Wobei man bei der ganzen Sache sagen muss, dass sich das Extrem an Niederschlägen in letzter Zeit in erster Linie auf die Regionen vom Oberen Murtal süd- bzw. südostwärts beschränkt, die Feuchte und die entsprechend damit verbundenen hohen CAPE-Werte auch "hausgemacht" sind. Denn die seit einer gewissen Zeit bestimmende sogenannte gradientenschwache Wetterlage, also geringe Luftdruckgegensätze bis in große Höhen ohne dominierende Hauptwindrichtung, ist gerade im Hoch- und Spätsommer nichts Ungewöhnliches, wahrscheinlich sogar die häufigste Wetterlage um diese Zeit. Gefährlich in erster Linie bei feuchter Vorgeschichte. Feucht im Sinne von vorangegangenen Gewitterniederschlägen, die nur zu einem geringen Teil ins Grundwasser gelangen, stattdessen bodennah verdunsten und als Wasserdampf zur Verfügung stehen. Dass dann die gleichen Regionen in kurzer Zeit mehrmals getroffen werden und das sind heuer nun einmal die oben erwähnten, ist also eher ein Dominoeffekt als Zufall. Die zunehmende Versiegelung spielt der Verdunstung sicher noch zusätzlich in die Hände. Außerdem gelten diese Gebiete generell als gewitterreich mit erhöhtem Unwetterpotential. Gründe dafür:
- Kurze Schneebedeckung
- Feuchte Mittelmeerluft kommt auf direktem Wege
- Bei Fronten durch den Alpenkörper gebremst Vorankommen der Kaltluft vorerst nur in der Höhe --> Labilisierung
Umgekehrt ist´s heuer inner- und nordalpin sicher kein außergewöhnliches Gewitterjahr und wenn dann eher im anderen Sinne. Neben relativ wenigen Gewittertagen bisher war hier und der näheren Umgebung vor allem die Heftigkeit gegenüber früheren Jahren deutlich geringer. Bislang erstmals seit 5 Jahren kein nennenswerter Hagel und auch kaum größere Niederschlagsmengen (> 20 mm) im Zuge von Gewittern. Auch in den vergangenen zwei Wochen: Gewitter ja, aber nirgendwo im Umland übermäßige Mengen, was die gradientenschwache Wetterlage in der Folge noch gefährlicher machen würde. Habe ich in Jahren mit hoher bodennaher Feuchte vor Ort auch schon ganz anders erlebt, wie 2012 oder 2017. Es ist sogar so, dass hier im heurigen Sommer die Niederschlagsmengen von advektiven "Landregenereignissen" gegenüber Gewitterniederschlägen überwiegen. Das gab es viele, viele Jahre nicht. Dafür nach dem trockenen Frühjahr ein perfekter Sommer fürs Grundwasser.
