Polarwirbel schwächelt

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Andi.W
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Donnerstag 27. Oktober 2016, 14:48

Das ruhige Herbstwetter der letzten Wochen hierzulande täuscht: Auf der ganzen Nordhalbkugel sind ungewöhnliche Dinge im Gange. Besonders deutlich wird das im Nordpolarmeer: Auf Spitzbergen liegt beispielsweise immer noch kein Schnee, auf den Aleuten (zwischen Russland und Alaska) pumpen Orkantiefs extrem milde Luft ins Polgebiet und verhindern dort die eigentlich längst überfällige Bildung von Meereis. Auf dem Atlantik gibt es dagegen kaum Tiefdruckgebiete. Stattdessen dominiert hoher Luftdruck,vor allem von Island bis nach Sibirien

Die Ursache für diese Wetterphänomene ist ein ungewöhnlich schwacher Polarwirbel. Dieses Starkwindband in über 10 Kilometern Höhe steuert vor allem im Winterhalbjahr Zugbahn und Stärke der Tiefdruckgebiete, beeinflusst aber auch die Temperaturverteilung zwischen dem Nordpol und den mittleren Breiten. Bei einem starken Wirbel gibt es auch starke Tiefs, milde Westwinde dominieren und polare Kaltlufteinbrüche sind selten. Bei einem schwachen Wirbel sind auch die Tiefs schwach, Hochdruckgebiete dominieren und Polarluft strömt leichter nach Süden.



Der Polarwirbel wird auch in den kommenden Wochen weiter ungewöhnlich schwach bleiben, es gibt sogar Anzeichen, dass er sich in zwei Teile aufspalten könnte. Sollte das passieren, wäre das ein Novum: Noch nie wurde ein sogenannter Polarwirbelsplit Anfang November beobachtet. Auf solche Entwicklungen folgten in den vergangenen Wintern oft spektakuläre Kälteeinbrüche in Europa mit schweren Schneestürmen und klirrendem Frost. Zuletzt passierte das im Rekord-Dezember 2010, im eiskalten Februar 2012 und im Schneesturm-März 2013.

Ob der (mögliche) anstehende Polarwirbelsplit auch dieses Mal wieder strenges Winterwetter in Europa zur Folge hat, muss abgewartet werden. Die Ausgangslage für einen frühen Kälteeinbruch ist allerdings so "günstig" wie seit Jahren nicht: Atlantiktiefs mit milder Luft spielen auch in den kommenden Wochen kaum eine Rolle für unser Wetter, Hochdruckgebiete sind weiterhin am Zug. Dazu ist es in Russland schon sehr kalt für die Jahreszeit, und diese Frostluft kommt langsam, aber sicher immer näher. Für Winterfans brechen also spannende Zeiten an.



Ein Bericht von Wetteronline
Schwoza
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Donnerstag 27. Oktober 2016, 15:09

Danke für deine Analyse, sowas liest man als Winterfan gerne. *bravo*

Ach, ist ja von wetteronline, trotzdem bravo:)
Zuletzt geändert von Schwoza am Donnerstag 27. Oktober 2016, 19:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Robert83
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Donnerstag 27. Oktober 2016, 19:36

Mir taugt die aktuelle Entwicklung auch - wobei sich da die Katze noch in den Schwanz beissen könnte...
Gedanken: momentan gute Schneedecken und Eisentwicklung über den Weiten Rußlands, der Polarwirbelsplit geschieht ungewöhnlich Früh. Ob die frühe Kälte nicht dann den Polarwirbel nicht doch noch halbwegs in Gang setzt und die Westlagen dann im Hochwinter aufgetischt werden ....da ist vieles offen. Kurz- und mittelfristig ist aber mal alles auf winterliche Großwetterlage getrimmt - nicht unähnlich nur Dezember 2010 - nur eben ein Monat zu früh.
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Herfried
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Freitag 28. Oktober 2016, 09:58

Meine dass Stratosphäre von unten her ausgelöst wird.

Insoferne wundert es mich nicht, wenn die heurige WACCy Situation mit 2 kontinentalen Kaltluftkörpern.und warmer Arktis - gestützt durch stationäre Langwellen - nach oben durchschlägt.

Nun... würde das Spiel oben, das Gannze herunten ebenso befeuern - dann bliebe die Arktis warm, insbesondere Sibirien kühlt weiter ab - und bei der geringen Aktivität des Atlantiks kommt die Ostluft.

2009/10...? Da ging es ja ähnlich los. Und auch die beiden Folgewinter... Monatelanger WACCy folgte jeweils ein kräftiger Wintermonat bei uns. Auch in diesen Jahren folgte die Stratosphäre dem kaputten bodennahen PW - und boostete verstärkend die Entwicklung.


Das Setup deutet nun...
...noch... ruhigen Herbst an.

Aber Mitte Nov bis Anfang Dez. wird sich da was tun.

Die Chance auf Winterbeginn wie 09/10 ist nicht ohne.


Was kann das Spiel.vermasseln?
Kaltluft drängt von Sibirien in Ri Pazifik. Dzt.stützt dies WACCy - so wie auch im vorigen Frühjahr.

Wenn diese Kaltluft aber zu weit nach Ost semmelt dann verdrängt das die Kälte über Westamerika. Diese sammelt sich dann rud um Grönland bis Neufundland - und flugs lebt der Atlantik. Immerhin eine Entwicklung die 2010 - 13 jeweils den Hochwinter auf 2 - 4 Wo beschränkt hat.

...und die CFS seit 2 Mo aggressiv rechnet - bis zum totalen Mildwinter.
Schöne Grüße aus Mühldorf bei und 100 m über Feldbach, Herfried Spät-Schneefrosch 2011 und 2020 ex aequo, früh 2021, Eisfrosch 2020
Exilfranke1

Freitag 28. Oktober 2016, 19:43

http://www.aer.com/science-research/cli ... scillation" onclick="window.open(this.href);return false;

Polarwirbelsplit rekordverdächtig früh, weit vor dem Einstrahlungsminimum, mehr Schnee in Sibirien als sonst um die Zeit. Laut dem Analytiker erinnert ihn das Muster der Temperaturanomalie an 2005/06.

Die lange Lektüre lohnt sich.
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Herfried
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Samstag 29. Oktober 2016, 10:14

Waren da nicht auch Dez / Jan DIE Wintermonate (erinner...?)
Schöne Grüße aus Mühldorf bei und 100 m über Feldbach, Herfried Spät-Schneefrosch 2011 und 2020 ex aequo, früh 2021, Eisfrosch 2020
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