Bachfan
Beiträge: 999
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 15:43
Wohnort: 1130 Wien
Kontaktdaten:

Montag 8. Juni 2015, 12:10

Nach der INCA-Analyse der ZAMG dürften am Abend des 07.06. im Gebiet zwischen Sellrain und Brunnenkogel punktuell Stundensummen bis knapp 100 mm (gesamt über 120) gefallen sein. Dieser Wert erscheint angesichts der Auswirkungen nicht unplausibel. Außerdem dürften auch die vorangegangene Schneeschmelze und Niederschläge vor dem Ereignis eine Rolle gespielt haben. Es gab Sturzfluten, Murenabgänge, Hangrutschungen und enorme Schäden. Der Höchststand der Melach wurde noch in der ersten Nachthälfte erreicht (vergl. Pegel "in der Au")

Auch in See im Paznaun Tal führten die Gewitter zu massiven Schäden.

Nachfolgend ein Bericht aus der Tiroler Tagesteitung:
Unwetter hinterließ Spur der Verwüstung im Sellrain und Paznaun

Unzählige Murenabgänge und Bäche, die wie reißende Flüsse durch Ortschaften flossen: Unwetter haben in der Nacht auf Montag in Teilen Tirols schwere Schäden angerichtet.

Sellrain, See – Nach den schweren Unwettern im Sellrain- und Paznauntal sind am Montag die Aufräumarbeiten angelaufen. 250 Mann des Bundesheeres wurden in den Assistenzeinsatz nach Sellrain und See geschickt. Die Feuerwehren stehen mit rund 1.200 Mann im Einsatz und das Rote Kreuz hat 40 Hilfskräfte in der Betreuungsarbeit eingesetzt (acht im Bezirk Innsbruck-Land und 32 im Paznauntal).

Dutzende Murenabgänge und Überschwemmungen haben großen Sachschaden angerichtet. „Die Situation ist dramatisch“, sagte Landesgeologe Gunther Heißel Montagfrüh im Interview mit Life Radio Tirol.
Das Ausmaß der Verwüstung in See wurde am Montagvormittag sichtbar.

See im Paznaun verwüstet

Besonders kritisch ist die Lage in See: Der Schallerbach trat in der Nacht über die Ufer, „stürzte wie ein kleiner Fluss den Berg hinunter und reißt alles mit sich, was er erwischen kann“, sagte Heißel. Der Ortsteil Gries wurde verwüstet, rund 20 Häuser mussten evakuiert werden. „Im Oberlauf des Schallerbaches ist eine Verbauung gebrochen“, sagte Landesbaudirektor Robert Müller.

Zehn Feuerwehrleute wurden in einem höheren Bereich eingeschlossen. „Sie mussten mit einem Bundesheerhubschrauber geborgen werden“, erklärte Stefan Thaler von der Landeswarnzentrale.

Kritische Lage in Sellrain

Ebenso heikel ist die Lage im Sellrain: Die Melach trat über die Ufer. Das Bachbett ist vom Fußballplatz bis in den Ort hinein zerstört. Links und rechts der Straße sind die ganze Nacht Muren abgegangen. „Die Melach fließt teilweise durch die Häuser“, beschrieb Landesbaudirektor Müller die Ereignisse. Gegen Mitternacht wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, mehrere Häuser wurden evakuiert.
Ein Bild vom Hubschrauber aus zeigt die schweren Schäden in Sellrain.

Ein Bild vom Hubschrauber aus zeigt die schweren Schäden in Sellrain.
Witting

Die Feuerwehren befanden sich die ganze Nacht im Dauereinsatz. Feuerwehrkommandant Georg Jordan sprach am Morgen von einem „Bild des Schreckens“. Bürgermeister Norbert Jordan rang im Life-Radio-Interview mit den Tränen: „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Der gesamte Ortskern sei verwüstet. Verletzte gibt es zum Glück keine.

Insgesamt 30 Personen wurden evakuiert und 23 vom Roten Kreuz in der eilig eingerichteten Versorgungsstelle in Oberperfuß versorgt. Monika Larcher vom Roten Kreuz Innsbruck-Land berichtet, dass die Betroffenen zum Teil aus dem Schlaf gerissen wurden und kaum etwas mitnehmen konnten. Ein Kriseninterventionsteam kümmere sich um die Evakuierten. Die Melach erreichte in der Nacht in kürzester Zeit den Pegel eines 100-jährigen Hochwassers.
Aufräumarbeiten in der Gemeinde Sellrain nach dem heftigen Unwetter.

Die Sellraintalstraße (L13) ist auf mehrere hundert Meter schwer beschädigt. „Sie wurde an einigen Stellen unterspült oder weggerissen. Bei den Straßengalerien stehen teilweise Fundamente in der Luft. Die Runacherbrücke auf der Oberperfer Straße ist zerstört“, so Müller. Bis Freitag soll mit Hilfe der Bundesheerpioniere eine Hilfsbrücke errichtet werden, die dann eine beschränkte Zufahrt zwischen Oberperfuss und Sellrain sicherstellen soll. Die Straße übers Kühtai war bis Gries im Sellrain befahrbar.

Platter: „Die Schäden sind enorm“

Landeshauptmann Günther Platter versprach nach einem Flug über die beiden schwer getroffenen Gebiete rasche Hife: „Ich bin tief betroffen. Die Schäden sind enorm und die Bevölkerung in den betroffenen Gemeinden braucht unsere ganze Unterstützung.“ Der LH kündigte für die Betroffenen volle Unterstützung aus dem Katastrophenfonds an.

Platter hatte das Bundesheer um einen Assistenzeinsatz ersucht. Im Sellraintal wird das Heer mit schwerem Gerät aushelfen.

Außerdem wurden auf Anforderung der Bezirkshauptmannschaft Landeck Mannschaften für Aufräumarbeiten nach See geschickt. „Wir haben im Bezirk Landeck die Alarmstufe gelb ausgerufen. Hauptsächlich geht es um die Verpflegung der hunderten Einsatzkräfte“, informiert Oswald Gritsch, stellvertretender Landesrettungskommandant des Roten Kreuzes Tirol.

Die Freiwilligen Feuerwehren waren in den beiden vergangenen Nächten enorm gefordert: „Wir haben rund 700 Einsätze bewältigt und dabei 2.500 Feuerwehrleute alarmiert“, berichtete Landesfeuerwehrkommandant Peter Hölzl. Zur Unterstützung der Feuerwehren in den betroffenen Gemeinden wurden zudem die Katastrophenhilfszüge aus den Bezirken Innsbruck-Stadt, Imst und Landeck alarmiert.

Straßensperren auch in anderen Teilen Tirols

Auch Polling wurde am Sonntagabend erneut von heftigen Unwettern heimgesucht. Es kam wieder zu Überschwemmungen. Betroffen war auch Flaurling: Wegen Hochwassers wurde die Völser Landesstraße (L11) in beiden Fahrtrichtungen gesperrt, eine Umleitung ist über Flaurling-Bahnhof möglich. Auch zwischen Hatting und Polling war die Landesstraße nach Erdrutschen gesperrt.

Im Unterland kam es ebenfalls zu Erdrutschen: Laut ÖAMTC wurde die Tiroler Straße (B171) zwischen Schwaz und Pill in der Früh vorübergehend in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Auf der Wattental Straße (L339) besteht bei Wattenberg Steinschlaggefahr.

Im Stubaital wurde die Ranalter Landesstraße (L232) zwischen Neustift und Ranalt nach Murenabgängen gesperrt. Am Vormittag kam es in Neustift erneut zu einem Erdrutsch. Zwei Häuser mussten dort evakuiert werden.

Zwischen Tösens und Ried im Oberinntal ist die L65 nach einem Erdrutsch in beide Fahrtrichtungen gesperrt. (smo, siha, TT.com)
https://www.tt.com/panorama/katastrophe ... nitten.csp


Bericht des ORF-Tirol:
Millionenschaden durch Unwetter

Die neuerlichen Unwetter in der Nacht auf Montag haben in den Bezirken Landeck und Innsbruck einen Millionenschaden angerichtet. Im Sellrain- und Paznauntal wurden Dutzende Häuser zumindest teilweise zerstört. Tausende Helfer sind im Einsatz, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen.

Der Bürgermeister von Sellrain, Norbert Jordan, sagte Montagfrüh gegenüber dem ORF Tirol, die Lage sei furchtbar, Häuser wie das Schulhaus und das Gemeindeamt seien eingemurt, Gebäude weggerissen. Um sich in Sicherheit zu bringen, seien Bewohner in der Nacht von ihren Häusern in den Wald gelaufen. Dort wurden sie von der Feuerwehr dann in Sicherheit gebracht. Es sei eine „volle“ Katastrophe. Der Seigesbach habe die Melach aus ihren Ufern gedrückt, mehrere Häuser seien jetzt unbewohnbar.

Die Sellraintalstraße ist von Kematen bis Gries im Sellrain nicht befahrbar und gesperrt. Die Brücke in Sellrain Richtung Oberperfuß ist ebenfalls gesperrt, am Freitag sollte sie wieder geöffnet werden. Sellrain ist vorerst nur über das Ötztal erreichbar.

Laut dem Landesgeologen Gunther Heißel sei die Straße auch an einigen Stellen von der Melach mitgerissen worden. Schule und Kindergarten bleiben in Sellrain am Montag geschlossen, auch das Handynetz brach teilweise zusammen.

Autos davongeschwommen

Das Rote Kreuz richtete kurz nach Mitternacht in Oberperfuss eine Versorgungsstelle für in Sicherheit gebrachte Personen ein. Dort wurden am Montagmorgen 23 Menschen betreut. Monika Larcher vom Roten Kreuz erklärte, die Leute seien in das Feuerwehrhaus nach Oberperfuss gekommen. Dort seien sie mit frischer Kleidung, Speisen und Getränken versorgt worden. Gesundheitlich gehe es den Menschen gut, sie würden dort von einem Kriseninterventionsteam betreut werden. Ein Helfer vom Roten Kreuz berichtete, viele hätten ihre Existenz verloren. Tiere seien umgekommen und Autos davongeschwommen.

Günther Obojes vom Roten Kreuz sagte, teilweise würden Leute von sich aus kommen und freie Ferienwohnungen oder Ferienhäuser anbieten. Auch bei den Hotels helfe man in solchen Situationen gerne mit. Das Bundesheer wurde angefordert, man braucht das Heer in Sellrain, um die Straßen und Gebäude frei zu bekommen und um Tiere auszufliegen. Derzeit ist ein Expertenteam unterwegs, um alle Brücken in Sellrain und der Umgebung zu überprüfen. Das Land sagte den Betroffenen in Sellrain und See rasche Hilfe zu - mehr dazu in Land sagt Betroffenen Unterstützung zu.

Weit über 100-jähriger Hochwassermarke

Die Melach drohte in der Nacht mehrfach über die Ufer zu treten, so auch zwischen Kematen und Sellrain bzw. direkt bei Kematen im Bereich der dortigen Tankstelle. Ein Blick auf den von der TIWAG betriebenen Melach-Pegel am westlichen Ortsende von Kematen zeigt, dass die Melach die hundertjährige Hochwassermarke kurzzeitig um mindestens 40 Zentimeter überschritt, wobei dieser automatisch ermittelte Wert von Experten noch überprüft werden muss.

See: Zwei Bäche richteten Verwüstungen an

Laut Auskunft von Bürgermeister Anton Mallaun mussten rund 100 Menschen in der Nacht in Sicherheit gebracht werden. Laut Mallaun sollen mindestens 20 Gebäude betroffen sein. Ein Gebäude ist total beschädigt, weitere zum Teil schwer. Ein Bach hatte ein für Hochwasser vorgesehenes Becken zum Übergehen gebracht, ein Damm sei daraufhin gebrochen. Außerdem wurde eine Brücke, die zu einem Weiler führt, weggerissen.

In See hofft man, dass die Brücke bis Dienstag provisorisch funktionsfähig gemacht werden kann, damit die Bewohner nicht länger eingeschlossen sind. Weil mit herkömmlichem Werkzeug in See im Augenblick nichts zu bewirken sei, wurden mehrere Bagger angefordert. Derzeit tagen die Einsatzkräfte, um die weitere Vorgangsweise zu koordinieren.

Laut dem Landesgeologen Gunther Heißel seien in See der Schallerbach und ein weiterer Bach fast flussartig vom Hang heruntergestürzt. Sie hätten Hänge angerissen und den darunterliegenden Siedlungsteil von See mehr oder weniger verwüstet. Je nach den weiteren Niederschlägen seien die Arbeiten nach den Unwettern schwierig oder gar nicht möglich, sagte Heißel Montagfrüh.

Probleme in vielen Landesteilen

Probleme und Straßensperren gibt es nicht nur im Sellrain, sondern auch bei Inzing, Hatting, Polling und im Stubaital zudem im Oberland bei Tösens, im Paznaun, wo die B188 gesperrt werden musste, und am Reschenpass. Auch aus dem Unterland bei Pill wurden Probleme gemeldet, hier musste die B171 gesperrt werden. Auch wurden in den genannten Bereichen durch die Unwetter zahlreiche Keller überflutet. Seit den Abendstunden standen und stehen zahlreiche Feuerwehren im Einsatz. Auch in Neustift im Stubaital mussten wegen Murenabgängen zwei Häuser evakuiert werden.
http://tirol.orf.at/news/stories/2715020/
Zuletzt geändert von Bachfan am Mittwoch 10. Juni 2015, 16:46, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße :)

1130-Wien auf 210 m Seehöhe
https://www.gabrielstrommer.com/
heiberg
Beiträge: 241
Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 09:50
Wohnort: Sinabelkirchen/Stmk

Montag 8. Juni 2015, 18:38

Wenn ich mir die Fotos aus See ansehe, durchaus vergleichbar mit St. Lorenzen in der Steiermark 2012, wahrscheinlich sogar noch katastrophaler, da es ein Schutzbauwerk gegeben hat. Besonders interessant das Foto 6 von 36 auf orf.at. Diese Schlitzsperren sind in der Regel auf das 150 (!) jährige Ereignis ausgelegt. Das Murmaterial ist seitlich großflächig über die Böschung geronnen. Das Schutzbauwerk sieht aus wie ein Spielzeug.

Die Jährlichkeit würde mich sehr interessieren. Ansonsten kann es oberhalb der Sperre nur eine mächtige Verklausung gegeben haben, die schlagartig versagt hat.
randy_random
Beiträge: 59
Registriert: Samstag 24. März 2012, 16:57
Skype: Skywarn
Wohnort: Wels/OÖ

Dienstag 9. Juni 2015, 10:41

http://www.tt.com/panorama/10121668-91/ ... ab=article

Im Video unten ist bei 01:20 die Rede von einem 100-jährigen Hochwasser und das in so kurzer Zeit *schock*
keystone
Beiträge: 135
Registriert: Montag 30. Dezember 2013, 00:24
Wohnort: Winnebach

Dienstag 9. Juni 2015, 15:12

naja... ich glaube die 100 Liter vor 2 Wochen oder so haben auch ihern Anteil.

gesten HW5 am INN in Innsbruck
http://wiski.tirol.gv.at/wiskiweb/#/Was ... ion=201525
Mfg
Hannes
Beiträge: 9616
Registriert: Sonntag 19. April 2009, 21:30
Wohnort: Kötschach-Mauthen 705m ü. Adria Bezirk Hermagor,Oberes Gailtal

Dienstag 9. Juni 2015, 17:59

Krawuzzi Kabuzzi *schock*
lg Hannes
------------------------------------------------------
Wetterstation: Vantage Pro 2 Aktiv, Hellmann 200cm² Webcam Mobotix
Standort [ x ] Kötschach-Mauthen 705m.ü.Adria / Bezirk Hermagor/Oberes Gailtal
Standort [ ] Graz Eggenberg
Standort [ ] Miesenbach bei Birkfeld
heiberg
Beiträge: 241
Registriert: Sonntag 5. Juni 2011, 09:50
Wohnort: Sinabelkirchen/Stmk

Dienstag 9. Juni 2015, 20:47

randy_random hat geschrieben:http://www.tt.com/panorama/10121668-91/ ... ab=article

Im Video unten ist bei 01:20 die Rede von einem 100-jährigen Hochwasser und das in so kurzer Zeit *schock*
Vielen Dank für den Link, mit dem sehr guten Beitrag im Video.

Wie vermutet hat es oberhalb der Schlitzsperre ein Problem gegeben. Aus dem Bericht geht hervor, das keine Verklausung die Ursache war, sondern noch viel schlimmer, ein Bruch einer vorgelagerten Geschiebesperre. Daher auch die enormen Ausuferungen durch die Schlammwelle. Ich bin schon sehr auf die Studien gespannt, die es zu diesem Fall in den nächsten Jahren geben wird. Ein solch massives Versagen ist mir in Österreich nicht bekannt. Diese Schutzbauwerke, hier hat es sich sicherlich um ein Schlüsselbauwerk gehandelt, unterliegen einem strengen Kontrollregime.
Benutzeravatar
Bachfan
Beiträge: 999
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 15:43
Wohnort: 1130 Wien
Kontaktdaten:

Dienstag 9. Juni 2015, 21:11

Wenn die INCA-Daten passen, wäre das Niederschlagsereignis im Melachbachtal in Kombination mit den ehyd-Bemessungsniederschlägen als punktuell ungefähr 300-jährlich einzuschätzen (mittlerer Wert). Nach MaxModN wären knappe 100 l/m² in einer Stunde dort ein 100-jährliches Ereignis. Also, die genaue Jährlichkeit bleibt wieder mit einem großen Fragezeichen versehen, weil einerseits die Frage ist, wie viel Niederschlag tatsächlich gefallen ist, und andererseits kein Mensch weiß, was dort die letzten Jahrhunderte so alles passiert ist, also wie groß beispielsweise ein 300-jährliches Ereignis tatsächlich ist...

Das Ereignis ist aber nur auf punktueller oder lokaler Ebene als ungewöhnlich einzustufen. Wenn man ganz Tirol betrachtet, kommen solche Niederschlagsmengen nicht einmal so selten vor. Solche Angelegenheiten führen öfters zu Verwirrungen. Wenn man beispielsweise schreibt "100-jährliches Ereignis in Tirol", dann wird impliziert, große Teile Tirols wären betroffen. Tatsächlich ist die betroffene Fläche im Vergleich zur gesamten Landesfläche winzig. Der Wahrscheinlichkeitsunterschied zwischen "das Ereignis tritt genau an einem bestimmten Ort" und "das Ereigis tritt irgendwo in dieser Region auf" ist enorm.

Achja: und dann gibts natürlich noch Unterschiede zwischen der Wahrscheinlichkeit eines Hochwassers bzw. Murgangs und jener des zugehörigen Niederschlags...
Zuletzt geändert von Bachfan am Mittwoch 10. Juni 2015, 16:20, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße :)

1130-Wien auf 210 m Seehöhe
https://www.gabrielstrommer.com/
Benutzeravatar
Bachfan
Beiträge: 999
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 15:43
Wohnort: 1130 Wien
Kontaktdaten:

Dienstag 9. Juni 2015, 21:21

heiberg hat geschrieben: Wie vermutet hat es oberhalb der Schlitzsperre ein Problem gegeben. Aus dem Bericht geht hervor, das keine Verklausung die Ursache war, sondern noch viel schlimmer, ein Bruch einer vorgelagerten Geschiebesperre. Daher auch die enormen Ausuferungen durch die Schlammwelle. Ich bin schon sehr auf die Studien gespannt, die es zu diesem Fall in den nächsten Jahren geben wird. Ein solch massives Versagen ist mir in Österreich nicht bekannt. Diese Schutzbauwerke, hier hat es sich sicherlich um ein Schlüsselbauwerk gehandelt, unterliegen einem strengen Kontrollregime.
Ja, wäre interessant zu erfahren, wie das alles genau abgelaufen ist.
Die Schutzbauten bringen im Allgemeinen sehr viel, aber man sieht bei solchen Ereignissen, dass es trotz Schutzbauten eben immer noch ein gewisses Restrisiko gibt.
Liebe Grüße :)

1130-Wien auf 210 m Seehöhe
https://www.gabrielstrommer.com/
Benutzeravatar
Phil
Beiträge: 85
Registriert: Mittwoch 20. Mai 2009, 10:07

Donnerstag 11. Juni 2015, 08:44

ergänzend noch die Karte von http://www.hora.gv.at/ für den Schallerbach in See/Paznauntal
wo die Gefahrenzonen der Fließgewässer in Jährlichkeiten angegeben sind. (HQ 30 rot, HQ 100 doppelt gelb, HQ-300gelb)

Bild

Durch den Bruch des Schutzbaues sind demnach großteils die Häuser im HQ 300 Gebiet von der Mure getroffen worden.

Was haltet ihr prinzipiell von Siedlungen/Häusern die in Gefahrenzonen errichtet werden ?
(rote Zone= Bauverbot, gelbe Zone= Bauen mit bestimmten Vorschriften erlaubt)

Muss man nicht, wenn man sich entschließt hier NEU zu bauen, damit rechnen das die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist,
dass sein Haus einmal von Hochwasser/Muren etc. betroffen sein wird?

Bei alten Bauten (Bauernhäuser etc.) die noch vor Erstellung von Gefahrenplänen gebaut wurden ist dies natürlich etwas anderes. Allerdings sagt einem ja der Hausverstand, dass steile Gräben mit Bächen im Gebirge hohes Gefahrenpotential beinhaltet.
Würde mich interessieren was eure Meinungen sind.
STMK / Bezirk Liezen / Schladming 1248m
Vantage Pro2 / Plus / Aktiv
www.schladming-wetter.at
randy_random
Beiträge: 59
Registriert: Samstag 24. März 2012, 16:57
Skype: Skywarn
Wohnort: Wels/OÖ

Donnerstag 11. Juni 2015, 09:52

Zur besseren Beurteilung hier noch die Verbauung von der Hangseite aus, die Bilder sind vom August 2013:


Bild

Im Zoom:

Bild


Auch damals gabe es laufend Gewitter, aber der Bach reagierte nicht übermässig stark darauf:
Bild


Nach diesem verheerenden Ereignis sollte man die Schutzzonen überdenken und ggf erweitern. Der Schutzwall machte damals für mich einen massiven Eindruck, schwer zu glauben dass dieser überwunden wurde *schock*
keystone
Beiträge: 135
Registriert: Montag 30. Dezember 2013, 00:24
Wohnort: Winnebach

Donnerstag 11. Juni 2015, 18:36

Danke für die Photos randyrandom

hier hab ich noch einen Screenshot vom TT.com Video weiter oben gemacht... schön zu sehen wie der Bach neben dem Bauwerk vorbeifloss!

Bild
Mfg
Antworten