28.7.2012 - Ein "Shelf-Model" überrollt das nördliche Waldviertel
Verfasst: Sonntag 29. Juli 2012, 20:55
Hallo!
Der gestrige (Unwetter-)tag war ein weiteres sehr spannendes und fotogenes Highlight des Jahres 2012. Intensives Kartenschauen schon an den Vortagen lies mich zu der Meinung kommen, dass am 28. 7. 2012 gegen Abend wohl aus
Westen erneut eine Gewitterlinie kommen wird, auch mögliche Entwicklungen schon am Nachmittag wollte ich nicht ausschließen, hielt ich aber für eher unwahrscheinlich.
Nun, so unwahrscheinlich war's dann doch nicht, als gegen 16 Uhr westlich von mir eine recht heftige, stationäre Zelle im Raum Heidenreichstein stand.
Black and White
Die Zelle hielt sich bis zum Abend und nur kurz nach ihrem Absterben traf die Gewitterlinie aus OÖ ein, die im Grenzgebiet OÖ/NÖ eine Verstärkung zeigte.
Gemeinsam mit meiner Freundin begab ich mich also dann ein paar Kilometer Richtung Süden und wir positionierten uns knapp vor Waidhofen/Thaya.
Noch ein Bild von daheim aus:
Schon bei unserem Eintreffen kurz nach 18 Uhr erkannte man, dass da etwas sehr Fotogenes auf uns zukam
Die typischen "Regale" bzw. Stockwerke einer Shelfcloud waren zu sehen, viel Wind kündigte sich an, nicht umsonst meldeten Melk und Kremsmünster bereits Böen von über 110 km/h.
Die Bilder sind leider etwas dunkel geraten, es wurde mit Aufziehen der Shelfcloud doch für die Uhrzeit sehr finster.
Tiefhängende Wolkenfetzen (=Fracten) kamen zum Vorschein, und strichen mit einem ziemlichen Zahn über das Waldviertler Hügelland:
Von den Strukturen her erinnerte mich die aufziehende Zelle mit ihren Wolkenfetzen phasenweise an die Zelle vom Juni im NÖ-Alpenvorland, wo das steirische Chaserteam auch einen
Tornado festhalten konnte - es war schon sehr beeindruckend:
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt setzte ein Prozess ein, den ich so noch nie gesehen habe. Die Böenfront eilte dem Niederschlag voraus, bzw. zog der Niederschlag langsamer als die Wolken an der Vorderkante, wo auch der Windsprung saß. Somit setzt in unserer Bildergeschichte in wenigen Momenten Süd- bzw. Südweststurm ein, während es aber gänzlich trocken bleibt und der Regen erst etwa 15min später eintrifft! Und wie sich manche schon denken können - das hat der Linie nicht gut getan und sie schwächte sich durch den Outflow selber ab - man sah dies auch schön im Radarbild.
Es war ganz witzig, wir wollten gerade ein Stück weiter Richtung Osten flüchten, als wir plötzlich sahen, dass von Süden (!) her eine Staubwand auf uns zukam. Es war allerdings kein klassischer Staub, sondern viel mehr das Stroh von den frisch gedroschenen Feldern - auch so etwas hab ich schon lange nicht mehr gesehen.
Beim genauen Hinsehen sieht man rechts unter der tiefhängenden Wolke die Strohteilchen herumwirbeln
Der Sturm hielt dann doch für 10 Minuten an und führte auch zu ein paar Windschäden, etwa riss dieser Ast eines Apfelbaums ab, heute entdeckten wir im Wald einen umgeknickten Baum, zudem lagen auf den Straßen viele Blätter und kleinere Äste ( < 1 kg), aber nichts Tragisches war in meiner Gegend passiert. Im Vitiser Raum dagegen (also südwestlich von mir, Richtung Zwettl) gab es teils knappe 50 mm Niederschlag und die Sturmböen knickten dort etliche Bäume....
Raabs/Thaya meldete immerhin 89 km/h, Allentsteig 80 km/h. Wahrscheinlich gab es örtlich noch stärkere Böen.
Interessant auch: der riesige Gewitterkomplex mit der Shelfcloud am Vorderrand wandelte sich alsbald in einen MCS um, der sogar wie ein eigenes Tief gegen den Uhrzeigersinn zu rotieren begann. Es regnete dann noch eine Zeit dahin und 14 mm summierten sich bis Mitternacht.
------------------------
Heute Abend gegen 19:30h, meine Freundin fuhr gerade heim und machte mich darauf aufmerksam , zog eine Schauerlinie von Westen heran. Mit ihr gab es ein schönes Whale's Mouth zu sehen
Hoffe, der Bericht gefällt Euch
lg Mani
Der gestrige (Unwetter-)tag war ein weiteres sehr spannendes und fotogenes Highlight des Jahres 2012. Intensives Kartenschauen schon an den Vortagen lies mich zu der Meinung kommen, dass am 28. 7. 2012 gegen Abend wohl aus
Westen erneut eine Gewitterlinie kommen wird, auch mögliche Entwicklungen schon am Nachmittag wollte ich nicht ausschließen, hielt ich aber für eher unwahrscheinlich.
Nun, so unwahrscheinlich war's dann doch nicht, als gegen 16 Uhr westlich von mir eine recht heftige, stationäre Zelle im Raum Heidenreichstein stand.
Black and White
Die Zelle hielt sich bis zum Abend und nur kurz nach ihrem Absterben traf die Gewitterlinie aus OÖ ein, die im Grenzgebiet OÖ/NÖ eine Verstärkung zeigte.
Gemeinsam mit meiner Freundin begab ich mich also dann ein paar Kilometer Richtung Süden und wir positionierten uns knapp vor Waidhofen/Thaya.
Noch ein Bild von daheim aus:
Schon bei unserem Eintreffen kurz nach 18 Uhr erkannte man, dass da etwas sehr Fotogenes auf uns zukam
Die typischen "Regale" bzw. Stockwerke einer Shelfcloud waren zu sehen, viel Wind kündigte sich an, nicht umsonst meldeten Melk und Kremsmünster bereits Böen von über 110 km/h.
Die Bilder sind leider etwas dunkel geraten, es wurde mit Aufziehen der Shelfcloud doch für die Uhrzeit sehr finster.
Tiefhängende Wolkenfetzen (=Fracten) kamen zum Vorschein, und strichen mit einem ziemlichen Zahn über das Waldviertler Hügelland:
Von den Strukturen her erinnerte mich die aufziehende Zelle mit ihren Wolkenfetzen phasenweise an die Zelle vom Juni im NÖ-Alpenvorland, wo das steirische Chaserteam auch einen
Tornado festhalten konnte - es war schon sehr beeindruckend:
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt setzte ein Prozess ein, den ich so noch nie gesehen habe. Die Böenfront eilte dem Niederschlag voraus, bzw. zog der Niederschlag langsamer als die Wolken an der Vorderkante, wo auch der Windsprung saß. Somit setzt in unserer Bildergeschichte in wenigen Momenten Süd- bzw. Südweststurm ein, während es aber gänzlich trocken bleibt und der Regen erst etwa 15min später eintrifft! Und wie sich manche schon denken können - das hat der Linie nicht gut getan und sie schwächte sich durch den Outflow selber ab - man sah dies auch schön im Radarbild.
Es war ganz witzig, wir wollten gerade ein Stück weiter Richtung Osten flüchten, als wir plötzlich sahen, dass von Süden (!) her eine Staubwand auf uns zukam. Es war allerdings kein klassischer Staub, sondern viel mehr das Stroh von den frisch gedroschenen Feldern - auch so etwas hab ich schon lange nicht mehr gesehen.
Beim genauen Hinsehen sieht man rechts unter der tiefhängenden Wolke die Strohteilchen herumwirbeln
Der Sturm hielt dann doch für 10 Minuten an und führte auch zu ein paar Windschäden, etwa riss dieser Ast eines Apfelbaums ab, heute entdeckten wir im Wald einen umgeknickten Baum, zudem lagen auf den Straßen viele Blätter und kleinere Äste ( < 1 kg), aber nichts Tragisches war in meiner Gegend passiert. Im Vitiser Raum dagegen (also südwestlich von mir, Richtung Zwettl) gab es teils knappe 50 mm Niederschlag und die Sturmböen knickten dort etliche Bäume....
Raabs/Thaya meldete immerhin 89 km/h, Allentsteig 80 km/h. Wahrscheinlich gab es örtlich noch stärkere Böen.
Interessant auch: der riesige Gewitterkomplex mit der Shelfcloud am Vorderrand wandelte sich alsbald in einen MCS um, der sogar wie ein eigenes Tief gegen den Uhrzeigersinn zu rotieren begann. Es regnete dann noch eine Zeit dahin und 14 mm summierten sich bis Mitternacht.
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Heute Abend gegen 19:30h, meine Freundin fuhr gerade heim und machte mich darauf aufmerksam , zog eine Schauerlinie von Westen heran. Mit ihr gab es ein schönes Whale's Mouth zu sehen
Hoffe, der Bericht gefällt Euch
lg Mani