Sudden Stratospheric Warming im Winter 2012/2013

Diskussionen rund um Kurz- & Mittelfristprognosen und Wetterentwicklungen
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Reniar

Mittwoch 13. Februar 2013, 22:41

Ein Gastprofessor in atmosphärischer Dynamik hat es einmal so erklärt, dass der Grund für die Sudden Stratospheric Warmings die Energie ist, die durch Dissipation beim Brechen der Rossywelle mit Wellenzahl 1 frei wird.

Ich stelle mir das ähnlich wie bei Leewellen vor, bei denen durch Dissipationsenergie (also Wärme und Turbulenz) infolge von Wellenbrechung in etwas Abstand zum Gebirge in höheren Luftschichten CAT (Clear Air Turbulence, spürbar durch Turbulenz beim Fliegen) auftritt, nur in ungleich größeren Skalen.

Phänomenologisch stelle ich mir die Auswirkungen wie folgt vor:
Die Erwärmung in der Stratosphäre bei major warmings ja ist bis in die Troposphäre hinein erkennbar (100,200hPa). Durch die Wärme stabilisiert sich der obere Teil der Troposphäre, es kommt zu großflächiger Subsidenz (Absinkbewegung) und begünstigt somit die Entstehung eines semipermanenten Hochdruckgebietes, eben eines blockierenden Hochs, als steuerndes System. Klarerweise spielen auch noch viele andere Faktoren bei der Hochdruckbildung eine Rolle, daher kann man nicht sagen, dass sich das blockierende Hoch genau unterhalb der stärksten stratosphärischen Erwärmung bildet.

Dynamisch kann man das ganze sicherlich gut mit der IPV-Theorie (isentrope potentielle Vorticity) beschreiben. Allerdings habe ich keinen Überblick zu wissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Gebiet.

Das Brechen wäre jedenfalls ein nichtlinearer Effekt. Nichtlineare Effekte sind nur sehr schwer qualitativ zu beschreiben, sind allerdings durch die Modellphysik in dieser Größenordnung abgedeckt und somit von Globalmodellen in der Vorhersage ausreichend erfasst. Mehr noch, durch die geringe Wellenzahl reicht die Skala auch bis in Saisonprognosen hinein, welche meiner subjektiven Gefühl nach immer öfter diese Blockinglagen auch drin haben.

Kennt jemand Untersuchungen zur Klimatologie solcher Blocking-Lagen bzw der Untersuchung der Lage der blockierenden Hochs im Vergleich zu den Stratospheric Warmings?

Ich wäre für Meinungen, Ergänzungen, eigene subjektive Beobachtungen, andere Interpretationen, Kritik usw. sehr dankbar. Auch Feedback darüber, ob mein Kommentar halbwegs verständlich verfasst ist, würde ich sehr begrüßen. :)
Harleystorm

Dienstag 12. Januar 2016, 17:28

Dann Daumen drücken ;) Sieht sehr interessant und da kann schon was kommen im Februar.
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Pete
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Dienstag 12. Januar 2016, 19:11

Harleystorm hat geschrieben:Dann Daumen drücken ;) Sieht sehr interessant und da kann schon was kommen im Februar.
Dich gibt's auch noch? ;) Schön, dass Du wieder mal hier vorbei schaust! *top*
Liebe Grüße
Peter
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Harleystorm

Mittwoch 13. Januar 2016, 00:53

Grüss Dich Pete *wink* Sehr schön von Dich, dass jemand sich auf mich noch errinern kann. Keine Angst, Ich werde hier bleiben und habe in diesem Forum auf keinen vergessen, vorallem nicht auf Dich, Robert und Franz. Danke und hoffen wir, dass wir ganz im Osten was vom Winter noch bekommen ;) Franz macht Hoffnung und hat auf den Punkt gebracht was eigentlich weit da oben im Gange ist. Ich beobachte alles sehr genau auch wenn Ich schon sehr lange kaum etwas geschrieben habe.
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Robert83
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Mittwoch 13. Januar 2016, 01:00

Harleystorm hat geschrieben:Grüss Dich Pete *wink* Sehr schön von Dich, dass jemand sich auf mich noch errinern kann. Keine Angst, Ich werde hier bleiben und habe in diesem Forum auf keinen vergessen, vorallem nicht auf Dich, Robert und Franz. Danke und hoffen wir, dass wir ganz im Osten was vom Winter noch bekommen ;) Franz macht Hoffnung und hat auf den Punkt gebracht was eigentlich weit da oben im Gange ist.
Grüß dich! Schön mal wieder was vor zu lesen :)
GFS 18z ist mal garnicht so schlecht: statt Südwest dreht die Strömung im Verlauf bodennah eher auf Ost - das wär schon mehr nach unserem Geschmack ;)
Nyuli

Mittwoch 13. Januar 2016, 08:41

f-z hat geschrieben:Die Ähnlichkeit ist frappierend. Noch ist es zu früh, um daraus Rückschlüsse für den Februar abzuleiten.
Hm... :) Franz, wir sollten aber beachten, dass wir in 2012 im Warmsektor der Erwärmung waren, was ja als Rückkopplung auf uns gewirkt hat.
Die aktuelle Lage scheint um 90° gegen Uhrzeigersinn verschoben zu sein, wir würden uns im (oder unter dem) Kaltsektor befinden. Die Entwicklung ist jedoch interessant :)
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Jonny 5
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Dienstag 19. Januar 2016, 22:44

Das MW ist auch heute noch auf den Karten vorhanden. 14 Tage sind halt noch sehr lange.
Liebe Grüße
Jonny 5 ;) Wien XV (220m)
- WIEN ist Spitze
Nyuli

Donnerstag 21. Januar 2016, 14:41

f-z hat geschrieben:Es bleibt spannend. GFS simuliert nun erstmals ein MW gegen Ende der Rechnung:
Ja, und gleichzeitig zeigen sich erste Anzeichen eines Polarsplits, was als eine unmittelbare Wirkung aufgefasst werden kann. Wirklich spannend.
HansSchild

Donnerstag 21. Januar 2016, 15:27

Es ist deshalb auch nicht sinnvoll auf die Modelle zu schauen was in der MF oder besonders der erweiterten MF passiert.
Soll sich das ganze jetzt erst mal manifestieren, werden die Modelle, in welche Richtung auch immer lässt sich natürlich noch nicht genau sagen, plöztlich umschwenken. WENN es denn zum Split kommt....
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Robert83
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Donnerstag 21. Januar 2016, 19:47

Die Frage ist, wo das Warming sich dann auswirkt - an der falschen Stelle wärs halt kontraproduktiv.
Nach 2 schönen Winterepisoden wäre mindestens eine Dritte noch schön, und auch wahrscheinlich. Zeitpunkt aber frühestens erste Februardekade.
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Herfried
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Donnerstag 21. Januar 2016, 19:59

Mittlerweile hat sich WACCY mit sehr geringer NH-Westdrift etabliert. Das könnte noch gröbere Kaltluftverschiebungen erlauben, die Glaskugel zeigt da oben Erwärmung in Europa, was sehr für zeitgleichen Ausbruch an Kaltluft in unsere Richtung spricht. Allerdings ist eine 16 Tageskarte reine herumraterei.
Schöne Grüße aus Mühldorf bei und 100 m über Feldbach, Herfried Spät-Schneefrosch 2011 und 2020 ex aequo, früh 2021, Eisfrosch 2020
Harleystorm

Freitag 22. Januar 2016, 01:39

Ich glaube es wird nicht so kommen wie man sich viele Winterfans hier vorstellen. Der Winter ist fast von allen Modellen verschwunden und auch die letzten tendieren auf die milde, stürmische Westlage die Ich für mehr wahrscheinlich halte. Wo wird dann die grosse Kälte nach Süden wandern? Entweder Nordamerika, Atlantik oder auch Sibirien nur nicht Europa leider. Mal sehen aber Ich bleibe pessimistisch. Für die Niederungen läuft die Zeit ab. Schon im Februar ist die Sonneneinstrahlung zu stark um den Schnee dann nicht auch bei Dauerfrost zu tauen. Oder es kann auch ganz ohne Schnee bleiben. Mal sehen. Jetzt kümmere Ich mich um die US Ostküste wo man kurz vor einem heftigen Wintereinbruch steht *snow2*
Hannes

Freitag 22. Januar 2016, 08:13

Die berühmte Sonnenstärke laberei fängt wieder an...... Im feber *ach* *ach* *ach* *ach*
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Freitag 22. Januar 2016, 08:38

Halt ich auch nichts davon. Wie sind dann immer wieder mal Märzwinter möglich? Sonnenfleckenmaximum? ;)
Standort: 4890 Frankenmarkt
Harleystorm

Freitag 22. Januar 2016, 20:21

Hannes hat geschrieben:Die berühmte Sonnenstärke laberei fängt wieder an...... Im feber *ach* *ach* *ach* *ach*
Du solltest Mal den Februar im Wien oder östlich erleben. Dann wird dir sofort bekannt, dass der Schnee sich hier nicht mehr hällt auch wenn es bei Dauerfrost bleibt. Es ist nicht das selbe wie im Dezember oder Jänner und es macht im Februar einen grossen Unterschied. Auch bei unter -10°C in 850hpa gibt es hier unten schon Tauwetter. Mitte Februar hat die Sonne schon so viel Kraft, dass nur die Sonne es alleine schafft die Luft um 15°C zu erwärmen. Es gibt hier viele die meine Behauptung nur bestätigen können. Pete zum Beispiel ;) Märzwinter? Hier? *nono*
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Samstag 23. Januar 2016, 01:22

Harleystorm hat geschrieben:
Hannes hat geschrieben:Die berühmte Sonnenstärke laberei fängt wieder an...... Im feber *ach* *ach* *ach* *ach*
Du solltest Mal den Februar im Wien oder östlich erleben. Dann wird dir sofort bekannt, dass der Schnee sich hier nicht mehr hällt auch wenn es bei Dauerfrost bleibt. Es ist nicht das selbe wie im Dezember oder Jänner und es macht im Februar einen grossen Unterschied. Auch bei unter -10°C in 850hpa gibt es hier unten schon Tauwetter. Mitte Februar hat die Sonne schon so viel Kraft, dass nur die Sonne es alleine schafft die Luft um 15°C zu erwärmen. Es gibt hier viele die meine Behauptung nur bestätigen können. Pete zum Beispiel ;) Märzwinter? Hier? *nono*
Dann wirds Zeit für ein VB mit 50cm Neuschnee und Anzapfen von -20 in 850hPa - da kann die Sonne dann scheinen, was sie will ;)
Harleystorm

Samstag 23. Januar 2016, 01:51

Ja Robert, dann ist es was anderes und würde gut laufen, aber man sieht schon wie viel es an Schnee und Kälte braucht um so etwas länger halten zu können. Ist leider äusserst unwahrscheinlich aber auch nicht unmöglich ;)
Hannes

Samstag 23. Januar 2016, 07:49

Sicher 2cm Pulverschnee sind in ein paar Stunden weg *lach* getaut
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Samstag 30. Januar 2016, 10:51

Der troposphärische Polarwirbel IST im wesentlichen zusammengebrochen.
Nur geht die Kaltluft nicht nach Europa sondern nach Ostasien.

Bild

Regeneration nicht absehbar, Kaltluftmassen in Ostasien und über Nordamerika, sonst nirgends, Arktis bleibt konstant extrem warm (+7 Tage)

Bild


Aktuell 850 hPa:

Bild

und 500 hPa

Bild


Zum 3. mal diesen Winter gibt es eine sehr ausgeprägte WACCy Periode, mit praktisch zerfallenem Polarwirbel.
Warum haben wir nix davon? Weil die Kältepole sich wieder mal über Ostasien und Kanada eingenistet haben, die komplett abnorme Zirkulation daher zu uns erst wieder nur WLA oder gar nix (ruhiger Hochdrucksumpf) fördert.

Die Geschehnisse in der Stratosphäre spiegeln das Chaos herunten wieder...
...aber ob es aus der Lage nun, die für uns so gut wie keinen Winter bringen kann, einen Ausweg gibt?

Der Frühling nähert sich, und Umstellungen der benötigten Größenordnung brauchen 2 Wochen. Die Zeit wird knapp.


PS.: Noch die Prognose für die Höhe:

Bild
500... ein warmes Hoch in der Zentralkarktis Anfang Feber...


http://www.wetterzentrale.de/pics/Rhavn1802.gif" onclick="window.open(this.href);return false;
850.... Wie schon die Bodenkarte zeigt: Ausgesprochen ungünstige Verteilung der Bodenkaltluftkörper. Und schaut euch Alaska an...



Blickwinkel Arktis Temperaturschnitt:

Bild
Bild
http://ocean.dmi.dk/arctic/meant80n.uk.php" onclick="window.open(this.href);return false;


Warmer Herbst, der auch bei uns warm war... Klare Sache für wenig Tiefdruckaktivität, ruhige Hochs, laaaaaaangsame Abkühlung.
Der kalte arktische Dezember warf bei uns die rekordverdächtige Westwindpumpe an
Danach WACCY, extremer als ich es je sah... wir wurden nur von Miniwinterlein gestreift.
Nun immer noch WACCY, aber wir auf der falschen Seite.
Schöne Grüße aus Mühldorf bei und 100 m über Feldbach, Herfried Spät-Schneefrosch 2011 und 2020 ex aequo, früh 2021, Eisfrosch 2020
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Mittwoch 3. Februar 2016, 12:11

Danke Franz für deine Analyse. Ein Major Warming kann sich leider nicht etablieren, die Windumkehr setzt sich nicht nach unten durch und die Modele zeigen erst weit in der Mittelfrist immer wieder halbwegs brauchbare Lösungen. Insgesamt ist der zonale Druck noch zu stark, eine Blockade kann sich einfach nicht durchsetzen. Freuen wirds den Süden, der in nächster Zeit einige Chancen serviert bekommt.
Wann kommt der Winter alpennordseitig in den Niederungen dann? Mit der jahreszeitlich langsamen Schwächung des Polarwirbels halte ich dieses Jahr eine winterliche Episode ab Ende Februar, Anfang/Mitte März nochmals für wahrscheinlich - das ist aber natürlich reinste Spekulation.
sirius_!

Freitag 4. März 2016, 08:10

Guten Morgen,

Frage an die Profis:
Wie weit entwickelt sich die aktuelle Erwärmung und welche Auswirkungen sind zu erwarten?
Gibt es auch Karten wo ich nicht nur die aktuelle Situation sehe, sondern auch Vor-Berechnungen?

lg
Ernst
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Freitag 4. März 2016, 20:03

@sirius

http://www.meteociel.fr/modeles/gfse_ca ... 10&carte=1" onclick="window.open(this.href);return false;
Liebe Grüße
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