Wetterdiskussion Juni 2019

Diskussionen rund um Kurz- & Mittelfristprognosen und Wetterentwicklungen
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Bachfan
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Mittwoch 12. Juni 2019, 16:50

rudolf hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 15:23
Das die Hitzewelle die Schneemassen über 2000m schneller schmelzen lassen, hat sogar den hydrografischen Dienst überrascht!
In Tirol gibt es momentan eigentlich keine Hitzewelle. Selbst in Innsbruck blieb es die letzten 7 Tage meist unter 30 °C (2 Tage darüber).

Es liegt halt auch noch in den nicht ganz so hohen Lagen Schnee und die Schneeschmelze hängt eben nicht nur von der Lufttemperatur ab, sondern sehr stark auch von anderen Faktoren: Luftfeuchte, Ausstrahlung in der Nacht etc.
Wenn in der Nacht Ausstrahlung gut möglich ist, kühlt der Schnee von der Oberfläche her über Nacht wieder ab und wird zumindest oberflächlich hart, der Wassereintrag aus der Schneedecke nimmt dann (mit gewisser zeitlicher Verzögerung) deutlich ab (-> ausgeprägter Tagesgang). Wenn die Ausstrahlung behindert wird, verringert sich die Schneeschmelze aber über Nacht kaum (-> geringer Tagesgang).

Sieht man sich die Messwerte verschiedener Stationen in den Ötztaler Alpen an, sind über die letzten Tage Sonnenstunden und Tageshöchsttemperaturen zurückgegangen, aber die Schneeschmelze hat sich vergrößert. Das hängt damit zusammen, dass im Gegenzug die Abkühlung in den Nächten behindert wurde (auch gibt es eine gewisse mehrtägige Verzögerung (die Schneedecke ist ja zum Teil doch recht mächtig)).

Der Faktor Feuchte kommt noch hinzu. Während eine trockene oder mäßig feuchte Schneedecke viel Regen aufnehmen kann und entsprechend eine Pufferfunktion hat, beschleunigt bei schon stärker durchfeuchteter Schneedecke nasses Wetter die Schneeschmelze enorm.

Der Inn ist außerdem auf Grund der schon längeren Fließlänge in seiner Reaktion langsamer und "profitiert" entsprechend vom mehrtägig hohen Wasserzufluss der Zubringer - deswegen sind die Jährlichkeiten am Inn auch höher als an seinen Zubringern.
MarcoKTN hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 12:31
Das 30-50 jährliche Hochwasser scheint hier niemanden zu interessieren 😶
Also, mich interessiert es schon :)
Liebe Grüße :)

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nuntius
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Mittwoch 12. Juni 2019, 18:53

MarcoKTN hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 12:31
Das 30-50 jährliche Hochwasser scheint hier niemanden zu interessieren 😶
Doch, hab auch die Niederschlagskarten und Pegelstände gestern Abend angesehen, aber den entscheidenden Punkt hat rudolf schon geschrieben
rudolf hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 15:23
Das die Hitzewelle die Schneemassen über 2000m schneller schmelzen lassen, hat sogar den hydrografischen Dienst überrascht!
..das es so schnell und steil nach oben geht. Entscheidend waren auch sicher die Niederschläge in der Schweiz.

In Schwaz wurde heute am späten Nachmittag eine Zivilschutzwarnung ausgegeben.
Standort: Südburgenland - 47°9'35''N 16°17'20''E - 263m ü.A.
Feuerfrosch 2019, ex aequo Schneefrosch 2021, Schneefrosch 2022 h.c.
Schwoza
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Mittwoch 12. Juni 2019, 20:34

Hier der Link zur Zivilschutzwarnung in Schwaz: https://www.schwaz.at/news/aktuelles/ne ... tzwarnung/

Angeblich (hab’s über zwei Ecken gehört) wird überlegt eine der beiden Innbrücken zu sprengen. Die Steinbrücke hat schon beim 2005er Hochwasser Probleme bereitet, ist zu tief gebaut für den aktuellen Pegel.
Standort: Oberhalb von Schwaz in Tirol auf knapp 900m
keystone
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Mittwoch 12. Juni 2019, 22:30

Hallo,
starken Schneefälle diesen Winter und dieser überkalte Mai sind aus meiner Sicht mitentscheidenden Gewürze fürs dieses Hochwasserereignis. Diese Hochwasserlage hat sich eigentlich somit schon länger angekündigt. Dass es so arg kommt ist aber dann aber doch überraschend. Bin jetzt nicht im Bilde wie groß die Niederschläge im Einzugsgebiet waren, aber die Lage lass ich mal generel brandgefährlich sein, auch für die nächsten Tage. Aber hat jemand vielleicht informationen bezüglich der Niederschläge im Einzugsgebiet ?
Schwoza hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 20:34
Angeblich (hab’s über zwei Ecken gehört) wird überlegt eine der beiden Innbrücken zu sprengen.
Sprengen glaube ich ehrlichgesagt nicht, bring ja auch nicht viel wenn die Brücke dann im Inn liegt. und von den Bildern die ich gesehen habe ist zum Glück eigentlich verhältnismäßig wenig Treibholz unterwegs, zwecks Verklausung.

Man den Betroffenen nur viel Glück wünschen.
Mfg
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hochalm
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Mittwoch 12. Juni 2019, 23:09

keystone hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 22:30
starken Schneefälle diesen Winter und dieser überkalte Mai sind aus meiner Sicht mitentscheidenden Gewürze fürs dieses Hochwasserereignis.
die momentane Hitzewelle gehört auch dazu
This is not “the new normal”. The climate crisis will continue to escalate and get worse as long as we stick our heads in the sand and prioritise profit and greed over people and planet
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wetterfreak vbg
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Donnerstag 13. Juni 2019, 01:17

keystone hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 22:30
Hallo,
starken Schneefälle diesen Winter und dieser überkalte Mai sind aus meiner Sicht mitentscheidenden Gewürze fürs dieses Hochwasserereignis. Diese Hochwasserlage hat sich eigentlich somit schon länger angekündigt. Dass es so arg kommt ist aber dann aber doch überraschend. Bin jetzt nicht im Bilde wie groß die Niederschläge im Einzugsgebiet waren, aber die Lage lass ich mal generel brandgefährlich sein, auch für die nächsten Tage. Aber hat jemand vielleicht informationen bezüglich der Niederschläge im Einzugsgebiet ?
In der Nacht von Montag auf Dienstag gab es ein intensives v-shape. Gab stellenweise bis zu 250 mm, mehrere Station im Tessin ergaben 160 mm (siehe Sturmforum). Das ergab 1700 Kubikmeter am Rhein und das HQ 30 heute Morgen am Inn.
In der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch gab es das Ganze nochmals. Wieder lokal 3-6 cm Hagel in den südlichsten Zellen und 50-100 mm Regen im Einzugsgebiet, diesmal jedoch etwas weiter östlich. Lokal wahrscheinlich auch wieder um 200 mm. Nun hielt sich das ganze bis Mittwoch Mittag. Wiederum gabs am Rhein ein 10-30 jähriges Hochwasser mit bis zu 1876 Kubikmeter pro Sekunde (beide Rheinvorländer überflutet), weiter oben teils neue Rekorde (Wasser kam hauptsächlich nur aus einem der zwei Rheine die zusammenfließen, dementsprechend hoch).
Am Inn in der Schweiz stiegen die Pegel bis vor 2 Stunden noch an, sind aber auch im Einzugsgebiet zwar leicht fallend, aber nur wenige Zentimeter unter dem Maximum. Die Hochwasserwelle zieht nun gegen Innsbruck. Aktuell haben wir 630 cm, was um 1 cm höher ist als noch heute Vormittag (Nachmittags fiel der Pegel auf 616 cm), 20 cm fehlen noch bis zum 100 jährigen Hochwasser und dann dürfte es auch in der Stadt (beim Congress vor allem) erste Ausuferungen geben. Voraussichtlich dürfte es aber nicht mehr weiter als 5 oder 10 cm ansteigen. Dafür fallen die Pegel aktuell überall zu stark.

Wie oben schon erwähnt ist auch ein großer Faktor die Schneeschmelze, welche mit dem gewittrigen Dauerregen und den Temperaturen von fast 15 Grad in 2000 m sehhhr schnell abschmelzen. Laut Zamg lag vor diesem Wochenende im Einzugsgebiet ab 1500 m eine geschlossene Schneedecke, oberhalb von 2000 m durchgehen 1-2 Meter. Deswegen wird das Hochwasser auch nur sehr langsam zurück gehen, da keine wirkliche Abkühlung kommt die nächsten Tage, eher das Gegenteil.

Ein weiterer Faktor sind die Nebenflüsse. Durch die gewittrigen Regenfälle (mind. 20 Gewitter die letzten Tage in den Stubaier und Ötztaler Alpen) und auch durch die Schneefälle bleiben diese randvoll gefüllt. Viele haben selber ein 5 jähriges Hochwasser und sinken selber so gut wie gar nicht.

All diese Faktoren tragen dazu bei, dass wir das zweit höchste Hochwasser seit modernem Messbeginn ( irgendwas mit 1970) erleben, ohne selber 5 mm an Regen abbekommen zu haben und bei 28 - 30 Grad schwitzen, teils mit Föhn, teils ohne. Bregenz im Vergleich hat ja gerade mal 20 Grad seit Sonntag und dazu knapp 40 mm Regen.

Hier kann mal alles live mitverfolgen:
https://apps.tirol.gv.at/hydro/#/Wasser ... ion=201525
keystone hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 22:30
Schwoza hat geschrieben:
Mittwoch 12. Juni 2019, 20:34
Angeblich (hab’s über zwei Ecken gehört) wird überlegt eine der beiden Innbrücken zu sprengen.
Sprengen glaube ich ehrlichgesagt nicht, bring ja auch nicht viel wenn die Brücke dann im Inn liegt. und von den Bildern die ich gesehen habe ist zum Glück eigentlich verhältnismäßig wenig Treibholz unterwegs, zwecks Verklausung.

Man den Betroffenen nur viel Glück wünschen.
Doch, man hat es in Betracht gezogen (bzw. wird es immer noch wie 2005), da die Brücke in Schwaz (die die gesperrt ist) sonst von selber losreißen könnte und die nächste Brücke mitnehmen könnte. Mit einer gezielten Sprengung lässt sich das verhindern. Ist nur im äußersten, äußersten Notfall notwendig. Wie aber gesagt, gibt es relativ wenig Treibholz im Vergleich zu anderen Hochwässern. Liegt wahrscheinlich daran, dass es eben schon so lange, so hoch ist.

Die ersten Betroffenen sind aktuell Gemüsebauern, da viele Felder im Unterland überschwemmt worden sind. Die haben teils jetzt schon Millionen-Verluste.

Wer noch Bilder sehen will:
https://www.facebook.com/wetterring/pos ... 2319302093

Hab einige heute gemacht, eventuell lad ich sie die nächsten Tage hier rauf...


Edit. Am 12.06.2019 lag der durchschnittliche Abfluss bei 1300 Kubikmeter pro Sekunde. Das ist mit Abstand das höchste Tagesmittel. 2005 waren es nur 1100 laut der Station in Innsbruck. Natürlich ist der Spitzenabfluss noch etwa 200 Kubikmeter entfernt von 2005.
Lg. Michael , 21 :oe

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chris-kapfenberg
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Donnerstag 20. Juni 2019, 08:32

Der Juni ist dzt. bereits um 4-5° zu warm (!!). Und wie schon berichtet steht nächste Woche eine Hitzewelle bevor. Damit dürfte dieser Juni als einer der heißesten in die Geschichte eingehen.

Allerdings sind zuletzt die extremen Berechnungen (vorerst) verschwunden, aber es ist immer noch heftig. Höhepunkt lt. dzt. Berechnungen in etwa der Freitag mit Spitzen von 38, 39°., bevor dann am nächsten WE ein Wetterwechsel anstünde...

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MarcoKTN
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Freitag 21. Juni 2019, 18:31

Gfs sieht die Hitze nun wieder etwas schärfer, kein Einfliesen kühlerer Luft aus Nordost.

Über dem Westteil Östterreichs ab Montag über 30 Grad, vielleicht schon ab Dienstag um die 35 Grad. Sieht nach trockener, wolkenarmer Absinkluft aus, dadurch kräftige Tageserwärmung.

Selbige Wetterlage 1 Monat später und wir hätten verbreitet 40 Grad.
40 Grad sind diesmal aber ab Wochenmitte in Frankreich, Deutschland drinnen. GFS12Z mit Spitzen bei 42 Grad entlang des Rheins
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cobra39
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Freitag 21. Juni 2019, 20:43

Sonntag früh schaut es dzt. extrem aus bei alaro der zamg, das können 50 mm werden!?
Dafür morgen eher weniger!
LG Helmut

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Samstag 22. Juni 2019, 20:55

EZ gefällt mir immer mehr. Hat die große Hitze bis auf 2 Tage (26.6., 27.6.) total abgeschwächt u. davor u. danach (zum nächsten WE) erträgliche Temps im Programm.
Hoffentlich kommt`s auch so und nicht die GFS-Rechnung mit Dauerhitze bis Anfang Juli *schwitz* *schwitz* .

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Fifi
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Sonntag 23. Juni 2019, 13:36

Die extreme Hitzewelle scheint es ja anscheinend in Österreich zum Glück nicht zu geben.

Aber wie ist das in Frankreich, da werden ja Tagelang extreme Temperaturen angezeigt.
Die brauchen ihre Froschschenkel und Schnecken nur aufs Fensterbrett zu legen *ggg*

Ich vermute mal das ist selbst für die Franzosen extrem oder?
2003 gabs ja diese Hitze wo soviele ältere gestorben sind, hoffe die sind nun beseer darauf vorbereitet.
MichiSky
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Sonntag 23. Juni 2019, 15:12

Ich vermute, Franzosen sind wie alle anderen Europäer nicht mehr oder weniger Hitzeempfindlich. ;-) Gerade an der Cote-A-Zur ist es doch häufig so schon sehr heiß im Sommer.
chris-kapfenberg
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Sonntag 23. Juni 2019, 15:39

Fifi hat geschrieben:
Sonntag 23. Juni 2019, 13:36

2003 gabs ja diese Hitze wo soviele ältere gestorben sind, hoffe die sind nun beseer darauf vorbereitet.
Der große Unterschied zu 2003 ist, dass die Hitze damals schon im April begann und durchgehend bis August anhielt. Diesmal ist es "nur" ca. 1 Woche, es reicht aber sicher ältere Menschen und kranke Menschen.

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rv95
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Montag 24. Juni 2019, 23:07

Fifi hat geschrieben:
Sonntag 23. Juni 2019, 13:36
Die extreme Hitzewelle scheint es ja anscheinend in Österreich zum Glück nicht zu geben.
Das sehe ich allerdings anders... Ich scheue normal Superlativen ABER: In den westlichen Bundesländern verdient diese Hitzewelle auf jeden Fall das Prädikat extrem! Vor allem wenn man bedenkt das wir uns noch im Juni befinden. Der Rekord für Juni liegt etwa an der Uni Innsbruck bei 35,7°C. Ein Rekord der in den nächsten Tagen gleich mehrere Male fallen könnte! Wenn alles zusammen passt dann wackelt sogar der Allzeit-Rekord von 38,2°C an dieser Station (bei 26°C in 850hPa am Mittwoch - und die 850er liegt auf 1620m Seehöhe darf nicht vergessen werden!)

Auch der kleine Temperatur-Einbruch am Freitag kann nicht als Abkühlung bezeichnet werden. Die Höchstwerte liegen weiterhin über 30°C und das bis Anfang nächster Woche.

Na dann, fröhliches Schwitzen *heiss*
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