Klimawandel: Mehr Hitzerekorde, je steiler der klimatische Erwärmungstrend

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ThomasWWN
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Freitag 28. Oktober 2011, 18:10

Etwas, das wir wohl bereits vorher auch wussten.
Mehr Hitzerekorde, je steiler der klimatische Erwärmungstrend
Extreme sind Folge des Klimawandels

Potsdam - Die Moskauer Hitzewelle des vergangenen Jahres war mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Folge des Klimawandels – anders als bislang teils angenommen. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Die Ergebnisse dieser Studie wurden nun vorgestellt.


Temperaturrekord in Moskau: Langfristiger Trend der Klimaerwärmung

Statt auf natürliche kurzfristige Klimaschwankungen ist der Temperaturrekord in der Region um die russische Hauptstadt auf den langfristigen Trend der Klimaerwärmung zurückzuführen, und zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent, wie Analysen von Wissenschaftlern des PIK ergaben. Sie entwickelten eine Formel zur Berechnung der Häufigkeit von Klimaextremen.

Wetterextreme in vielen Ländern zu beoabachten

„In vielen Ländern sind in den letzten Jahren nie dagewesene Wetterextreme zu beobachten, zugleich steigt die weltweite Mitteltemperatur seit Jahrzehnten steil an“, sagt Hauptautor Stefan Rahmstorf. „Wir haben untersucht, wie das zusammenhängt.“ Die Forscher machen in Zahlen fassbar, wieviele zusätzliche Wetterrekorde durch die Klimaerwärmung verursacht werden. Auch ohne Klimaerwärmung kann es durch natürliche Schwankungen zu neuen Rekorden kommen, aber deutlich seltener. Zunächst wenden die Forscher ihre Analysemethode auf Hitzerekorde an, zukünftig sollen auch andere Arten von Extremen untersucht werden. „Was die Temperaturen betrifft, so konnten wir zeigen, dass der Klimawandel unter dem Strich zu deutlich mehr Extremen führt“, so Rahmstorf. „Für die Menschen sind diese oft schädlich.“

Jahrhundersommer 2003 forderte Tausende Menschenleben

So hat der vielfach als Jahrhundertsommer bezeichnete Sommer 2003 in Europa Tausende Menschenleben gefordert. Die Rekordhitze 2010 mit Schwerpunkt im westlichen Russland hat europaweit den extrem heißen Sommer 2003 sogar noch übertroffen – und führte zu Missernten beim Weizen, für den zwischenzeitlich in Russland ein Exportverbot erlassen wurde. Außerdem plagten zahlreiche Großbrände das Land.

Mehr Hitzerekorde, je steiler der klimatische Erwärmungstrend

Die Anzahl der Hitzerekorde wird um so größer, je steiler der klimatische Erwärmungstrend ist – starke Temperaturschwankungen von Jahr zu Jahr verringern dagegen die Zahl der Rekorde. Auf den ersten Blick wirkt dies widersprüchlich, denn für das Einzelereignis ist es natürlich die starke Schwankung, die den Rekord ausmacht. In der Summe aber führen heftige Schwankungen dazu, dass die einmal erreichten Spitzenwerte nicht so rasch wieder übertroffen werden. Aus dem Verhältnis von Erwärmungstrend zu Schwankungen lässt sich die erwartete Häufigkeit neuer Rekorde berechnen. Beobachtungsdaten stützen diese Berechnungen und werden durch die theoretische Erkenntnis erklärbar.

Kälte-Extreme nur wenig verringert

Extreme Kälte lässt die Menschen genauso leiden wie extreme Hitze. „Unsere Analyse zeigt aber leider, dass die Zunahme der Hitze-Extreme bei weitem nicht ausgeglichen wird durch eine Abnahme der Kälte-Extreme“, so der Co-Autor Dim Coumou. Diese Abnahme ist nämlich gering. „Insgesamt ist die Häufigkeit von monatlichen Temperaturrekorden schon um ein Mehrfaches angestiegen.“

Quelle: Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung
Quelle: http://www2.wetterspiegel.de/de/nachric ... 84024.html
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Bachfan
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Dass es bei höherem Temperaturmittel mehr Heiße Tage, Tropennächte etc. als früher gibt steht außer Frage. Also wird bei der Moskauer Hitzewelle die Erderwärmung schon auch ihre Finger mit im Spiel gehabt haben.

Kann allerdings anderen Aussagen des Artikels nicht zustimmen.
„In vielen Ländern sind in den letzten Jahren nie dagewesene Wetterextreme zu beobachten, zugleich steigt die weltweite Mitteltemperatur seit Jahrzehnten steil an“, sagt Hauptautor Stefan Rahmstorf.
Bei "noch nie dagewesen" wäre ich sehr vorsichtig. In den meisten Fällen sind diese neuen Rekorde bislang auf zu kurze Zeitreihen zurückzuführen. Für die ganz extremen Ereignisse, um welche es hier scheinbar geht, sind auch Messreihen von 100 Jahren und mehr als kurz anzusehen. Lange Messreihen gibt es hauptsächlich in Mitteleuropa, ansonsten sieht es bezüglich langer Messreihen überwiegend traurig aus.
Die meisten Menschen können sich gar nicht vorstellen, was es in der Vergangenheit schon alles gegeben hat. Wenn man lange zurückschaut, findet man praktisch fast immer ein extremeres Ereignis ;) Es geht an dieser Stelle ja scheinbar nicht nur um Hitzerekorde, sondern um Extreme im Allgemeinen. Daher meine Kritik.
Mehr Hitzerekorde, je steiler der klimatische Erwärmungstrend
Ok. Nachvollziehbar.
Kälte-Extreme nur wenig verringert
Extreme Kälte lässt die Menschen genauso leiden wie extreme Hitze. „Unsere Analyse zeigt aber leider, dass die Zunahme der Hitze-Extreme bei weitem nicht ausgeglichen wird durch eine Abnahme der Kälte-Extreme“, so der Co-Autor Dim Coumou. Diese Abnahme ist nämlich gering. „Insgesamt ist die Häufigkeit von monatlichen Temperaturrekorden schon um ein Mehrfaches angestiegen.“
Diese Behauptung hört man ununterbrochen. In den meisten Temperatur-Zeitreihen, die ich kenne, haben allerdings die kalten Extreme stärker abgenommen als die warmen zugenommen haben (kann nur für Mitteleuropa sprechen, anderswo gibt es aber ohnedies kaum lange Zeitreihen). Die meisten Menschen haben überhaupt keine Vorstellung mehr darüber wie früher ein kalter Winter ausgesehen hat.
Der kälteste Winter der letzten Jahre in Wien - 2005/2006 (damals haben viele in der Bevölkerung schon an eine neue Eiszeit geglaubt ;)) - war zum Beispiel immer noch um 4 °C wärmer als die kältesten Winter des 20. Jahrhunderts und um 5 °C wärmer als der kälteste Winter des 19. Jahrhunderts. Dagegen waren die wärmsten Sommer der letzten Jahre - 2003 und 2015 - nur um 0,7 °C wärmer als der wärmste Sommer des 19. Jahrhunderts. Auch in vielen anderen Zeitreihen zeigt sich seit der kleinen Eiszeit bislang eher eine Abnahme der Temperaturvariabilität. Vieleicht nimmt ja die Variabilität in Zukunft wieder zu - ich weiß es nicht -, aber es ging im Artikel um die Vergangenheit...
Liebe Grüße :)

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Mittwoch 9. November 2016, 12:34

Weil`s zum Titel passt:

Mit dem Gewinn von Donald Trump stehen für künftige Klimaverhandlungen schlechte Zeiten bevor! Waren die Amerikaner bisher schon Bremser bezüglich weniger Schadstoffproduktionen, so ist zu befürchten, dass mit dem Unternehmer Trump jegliches Entgegenkommen ausgeschlossen ist.

Ein schwarzer Tag nicht nur für die Börsen, sondern wohl auch für das Klima. :(

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ThomasPf
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Mittwoch 25. April 2018, 13:16

Einer Studie zu Folge könnte 2040 in Wien jeder 4.Sommertag ein Hitzetag sein. Im Mittelmeerraum könnte es neben Hitze, dann auch 6 Monate mit Dürre geben:
Sechs Monate Dürre möglich

2040 wird jeder vierte Sommertag in Wien ein Hitzetag, also ein Tag mit Temperaturen über 30 Grad. „In den vergangenen 60 Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage und Tropennächte in Wien nahezu verdoppelt“, sagte Wiebke Unbehaun vom Institut für Verkehrswesen an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien.


„In der Zeit zwischen 1997 und 2016 hatten wir im Mittel 19,5 Hitzetage. In den kommenden zwanzig Jahren wird sich das noch einmal steigern“, so die Raumplanerin. 65 Prozent der Wiener fühlen sich schon heute durch diese Hitze belastet, sei es nachts beim Schlafen oder auch ganz generell tagsüber, so eine Studie. Anhand von Modellen brechneten unterdessen deutsche Forscher, wie sich ein moderater und wie ein starker Temperaturanstieg auswirken werde. Für Südeuropa kommen sie auf bis zu sechs Monate Dürre im Jahr - mehr dazu in science.ORF.at.


Rasanter Zuwachs an Seen

Auch ein weiteres Phänomen wurde eingehend untersucht. Seit dem Ende der kleinen Eiszeit Mitte des 19. Jahrhunderts schrumpfen in Österreich die Gletscher, und ihr Schmelzwasser sammelte sich in 250 neuen Seen, sagte der Geologe Jan-Christoph Otto am Rande des Österreichischen Klimatags. Die meisten davon entstanden aber erst kürzlich durch die globale Erwärmung. Laut Modellen kommen etwa auf dem Großglockner bald weitere Seen dazu.



Laut Prognosen wird es in Österreich aufgrund der Gletscherschmelze mehr Seen - allerdings kleinere als hier der Attersee - geben

Mit Kollegen hat Otto, der am Fachbereich Geografie und Geologie der Universität Salzburg arbeitet, die Entstehung der Gletscherseen in den österreichischen Alpen in den vergangenen 170 Jahren zurückverfolgt und mit Computermodellen untersucht, wo in Zukunft welche zu erwarten sind. In den Gletschervorfeldern hätten sich seit dem Ende der bisher letzten Kälteperiode (kleine Eiszeit) ständig neue Seen gebildet, besonders viele davon aber erst ab den 1980er Jahren, sagte er. Die Seenentwicklung geschehe seitdem achtmal so rasch wie zuvor, so der Forscher.

Seebesuch statt Gletscherwanderung

Der Anstieg sei wohl darauf zurückzuführen, dass in den Höhenlagen die Jahresmittel-Temperaturen seit dieser Zeit rasant steigen und die Gletscher deshalb dramatisch schnell schmelzen. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werde sich der Trend wohl fortsetzen, sagte er: „Zum Beispiel in der Pasterzenzone am Großglockner wird unter Umständen ein See entstehen, ebenso bei anderen großen Gletschern.“ Die Touristen könnten dann statt des größten Gletschers in Österreich einen Bergsee besuchen, so Otto. Die neu gebildeten Seen würden mitunter auch als Wasserspeicher für die Energiewirtschaft interessant, so der Experte.

Bei starken Niederschlägen würden sie außerdem gewisse Mengen an Wasser zurückhalten, was talwärts die Hochwassergefahr verringern werde. Mitunter würden sie aber auch ein Risiko bergen, etwa bei einem größeren Felssturz in einen Gletschersee, der zu einer Flutwelle führen könne.

Studie untersuchte Sommerfrische

Der Klimawandel wird auch etwa die Freizeitaktivitäten ändern. Gemeinsam mit dem Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung der BOKU, dem Umweltbundesamt und der Hochschule Luzern widmete sich Unbehaun wiederum der Frage, ob die Sommerfrische als Anpassung an den Klimawandel Chancen für stadtnahe Regionen biete.

Gerade für voralpine Gebiete in der Nähe der Hauptstadt sei das eine Chance, die alte Sommerfrische wiederzubeleben und Touristen anzuziehen. Ein Großteil der Wiener habe sogar die Absicht, derartige Angebote anzunehmen, ergab eine Studie, die am derzeit stattfindenden Österreichischen Klimatag in Salzburg präsentiert wurde - mehr dazu in wien.ORF.at.
Quelle: http://orf.at/stories/2435412/2435416/

zur Dürre in Südeuropa: http://science.orf.at/stories/2908718/
Liebe Grüße,
Thomas.


Hart bei Graz, Ragnitztal 47°4'25''N, 15°31'1''E, 418m ü.NN, bzw.
Graz Innere Stadt 47°04'12''N, 15°26'26''E, 353m ü.NN


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