Die Frage, sie sich mir ob den schönen derzeitigen Winterwetters stellt: wann wird es wärmer?
Teils wird großspurig von einer großen Milderung gesprochen, beim Blick auf die Modelle muß man die zumindest bodennah aber suchen...
Ganz Deutschland, die Schweiz und auch Österreich liegen unter einer für die Jahreszeit recht außergewöhnlich dicken Schneedecke(ausgenommen nur der tiefere Wiener Raum und Teile des Weinviertels).
Die 850er betragen aktuell -14 bis -12°C, denn tiefrückseitig wurden arktische Luftmassenangezapft, die vom Polarmeer bis weit in den Balkan hinunterreichen und uns eine ergiebige Nordstaulage beschert haben.
850hPa Karte mit aktuellen Temperaturen im Alpenraum
850hPa Karte mit Temperaturverteilung von Neufundland bis ins westliche Rußland
Aktuelle Temperatur in 500hPa und Bodendruckverteilung
Doch am Atlantik lautert Ungemach: vor Neufundland liegt aktuell ein bis Dato unscheinbares Tief, welches aktuell einen Kerndruck von 985hPa aufweist. Dieses Tief wird durch vorübergehende Kaltluftzufuhr gestärkt und vertieft sich die nächsten 48h bis auf 960hPa, was unter dem Extremwert liegt, der noch vor einigen Tagen berechnet wurde.
Um Freitag, 12z liegt das Tief 1000km westlich vor Irland und bildet ein Randtief aus. Als Gegenspieler zeichnet sich über dem nordwestlichen Rußland ein Hoch aus mit Kerndruck 1055hPa.
Das Tief kommt aber im weiteren Verlauf nicht weiter nach Osten voran, sondern gräbt sich westlich der Britischen Inseln ein, um dort langsam aufgefüllt zu werden und zu sterben. Seine Front erreicht den Alpenraum von Freitag auf Samstag und dürfte neben einer deutlichen Milderung in der Höhe in den Niederungen eine ordentliche Portion gefrierenden Regen parat haben.
Dem geneigten Kartengucker fallen sofort die weit auseinandergefächerten Isobaren auf, was geringe Druckunterschiede und demnach auch wenig Wind bedeutet. Die GFS Windkarten bestätigen dies.
500hPa, Samstag 12z
10m Wind, Samstag 12z
Auch 24h später hat sich an der Situation noch immer nichts geändert, das Tief verweilt stationär, der Kerndruck steigt bereits. Gleichzeitig verlagert sich das Rußlandhoch noch etwas weiter Richtung Finnische Grenze.
Auch am Boden zeigt GFS am Sonntagvormittag minimalen Wind aus westlichen Richtung - also wenn die Milderung durchschlägt, dann hier. Erfahrungsgemäß bringen solche Lagen oft nur spärliche Plusgrade...wenn überhaupt.
Der meiste Wind wird noch im Waldviertel berechnet, ansonsten beinahe windstill
Schon etwas später zeigt GFS wieder Wind aus südöstlichen Richtungen
Diese Patt-Sitation Rußlandhoch vs. Tiefdruck Atlantik bleibt auch die kommende Woche bestehen, ein Blick auf die Isobaren bringt nichts neues
Beim Blick auf die 2m Temperatur fällt im weiteren Verlauf sogar auf, dass die kalte Kontinentalluftmasse sogar täglich an Raum gewinnt, etwa 100km/Tag laut GFS. Auch EZ rechnet den Mittelfristbereich ähnlich.
Freitag 18z
Samstag 18z, gut zu sehen ist das Zurückweichen der Kaltluft. Die 3-5 Grad im Donauraum halte ich aufgrund der Anströmung und der vorhin besprochenen Druckverhältnisse für unrealistisch. Viel mehr halte ich Werte von -1 bis +1 für wahrscheinlich.
Weitere Temp 2m von Samstag bis Donnerstag
Zum Wochenanfang kühlt es in der Höhe wieder etwas ab, atlantische Tiefausläufer bringen zwar Niederschlag, laufen allerdings auf die bodennahe Kaltluft auf. EZ zeigt das recht eindrucksvoll, dass ab Dienstag verbreitet wieder um 0°C rechnet, ebenso mit Niederschlag.
Dienstag
Donnerstag
Im weiteren Verlauf rechnet der GFS Hauptlauf eine astreine Westlage,da sich das Russenhoch plötzlich abdrängen ließe, der Controller zapft kalte Kontinentalluft an und lässt die Westautobahn ermüden. Andere Modelle tendieren ebenfalls eher zu West, allerdings teilweise in einer in einer südlichen Westlage bzw. in einer Winkelwest Lage.
ENS OÖ Mitte
Fazit:
Mit einer durchgreifenden (vorübergehenden) Milderung rechne ich frühestens am Sonntag Vormittag, aber auch hier sind Werte zwischen -1 bis +2 Grad sehr wahrscheinlich. Danach kühlt es wieder etwas aus, der von den Modellen ein wenig vernachlässigte Faktor Schneedecke dürfte dazu beitragen, dass es nur langsam milder wird. Sollte es nachts kurz aufreissen, ist sogar mit mässigem Frost zu rechnen, allerdings auch mit dichtem Bodennebel, da die Taupunkte insgesamt stetig steigen werden.
4-6 Tage "Halbwinter" bliebe uns durch diesen Umstand noch, der weitere Verlauf ist ungewiß. Die kommende Situation stellt insgesamt das obere Viertel der GFS Rechnungen da, demnach hatte das Modell bereits vor knapp 10 Tagen den richtigen Riecher.
Ein neuerlicher heftiger Wintereinbruch mit Höhenkälte und starken Schneefällen ist in dieser Kombination bis auf weiteres nicht absehbar.