++Gedanken zum Polarwirbel und zum Restwinterl++
Und noch einen Beitrag gibt’s heute: wer sich wettermässig ein bisserl durchs Internet klickt, kommt die letzten Tage zu folgenden Beiträgen, die einen langen Winter in Erwägung ziehen:
https://www.uwz.at/news/instabiler-pola ... tteleuropa" onclick="window.open(this.href);return false;
„Der Polarwirbel ist ein großräumiges Höhentief über der Arktis, das sich von der mittleren und oberen Troposphäre über die gesamte Stratosphäre erstreckt.“
In sehr „westlagigen“ Wintern drückt milde Atlantikluft oftmals Richtung Europa, die Geschlossenheit des Wirbels sorgt für den steten Wechsel von Warm- und Kaltfronten, teils auch mit Sturmpotential.
Dieses Jahr pendelte die wetterlenkende Strömung stets zwischen West und Nordwest, sehr gute Schneeverhältnisse in den Nordalpen und zeitweilig auch gute Neuschneeauflagen oberhalb von 500-600m abseits der tiefen Lagen sorgten immer wieder einen winterlichen Touch – im Flachland war Schnee aber Mangelware, denn ein um 2 Grad zu milder Dezember und ein um 4 Grad zu milder Jänner sind nicht gerade das, was sich der Winterfreund wünscht.
Interessant auch, dass die Wetterlagen, die dahintergestanden sind, an sich gar nicht so mild ausgehen haben auf den Karten. Bei zeitweiligem Rückdrehen der Strömung auf östliche Richtungen kam aber auch kein Winter – kein Wunder, war eine geschlossene Schneedecke über Osteuropa erst hinter Moskau verfügbar. Bodennah blieb der Kontinent mangels großartiger Auskühlungsmöglichkeit mild und das war bei uns kein Einzelfall. Auch weite Teile des nordamerikanischen Kontinents und Weite Teile Sibiriens waren oftmals zu mild, nur Ostsibirien und der Osten des amerikanischen Kontinents bekam zeitweilig Schüsse aus der Arktis ab und teils wurde es hier, völlig zum Kontrastprogramm, teils rekordverdächtig kalt. In Summe war es nordhemisphärisch aber oft deutlich zu mild, in den Arktisregionen sind Abweichungen von 10-20 Grad mittlerweile recht oft zu sehen – hier zeigt sich der Klimawandel unterdessen schon recht deutlich – vor 30-40 Jahren noch hätte das mit Sicherheit anders ausgesehen.
Wie geht’s weiter? Das Wetter hat sich umgestellt, Europa liegt in einem breiten Trog mit mäßig kalter Luft aus polaren Breiten, das Feuchteangebot ist aber in dieser gealterten Arktisluft insgesamt relativ dürftig. Besonders Regionen, die von Stau profitieren, bekommen aktuell immer wieder etwas Schnee, ansonsten bleibt mal einige Tage das Muster: „tags über 0, nachts drunter“.
Ein kleineres Mittelmeertief bringt dann zum Mittwoch aus Südosten etwas Schneefall, ein paar Zentimeter sollten sich verbreitet ausgehen.
Die Betrachtung des Polarwirbels zeigt aktuell eine deutliche Erwärmung in höheren Breiten, bis sich das nach unten durchsetzt, dauerts gerne oft nochmals 10-14 Tage. 2013 war selbiges Ende Februar zu verfolgen, ein kalter und schneereicher März folge dann – in tiefen Lagen sorgte aber vielfach bereits der höhere Sonnenstand für das „entscheidende“ Grad mehr.
In den Simulationen des GFS Modells, das immerhin 360 Stunden nach vorne zeigt(also 16 Tage), bleibt die Großwetterlage mal bestehen: weder setzt sich eine milde Westströmung durch, noch kommt extrem kalte Luft aus Nordosteuropa und Sibirien zu uns, etwa -10 Grad in 1500m Seehöhe sind in den Niederungen ohne Schnee spätwinterlich, mit Schnee tiefwinterlich – hier wird sich zeigen, ob sich Mittwoch/Donnerstag eine Schneedecke ausbilden kann und ob in Folge auch Fronten aus Westen auf die kontinentale Kaltluft auflaufen. Somit stünde die kälteste Phase in den Niederungen noch bevor – oder auch nicht…die Chance ist hoch, dass sich die „Schnarchvariante“ durchsetzen könnte, also irgendwo „zwischen den Stühlen“ im Flachland.
Für den weiteren Verlauf kann also nur spekuliert werden: das CFS Langfristmodell zeigte insgesamt einen deutlich zu milden Winter, lag bei Dezember und Jänner richtig, dampft aber die Mildberechnungen für den Februar deutlich ein, allenfalls durchschnittlich soll dieser nun werden. Und auch der März wird nun eher durchschnittlich gezeigt – eventuell eine eher winterlich geprägte erste Hälfte und eine mildere Zweite? Das wäre nicht untypisch.
Meine Einschätzung zum Thema: ein instabiler Polarwirbel ist heutzutage noch weniger Wintergarant als früher. Bislang entluden sich in diesem Winter die Kaltluftmassen achsenverschoben eher über Sibirien und Nordamerika, Europa bekommt abseits nur Streifschüsse ab. Dass sich das in naher Zukunft ändert, bleibt anzuzweifeln, eher geht es leicht unterdurchschnittlich weiter mit sehr wenig Chancen auf Schneefall, hier wird die Wochenmitte das Zünglein an der Waage werden.
Recht durchschnittliche Wetterlagen brachten übrigens in diesem Winter verbreitet rekordverdächtige Temperaturen, dreht die Strömung dann mal wirklich auf Südwest oder stramm West im Februar und März und wird dann sehr milde Luft einbezogen, werden Rekorde regelrecht pulverisiert, über 26 Grad im März 2017 in Salzburg sind Zeuge.
Dass es nun temperaturmäßig mit angezogener Handbremse langsam Richtung Frühjahr geht, hat aber auch für die Landwirtschaft durchaus seine guten Seiten: die Vegetation stellt das Wachstum wieder ein, Frostschäden im Frühjahr werden vor allem durch zu weit fortgeschrittene Vegetation und darauffolgenden Frost verursacht. Bittere Kälte, wie z.B. im Februar 1956, der selbst in den Niederungen Werte bis unter – 30 Grad brachte und tagsüber kaum -20 sind heutzutage auch bei optimalster Wetterlage geradezu unvorstellbar. Nur als Fingerzeig, was prinzipiell in unseren Breiten alles möglich war.