22.05.2009 - Schadensanalyse Tornado F2 T4 - Rannersdorf/Saß

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hansi170

Sonntag 31. Mai 2009, 21:50

Hi@all

Hiermit eröffne ich mal den Anaylse Thread des mittlerweile wohl sehr schwer verdächtigen Tornadoverdacht bei Rannersdorf in der Südsteiermark... Vorab einmal eine größere Karte wo dieser Ort überhaupt liegt:

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Durchgeführte Arbeiten:
- Zelle für verantwortlichen Schaden gechast am 22.5.2009
- Augenzeugen befragt am 28.5 bzw. 29.5.2009
- Vorort Waldbegehung + Fotos der Schäden gemacht - 29.5.2009
- Genaue Ortsbestimmung mittels GPS am 31.5.2009
- Flug über Schadensgebiet am 31.5.2009

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Nochmals zur Erinnerung wo ich mich mit meiner Schwester ungefähr befand. Luftlinie waren dies etwa 6km bis zum Schadensgebiet. Im Kreis eingezeichnet unser Standort und oben die Linie die vermutliche Tornadoschneise.

ebenfalls nochmals der Blick Richtung Nordosten...
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um 18:13 und 10 Sekunden

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um 18:13 und 30 Sekunden..

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und um 18:15...

müsste auch dieser Zeitpunkt gewesen sein wo es, da ein Augenzeuge mir berichtete dass er gegen 18:30 nachhause kam und bereits alles vorbei war. Der Feuerwehrkommandant aus Rannersdorf hat alles beobachtet aus einem Fenster und berichtete mir dass sich der Regen kreisförmig übers Dorf bewegt hatte und man Teile durch die Luft fliegen sah. Er meinte desweiteren dass es aussah wie ein Wirbelsturm ^^. Auch viele Häuser waren beschädigt, leider waren die meisten Schäden schon wieder behoben deswegen konnten wir was das betrifft nur mehr wenig fotografieren.

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In dieser Karte ist nun die Schneise eingezeichnet, sie ging sogar noch knapp aber mit bereits weitaus weniger Schäden über Rannersdorf drüber...

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bei Punkt 1 wie hier zu sehen begannen die Schäden mit Stammbrüchen und Entwurzelungen. Die Wurfrichtungen waren teilweise eine Linie entlang aber auch vor allem seitlich in andere Richtungen liegenden Bäumen...

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etwas weiter zu PUNKT 2 diese Bilder...

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bei Punkt 3 also schon ziemlich nahe am Dorf, etwas weniger Schäden aber immer noch ziemlich heftig.

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so und nun bei Punkt 4 angelangt befinden wir uns im Dorf Rannersdorf. Anhand der Schäden dürfte hier nun aber der Sturm um einiges schwächer schon gewesen sein dennoch reichte es für einiges...

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wie hier z.b dieser entwurzelter Obstbaum...

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oder dieser Hütte wo es denn kompletten Dachstuhl weggerissen hat. + ein rießiger Ast liegt auf der Hütte *oha*

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bei Punkt 5 angelangt befinden wir uns noch weiter im Dorf Inneren. Hier aber nahmen die Schäden rapide ab und die Schadenslaufbahn war zu Ende. Länge ca. 600 Meter.

So und heute schlußendlich flogen wir auch nochmals runter ins Schadensgebiet....

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Hier gerade unser Pilot Herr Johann Matzhold bei Startvorbereitungen.Ihm gilt wieder einmal herzlichen Dank ;)

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Diese Schneise heute war nicht gerade leicht zu finden weil sie wirklich sehr schmal war... aber hier bereits recht gut zu erkennen.

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hier noch etwas deutlicher...

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und hier etwas gezoomt wo man gut die gebogenen, geknickten und entwurzelte Bäume erkennt.

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Meiner Meinung nach großes Glück für (rechts im Kreis) Rannersdorf, weil dies hätte wie man im Wald gesehen hat weit aus schlimmer ausgehen können. Nicht zu denken wenn dies ein F3 oder F4 gewesen wäre....


So soviel von meiner Seite vorerst, dieser Thread dient ausschließlich der Analyse und wird demnächst mit Moglis Recherchen ergänzt...


Bis Bald!
Zuletzt geändert von hansi170 am Dienstag 9. Juni 2009, 13:10, insgesamt 7-mal geändert.
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Mathias
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Sonntag 31. Mai 2009, 22:11

Vorerst zur Analyse: *super* TOP


aufgrund der Schäden F1 (T3) sehr wahrscheinlich, aber ich würde auch T4 ned ganz ausschließen, was meinen die andern?
Auf jeden Fall helfen die Luftbilder extrem! (Danke nochmals Hansi und an den Piloten das ihr die möglichkeit dazu hattet!)

ansonsten ist nur zu sagen heftig!
War laut Radar (mit ein wenig Fantasie ;) ) auch deutlich Hookecho zu erkennen..
Liebe Grüße aus
Wien 1020
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Herfried
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Sonntag 31. Mai 2009, 22:57

Hochinteressant, Boden- und Luftbilder ergänzens ich heir ziemlich gut.

Also diese Art der kurvigen sehr schmalen Schneise, udn das teilweise massive Mikado lässt den Tornado schon sehr sehr wahrscheinoich erscheinen, dass die Lage zur Wolkenabsenkung passt macht es noch deutlicher. habt ihr auch einige Leute vor ort befragen können, wie es ablief?

Aber ehrlich gesagt nach deisen (und auch den Bidlern Moglis, die er mit geschickt hat) bin ich schon sehr sicher.

Nun ist die Stärke eine Frage...

Meiner Meinung nach war der Höhepuntk in, oder direkt vor Rannersdorf.
Um Fichten umzureißen braucht es gerade mal magere Orkanbören, wenn der Boden weich ist, udn das war er gewiss, nach dem vielen Regen der Tage davor. Die teilweise massiven Stammbrüche sind da schon derber, aber zwingenden T4 Schaden sehe ich im Wald icht wirklich, es gibt zu viele einzelne Bäume die doch stehen geblieben sind.

Die Obstbäume aber.... derb.
Der Nussbaum wurde nicht nur gelegt sondern auch fast Laubfrei geblasen, die Osbtbäume entweder gebrochen, oder wenn zu robust, aller Äste beraubt, ein nackter Stamm steht. Das sieht mir dann schon verdächtiger nach T4/F2 aus. Rein die Kleinheit des Sturms was das Glück, der zog zwischen die Häuser durch und erwischte nur diese (baufällige?) Scheune... Danach wohl Abschwächung... Da doch eingies an Dachschäden war laut Feuerwehr ist da T3-4 schon noch denkbar (Höhepunkt vermutlich auf diesem Obstfeld, bis zu den Häusern wieder schwächer).

Speziellen Dank auch dem Piloten!


PS.: (Danke Felix fürs Raussuchen) Das Zagreber Sounding dazu:

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steirerbua
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Sonntag 31. Mai 2009, 23:55

echt krass was da abgelaufen ist, jetzt kann man wirklich von einen Tornado ausgehen, dank deiner tollen Analysen, auch Herrn Matzhold gilt großen dank!!!
lg Klaus

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Hannes
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Montag 1. Juni 2009, 10:09

also den schadensbericht hast du spitze gemacht *top*

und die schäden sind enorm und sehr abgegrenzt,gehe auch von einen Rüssel aus der da gewütet hat

danke noch mal fürs driwa fliagn
lg Hannes
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storm212

Montag 1. Juni 2009, 10:25

Supa Analyse Hansi, Toll gemacht :)!!! *super* *top*
Also die Schäden sind schon arg *schock* !
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Herfried
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Montag 1. Juni 2009, 16:07

PS.: Hansi: Weißt du was ich nicht gut finde? Dass du gemeinsam mit jemanden was ausmachst, den Schaden gemeinsam besoichtigst, gemeinsam eure Gedanken drüber machst, ihr dann eine Vorgehensweise zum Veröffentlichen ausmacht....


....und du dich nciht dran hältst, dem Chasingpartner auf den Kopf sch....


Bist du dir sicher, dass dies eine besodners Gemeinschaftsförderliche Verhaltensweise ist? Du solltest dir klar sein, dass du mit solcherlei Verhaltensweisen ind er Südsteiermark bald ganz alleien Chasen und Dokumentieren wirst. Da machst du mal alles richtig, und hast nicht die Geduld 1, 2 Tage zu waerten, bis der Chasingpartner der gerade Rechenrprobleme hat, fertig ist und ihr gemeinsam posten könnt, so wie Vereinbart....
Udn schon wieder was falsch gemacht.... 1. sachlich weil nun noch Informationen fehlen, 2.) Menschlich, weil das Verhalten ganz gaga ist...


Der Rüffel kommt in aller Öffentlichkeit, weil nur so hoffe ich auf Lernbereitschaft. :-(
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Exilfranke1

Montag 1. Juni 2009, 16:12

*zustimm, Herfried*
hansi170

Montag 1. Juni 2009, 16:20

@Herfried Es wurde eigentlich nie gemeinsam richtig was ausgemacht. Ich habe recherchiert andere NICHT. Eher auf Zufall bin ich auf Herrn Norbl (Feuerwehr Rannersdorf) gestoßen (nach vielen Telefonaten) und als er mir seine Schilderungen mitteilte war es für mich klar dass ich mir das ansehen müsste. Bereits vormittags hab ich mich dazu entschloßen nach Rannersdorf zu fahren und Mogli hat sich zu Mittag dann bei mir gemeldet ob wir in die Südsteiermark fahren wegen Schäden. Erzählte ihm kurz dass ich bereits was gefunden hab und ich heute runterfahre. Er schloß sich an und wir fuhren zu zweit hinunter und nahmen die Schäden auf. Dennoch wenn ich nicht nochmal am Ende des Tages umgedreht hätte würde es kein einziges Schadensbild vom Dorf geben,wo letztendlich beinahe die wichtigeren Schäden zu finden waren. Gestern war ich dann auch in der Luft und ich hatte alle notwendigen Daten zusammen, ausgemacht war eigentlich auch nichts wirkliches bezüglich Bericht also hab ich meine Zusammenstellung online gestellt. Hr. Matzhold außerdem fand es nicht ok dass ich die Bilder sofort wieder weiterleite, was ich auch richtig finde immerhin kostete ihm der Flug 230 Euro.

Faktum: Wenn ich nichts gemacht hätte wäre der Fall auch ungeklärt geblieben oder wo möglich nie aufgekommen. Finde es also auch nicht verkehrt wenn ich dann mal meine Analyse mit fertigen Material hier poste.
Exilfranke1

Montag 1. Juni 2009, 16:29

Hr. Matzhold außerdem fand es nicht ok dass ich die Bilder sofort wieder weiterleite, was ich auch richtig finde immerhin kostete ihm der Flug 230 Euro.
Die Aussage verstehe ich nicht.
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Herfried
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Montag 1. Juni 2009, 16:31

Hansi: Ok. Die Argumente sind schlüssig... ABER: warum machst du es dann nicht gleich so aus / bestehst auf das Procedere?

Du hast eben mit Matthias was anderes ausgemacht....
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hansi170

Montag 1. Juni 2009, 17:58

@Herfried Stimmt es war ursprünglich was Ansatzweise geplant (aber auch nur weil ich am Schadensort bereits Vorschläge gebracht hab, die aber großteils ignoriert oder nicht klar zugestimmt wurden), nur nachdem von seiner Seite nie ein Vorschlag kam wie z.b setzen wir uns zusammen und arbeiten unser Material gemeinsam aus, ich aber alles fertig hatte entschloß ich mich gestern Abend dazu zu posten. Hauptsächlich deswegen weil Mogli meinte ich solle ihm schnell die Luftbilder schicken damit er alles fertig machen könne, dies empfand ich dann nicht mehr als ok. Sorry aber wenn ich das Gefühl hab dass es von Anfang an nicht Hand und Fuß hat, braucht man sich nicht wundern wenn der andere mal seinen schlüssigen Endbericht online stellt.

PS: Ich bin sehr beschäftigt in letzter Zeit also entweder klare Absprache Vorort oder jeder auf seine Art. Beinhart. Im Prinzip aber sollte dies fürn Verein gar keine Rolle spielen, denn in Vordergrund steht der Fall der nun wohl aufgeklärt wurde.
hansi170

Montag 1. Juni 2009, 22:42

@Felix Du wirst wissen dass so ein Flug mit hohen Kosten verbunden ist und daher sicherlich nicht selbstverständlich ist. Kurz nach unserer Landung bekam ich wie gesagt den Anruf ich solle die Fotos gleich weiterleiten dies empfand ich aufgrund der mangelnden Absprache bezüglich des Schadensanalyse Berichts sowie unser Pilot und auch Co Pilotin (als ich die Details ihnen schilderte) als nicht angebracht.
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Daniel Loretto
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Dienstag 2. Juni 2009, 09:02

Ich find die Analyse super, danke dafür!
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Liebe Grüße von Daniel aus Rabnitz bei Kumberg


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meister_k
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Dienstag 2. Juni 2009, 09:23

ich finds auch sehr gut dokumentiert. und der überblick von oben ist schon super, die schneise ist echt schön zu erkennen
lg
Wolfgang
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Mortimer
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Dienstag 2. Juni 2009, 15:09

Meiner Meinung nach F1/T3 - oberflächennahes Wurzelwerk der Fichten (klar), aber auch der umgerissenen Obstbäume deuten keine besonders gute Standfestigkeit an; die zerlegte Birne (?) ist eher windempfindlich, also für mich auch kein F2/T4 Indiz; die Stammbrüche bei den Fichten sind bei dem HD-Verhältnis und der hoch angesetzten Krone kein Wunder, würde mich interessieren wie Martin Hubrig die Sache einschätzt ...

Sofern die Schäden alle zur gleichen Zeit enstanden sind (wovon ich nach den Fotos mal ausgehe), tippe ich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Tornado.

lg
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nadjap
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Dienstag 2. Juni 2009, 15:31

Die Analyse finde ich top gemacht!
Klosterneuburg-Scheiblingstein, 487 m (gemessen mit NÖGIS), Wienerwald, Bezirk Wien Umgebung


http://www.fotografie.at/galerie/nadjap
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Dienstag 2. Juni 2009, 16:22

Danke für diese umfassende Analyse!

Liebe Grüße!
Werner
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Matthias
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Dienstag 2. Juni 2009, 23:20

Schadensanalyse – Teil 2

Nochmals zur Erinnerung:

Wie von Hansi beschrieben, hat er am 22. Mai eine astreine Funnel abgelichtet.
Nachdem auch bei einer Funnel, der noch dazu recht weit unten war, von Schäden auszugehen ist, hat Hansi über Connections bzw. auch durch „Zufall“ von den Schäden in Rannersdorf und Umgebung erfahren.

Nach ein paar Mal telefonieren und Abstimmung und Abwarten der windträchtigen Kaltfront am Freitag ging es dann runter nach Rannersdorf, wo die Schäden vermutet wurden.
Glücklicherweise hat Hansi noch die Telefonnummer eines Einheimischen gewusst, dieser dann einen Waldbesitzer angerufen, durch dessen Besitz die vermeintliche Schneise zu finden war.

Am PUNKT der Schneise ist aufgefallen, dass hier eher mäßig bis starker Regen gefallen ist, südlich und westlich davon jedoch enorme Mengen.

Wie für einen Tornado bei dieser Wetterlage und Strömung üblich, verlief die Schneise von WNW nach OSO, wobei die Haupt-Wurfrichtung der Bäume in Richtung OST war.
Ein relativ großer Anteil an „Mikado-Würfen“ wurde festgestellt und auch ungewöhnliche und für Downburst/Microburst nicht übliche Schäden konnten festgestellt werden.

Weiters bemerkenswert war, dass die Schneise zwischenzeitlich unterbrochen war und teilweise ein S-Muster aufgewiesen hat. Die Schneise an sich war selten breiter als 80m.

Die Schadensanalyse an sich:

Nachdem Hansi sich eher auf die großflächigen Schäden konzentriert hat, habe ich versucht, die „ungewöhnlichen“ und für Tornados markantern Muster herauszuholen, ich hoffe, dies gelingt einigermaßen ;)

BILD 1+2:
Gleich nach Einfahrt in den Wald konnte ich an den Wipfeln der Laubbäume in dem Graben eher ungewöhnliche „snapped-off“-Schäden feststellen.

Während große Teile der Bäume unversehrt sind, wurden die Wipfeln abgerissen (siehe Markierung) und lagen am Boden herum. Die Abgrenzung der Schäden war an sich sehr scharf.

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BILD 3:
Bemerkenswert kurz nach Einfahrt in den Wald.
Der obere Teil des Laubbaumes fast laubfrei, während nur wenige Meter daneben kein Laubverlust an den Ästen feststellbar war.

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BILD 4+5:

Baumschäden im Detail.
Teilweise „abgedrehte“ und zerfaserte, abgerissenen Baumteile, mit interessanten Schadensmustern.

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BILD 6+7:

Es wurden auch an sich sehr robuste und widerstandsfähige Bäume entwurzelt, wie diese Buche. Die Wurzeln im Außenbereich des Ausrisskegels wurden abgerissen, der Stammdurchmesser an der Sohle des Baumes betrug in etwa einen Meter, auf mittlerer Höhe noch immer 80cm.
Weder der Stamm, noch die Wurzeln wiesen schadhafte Stellen auf, noch war die Erde im Wurzelbereich erhöht feucht oder gar sumpfig.
ALLGEMEIN ist/war der Wald und die entwurzelten, abgerissenen und beschädigten Bäume zu 90% in einem sehr guten Zustand. Keinerlei Fäule, Pilzbefall oder übermäßige Feuchte im Untergrund…

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BILD 8

Beginn der Schadensschneise – Roter Kreis im Hintergrund, hier begann die Schneise an sich.
Auch kurz nach Beginn der Schneise schon mikado-artige Würfe, abgerissene Bäume und Entwurzelungen. Man achte auch auf die teilweise in 2/3-Höhe befindlichen abgerissenen Bäume.

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BILD 9:

Kuriosum, die erste:
Ein abgerissener Baum liegt rund 6 Meter halb-entgegen der Haupt-Wurfrichtung. Im Hintergrund der weitere Verlauf der Schneise – wieder mit ¾-Höhe-abrissen.

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BILD 10+11:
Hier liegt eine abgerissene Fichte mit 40cm Durchmesser jedoch nur wenige cm neben dem Stamm…

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BILD 12+13:
Später erste entdeckt – ganz am Beginn der Schadensschneise befindliche – Abrisse bzw. Verwirbelungs-bedingte Entlaubung ganz oben – aber eben NUR ganz oben, nichts Rechts, nix Links… nur DA.

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BILD 14+15:

Nächstes Kuriosum:
Abgerissener Baumteil liegt ENTGEGEN der Zugrichtung… diesmal auch mehr als deutlich zu erkennen – Frage, WIE das möglich ist – meiner Meinung nach würde sich dadurch der Tornadoverdacht mehr und mehr erhärten…

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BILD 16:
Durch Zufall entdeckter Blitzschaden an einem Baum ;)

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BILD 17+18:
Weitere Mikado-artigen Schäden im Wald… tw. liegen die Bäume 180° entgegen der Zugrichtung!

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BILD 19:
Hier müssen enorme Kräfte am Werk gewesen sein, nicht der einzige Baum, der von den Waldbesitzern entfernt werden musste… die Schäden sind tw. enorm.

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BILD 20:
…….Mikado, die x-te.

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BILD 21:
Interessantes Abrissmuster an einem Baum.

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BILD 22:
Ein „Gesamtfoto“ der Verwüstung will ich euch jedoch nicht vorenthalten:

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BILD 23:
Wieder ein interessantes Abrissmuster an einem Baum, sauberer Schnitt, abgedreht und zerfasert.

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BILD 24:

DAS war wohl das Kuriosum der ganzen Schadensaufnahme!
Abgerissener Baum, Zurichtung nach RECHTS, jedoch liegt der eine Teil nach UNTEN und der abgerissen Teil selbst hinter dem Stamm… sehr verdächtig… und auch interessant!
Die Bäume nebenan – KEINE der nur wenig Schaden… *grübel*

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BILD 25:
Selbst stattliche Bäume hats einfach auf 1m-Höhe umgerissen;
Dank hier an Hansi für den darstellenden Größenvergleich, enorme Kräfte, wie gesagt…

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BILD 26:
…keine Ahnung, wie das entstanden ist, aber da ist nicht einmal ein Erdballen an der Wurzel geblieben. Wie an Ort und Stelle nach oben gehoben und dann fallen gelassen – passt einfach nicht zu einer „klassischen“ Entwurzelung!

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BILD 27:
Weiter geht die Schadensschneise – räumlich SEHR begrenzt, aber dort eben sehr heftig. Wieder diese „snapped-off“-Schäden.

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BILD 28:
Wieder abgedreht…

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BILD 29 – und das letzte:
…da hab ich den Baum dazu nicht gefunden, wo der Teil abgerissen wurde.
Scheint eher ein Wipfel zu sein – aber WOHER?

…wer den dazu gehörenden Baum findet – bitte melden :D

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Exilfranke1

Dienstag 2. Juni 2009, 23:32

Danke für die ausführliche Ergänzung Mogli, insbesondere die Detailaufnahmen sind sehr interessant.

Tornado zu 100% bestätigt.

F1-T3 ebenfalls, ob T4 kann ich nicht beurteilen. Habe Martin Hubrig angemailt.
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Herfried
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Dienstag 2. Juni 2009, 23:37

Das sind sehr interessante weitere Details, der stark entlaubte Baum hats mir besodners angetan, insbesondere, weil da nun eine Menge Fichtenäste drinnenhängen (entweder mit Wucht reingeblasen, doer von oben runtergefallen).

Dass es Baumteile teils um einige Meter, auch gegen die zugrichtung vertrug ist spannend, ebenso ein Stärkeanzeichen wie dieses extreme Abreißen von Bäumen auf halber Höhe (je schneller und härter die Böe zuschlägt, desto eher, ist per se kein Tornadozeichen aber ein Stärkezeichen). Tornadoverdächtig die scharfe Agrenzung. Ebenfalls Stärkezeichen zie ferzledderten Holzteile, nicht einfach gerade gebrochen, sodnern noch richtig zerdrückt.

Ein Torsionsbruch alleine macht keinen Tornado, da auch Unwucht durch ungleichmäßige Äste Rotation reinbringt, die menge an Rotationsbrüchen aber verdächtig und zum kleinen Tornado passend.

Der Baum ohne Erdreich an den Wurzeln, da war wohl wirklich schlicht die Erde zu weich, cdie Wurzeln konnten herausgezogen werden... Sehen auch nicht allzu robust aus, das war schlicht ein leichtes Opfer. Einzelne Trümmer gegen die Zugrichtugn erkläre ich mir dabei auch nciht immer nur durch die Rotation, aber durch die Wucht der extremen Böe, und als der Baum brach, das überspannte Holz splitterte, RUMMS, federn Teile zurück...


Schöne Grüße Herfried
Schöne Grüße aus Mühldorf bei und 100 m über Feldbach, Herfried Spät-Schneefrosch 2011 und 2020 ex aequo, früh 2021, Eisfrosch 2020
hansi170

Dienstag 2. Juni 2009, 23:39

Spitze :) Perfekt fertiggestellt nun diesen Fall Matthias. Nun fügt sich ein wunderbares Gesamtbild zusammen besser gehts wohl gar nicht. ^^
hansi170

Dienstag 2. Juni 2009, 23:47

So großen Dank an Martin Hubrig für diese schnelle Antwort, er meint folgendes:
Forstexperte hat geschrieben:Hallo Hansi,

Hier ist für mich der Sachverhalt allein aufgrund des Schadensbildes so gut wie eindeutig. Sehr schmale, längliche Schneise, sicher mehr als 10x so lang wie breit. Immer wieder uneinheitliche, stark abweichende Fallrichtungen von Bäumen oder Baumteilen, bevorzugt konvergent (aufgrund der geringen Breite meistens kreuzweise), die sich im durch nicht-tornadische Winde auch mit der Geländemorphologie kaum - in dieser Ausprägung eigentlich nicht - erklären lassen.

Dazu kommt die Aussage des Feuerwehrkommandanten aus Rannersdorf und die von hansi170 fotografierte Trichterwolke, die in Kombination mit den aufgetretenen Schäden für mich nur einen Tornado als Hauptverursacher der Schäden zulassen.

Die max. Intensität stufe ich in den oberen T3-Bereich, aber noch nicht in T4 - nur aufgrund dieses einen Obstbaumbildes
http://img268.imageshack.us/img268/5030/cimg0652.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;
(in Krone zerissener Birne) will ich noch nicht T4 vergeben – dazu sieht mir dieser im Zweifel nicht fest genug aus.

Bei den Waldbäumen hat es keine besonders festen gebrochen oder geworfen – daher auch hier nur T3. Entweder waren die Bäume (v. a. Fichten) aufgrund der bereits von Mortimer beschriebenen Parameter etwas windwurfanfällig und wurden geworfen oder gebrochen oder die Standorte nass und labil – was Flachwurzeligkeit und damit ebenfalls erhöhtes Windwurfrisiko (auch bei Laubbäumen) zur Folge hatte.

Viele Grüße, Martin
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meister_k
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Mittwoch 3. Juni 2009, 07:15

danke auch dir für die tolle schadensanalyse mogli *top* die indizien sprechen eine sehr deutliche sprache würd ich sagen...
lg
Wolfgang
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Wetterwerte Naarn, Werte nicht normiert

Link zu meiner Fotogalerie auf fotografie.at
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Daniel Loretto
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Mittwoch 3. Juni 2009, 09:08

Großes Lob von meiner Seite an die Beteiligten, top Analyse *top* *super*
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Liebe Grüße von Daniel aus Rabnitz bei Kumberg


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