OeAV-Nachrichten - jährliches Gletschermonitoring Österreich

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ThomasPf
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Freitag 8. April 2016, 23:30

Der Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins 2014/2015,

Hitzesommer 2015 setzt den österreichischen Gletschern stark zu:

http://www.alpenverein.at/portal/news/a ... ericht.php

Gletscherbericht 2014/2015 als PDF-File

Gletscherbericht des Alpenvereins 2014/2015
Aktueller Bericht bestätigt starke Gletscherrückgänge im Hitzesommer 2015
Kesselwandferner, Gepatschferner vom BRandenburger Haus (Foto: Alpenverein/N.Span)zoom

Das Jahr 2015 war noch wärmer als der bisherige Extremsommer 2003. Die Eisriesen konnten sich in der gesamten Messperiode kaum ausruhen. Der aktuelle Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) zeigt, dass der durchschnittliche Längenverlust der Gletscher mit 22,6 Metern mehr als doppelt so groß ist wie im Vorjahr.

Es war ein schwieriges Jahr für die Gletscher in Österreich. Im Berichtsjahr 2014/2015 sind rund 80 Gletscher mehr als doppelt so weit wie im Vorjahr zurückgeschmolzen, drei davon sogar mehr als 100 m. Nur ein Gletscher ist unverdrossen wenige Meter vorgestoßen (Winklkees, Ankogel-Hochalmspitz Gruppe). Die Anzahl der stationären Gletscher hat sich gegenüber dem vorigen Jahr in etwa halbiert.

Das Schwinden von Österreichs größtem Gletscher, der Pasterze, liegt im Berichtsjahr mit einem Verlust von -54,4 m aber in derselben Größenordnung wie in den Vorjahren.
Warme Temperaturen lassen Gletscher schmelzen
Brandner Gletscher

Die Gletscherrückgänge im vergangenen Jahr erklärt Dr. Andrea Fischer, Glaziologin und Leiterin des Alpenverein-Gletschermessdienstes, unter anderem mit dem Hitzesommer:

„Der Sommer 2015 war um mehr als 2°C wärmer als im langjährigen Mittel. Lange andauernde Hochdrucklagen und das Ausbleiben sommerlicher Schneefälle, das sind die Zutaten für ein viel zu warmes Messjahr und damit Grund für die aktuellen Gletscherrückgänge.“

Wie die Messergebnisse zeigen, waren alle Monate bis auf den September zu warm. Im Hochsommer fehlten Kaltlufteinbrüche mit Schneefällen auf den Gletschern und auch die nächtliche Abkühlung konnte die Schmelze in den extrem warmen Monaten nicht unterbrechen und setzte so den Gletschern nochmals zu.
Drei Gletscher mit mehr als 100 m Längenverlust
Brandner-Gletscher 2015 (Foto: Alpenverein/Gross)zoom

Von den 92 beobachteten Gletschern war kein Gletscher schneebedeckt, in Summe sind 96% der vermessenen Gletscher zurückgegangen. Für das Jahr 2014/15 ergibt sich somit ein mittlerer Längenverlust von -22,6 m. Das liegt deutlich über den Werten der Vorjahre, denn das letzte Mal wurden 2007 und 2003 ähnlich hohe Werte erreicht. Im Vorjahr betrug der Rückgang etwa die Hälfte und es gab keinen Rückgang über 100 m.

Das Hornkees in den Zillertaler Alpen wurde um -136,0 m kürzer. Der Zerfall der Zunge des Gepatschferners in den Ötztaler Alpen setzte sich mit einem Längenverlust von -121,5 m weiter fort und auch der Taschachferner im Pitztal verlor -101,0 m an Länge. Wie schon in den Vorjahren zeigen die großen Gletscher Österreichs, die weit ins Tal hinunterreichen, die stärksten Verluste.
125 Jahre Gletschermessdienst des Alpenvereins

Die ehrenamtlichen Gletschermesser begeben sich jeden Sommer in die Gletscherregionen, um Längenmessungen vorzunehmen und Fließgeschwindigkeit und Oberflächenhöhe zu erfassen. „Nur durch ihren unermüdlichen und vor allem ehrenamtlichen Einsatz sind diese langfristigen Messreihen und Erkenntnisse überhaupt möglich“, würdigt Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins, den Einsatz der „Gletscherknechte“.

EiszungeSeit mittlerweile 125 Jahren zeigen die vom Alpenverein durchgeführten Messungen eindrucksvoll die Veränderungen, die in mehr als einem Jahrhundert stattgefunden haben. Die Messreihe zählt zu den längsten und best dokumentierten weltweit und ermöglicht Rückschlüsse auf Klimaveränderungen.

„Im Namen des Alpenvereins möchte ich mich auch besonders bei Andrea Fischer bedanken. Sie leitet unser Gletschermessteam seit 2010 und ist seitdem das Gesicht des Gletscherberichts“, so Hayek.

Dr. Andrea Fischer ist am Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck tätig. Zurzeit sind 20 ehrenamtliche „Gletscherknechte“ und zahlreiche HelferInnen für den Gletscherbericht im Einsatz.

Gletscherbericht mit allen Daten zu den beobachteten Gletschern im Mitgliedermagazin Bergauf
Vergleich: Pasterze 2012 und 1920
Vergleich Pasterze 2012 - 1920 (Foto: Alpenverein/N. Freudenthaler)zoom
10 stärkste Rückgänge - Längenverluste in Metern:
1. Hornkees (Zillertaler Alpen) - 136,0
2. Gepatschferner (Ötztaler Alpen) - 121,5
3. Taschachferner (Ötztaler Alpen) - 101,0
4. Niederjochferner (Ötztaler Alpen) - 88,1
5. Schlatenkees (Venedigergruppe) - 60,3
6. Schalfferner (Ötztaler Alpen) - 56,0
7. Pasterze (Glocknergruppe) - 54,4
8. Untersulzbachkees (Venedigergruppe)
- 50,0
9. Schmiedingerkees (Glocknergruppe) - 39,6
10.
Triebenkarlasferner (Ötztaler Alpen)
- 35,5

Durchschnittlicher Längenverlust aller gemessenen Gletscher: 22,6 Meter
Stärkste Rückgänge pro Gebirgsgruppe in Metern:
Zillertaler Alpen Hornkees
- 136,0
Ötztaler Alpen
Gepatschferner - 121,5
Venediger Gruppe
Schlatenkees - 60,3
Glocknergruppe
Pasterze - 54,4
Stubaier Alpen
Fernauferner - 29,0
Silvretta Gruppe
Vermunt Gletscher - 26,0
Ankogel-Hochalmspitzgruppe Westliches Trippkees
- 21,7
Dachstein Hallstätter Gletscher - 21,7
Granatspitzgruppe Landeckkees -18,1
Schobergruppe Hornkees - 8,6
...
weitere Infos: allgemeine Informationen zum österreichischen Gletschermessdienst
Liebe Grüße,
Thomas.


Hart bei Graz, Ragnitztal 47°4'25''N, 15°31'1''E, 418m ü.NN, bzw.
Graz Innere Stadt 47°04'12''N, 15°26'26''E, 353m ü.NN


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Samstag 29. April 2017, 12:07

Der neueste Bericht für das Gletscherhaushaltsjahr 2015/16 ist online:
Schneearmer Winter und geringere Rückgänge als im Vorjahr
Der Gletscherbericht des Alpenvereins liefert Fakten zum vergangenen Gletscherjahr

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Die Verfallserscheinungen am Hochjochferner halten unvermindert an. In wenigen Jahren wird sich die Zunge bei der ersten Geländestufe vom Hauptstrom trennen (Quelle: Alpenverein)

90 Gletscher haben die Beobachter 2015/2016 für Messungen besucht. Der aktuelle Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) zeigt, dass der durchschnittliche Längenverlust der Gletscher im Berichtsjahr 2015/2016 mit 14,2 Metern deutlich unter dem Vorjahreswert und auch unter dem Mittel der vergangenen zehn Jahre liegt.

Insgesamt sind 87 der beobachteten 90 Gletscher (also 97 %) zurückgeschmolzen. Es gab nur einen geringfügig vorstoßenden Gletscher (das Landeckkees), zwei Gletscher (Winkelkees und Totenkopfkees) verhielten sich stationär. Dr. Andrea Fischer, ehrenamtliche Leiterin des Gletschermessdienstes im Alpenverein, dazu:

„Wir befinden uns seit dem Hochstand der Gletscher in der Kleinen Eiszeit in einer Phase des Gletscherrückgangs, der sich im 21. Jahrhundert deutlich verstärkt hat.“

Bild
Quelle:APA/Alpenverein

Weniger Rückgang als im Jahr zuvor

Wenig Schnee und wärmere Temperaturen sind für gewöhnlich schlechte Vorboten, weil Eis rascher ausapert und schmilzt, je weniger Winterschnee am Gletscher liegt. Dass der Gletscherrückgang in diesem Jahr doch geringer ausfällt, ist dem Schneefall zur rechten Zeit zu verdanken. Nach dem niederschlagsarmen Winter 2015/2016 lieferte das Frühjahr eine schützende Schneeschicht, die die Gletscher vergleichsweise gut durch den Sommer brachte. Die schneefreie Zeit war kürzer und die absoluten Längenverluste letztlich geringer als in den Extremsommern 2003 und 2015.

Am meisten zurückgeschmolzen ist – wie schon im Jahr zuvor - das Hornkees in den Zillertaler Alpen (-65,0 m), allerdings deutlich weniger als im Vorjahr (-136,0). Insgesamt wurden an 13 Gletschern Rückgänge um mehr als 30 m gemessen. Diese Verluste sind aber deutlich geringer als im vorangegangenen Jahr, in dem an drei Gletschern sogar mehr als 100 m Rückgang gemessen wurde. Der Rückgang der Pasterze setzt sich in etwa der gleichen Geschwindigkeit wie in den Vorjahren fort.

„Zusammenfassend kann man sagen, dass das Eis an den Zungen der großen Gletscher Österreichs stark ausgedünnt ist. Weil die Fließgeschwindigkeiten niedrig sind, gibt es kaum Eisnachschub zu den Gletscherzungen“, resümiert Fischer.

Diese Faktoren sorgen zusammen mit den großen Abschmelzbeträgen an den Gletscherzungen für den weiterhin extremen Rückgang der Gletscher.

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Umbalkees 2006 (Quelle: Alpenverein/J.Lang)

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Umbalkees 2016 (Quelle: Alpenverein/J.Lang)

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Totenfeldferner 2011 (Foto: Alpenverein/G.Groß)

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Totenfeldferner 2016 (Foto: Alpenverein/G.Groß)

Wandel der Gletscher stellt Messnetz auf die Probe

Die derzeit großen Veränderungen an den Gletschern machen es auch schwieriger, ein verlässliches Messnetz aufrechtzuerhalten. Einige Gletscher sind in einzelne Teile zerfallen oder mittlerweile fast vollständig von Schutt bedeckt, wodurch die Zungenenden nicht mehr auszumachen sind. Dadurch ändert sich das Fließverhalten des Gletscherrestes, der bis zur vollständigen Ausaperung oft an Ort und Stelle liegen bleibt. Messungen an diesen Zungen büßen an Aussagekraft ein und müssen aus dem Programm genommen werden. Damit Vorgänge wie solche Zerfallserscheinungen an einzelnen Gletschern oder Toteisbildungen nicht den Jahresmittelwert verzerren, muss die Anzahl der beobachteten Gletscher groß genug sein. Deshalb werden immer wieder neue Gletscher in das Programm aufgenommen, so wie im Jahr 2016 der Hauerferner.
Alpenvereinsdaten unterstützen die internationale Beurteilung des Klimawandels

Neben der regionalen Nutzung werden die Daten des Österreichischen Alpenvereins auch an internationale Institutionen wie das World Glacier Monitoring Service (WGMS) und das Global Terrestrial Network-Glaciers GTN-G (ein Monitoringnetzwerk unter der Schirmherrschaft der UNESCO und der Weltorganisation für Meteorologie WMO) übermittelt.

Ebenso fließen sie in globale Klimaberichte ein und werden zur Beurteilung des Ausmaßes und der Auswirkungen des Klimawandels herangezogen.

„Die sehr detaillierten Aufzeichnungen spiegeln den zeitlichen Verlauf des Gletscherrückgangs und seiner regionalen Variationen gut wieder und reichen weit zurück. Sie sind daher für die Klimaforschung besonders wertvoll“, unterstreicht Fischer die Relevanz der Alpenvereinsmessungen.

Zum Download: Gletscherbericht mit allen Daten im Mitgliedermagazin Bergauf .

Der Gletscherbericht im medialen Interesse

Auch in diesem Jahr war das Medieninteresse bei der jährlichen Pressekonferenz zum Gletscherbericht groß.

Bild
Bilder: Alpenverein/G. Benedikter

126 Jahre Gletschermessdienst des Alpenvereins

Die ehrenamtlichen Gletschermesser begeben sich jeden Sommer in die Gletscherregionen, um Längenmessungen vorzunehmen und Fließgeschwindigkeit und Oberflächenhöhe zu erfassen.

Gletscherknechte bei der Arbeit

„Nur durch ihren unermüdlichen und vor allem ehrenamtlichen Einsatz sind diese langfristigen Messreihen und Erkenntnisse überhaupt möglich“, würdigt Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins, den Einsatz der „Gletscherknechte“.

Seit mittlerweile 125 Jahren zeigen die vom Alpenverein durchgeführten Messungen eindrucksvoll die Veränderungen, die in mehr als einem Jahrhundert stattgefunden haben. Die Messreihe zählt zu den längsten und best dokumentierten weltweit und ermöglicht Rückschlüsse auf Klimaveränderungen.

„Im Namen des Alpenvereins möchte ich mich auch besonders bei Andrea Fischer bedanken. Sie leitet unser Gletschermessteam seit 2010 und ist seitdem das Gesicht des Gletscherberichts“, so Hayek.

Dr. Andrea Fischer ist am Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck tätig. Zurzeit sind 20 ehrenamtliche „Gletscherknechte“ und zahlreiche HelferInnen für den Gletscherbericht im Einsatz.
Festschrift zum Jubiläum des Gletschermessdienstes

Die Gletscherforschung hatte schon in den Gründungsjahren des Alpenvereins einen hohen Stellenwert. Grund genug, um zum 125-jährigen Bestehen des Gletschermessdienstes 2016 spannende Einblicke in die wissenschaftlichen Forschungen des Alpenvereins im Bereich der Gletscherkunde und deren Bedeutung für die Klimawissenschaften zu bieten. In Form einer Festschrift werden diese Ende 2017 erscheinen.

Informationen zum Gletschermessdienst des Alpenvereins


10 stärkste Rückgänge - Längenverluste in Metern:
1.Hornkees (Zillertaler Alpen) - 65,0
2.Zettalunitzkees (Venedigergruppe) - 51,0
3.Schlatenkees (Venedigergruppe) - 50,0
4.Pasterze (Glocknergruppe) - 44,3
5.Daunkogelferner (Stubaier Alpen)- 44,0
6.Wasserfallwinkelkees (Glocknergruppe) - 39,4
7.Schalfferner (Ötztaler Alpen) - 39,1
8.Bachfallenferner (Stubaier Alpen) - 37,7
9.Frosnitzkees (Venediger Gruppe - 36,0
10.Westliches Trippkees (Ankogel-Hochalmspitz-Gruppe)- 35,4

Durchschnittlicher Längenverlust aller gemessenen Gletscher: - 14,2 Meter


Stärkste Rückgänge pro Gebirgsgruppe in Metern:
-Zillertaler Alpen
Hornkees - 65,0
-Venedigergruppe
Zettalunitzkees - 51,0
-Glocknergruppe
Pasterze - 44,3
-Stubaier Alpen
Daunkogelferner - 44,0
-Ötztaler Alpen
Schalfferner - 39,1
-Ankogel-Hochalmspitzgruppe
Westliches Trippkees - 35,4
-Silvrettagruppe
Vermunt Gletscher - 20,6
-Dachstein
Hallstätter Gletscher - 18,5
-Goldberggruppe
Goldbergkees - 10,5
-Granatspitzgruppe
Sonnblickkees - 8,8

Längenänderungen 1960-2016 und Abweichungen von der Durchschnittstemperatur:

Bild
Die mittlere Längenänderung und die Anzahl der vorstoßenden (schwarz), stationären (grau) und zurückschmelzenden (Hintergrundfarbe) der beobachteten Gletscher von 1960 bis 2015. , Quelle: Alpenverein
Längenänderungen der vom Alpenverein vermessenen Gletscher in den Jahren 1960 bis 2016.

Bild
Abweichungen der monatlichen und jahreszeitlichen Temperaturen 2014/2015 vom Mittel 1981-2010 an den Bergstationen Sonnblick, Säntis und Zugspitze. Quelle: Alpenverein
Quelle: https://www.alpenverein.at/portal/news/ ... ericht.php
Liebe Grüße,
Thomas.


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Samstag 29. April 2017, 12:27

die bilder sind a bissi riesig - aber sonst recht interessant das ganze jährlich zu verfolgen.
liebe grüsse
(die) Feli
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Sonntag 8. April 2018, 21:27

Der Bericht für das Gletscherhaushaltsjahr 2016/17 liegt vor. Größte Längenverluste seit 1960:
Größte Längenverluste seit 1960
Neues Alpenvereins-Messteam präsentiert den aktuellen Gletscherbericht

Bild
Berlinerhütte mit Hornkees und Waxeggkees am 27.September 2017 (Foto: R. Friedrich)

Der seit den 90er Jahren andauernde Gletscherrückgang setzt sich auch in der Messperiode 2016/2017 ungehindert fort. Das belegen die Zahlen aus dem aktuellen Gletscherbericht des Alpenvereins:

75 Gletscher im ganzen Land haben die 22 ehrenamtlichen Fachleute des ÖAV-Gletschermessdienstes – seit heuer unter der Leitung von Dr. Gerhard Karl Lieb und Dr. Andreas Kellerer-Pirklbauer – für den aktuellen Gletscherbericht vermessen. Bei acht weiteren Eisriesen wurden die Veränderungen mithilfe von Fotovergleichen erhoben.

Die jährlichen Auswertungen haben nun einen Negativrekord aufgezeigt: Der Gletscherrückgang von durchschnittlich 25,2 Metern ist demnach der höchste seit dem Jahr 1960. Die Zunge des Gepatschferners in den Ötztaler Alpen ist sogar um 125 Meter zurückgeschmolzen. Nur ein einziger Gletscher wies im Beobachtungszeitraum keinen Längenverlust auf.

Überdurchschnittliche Sommertemperaturen als Hauptursache für Gletscherschwund

Bild

Für die Gletscherrückgänge verantwortlich ist laut Experten primär der überdurchschnittlich warme Sommer im Jahr 2017. Auch der außergewöhnlich warme und schneearme Winter 2016/17 war für den Fortbestand der Gletscher nicht förderlich.

Bis Ende April 2017 fielen vielerorts nur die Hälfte bis zwei Drittel der durchschnittlichen Niederschlagsmengen – die schützende Schneedecke war auch im Sommer rasch abgeschmolzen und erlaubte eine frühe Eisschmelze. Die ungünstigen Bedingungen wirkten sich eindeutig auf die Entwicklung der Gletscher aus.


Lag der höchste Rückzugsbetrag im Berichtsjahr 2015/2016 noch bei 65 Metern (Hornkees), übertrafen heuer gleich sechs Gletscher diesen Wert deutlich. Der höchste Rückzug wurde am Gepatschferner (Ötztaler Alpen) mit 125 Metern gemessen. Das Waxeggkees (Zillertaler Alpen) wies einen Schwund von 120 Metern auf, gefolgt vom Winkelkees (Ankogelgruppe) mit 118,1 Metern.

Gletscher im Wandel

Fotovergleiche wie dieser führen eindrucksvoll den Gletscherrückgang vor Augen:
Blick von Nordosten auf den Vermunt-, Ochsentaler- und Schneeglockengletscher (Silvrettagruppe) in den Jahren 1975, 1990, 2007 und 2017 (von oben nach unten) (Fotos: G. Groß):
Bild
[1] Foto vom 10.9.1975
[2] Foto vom 16.9.1990
[3] Foto vom 2.9.2007
[4] Foto vom 8.9.2017
(Fotos: G. Groß)


Größter Längenverlust seit Jahrzehnten

Der Gletscherbericht zur letzten Messperiode zeigt einen signifikanten Längenverlust bei fast allen beobachteten Gletschern auf. Einzig das Simonykees in der Venedigergruppe in Osttirol zog sich im Vergleich zum Vorjahr nicht zurück und blieb stationär.

Der durchschnittliche Rückgang von 25,2 Metern liegt deutlich über den Messdaten des Vorjahres (-14,2 Meter) und weit über dem Mittel der letzten zehn Jahre (-16,5 Meter).

"Seit den 1990er Jahren sind die Bedingungen für unsere Gletscher sehr ungünstig – das aktuelle Gletscherhaushaltsjahr fügt sich hier nahtlos ein", erklären Gerhard Karl Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer.


10 stärkste Rückgänge - Längenverluste in Metern:

1. Gepatschferner (Ötztaler Alpen, Tirol) - 125,0
2. Waxeggkees (Zillertaler Alpen, Tirol) - 120,0
3. Winkelkees (Ankogel-Hochalmspitzgruppe, Kärnten) - 118,1
4. Alpeinerferner (Stubaier Alpen, Tirol) - 95,4
5. Freiwandkees (Glocknergruppe, Kärnten) - 89,1
6. Schlatenkees (Venedigergruppe, Osttirol)
- 70,0
7. Pasterze (Glocknergruppe, Kärnten)
- 61,5
8. Zettalunitzkees (Venedigergruppe, Osttirol)
- 54,0
9. Taschachferner (Ötztaler Alpen, Tirol)
- 53,5
10. Westl. Trippkees (Ankogel-Hochalmspitzgruppe, Kärnten)
- 49,3

Durchschnittlicher Längenverlust aller gemessenen Gletscher: - 25,2 Meter


Stärkste Rückgänge pro Gebirgsgruppe in Metern:

Ötztaler Alpen
Gepatschferner
- 125,0
Zillertaler Alpen
Waxeggkees
- 120,0
Ankogel-Hochalmspitzgruppe
Winkelkees
- 118,1
Stubaier Alpen
Alpeinerferner
- 95,4
Glocknergruppe
Freiwandkees
- 89,1
Venedigergruppe
Schlatenkees
- 70,0
Silvrettagruppe
Vermuntgletscher
- 32,7
Granatspitzgruppe
Landeckkees
- 14,7
Dachstein
Schneelochgletscher
- 13,8
Schobergruppe
Hornkees
- 12,1
Goldberggruppe
Ö. Wurten-Schareck
- 11,4
Karnische Alpen
Eiskar-Gletscher
- 4,3


Stärkste Rückgänge pro Bundesland in Metern:

Tirol/Südtirol
Gepatschferner
- 125,0
Kärnten
Winkelkees
- 118,1
Vorarlberg
Vermuntgletscher
- 32,7
Salzburg
Ödenwinkelkees
- 22,3
Oberösterreich
Schneelochgletscher
- 13,8

Bild

Bild
Quelle: https://www.alpenverein.at/portal/news/ ... ericht.php

->Bericht in PDF-Form
Liebe Grüße,
Thomas.


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