UPDATE vom 18.07.2021:
Hallo!
Im Zuge der morgendlichen Unwetter am 14.07.2021 kam es in Hürth bei Halbenrain (STMK, Bez. Südoststeiermark) zu einem Tornadoverdacht. Papa Harald (@hhkes) und ich fuhren am Sonntag (18.07.2021) in die kleine Ortschaft, um die Schäden zu dokumentieren und zu beurteilen, ob es sich um einen Linienwind oder einen Tornado gehandelt hatte.
Die ersten Aufnahmen stammen von einem kleinen Haus am Waldrand (siehe Satellitenaufnahme unten). Die Gewitter zogen an diesem Morgen von Südsüdwest nach Nordnordost (Strömung Süd – Nord, die Zelle scherte nach Osten aus), was auch die hauptsächliche Fallrichtung der Bäume ist. Jedoch liegt der westlichere (am Satellitenbild links; Nr. 1 am Bild) im 90 Grad Winkel zur Zugbahn nach Westen. Die restlichen Bäume liegen relativ einheitlich nach Norden, wobei die Äste und Büsche sehr verdreht aussahen:
Quelle: Google Maps (
https://www.google.at/maps/@46.7596559, ... a=!3m1!1e3)
Baum Nr. 1:
Bäume Nr. 2:
Danach schauten wir den Waldrand hinter (nördlich) dem Haus an. Sehr begrenzt sieht man dabei ordentliche Schäden, genau in einer Linie mit dem Haus. Nr. 3 auf der Karte:
Ast abgedreht und verkeilt:
Weitere Schäden im Ort, auf der Karte festgehalten:
Abgedecktes Dach (Nordseite); Nr. 4:
Große Dachflächen, bereits weggeräumt; Nr. 5:
Weitere abgedeckte Dächer und abgerissener Baum; Nr. 6:
Entwurzelter Baum, der nach Süden, also direkt entgegen der Zugrichtung der Zelle, liegt (Nr. 7):
Eingedrückte Wand eines Stadels; Nr. 8:
Umgestürzter kleiner Baum bei der Feuerwehr, liegt auch direkt entgegen der Fallrichtung; Nr. 9:
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Hier der Radarloop der Zelle…
Quelle: RADARSKA SLIKA PADAVIN (
http://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/).
… sowie die einzelnen Radarbilder zum Zeitpunkt des Verdachtsfalls:
Quelle: Kachelmannwetter.at (
https://kachelmannwetter.com/at/regenra ... rmark.html).
Man erkennt dabei, dass der Hauptkern (= Downburst) der Superzelle etwas weiter östlich vorbei gezogen ist. Nach Durchzug bzw. Vorbeizug am Schadensort hatte sich die
Zelle verstärkt.
Zum Abschluss noch einmal eine Übersichtskarte mit allen Schadensorten (auch jenen, die wir nicht fotografisch dokumentiert haben):
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Wir sind zu folgendem Schluss gekommen:
Pro Fallwind / Downburst:
- Relativ einheitliche Fallrichtung + Kanaleffekt durch Hügel im Westen und Osten
- Hagelschäden in den Feldern direkt östlich der Ortschaft
- „Falsche Seite“ des Aufwindes (Mesozyklone müsste auf der südöstlichen Seite sein)
Pro Tornado:
- Extrem eng begrenztes Schadensfeld
- Einzelne Bäume, die gegen die Zugrichtung liegen und mehrere Bäume, die nicht exakt in Zugbahn liegen
- Keine Schäden im nördlichen Wald (Tornado hebt ab und löst sich auf)
- Keine Schäden östlich, westlich oder südlich der Ortschaft
- Video, welches zum Zeitpunkt des Schadens aufgenommen wurde, wo ein Kübel wieder zurück geflogen kommt (Link folgt, falls auffindbar)
- Mehrere Bewohner, die lt. Zeitungsberichten von einem „Wirbelsturm“ sprechen
- Verstärkung der Superzelle direkt nach dem möglichen Ereignis
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es im Nachhinein (vor allem vier Tage nach dem Ereignis) schwer zu 100% zu beurteilen ist. Aufgrund der deutlichen Mehrheit der Argumente für einen Tornado (vor allem die enge räumliche Begrenzung) kommen wir dennoch zu dem Entschluss, dass es sich dabei um ein sehr kurzlebiges und schwaches Tornadoereignis gehandelt hat. Geschätzter Stärkegrad: EF0 T1 (max. EF1 T2).
Quellen:
Google Maps (
https://www.google.at/maps/@46.7596559, ... a=!3m1!1e3)
RADARSKA SLIKA PADAVIN (
http://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/).
Kachelmannwetter.at (
https://kachelmannwetter.com/at/regenra ... rmark.html).