Novelle des steirischen Jagdgesetzes

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SteHo
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Montag 3. November 2014, 22:05

Bin derzeit sehr schockiert was in der grünen Steiermark für Absurditäten ablaufen. Jäger sollen mit allerlei neuen Rechten ausgestattet werden, dazu ein einleitendes Zitat aus dem gipfeltreffen forum:
Kaum zu glauben, ich denke jetzt hängt es die Jägerschaft völlig aus,
Jäger als Hilfssheriffs:

Aufsichtsjäger sollen Autos durchsuchen und Personen festnehmen dürfen.

In den steirischen Wäldern herrscht Aufregung. Grund ist eine Novelle des Jagdschutzgesetzes, die bereits die Begutachtung durchlaufen hat und noch heuer vom Landtag beschlossen werden könnte.
Darin werden unter anderem die Befugnisse der Jägerschaft deutlich ausgeweitet, Kritiker orten gar eine Einschränkung der verfassungsmäßigen Rechte von Spaziergängern und Sportlern.

Beim Land verteidigt man die Neuregelung. "Die Befugnisse werden erteilt, um Wilddiebstahl entgegenzuwirken.
Für Wanderer oder Mountainbiker sind sie nicht gedacht", heißt es aus dem Büro des zuständigen Landesrats Hans Seitinger (...).

Beim Alpenverein schrillen die Alarmglocken, wie Peter Kapelari aus der Vereinsleitung sagt.
"Diese Kompetenzen für die Jäger sind überbordend, geradezu eine Einladung zu Konflikten und Missbrauch."
Jeder Spaziergänger könne festgenommen werden, wenn er zufällig einen Wildfütterungsbereich betrete, ganz zu schweigen von Skitourengehern oder Mountainbikern.
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/ ... egen.story
ein paar Links:

http://www.gipfeltreffen.at/showthread. ... tzes/page3

http://www.kleinezeitung.at/steiermark/ ... chen.story

Die Aufsichtsjäger selbst sehen das offenbar spürbar anders. Wer, wenn nicht die Aufsichtsjäger, sollten im Wald gegen "einzelne unvernünftige Naturnutzer wie Mountainbiker und Motocross-Fahrer" einschreiten, die unbefugt über Wanderwege rasen, sagt Bruno Pflüger vom Aufsichtsjäger-Verband
Polar- und Klimaforscher.

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Chachapoya
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Dienstag 4. November 2014, 07:57

Jeder Spaziergänger könne festgenommen werden, wenn er zufällig einen Wildfütterungsbereich betrete, ganz zu schweigen von Skitourengehern oder Mountainbikern.
Sieh es doch positiv. Immerhin dürfen sie den Spaziergänger nicht gleich erschießen ;)

Aber im Ernst, mir macht diese Novelle auch Kopfzerbrechen. Besonders wenn man an die Medienberichte der letzten Zeit über - teilweise handgreifliche - Auseinandersetzungen zwischen Jägern und Spaziergängern/Mountainbikern denkt. Wenn da eine Seite noch mit quasi offiziellen Rechten zur Anwendung physischer Maßnahmen ausgestattet wird, klingt das nicht gut ...

Grüße,
Gerald
schilcherTom
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Dienstag 4. November 2014, 08:19

Eine meiner besten Mountainbikestrecken führt durch ein ca 5km langes Waldstück auf einen Gipfel (4m breite, aus schotter bestehende Forststraße, wo wöchentlich Lkw mit Anhänger durch den Wald donnern)
Zuständiger Förster und Jäger sehen Mountainbiker als die größten Feinde. Einige Bekannte wurden bereits aus dem Wald abgeführt, als sie mit dem Rad durchgefahren sind. Kann ja richtig lustig werden, wenn DIE noch mehr Rechte erhalten -.- *motz*

Lg
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Robert83
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Dienstag 4. November 2014, 11:04

Ich habe keine Lust mich von einem Alkoholiker mit Jagdschein festhalten zu lassen. Das führt sicher noch zu genug Konflikten, sollte das Durchgehen.
nadjap
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Dienstag 4. November 2014, 18:36

Ich sehe da auch große Gefahr - die sind alle nicht objektiv genug, und gefährlich, weil sie meistens ziemliche Choleriker sind und sich stark fühlen ("Herrenbauern/-jäger-Mentalität"). Das sehe ich an unserem Dorfbauern, Jäger und Gemeinderat, der glaubt auch er ist der Chef und kann alles machen.
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ThomasPf
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Dienstag 4. November 2014, 22:39

Für mich ist die Entwicklung auch ungeheuerlich. Teilweise bekommen Jäger Befugnisse, die eigentlich nur die Polizei haben sollte. *ähm* *ko*

Ich bin passionierter Läufer, meine Laufstrecke führt größtenteils auf Waldwegen.
Wahrscheinlich wird dann auch Laufen im Wald verboten werden, ganz zu Schweigen vom Orientierungslauf... *motz* *flop*

Leider wars zu erwarten, dass es so weit kommt. Die Jägerschaft hat massiven Einfluss und gute Netzwerke in der Politik, viele Politiker sind Jäger. In Österreich sollen ja Freunderlwirtschaft und politischen Gefälligkeiten weit verbreitet sein... *pfeif* *schweig*
Liebe Grüße,
Thomas.


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Chachapoya
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Mittwoch 5. November 2014, 07:23

Sehr gut gefällt mir auch dieser Satz im zitierten Beitrag:
Konkret geht es um die Befugnisse der 4450 steirischen beeideten Aufsichtsjäger. Diese in jedem Revier eingesetzten, speziell ausgebildeten Jäger wachen über die Einhaltung jagdlicher und naturschutzrechtlicher Vorschriften - und sollen diese künftig direkter durchsetzen können
Wenn die guten Leute irgendetwas mit "Naturschutz" am Hut hätten, würden sie wohl schon längst auf die umweltgefährdende Bleimunition verzichten.

http://derstandard.at/1363707014035/Ern ... ion-in-Aas" onclick="window.open(this.href);return false;

Oder vielleicht müsste nicht auch gleich jeder Luchs, der sich ein paar Meter über die Staatsgrenze verirrt hat, abgeschossen und als ausgestopftes Präparat in der Stube landen.

So gesehen bin ich schon skeptisch, dass die geplanten erweiterten Befugnisse nicht regelmäßig missbraucht werden ...

Grüße,
Gerald
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Roberto
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Mittwoch 5. November 2014, 16:51

Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) rudert beim neuen steirischen Jagdschutzgesetz zurück

http://steiermark.orf.at/news/stories/2677631/" onclick="window.open(this.href);return false;
*grins*
LG Roberto

Lutzmannsburg Mittelburgenland Ost 47° 28′ N, 16° 38′ O -204 . ü.NN
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SteHo
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Mittwoch 5. November 2014, 21:07

Na hoffentlich kommen diese Änderungen auch wirklich im Gesetzestext an. Hab heuer schon mehrere Nächte in der Steiermark im alpinen Ödland gezeltet und bin da auch auf ein paar Jäger gestoßen, manche nicht sehr erfreut. In einer Hütte (an einem anderen Tag) beim Frühstück kamen drei direkt mit der Waffe rein, haben sich hingesetzt und erstmal ein großes Bier bestellt (um 6:30 in der FRÜH!!!!). Danach sind sie wieder jagen gegangen...... .

Solche Outdooraktivitäten hätte man sich in der Steiermark dann ws sparen können - habe keine Lust von einem überehrgeizigen Mann mit Waffe festgenommen zu werden. Noch dazu wenn dieser auch noch mein Hab und Gut durchsuchen darf ohne wirklich einen Grund dafür zu haben.

Es gibt jedoch auch noch einen weiteren Punkt in dieser Gesetzesnovelle der dringend geändert gehört, gibt eine Stelle, in welcherr die alpine Wegefreiheit aufgehoben werden soll und Gebiete ohne Angabe von Gründen gesperrt werden dürfen (Skitouren?, MTB Strecken?, Wanderwege?)
§ 8 neues Naturschutzgesetz, Zitat aus den Erläuterungen dazu: „Das Gesetz über die Wegefreiheit im Bergland wird aufgehoben!“

§ 51 Abs.2 neues Jagdgeset: Forststraßen und übliche Schirouten , die durch Wildschutzgebiete führen, dürfen künftig nur mehr betreten und befahren werden, wenn sie markiert sind.
In Einzelfällen könnten dadurch auch große Schitourengebiete „gesperrt“ werden!

§ 51 Abs. 1 neues Jagdgesetz: Erweiterung von Sperrgebieten wird ermöglicht
Das neue Jagdgesetz beinhaltet keine Bestimmungen (Zuständigkeiten etc.) zur Überprüfung illegaler Wegsperren und auch keine Strafbestimmungen gegen illegale Sperren. Der willkürlichen Sperre von Straßen und Wanderwegen wird damit Tür und Tor geöffnet.
Polar- und Klimaforscher.

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SteHo
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Mittwoch 5. November 2014, 21:11

Gibt auch eine Petition der Grünen dagegen - will hier wirklich nicht für eine bestimmte politische Partei Werbung machen, aber wäre super wenn man diese Petition dennoch unterzeichnet und weiterschickt.

http://www.change.org/p/steirische-land ... e_petition" onclick="window.open(this.href);return false;
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Herfried
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Freitag 7. November 2014, 11:55

Auch unterschrieben. Bisher so gute Arbeit der sterischen Reformpartnerschaft, aber das Gesetz ist eine Frechheit und Kniefall vor einer Lobby. Alleine aus Tourismusgründen gehört der Dreck abgeblockt.

Nutzungssperren nach Gutdünken (Wunschjagderfolg)...

Polizeirechte in die Hand von Leuten die SUV am Waldweg samt Büchsengeknalle als umweltfreundlich empfinden Fahrräder aber als Teufelswerk?

uiuiui....
Schöne Grüße aus Mühldorf bei und 100 m über Feldbach, Herfried Spät-Schneefrosch 2011 und 2020 ex aequo, früh 2021, Eisfrosch 2020
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nuntius
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Dienstag 18. November 2014, 07:42

Passend zu diesem Thema finde ich nun dieses Vorhaben:
http://steiermark.orf.at/news/stories/2679758/
http://ooe.orf.at/news/stories/2679786/
ooe.orf.at hat geschrieben:...Landesjägermeister Sepp Brandmayer hält von diesem Vorschlag offenbar wenig, denn „ein Jägerauge ist wie ein Adlerauge“, so Oberösterreichs oberster Jäger...
Und diese Aussage passt auf's Auge :brüll
Standort: Südburgenland - 47°9'35''N 16°17'20''E - 263m ü.A.
Feuerfrosch 2019, ex aequo Schneefrosch 2021, Schneefrosch 2022 h.c.
Chachapoya
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Dienstag 18. November 2014, 08:54

Vielleicht noch besser passen die beiden vorhergehenden Sätze im zitierten Interview mit dem Herrn Landesjägermeister
Die Jäger sehen grundsätzlich sehr gut. Sie sehen viele Dinge, die andere Bürger gar nicht sehen.
Sehr gelungene Beschreibung einer Psychose mit Halluzinationen. *huch*

So etwas ist ja vor knapp 2 Jahren in unserem Nachbarort passiert, als der Jäger ein Wildschwein "gesehen" und erschossen hat, das aber leider ein Treiber war. Die Medien haben damals ja ausführlich berichtet. Seit dieser Zeit habe ich immer ein leicht mulmiges Gefühl, wenn ich durch den Wald dort gehe ...

Grüße,
Gerald
nadjap
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Dienstag 18. November 2014, 09:24

Der tickt wohl wirklich nicht ganz richtig ... *flop*
Klosterneuburg-Scheiblingstein, 487 m (gemessen mit NÖGIS), Wienerwald, Bezirk Wien Umgebung


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