Fragen zur Bewölkung

z.B. Halo, Temperaturprofil bei Strahlungsnacht, Alpines Pumpen, ...
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dubstep
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Sonntag 18. Mai 2014, 23:46

Leider bin ich ein absoluter Wetterlaie (ich weiß nichteinmal, ob die Frage überhaupt so richtig formuliert ist oder für einen Profi Sinn ergibt ... egal), jedoch würde mich die Antwort auf folgende fünf Fragen trotzdem interessieren. Ich stellle sie mir immer wieder - ohne jedoch eine Antwort darauf zu haben.

1) Ist „Bewölkung“ echt so extrem dynamisch? Also nicht immer, jedoch oft kann man zum Beispiel an der INCA-Vorhersage der ZAMG bezüglich Bewölkung sehen, dass sich die Bewölkung von einer Viertelstunde auf die nächste komplett wandelt. Also man sieht es richtig – war es um zum Beispiel 16:00h noch wolkenlos, so kann es durchaus sein, dass es um 16:15h schon bedeckt ist. Geht dies echt so rasch? Ist Bewölkung echt so unvorhersehbar, weil so extrem dynamisch und rasch wandelnd?

2) Wir konnten es die letzten Tage beobachten. Der Himmel ist über Tage bedeckt. Gleichzeitig hat die Sonne schon eine enorme Kraft! Hat dies eigentlich eine Auswirkung? Die Sonne scheint mittlerweile mit einer großen Kraft auf die ausgedehnte Wolkenschicht und kommt nicht durch. Erwärmt sich dadurch nicht der Bereich oberhalb der Wolkenschicht nicht überdurchschnittlich stark? Hat dies gar keine Auswirkungen? Zwischen dem "kühlen" Bereich unterhalb der Wolkenschicht und dem "erwärmten" Bereich oberhalb der Wolkenschicht muss es doch eine Temperaturdifferenz geben.

3) Es mag nur eine subjektive Beobachtung sein, aber nimmt die Bewölkung generell zu? Also gibt es eine Statistik, die vielleicht belegt, dass die Anzahl der wolkenlosen Stunden/Tage bei uns abnimmt? Mir kommt dies jedenfalls so vor. So wirklich wolkenlosen Himmel haben wir ja nicht gerade oft.

4) Wie kann es sein, dass im Winter oft tagelang wolkenlos stabil ist, während es zu den restlichen Jahreszeiten (auch im „schönen“ Sommer) immer recht wechselhaft bezüglich Bewölkung ist? Hat dies etwas mit Luftdruck und Luftfeuchte zu tun?

5) Ist es nur ein subjektiver Eindruck, dass in der warmen Jahreszeit in unseren Breiten oft am Vormittag wolkenlos und sonnig ist und sich – je länger der Tag fortschreitet – die Bewölkung immer mehr zunimmt?

Vielen Dank euch schonmal! *top*
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Bachfan
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Montag 19. Mai 2014, 02:12

dubstep hat geschrieben: 3) Es mag nur eine subjektive Beobachtung sein, aber nimmt die Bewölkung generell zu? Also gibt es eine Statistik, die vielleicht belegt, dass die Anzahl der wolkenlosen Stunden/Tage bei uns abnimmt? Mir kommt dies jedenfalls so vor. So wirklich wolkenlosen Himmel haben wir ja nicht gerade oft.
Für die Entwicklungen von Bewölkung und Sonnenscheindauer gibt es bedeutende saisonale Unterschiede. für welche Jahreszeit und welche Region soll deine Beobachtung gelten?
Liebe Grüße :)

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dubstep
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@Bachfan: Eigentlich interessiert es mich nur für Wien. Dabei ist der Sommer sicher interessant. Im Winter scheint es oft tagelang stabil u wollenlos - im Sommer kommt dies echt selten vor - so zumindest mein Empfinden.
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ManuelW4
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Montag 19. Mai 2014, 23:50

2) Wolken erscheinen von oben weiß und daher wird der Großteil der Sonnenenergie sofort wieder ins Weltall zurückreflektiert. Nur ein kleiner Anteil (der im Sommer höher ist) wird von den Wassertröpfchen absorbiert und kann in Wärme umgewandelt werden. Noch dazu kommt, dass selbst bei absoluter Bedeckung ein bisschen Strahlungsenergie zum Boden durchkommt, der sich dadurch erwärmt und von unten ebenfalls Wärme abstrahlt. Daher löst sich zB. Hochnebel im Winter nicht, im Frühjahr/Sommer dagegen zu 99% immer auf. Auf höher liegende Wolken hat das allerdings kaum Einfluss, da die vom Boden ausgehende Erwärmung nicht so weit nach oben reicht und Luft an und für sich sehr durchlässig für Sonnenenergie ist und sich die freie Atmosphäre nur aufgrund von Sonneneinstrahlung temperaturtechnisch kaum verändert.

4+5.) Stichwort Konvektion - die ist im Winter ob der schwachen Sonneneinstrahlung kaum vorhanden und daher gibt es Quellwolken (und die meinst du wahrscheinlich in deinen Fragen) hauptsächlich im Sommerhalbjahr. Am Vormittag ist es bei Hochdruckwetter in der Regel noch zu kühl für Quellwolkenbildung, es existiert aber bereits eine Blauthermik. Erst wenn die Auslösetemperatur erreicht wird, werden die Quellwolken dann auch sichtbar. Im Winter passiert das eigentlich nur, wenn in der Höhe sehr kalte Luft und damit ein ausgeprägter Temperaturgradient in der Atmosphäre vorhanden ist - und das geschieht wohl weniger oft als Quellwolkenbildung infolge tagesbedingter Konvektion im Sommer.
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ManuelW4 hat geschrieben:2) Wolken erscheinen von oben weiß und daher wird der Großteil der Sonnenenergie sofort wieder ins Weltall zurückreflektiert. Nur ein kleiner Anteil (der im Sommer höher ist) wird von den Wassertröpfchen absorbiert und kann in Wärme umgewandelt werden. Noch dazu kommt, dass selbst bei absoluter Bedeckung ein bisschen Strahlungsenergie zum Boden durchkommt, der sich dadurch erwärmt und von unten ebenfalls Wärme abstrahlt. Daher löst sich zB. Hochnebel im Winter nicht, im Frühjahr/Sommer dagegen zu 99% immer auf. Auf höher liegende Wolken hat das allerdings kaum Einfluss, da die vom Boden ausgehende Erwärmung nicht so weit nach oben reicht und Luft an und für sich sehr durchlässig für Sonnenenergie ist und sich die freie Atmosphäre nur aufgrund von Sonneneinstrahlung temperaturtechnisch kaum verändert.

4+5.) Stichwort Konvektion - die ist im Winter ob der schwachen Sonneneinstrahlung kaum vorhanden und daher gibt es Quellwolken (und die meinst du wahrscheinlich in deinen Fragen) hauptsächlich im Sommerhalbjahr. Am Vormittag ist es bei Hochdruckwetter in der Regel noch zu kühl für Quellwolkenbildung, es existiert aber bereits eine Blauthermik. Erst wenn die Auslösetemperatur erreicht wird, werden die Quellwolken dann auch sichtbar. Im Winter passiert das eigentlich nur, wenn in der Höhe sehr kalte Luft und damit ein ausgeprägter Temperaturgradient in der Atmosphäre vorhanden ist - und das geschieht wohl weniger oft als Quellwolkenbildung infolge tagesbedingter Konvektion im Sommer.

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Bachfan
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dubstep hat geschrieben:@Bachfan: Eigentlich interessiert es mich nur für Wien. Dabei ist der Sommer sicher interessant. Im Winter scheint es oft tagelang stabil u wollenlos - im Sommer kommt dies echt selten vor - so zumindest mein Empfinden.
Im Sommer hat die Anzahl der Sonnenstunden in Wien seit 1980 deutlich zugenommen. Der Abschnitt von Mitte der 1950er Jahre bis 1980 war dagegen überwiegend durch sonnenscheinarme Sommer gekennzeichnet. Gerade die Sommer 2013 und 2003 sind auch im langjährigen Vergleich als sehr sonnenreich einzustufen. Im Winter ist die Anzahl der Sonnenscheinstunden in Wien seit den späten 1980er Jahren dagegen rückläufig.

Quelle und Näheres unter: http://www.zamg.ac.at/histalp/dataset/station/csv.php
Da kann man sich auch sehr anschauliche Diagramme zeichnen lassen :) Kann ich nur weiterempfehlen

PS: Zunehmende Sonnenscheindauer muss allerdings nicht unbedingt mit einer Abnahme von Bewölkung einhergehen. Die Bewölkung könnte sich rein theoretisch auch einfach in die Nacht "verschoben" haben.
Zuletzt geändert von Bachfan am Dienstag 10. Juni 2014, 23:37, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße :)

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Bachfan
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Achja, wenn man dem angegebenen Link folgt, dann ist die Station Admont ausgewählt, für die nur Temperatur und Niederschlag verfügbar sind. Wählt man da Wien - Hohe Warte aus, sind auch Luftdruck und Sonnenscheinstunden verfügbar.
Liebe Grüße :)

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