Ich gebe dem heutigen "Geschreibsel" schlicht und einfach den Titel "Totgeglaubte leben länger".
Gemeint ist in dem Fall der Winter 2016/17, der sich vor allem über Süddeutschland und größeren Teilen von Österreich(ausgenommen der Süden) ganz schön gemausert hat.
Mit Kältesummen jenseits der 200(aktuell um 240 z.B. bei mir in St.Marienkirchen, ab 300 spricht man von einem strengen Winter) geht er schon jetzt als recht kalter Geselle in die Messgeschichte ein, bis zum 1. März hätte er noch Zeit seine Bilanz aufzubessern.
Heute schreiben wir den 9.2.2017 - eigentlich müsste dieser Winter bereits seit dem 22. oder 23.1 das Zeitliche gesegnet haben:
bunte Grafiken mit Frühlingswetter und zweistelligen Plustemperaturen wurden dem bereits in den Nachrichten eingeschläferten Zuseher zur Schau gestellt..was ist davon wirklich gekommen?
Die letzte Warmfront brachte in einem Streifen in der Mitte der Alpenrepublik das größte Eisregenereignis seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten , da es zwar milder wurde, aber etwaiges Tauwetter dann tagelang ausblieb.
Und die milde Zeit danach überstand die Schneedecke dank des dicken Eispanzers auch ganz gut - einzig die Ballungsräume des Zentralraums bei uns in OÖ weisen nun teilweise kein geschlossenes Weiß mehr auf.
Die Klimamodelle haben für den Jänner mit ihren Mildrechnungen einen Bauchfleck hingelegt, Leute mit Gespür und einem Blick für die Anomalien in der Nordhemisphäre hatten die besten Karten.
Insgesamt hatten Winterfreunde, wie ich, ein Riesenglück: ohne den Schneefall Anfang Jänner(4.1.17) wäre die ganze Geschichte anders verlaufen, vermutlich um etliche Grade milder und das hätte sich bis jetzt durchgezogen.
Viele Menschen, die ich kenne, hatten ihren Freude am diesjährigen Jänner, der neben knackigen Minusgraden dann vor allem im Mühlviertel und im Donauraum recht viel Sonne bot, im Alpenvorland weiter südlich sind Ostlagen ein eigenes Thema.
Ansonsten kennt man in unserer Gegend nämlich andere Nebeljahre mit wochenlangem und tristem Grau.
"Wo bleibt der Frühling?" fragt dann so mancher? Es ist der 9.Februar - wären wir im Sommerhalbjahr, würden wir den 9.August schreiben.
Wir gehen also aktuell in den Spätwinter, im Sommer ginge es analog vom Hoch- in den Spätsommer.
Hätten wir einen Mildwinter der Marke 2013/14 oder dem Jahr danach, wäre das aktuell Gebotene schon längst der Abgesang: ein mildes Hoch, eine milde SW-Strömung und bereits weitflächig vorgewärmte Böden - die Februarsonne tut dann das Übrige und ein Vegetationsvorsprung um Wochen ergibt sich folglich gerne daraus.
Wirds dann nochmals kalt, gibts wie zuletzt große Schäden in der Landwirtschaft - das kennen wir alles.
Heuer? Aktuell liegen vor der Haustür 10, teils 15cm Schnee. Stimmt, Südhänge bekommen an Bäumen und Sträuchern immer größere Lücken, auf Feldern zeigen sich da und dort schon die Ackerfurchen - aber der Schnee schmilzt nicht, er sublimiert bzw. verdunstet.
Ähnliches gab es auch im März 2004 während meiner Zivildienstzeit: der Schnee, der rumlag, hielt sich damals in der trockenen Luft noch locker 10 Tage - ja, aber da wars März und nicht Anfang/Mitte Februar und die Sonne war damit deutlich stärker.
Das aktuell bestehende "Skandihoch" wird sich in nächster Zeit über Mitteleuropa legen, Wolken mit Schnee oder Regen haben da wenig Chance. Mit der aktuell vorhandenen Schneedecke lässt sich gut haushalten - in Summe wird sie weiterschrumpfen, aber ein Frühlingsdurchbruch wird auch in nächster Zeit keiner stattfinden.
Milde Tage, kalte Nächte - Schattenlagen und Nordhänge bleiben teils ganztags gefroren, Südhänge apern mehr und mehr aus - und da und dort könnten auch die ersten Frühlingsboten im Schutze von Bäumen und Häusern ihre Köpfe aus dem Boden ragen lassen - das wäre klassischer Frühling, wie man ihn aus Erzählungen kennt oder wie man ihn sich romantisch vorstellt.
Eine milde Westlage? Die ist, wenn schon, in den Modellen ab Tag 8-10 drin - momentan also eher wenig relevant oder angesichts der Großwetterlage auch wenig glaubhaft. Dort, wo also noch Schnee liegt, gehts also nur langsam Richtung Frühlingswetter, dort wo keiner mehr ist, wirds nächste Woche wohl auf 10 Grad und mehr gehen tagsüber.
Nachts hingegen wird man auch dort merken, dass trotzdem noch Winter ist. Und vielleicht kommt danach ja der echte Frühling ab Ende Februar/Anfang März.
Gefühlsmässig sollte man aber gerade diesen Winter nicht unterschätzen, denn wenn sich die Landmassen die nächsten Wochen von Süd nach Nord langsam erwärmen, steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Kaltlufteinbrüche von Nord nach Süd - so als Ausgleich sozusagen.
Das Ende der Geschichte kennen wir, es geht jedes Jahr gleich aus - nur könnte der Weg dorthin angesichts der Vorgeschichte dann doch noch recht steinig werden.
Bild 1 und 2 haben ich heute an der Firma in Waizenkirchen und beim Heimfahren gemacht.
Wie gesagt: eigentlich sollte das aktuelle Spätwinterwetter bereits schon vor 2,5 Wochen von uns gegangen sein...