+++Zunehmend winterliche Großwetterlage mit großem Frustpotential für tiefere Lagen (viel Text!) +++
Kurz habe ich überlegt, welche Schlagzeile ich dem Ganzen geben soll, aber ich denke, das trifft es aus aktueller Sicht ganz gut.
Der aktuelle Ablauf: das Hoch über den Azoren hat mit einem Hoch über der Biskaya und hohem Luftdruck westlich von Island bis Grönland eine Brücke geschlagen – der Klassiker schlechthin bezüglich einer winterlichen Lage über weiten Teilen Mitteleuropas. An der Ostflanke des Höhenrückens rutscht hochreichende Kaltluft von Skandinavien und dem Baltikum nach Süden und leitet eine recht winterliche Phase ein.
Zweifelsohne sogar die beste Lage seit Jänner 2019 oder Jänner 2017.
Unsicher sind die genauen Auswirkungen ab Sonntag/Montag, denn diese Hochdruckzone weiter westlich ist nicht stabil wie ein Block, sondern wird immer wieder von kleinen Tiefs unterwandert, sodass sich phasenweise aus Westen immer wieder mildere Luft durchsetzen wird, was zwar „die Action“ deutlich steigern wird, aber diese mildere Luft auch Frost- und Schneefallgrenze anheben werden. Und zudem verhindert die nordwestliche Anströmung mit Luft von der Nordsee richtiges Winterwetter im Flachland, da eine Luftmasse von -5 bis -8Grad in 1500m Seehöhe zwar für Schneefälle bis ganz runter reichen, besonders jetzt am Wochenende. Die Frostgrenze wird aber höher liegen und pendelt meist zwischen 400 und 600m umher, sodass der gefallene Schnee darunter eher von nasser Konsistenz sein wird, zudem werden Mengen und Überlebensdauer eher begrenzt sein.
In höheren Lagen ab 500-600m und darüber freuen sich Winterfreunde im Mühlviertel, dem Sauwald und dessen Ausläufern, dem Hausruck- und Kobernaußerwald, dem Salzkammergut und der Eisenwurzen – hier wird abkommender Nacht eine Aufsummierung des Neuschnees stattfinden, wobei Gegenden im Westen und Süden des Landes hinsichtlich der Niederschlagsmengen deutlich begünstigt sein werden. Für eine Rodelpartie sollte es aber am Sonntag dort überall reichen, für eine erste Schneeschuhwanderung sollte man die Nordstaugebiete aufsuchen, wo bis Sonntagabend gut und gerne 20-40cm, oberhalb von 700m auch ein halber Meter und mehr zusammenkommen können.
Jedenfalls ist die Abkühlung bereits eingeleitet, erste zarte Schneefälle gab es bereits im Mühlviertel, der starke Wind ist vorerst etwas gedämpft. Dazu zwischen 0 Grad in Eidenberg auf knapp 900m, 2 Grad in Kopfing auf 700m oder auch Bad Leonfelden, 5 Grad in Regau(430m) oder 6 Grad in Eferding(270m). Und mit durchziehenden Schauerstaffeln kühlt es nach und nach immer weiter ab, am Abend liegt die Schneefallgrenze oft schon bei 400-500m, darüber bildet sich mit weiteren Schneeschauern schnell eine zarte Schneedecke aus, dazu winterliche Straßenverhältnisse.
Spannend ist besonders der morgige Tag, der im Tagesverlauf weitere Schneeschauer bringt, denn der sogenannte Höhentrog beinhaltet einiges an Kaltluft, hier sind die -37 Grad in rund 5,5km Höhe ausschlaggebend. Gut möglich, dass starke Schneeschauer, begleitet von Blitz und Donner am Nachmittag übers Land ziehen, was zweifelsohne schlechte Sicht und Schneefahrbahnen bis in tiefste Lagen bringen könnte. Dahinter wird es abseits der Alpen wieder ruhiger, dort schneit es über Stunden oftmals stark weiter, während sonst nur mehr schwache Schneeschauer drüberziehen, teils klart es sogar kurz auf bei Werten von um 0 oder knapp über 0 im Flachland (aber Vorsicht vor überfrierender Nässe) und Dauerfrost in höheren Lagen ab etwa 500m.
Und auch der Sonntag mag es recht winterlich, wobei leicht steigende Temperaturen in der Höhe im Zentralraum gleich mal Höchstwerte von 2-3 Grad produzieren, dazu eher wenig Niederschlag östlich der Achse Rohrbach-Grieskirchen. In höheren Lagen und im Salzkammergut abseits von Gmunden selbst wird man aber auch an diesem Tag seine Freude haben.
Recht trocken und ruhiger dürfte der Montag werden mit 2-3, im Raum Eferding/Linz/Wels bis zu 4 Grad und auch Milderung in höheren Lagen, sodass die 0 Grad Grenze um 700m pendeln wird, der Wind dreht kurz auf Ost.
Mit einer neuen Front werden am Dienstag neue Schneefälle erwartet, wobei das Temperaturniveau wieder sinkt und es Dienstagabend im ganzen Land recht winterlich werden könnte, diesmal zeigen viele Modelle außer im direkten Donauraum Dauerfrost für Mittwoch. Das Überraschungspotential ist jedenfalls hoch denn mildere und kältere Luftmassen werden genau im Alpenraum eine Grenze bilden, was Warmlufteinschübe und starke Schneefälle innerhalb von 100-200km durchaus zur Folge haben könnte. Tendenziell ist auch im weiteren Wochenverlauf eine winterliche Großwetterlage zu erwarten mit milderen und kälteren Abschnitten, die Frontalzone, also das Westwindband verläuft erfreulicherweise recht weit südlich in nächster Zeit.
Bild1: Modell UM, polnischer Wetterdienst, Niederschläge morgen 18:00
Bild2: Modell UM, polnischer Wetterdienst, Temperaturen morgen 18:00
Bild3: Aktuelle Druckflächen und damit vorherrschende Großwetterlage, 500hPa, GFS 0z, 24.11.2023, amerikanischer Wetterdienst,
https://www.wetterzentrale.de/de/topkar ... gfs&lid=OP
Bild4: mögliche Schneesumme bis kommenden Freitag, 7:00, 1.12.2023, europäisches Modell, ECMWF, 0z,
https://kachelmannwetter.com/at/modellk ... 0600z.html
Homepage:
www.wetter-hausruckviertel.at