16.07.2018 Untersteirische Superzellenstraße mit gewaltiger Abendstimmung

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jfk
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Registriert: Samstag 30. Juni 2012, 21:15
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Dienstag 17. Juli 2018, 12:56

Hallo:

Am gestrigen Montag war es wieder soweit - das "Chasingteam Südsteiermark" war wieder unterwegs. Neben den üblichen Chasern (Harald Kessler (@hhkes), Thomas Pfeifhofer (@ThomasPf) und mir) hatten wir gestern einen bekannten Gast dabei: Der Meteorologe Georg Pistotnik begleitete uns. Die Wetterlage war allerdings eine eher seltsame: Keine Front mit präfrontalen (Super)-Zellen im SE sollte es sein, sondern der Vorbeizug eines (Höhen?)-Tiefs im Süden.

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Trotzdem erwarteten wir, dass es an diesem Nachmittag zu Gewittern in unserem Chasinggebiet kommen wird. Jedoch fehlte am frühen Nachmittg v.a. in Slowenien die Einstrahlung, was Temperaturen und Taupunkte in den Keller trieb. Gegen 15:30 Uhr näherten sich erste gewittrige Schauer aus dem Murtal in Richtung südlicher Steiermark. Nachdem auch der "Schlatz" in SLO weitestgehend verschwunden war, standen die Chancen schon deutlich höher, dass sich Gewitter bilden werden.

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Um ca. 16:15 Uhr trafen wir alle gemeinsam beim Airport Graz ein und beobachteten die Lage... ;)

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Zellen, die sich aus NW näherten, gingen aber recht rasch ein. Doch im SW entwickelten sich immer wieder neue, kurzlebige Zellen, bei denen es nur eine Frage der Zeit war, bis sich eine stärker ausbilden und zu einer Superzelle heranwachsen würde.

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Aufgrund dieser Entwicklung beschlossen wir, nach Süden aufzubrechen. Den nächsten Stopp gab's bei St. Veit am Vogau, wo wir zuerst ein Eis konsumierten. Als wir gegen 17:30 Uhr unseren Aussichtspunkt wieder erreichten, stand sie schon da. Eine erste Superzelle.

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Auch am Radar sah man die rasche und heftige Entwicklung der Superzelle:

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Da der Abstand zur Zelle und v.a. zum nachhängenden Niederschlagsbereich immer kleiner wurde, fuhren wir weiter nach Süden nach Pesnica (in der Nähe von Maribor). Die Zelle, die zwischen starken, superzell-ähnlichen Ausprägungen und Schwächeperioden schwankte, wies eine starke Süd-Tendenz auf. In Richtung E ging gar nix, der Deckel war anscheinend zu stark.

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Auch in Pesnica war der Abstand bald zu klein, es ging weiter zum Airport Maribor. Auf der Autobahn A1 konnte ich die, zu diesem Zeitpunkt sehr stark ausgeprägte Zelle, mit heftigem Downburst über Maribor festhalten:

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Am Airport angekommen, erkannten wir, dass sich weiter im SW auch eine zweite Zelle gebildet hatte. Jedoch fiel unser Augenmerk vorerst wieder auf unserer "Stammzelle", welche auch zu diesem Zeitpunkt eine Superzelle war (ca. 18:15 Uhr):

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Die beiden Zellen vereinigten sich kurz darauf, nahmen sich gegenseitig die Energie weg und schwächten sich ab.

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Wir beschlossen, über die A4 Richtung Ptuj zu fahren, da wir unsicher waren, ob es eine der Zellen doch Richtung E schaffen würde. Bald aber sahen wir, dass das nicht der Fall war, und fuhren von der Autobahn bei Hajdina/Kidričevo ab und über die Bundesstraße Richtung Slovenska Bistrica. Auf dem Weg dorthin machten wir kurz halt, um die aktuelle Situation zu dokumentieren. Es sah nicht besonders gut aus, alle Zellen waren am Sterben (18:45 Uhr)...

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Jedoch sahen wir, dass im Hintergrund der vor uns liegenden, sterbenden Zellen immer Blitze zu sehen waren. Der Blick auf's Radar bestätigte, dass dies starke Zellen im N von Celje waren. Kurzerhand beschlossen wir, wieder auf die A1 aufzufahren und begaben uns weiter Richtung Celje.

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Den nächsten Stopp gab's bei Trnovec pri Dramljah. Dort sahen wir bereits massive Quellungen vor uns (ca. 19:20 Uhr):

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Die Zelle entwickelte sich stark und zeigte wieder Superzellen-ähnliche Strukturen:

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Eine sehr junge und verspielte Katze ließ sich von der herannahenden Superzelle nicht beeindrucken, da waren Heuschrecken und ähnliches Getier schon spannender :D

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Da auch diese Zellen sehr stark nach Süden ausscherten und sich die stärkste Zelle bei Celje befand, ging's schnell in diese Richtung weiter. Die vor uns entstandene Superzelle schwächte sich in der Zwischenzeit wieder ab:

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Kurz vor Celje führt die Autobahn genau Richtung W, wir fuhren also sehr knapp am Aufwindbereich vorbei. Vor uns entwickelte sich nun explosionsartig eine der stärksten Zellen an diesem Tag, etwas westlich von Celje. Von der Autobahn aus sah man schon heftige Strukturen (ca. 19:45 Uhr):

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Leider steckten wir zu diesem Zeitpunkt in der Innenstadt von Celje fest, dennoch gelang zumindest eine Aufnahme relativ gut. Die Zelle war mit Sicherheit eine kurzlebige Superzelle (ca. 19:50 Uhr):

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Danach wagten wir einen Core-Punch in Richtung Ljubljana, zuerst auf der alten Bundesstraße nach Medlog, dann auf der A1 Richtung Žalec. Die Zelle verzog sich aber sehr schnell nach Süden, sodass zum Glück kein Hagel im Downburst war, sondern "nur" Starkregen und etwas Wind.
Danach ging's über die Autobahn nach Hause. Auf der Rückseite entwickelte sich durch die wieder hervorkommende Sonne eine wunderbare Abendstimmung, ein wahres Feuerwerk an Farben und auch einen hübschen Regenbogen gab's zu sehen. Alle Fotos entstanden zwischen 20:15 Uhr und 20:45 Uhr entlag der A1 zwischen Žalec/Celje und Slovenska Bistrica:

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Alles in Allem ein sehr spannender Chasingtag! Danke sowohl an Thomas, der auch noch weitere Bilder/Videos hochladen wird, sowie an Georg, der uns mit seinem Fachwissen sehr gut unterstützen konnte. Ein großes Danke gilt auch Papa Harald für's Fahren!
Zuletzt geändert von jfk am Dienstag 17. Juli 2018, 20:29, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, Johannes,
Pernegg an der Mur (Bez. Bruck-Mürzzschlag (ca. 10 km südlich von Bruck an der Mur))
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Herfried
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Dienstag 17. Juli 2018, 13:56

Klasse erwischt!
Schöne Grüße aus Mühldorf bei und 100 m über Feldbach, Herfried Spät-Schneefrosch 2011 und 2020 ex aequo, früh 2021, Eisfrosch 2020
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Matthias
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Dienstag 17. Juli 2018, 13:58

Super erwischt!

...ich habs mir noch gedacht - EH KLOA, geht genau NACH der Grenze so richtig "auf"... Gut dawischt (Y)
Regenbogen und Abendstimmung natürlich das i-Tüpferl.
lg,
Matthias

8072 Fernitz-Mellach, Graz-Umgebung

Wetterstation Fernitz: http://www.awekas.at/de/instrument.php?id=14717
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nuntius
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Dienstag 17. Juli 2018, 21:14

Super Bericht und klasse Bilder! *super*
Standort: Südburgenland - 47°9'35''N 16°17'20''E - 263m ü.A.
Feuerfrosch 2019, ex aequo Schneefrosch 2021, Schneefrosch 2022 h.c.
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Feli
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Dienstag 17. Juli 2018, 21:57

wieder mal eine klasse dokumentation! hat sich ausgezahlt - tolle bilder :-)
liebe grüsse
(die) Feli
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Aschach/Steyr/OÖ 435m, Wetterstation: Davis Vant-Vue
I took a heavenly ride through our silence, I knew the waiting had begun. And headed straight into the shining sun -D. Gilmore
Schneefrosch 2017/2023
Eisfrosch 2020/21
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hhkes
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Wohnort: Feldkirchen bei Graz

Dienstag 17. Juli 2018, 22:53

Danke für die ausgezeichnete Doku, Johannes *bravo* *super*
Hier noch ein Bild von Suzana Galun (via neurje.si) aus Maribor, die die von den Slovenske Gorice ins Drautal einbrechende SZ festgehalten hat:

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Hagel gab's diesmal zum Glück wenig, am stärksten noch weiter südlich/südöstlich im Gebiet um Novo Mesto:
https://de-de.facebook.com/Stormchasers ... 806527263/

LG, Harald
FG, Standort Feldkirchen bei Graz
CM, Standort Campus MedUni Graz
Patrick.
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Mittwoch 18. Juli 2018, 05:35

Grenz genial im wahrsten Sinn des Wortes - *gewitter1* *super* *super* *super*
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jfk
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Mittwoch 18. Juli 2018, 08:47

Danke Euch! *top*

Hier ein Bericht eines slowenischen Kollegen aus dem Drautal:

http://forum.zevs.si/index.php/topic,6763.0.html
Liebe Grüße, Johannes,
Pernegg an der Mur (Bez. Bruck-Mürzzschlag (ca. 10 km südlich von Bruck an der Mur))
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Bachfan
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Donnerstag 19. Juli 2018, 00:20

Nettes und interessantes Chasing! :)
Liebe Grüße :)

1130-Wien auf 210 m Seehöhe
https://www.gabrielstrommer.com/
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ThomasPf
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Wohnort: Hart bei Graz/ Ragnitztal

Freitag 20. Juli 2018, 00:08

Super Bericht, Johannes! *top* *super*

Ja es war mir auch eine Freude mit Euch, Harald, Johannes und Georg gemeinsam Gewitterzellen zu chasen. :)

Hier ergänzend ein paar Bilder von mir mit wenigen Kommentaren:

Die noch sehr schwache Zelle über der Koralpe, vom Airport Graz-Thalerhof aus:
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A9-Abfahrt Kalsdorf. Die Koralm-Zelle sieht weiterhin noch nicht spektakulär aus:
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Asperitas-Wolkenformationen nach Osten hin:
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Superzelle über dem Remschnigg, von St.Veit am Vogau aus beobachtet. Dieses Gewitter ging aus einer Zelle südlich von Deutschlandsberg hervor, welche sich plötzlich verstärkte:
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bei Pesnica:
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Mammaten gegen Osten:
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3 Zellen, welche darum kämpften Superzellen zu sein, nebeneinander beim Pohorje und dem benachbarten Drautal. Beobachtungspunkt Airport Maribor:
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Bei Cirkovce. Die Zellen über dem Pohorje schwächeln:
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Nach der Weiterfahrt nach Trnovec pri Dramljah. Neue fotogene Zellen, westlich der alten:
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Bei Celje. Das sieht wieder nach Superzelle(n) aus:
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Regenbogen und Abendstimmung gewitterrückseitig bei Draža vas:
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Zum Abschluss noch ein kurzes Handyvideo, dass ansatzweise die Blitzaktivität der schon weiter entfernten Zellen zeigt:



LG.

Kamera: Canon EOS 400D, Objektiv: 18-135 mm
Liebe Grüße,
Thomas.


Hart bei Graz, Ragnitztal 47°4'25''N, 15°31'1''E, 418m ü.NN, bzw.
Graz Innere Stadt 47°04'12''N, 15°26'26''E, 353m ü.NN


Meine Fotoalben
nadal
Beiträge: 688
Registriert: Dienstag 20. Juli 2010, 20:22
Wohnort: Trofaiach (Bezirk Leoben)/ Steiermark

Montag 23. Juli 2018, 13:13

Sehr schön!! *bravo* *super*
Freundliche Grüße, Daniel

Wohnort: Trofaiach (Bezirk Leoben)/ Obersteiermark, Seehöhe: 695m.
Wetterstation: Davis Vantage Vue (seit 27.12.2014)

FEUERFROSCH 2014 & 2016
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