Am gestrigen Montag war es wieder soweit - das "Chasingteam Südsteiermark" war wieder unterwegs. Neben den üblichen Chasern (Harald Kessler (@hhkes), Thomas Pfeifhofer (@ThomasPf) und mir) hatten wir gestern einen bekannten Gast dabei: Der Meteorologe Georg Pistotnik begleitete uns. Die Wetterlage war allerdings eine eher seltsame: Keine Front mit präfrontalen (Super)-Zellen im SE sollte es sein, sondern der Vorbeizug eines (Höhen?)-Tiefs im Süden.
Trotzdem erwarteten wir, dass es an diesem Nachmittag zu Gewittern in unserem Chasinggebiet kommen wird. Jedoch fehlte am frühen Nachmittg v.a. in Slowenien die Einstrahlung, was Temperaturen und Taupunkte in den Keller trieb. Gegen 15:30 Uhr näherten sich erste gewittrige Schauer aus dem Murtal in Richtung südlicher Steiermark. Nachdem auch der "Schlatz" in SLO weitestgehend verschwunden war, standen die Chancen schon deutlich höher, dass sich Gewitter bilden werden.
Um ca. 16:15 Uhr trafen wir alle gemeinsam beim Airport Graz ein und beobachteten die Lage...
Zellen, die sich aus NW näherten, gingen aber recht rasch ein. Doch im SW entwickelten sich immer wieder neue, kurzlebige Zellen, bei denen es nur eine Frage der Zeit war, bis sich eine stärker ausbilden und zu einer Superzelle heranwachsen würde.
Aufgrund dieser Entwicklung beschlossen wir, nach Süden aufzubrechen. Den nächsten Stopp gab's bei St. Veit am Vogau, wo wir zuerst ein Eis konsumierten. Als wir gegen 17:30 Uhr unseren Aussichtspunkt wieder erreichten, stand sie schon da. Eine erste Superzelle.
Auch am Radar sah man die rasche und heftige Entwicklung der Superzelle:
Da der Abstand zur Zelle und v.a. zum nachhängenden Niederschlagsbereich immer kleiner wurde, fuhren wir weiter nach Süden nach Pesnica (in der Nähe von Maribor). Die Zelle, die zwischen starken, superzell-ähnlichen Ausprägungen und Schwächeperioden schwankte, wies eine starke Süd-Tendenz auf. In Richtung E ging gar nix, der Deckel war anscheinend zu stark.
Auch in Pesnica war der Abstand bald zu klein, es ging weiter zum Airport Maribor. Auf der Autobahn A1 konnte ich die, zu diesem Zeitpunkt sehr stark ausgeprägte Zelle, mit heftigem Downburst über Maribor festhalten:
Am Airport angekommen, erkannten wir, dass sich weiter im SW auch eine zweite Zelle gebildet hatte. Jedoch fiel unser Augenmerk vorerst wieder auf unserer "Stammzelle", welche auch zu diesem Zeitpunkt eine Superzelle war (ca. 18:15 Uhr):
Die beiden Zellen vereinigten sich kurz darauf, nahmen sich gegenseitig die Energie weg und schwächten sich ab.
Wir beschlossen, über die A4 Richtung Ptuj zu fahren, da wir unsicher waren, ob es eine der Zellen doch Richtung E schaffen würde. Bald aber sahen wir, dass das nicht der Fall war, und fuhren von der Autobahn bei Hajdina/Kidričevo ab und über die Bundesstraße Richtung Slovenska Bistrica. Auf dem Weg dorthin machten wir kurz halt, um die aktuelle Situation zu dokumentieren. Es sah nicht besonders gut aus, alle Zellen waren am Sterben (18:45 Uhr)...
Jedoch sahen wir, dass im Hintergrund der vor uns liegenden, sterbenden Zellen immer Blitze zu sehen waren. Der Blick auf's Radar bestätigte, dass dies starke Zellen im N von Celje waren. Kurzerhand beschlossen wir, wieder auf die A1 aufzufahren und begaben uns weiter Richtung Celje.
Den nächsten Stopp gab's bei Trnovec pri Dramljah. Dort sahen wir bereits massive Quellungen vor uns (ca. 19:20 Uhr):
Die Zelle entwickelte sich stark und zeigte wieder Superzellen-ähnliche Strukturen:
Eine sehr junge und verspielte Katze ließ sich von der herannahenden Superzelle nicht beeindrucken, da waren Heuschrecken und ähnliches Getier schon spannender
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
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Da auch diese Zellen sehr stark nach Süden ausscherten und sich die stärkste Zelle bei Celje befand, ging's schnell in diese Richtung weiter. Die vor uns entstandene Superzelle schwächte sich in der Zwischenzeit wieder ab:
Kurz vor Celje führt die Autobahn genau Richtung W, wir fuhren also sehr knapp am Aufwindbereich vorbei. Vor uns entwickelte sich nun explosionsartig eine der stärksten Zellen an diesem Tag, etwas westlich von Celje. Von der Autobahn aus sah man schon heftige Strukturen (ca. 19:45 Uhr):
Leider steckten wir zu diesem Zeitpunkt in der Innenstadt von Celje fest, dennoch gelang zumindest eine Aufnahme relativ gut. Die Zelle war mit Sicherheit eine kurzlebige Superzelle (ca. 19:50 Uhr):
Danach wagten wir einen Core-Punch in Richtung Ljubljana, zuerst auf der alten Bundesstraße nach Medlog, dann auf der A1 Richtung Žalec. Die Zelle verzog sich aber sehr schnell nach Süden, sodass zum Glück kein Hagel im Downburst war, sondern "nur" Starkregen und etwas Wind.
Danach ging's über die Autobahn nach Hause. Auf der Rückseite entwickelte sich durch die wieder hervorkommende Sonne eine wunderbare Abendstimmung, ein wahres Feuerwerk an Farben und auch einen hübschen Regenbogen gab's zu sehen. Alle Fotos entstanden zwischen 20:15 Uhr und 20:45 Uhr entlag der A1 zwischen Žalec/Celje und Slovenska Bistrica:
Alles in Allem ein sehr spannender Chasingtag! Danke sowohl an Thomas, der auch noch weitere Bilder/Videos hochladen wird, sowie an Georg, der uns mit seinem Fachwissen sehr gut unterstützen konnte. Ein großes Danke gilt auch Papa Harald für's Fahren!