+++Bissl was zur Geschichte zum aktuellen Winter, ein paar Relationen – Blick über den globalen Tellerrand – VORSICHT: WISSEN
+++
Schneemässig hat dieser Winter vor allem den Bewohnern an der Alpennordseite und weiter im Norden etwas höheren Lagen schon einiges gebracht, im Flachland war er bislang eher mau, in Punkto Kälte konnte dieser Winter aber bislang nirgends punkten, selbst nach der medial zu Ende gegangenen Eiszeit liegt der Jänner um etwa 1 Grad über dem langjährigen Mittel. Selbst kleinere Bäche sind in unserer Gegend nicht einmal ansatzweise vereist.
Ein anders Kaliber in Punkto Frost findet die kommende Woche über dem mittleren Westen Nordamerikas statt. Mit einem Ausbruch arktischer Kälte (die Amis nennen das „arctic blast“) wird sehr kalte Luft direkt vom Nordpol nach Süden gelenkt. So sinken die Werte ab Dienstag für einige Tage in 1500m Seehöhe auf -45 bis -35 Grad ab, in tieferen Lagen rechnen die Modelle auf einer Fläche so groß wie ganz West-, Nord-, Süd- und Mitteleuropa zusammen Tiefstwerte jenseits der -30 Grad (Chicago zum Donnerstag Tiefstwerte von -35, selbst tagsüber -25). Dahinter wird’s dann rasch wieder etwas milder, „dank“ Gebirgen, die Nord/Süd ausgerichtet sind und der enormen Landmasse ohne wärmende Meere in Reichweite sind solche Geschichten über Nordamerika immer wieder drin.
Gibt’s sowas auch bei uns? In dem extremen Ausmaß in der jüngeren Neuzeit nicht, dennoch schaffte es sibirische Kaltluft mehrmals im 20.Jahrhundert auch zu uns: im Februar 1929 zeigen die Karten um -35 Grad über der Ukraine in 1500m Seehöhe, der tiefste, in Österreich je gemessene(!) Wert stammt aus jener Zeit mit -36,6°C am Stift Zwettl in Niederösterreich und wahrscheinlich war es im nördlichen und westlichen Waldviertel oftmals noch wesentlich kälter(siehe Beitrag vor einigen Tagen).
Im Jänner 1985 warens in 1500m Seehöhe knapp -30 Grad bei uns, in den Niederungen konnte sich über frischem Schnee(Wels damals offizielle 40cm) sehr kalte Luft weiter aufschaukeln: -33,0°C in Waizenkirchen, -33,4°C in Aspach stehen als amtliche Werte, -34 Grad sollens laut Messung meines Vaters in St.Marienkirchen gewesen sein. Der Höchstwert damals: -18 Grad in Hörsching, oftmals kaum die -20…so gings auch einige Tage dahin, das öffentliche Leben damals ganz im Zeichen dieser Kälte. Soviel dazu, was alles möglich ist und war bei uns. Dagegen wirkt unser heuriger Winter bislang wie ein laues Lüftchen, der Wetterbericht spricht z.B. von eisigen -5 bis +2 Grad – eher Durchschnittskost winterlicher Phasen würde ich das nennen, mehr nicht. Das kommt immer öfter davon, dass eine ganze Generation mittlerweile keine ordentlichen Winter mehr kennt und auch sonst wenig Ahnung vom Wetter hat – somit entsteht in der Bevölkerung ein völlig falscher Eindruck von der Normalität des Wetters (0 Grad im Winter sind nicht kalt, noch weniger +5, nur weils diverse Privatsender so kommunizieren, wird’s nicht richtiger).
Genauso wenig sind hochbejubelte 100 Sommertage bei uns normal (zumindest bis vor einigen Jahren war das nicht der Fall), kommen aber immer öfter vor, das bestätigen die Messungen. Insgesamt war die Referenzperiode für Klimamessungen von 1961-1990 um gut 1 Grad kälter, als jene von 1981-2010, die nächste Dekade von 1991-2020 dürfte erneut einen gewaltigen Sprung hinlegen, denn hier fallen weitere Hitzejahre rein, die kalten 80er Winter sind dann draußen.
Übrigens erreichte uns solch kalte Luft das letzte Mal im Winter 1986-87. Das ist lange her, seither gab es das nicht mehr, wahrscheinlich ist das ein Zeichen des Klimawandels, dass die Wetterlagen zum einen an sich etwas milder geworden sind, zum anderen gewisse Lagen in der Ausprägung gar nicht mehr auftreten, bzw. deutlich seltener als früher(das war im 20.Jahrhundert bis 1987 alle 5-10 Jahre eigentlich der Fall).
Sehr heiß ists übrigens ist am anderen Ende der Welt und zwar in weiten Teilen Australiens, dazu herrscht extreme Trockenheit durch ausbleibende Niederschläge, da sich die Tiefdruckgebiete sehr weit im Norden befinden:
über 40 Grad gibt es besonders in der Mitte des Landes immer wieder, auch über längere Zeit. Aktuell reichen die Messungen, die ich mir angeschaut habe, aber bis 47 Grad bei Tiefstwerten um 34-35 Grad, das ist in dem Ausmaß selbst für australische Verhältnisse abnorm.
+++++++++++++++++
Zu unseren Wetter: die Warmfront liegt hinter uns, die Nacht verläuft ruhig, es klart auf, dann fällt aber rasch Nebel ein, der sich vor allem in höheren Lagen schneller lichtet, im Donauraum bleibt dieser gerne ganztags liegen bei Werten von um die 0 Grad.
Zur Nacht auf Montag erreicht uns die nachfolgende Kaltfront, es kühlt vor allem in der Höhe wieder ab, herunten wird’s etwas milder bei 2 Grad am Montag, Schnee und Regen fallen aber kaum. Ruhigeres Wetter voraussichtlich ab Dienstag mit Minusgraden in der Nacht und Werten von -2 bis +2 Grad am Tag (gegen Wochenmitte verbreitet wieder Eistage). Für alle Skifahrer deutet sich sonniges Bergwetter bei Höhenmilde an, herunten wird’s eher wieder frischer als jetzt. Insgesamt bleibt uns das nicht allzu kalte Winterwetter erhalten, in höheren Lagen werden die Schneemassen weiter konserviert.
PS: ich entschuldige den langen Text, es ist mir allerdings als Hobbymeteorologe, der sich viel mit dem beliebten Thema „Wetter“ beschäftigt, ein Anliegen abseits von diversen Vorlieben auch Fakten aufzurollen, insgesamt etwas weiter auszuholen und auch unaufgeregt das Thema als Ganzes darzulegen. Ich halte den Wissenstransfer in vielen mittlerweile oftmals emotional geführten Themen für extrem wichtig, das muss nicht einmal das Wetter selbst sein – in dem Fall ist es halt eine Thematik, mit der ich mich dann doch ganz gut auskenne und tagtäglich merke, wie seicht und auch manipulativ damit umgegangen wird.
Bild3: Temperaturen kommende Woche über Nordamerika, 1500m Seehöhe, Modell GFS
Bild2: Temperaturen über Europa im Februar 1929, 1500m Seehöhe, ERA Reanalysis
Bild1: Höchstwerte Australien, gestern 25.01.2019,
www.kachelmannwetter.com
Aktuelle Wetterwerte und Webcambilder wie immer unter
www.wetter-hausruckviertel.at