Wintergewitter von Modellen brutal schlecht erfasst

Modelle, Soundings, Radar, Satellitenbilder, ...
Antworten
Exilfranke1

Montag 5. März 2012, 20:28

Hallo,

weil es mir diesen Winter auffiel:

Globalmodelle haben Kaltluftgewitter so gut wie gar nicht im Griff, die Lokalmodelle liefern stärkere Signale, aber in den meisten Fällen sind die CAPE-Mengen zu gering bzw. der Lifted Index zu hoch, um Gewitterbildung zu ermöglichen.

Seit Jahresbeginn gab es in Österreich schon mehrfach Gewitter, sogar in der Nacht alleine im Februar 3x, darunter 2x Kaltluftgewitter (schleifende Kaltfront + rückseitige Höhenkaltluft) und 1x Warmlufteinschubgewitter (vergangenen Dienstagabend, 28.2.).

GFS (27km) rechnet oft kaum oder nur unbedeutende Signale, die man maximal als kräftige Schauer titulieren würde.

EZMWF (17 km) hat so gut wie nie etwas, ebenso im Sommer, was an der CAPE-Berechnung liegt (unterste 300 hPa gemittelt).

Wetterzentrale-WRF (10 km) liefert meist Signale um die 50 J/kg, selten mehr. Ein Wert, den man auch nicht unbedingt mit Gewittern verknüpfen würde.

Das WRF (12 km) von modellzentrale.de, auch in der hochaufgelösten Form (4 km), hat ebenfalls Signale, die gelegentlich stärker (bis zu 150 J/kg) sind als bei der Wetterzentrale, allerdings nicht immer eindeutig (fleckenhaft, öfter unzusammenhängend).

Bei den Lightningwizardkarten sind die Signale im Winter auch eher spärlich angelegt, leider wurde der relativ zuverlässige Thompson-Index entfernt :-(

Mit anderen Worten: Im Winter gelten andere Modellgesetze: CAPE & LI werden häufig unterschätzt, andererseits reichen bei feuchten Verhältnissen bereits geringfügig feuchtlabile bzw. feuchtneutrale Schichten (50-100 J/kg, LI 0 bis -1) aus, um Gewitterbildung (ab einer Wolkenobergrenzentemperatur von unter ca. -30 möglich) zu erlauben.

Noch ärger ist es bei Warmlufteinschubgewittern (bereits im Sommer selten, der vergangene Mittwoch könnte ein 20-30jähriges Ereignis darstellen), wo gewöhnliche CAPE-Berechnungen fast wertlos sind (nur ein Modell hatte diese Gewitter erfasst, eines der WRF-Modelle). Hier muss man sich eher die Vertikalprofile der äquivalentpotentiellen Temperatur anschauen.

Eines ist wichtig: Jahreszeit und Thetae-Wert bestimmen nicht die Wahrscheinlichkeit von Gewittern. Relevant ist das Vorhandensein der Zutaten (Feuchtlabilität und Hebung), dem Gewitter ist dann wurscht, wie warm es ist, und welche Jahreszeit herrscht, siehe letzte Woche.

Für den Vorhersager/Hobby-Meteorologen gilt daher: Auch geringe CAPE-Signale können für Gewitter ausreichen.
Antworten