Hallo Alpemare,
fast scheint mich aus Deinen wiederholten ausführlichen und emotionalen, diesmal wenigstens ohne persönliche Anwürfe gegen alle Freunde der kühleren Jahreszeit auskommenden Plädoyers ein wenig die uralte Angst der Römer vor den dichten, sumpfigen, kalten, nebligen Wäldern der Germanen anzuwehen, dort, wo die Käuze so schauerlich rufen.
Alpemare hat geschrieben: Ich kann das durchaus verstehen, was Herfried gepostet hat! Grundsätzlich hat für mich die Zeit Oktober-Anfang März auch weniger Stellenwert im Vergleich zur Zeit März-September, einfach weil das Wetter mehr meinen Vorstellungen bzw. Interessen entspricht. Die Stadt im Winter ist für mich eine gänzlich andere als in den wärmeren Monaten. Es spielt sich (abgesehen von der Vorweihnachtszeit) kein Leben mehr draußen ab, alle sitzen in den Häusern,
Genau das ist der Fehler! Wer in der kalten Jahreszeit nicht mehr hinaus geht, nur zu Hause hockt, bekommt zu wenig Tageslicht ab und verfällt unweigerlich einer Herbst- oder Winterdepression. Zumindest aber mutiert er zum Grantscherm.

Seit ich im Schneesturm gegangen bin weiß ich, man kann tatsächlich bei jedem Wetter spazieren gehen, es erfrischt, belebt und weckt die Lebensgeister. Ich habe vor, heuer die kalte Jahreszeit über zu joggen, selbst wenn viel Schnee liegen sollte. Und ich freue mich schon sehr darauf! Winterlicher Wald, wenn der Schnee in der Sonne glitzert und man seiner Wege durch den Schnee geht, vorbei an unzähligen Tierspuren, das gehört für mich zu den beglückendsten Erlebnissen im Jahreslauf.
Alpemare hat geschrieben: die Stimmung ist einfach nicht so fröhlich und farbenfroh wie im Frühling/Sommer. Einigen meiner Hobbies kann ich im Winter auch nur bedingt nachgehen, weil der Tag einfach viel zu kurz ist. Die schlimmste Zeit des Jahres ist der November. Trostlos, kühl, kalt, windig, nebelig - all das verbinde ich mit dem November (hierzu gibt's einen tollen Song von Giusy Ferreri, wo sie in "Novembre" diese Stimmung ideal besingt).
Das ruft natürlich den Skorpion in mir auf den Plan.

Der November ist ein phantastischer, mystischer, geheimnisvoller Monat für alle, die sich für düstere Romantik begeistern können: Zeit der Raben in kahlen Baumkronen, deren blattlose Silhouetten bizarr aus dem Nebel hervortreten. Erinnerungen an Besuche der Araburg im Novembernebel, an einen Aufstieg auf's Hocheck im November, stapfend durch überknöchelhohes Laub, phantastische Stimmungen, gezaubert aus Nebel und Sonne...
Man muss vielleicht ein bisschen "Novemberenergie" in sich tragen, um diesen Monat genießen zu können:
http://www.heise.de/foto/galerie/fullsc ... defe5ee60c
Schließlich: Der November als Einstimmung auf den Dezember und damit die Weihnachtszeit, das "Einhausen", tatsächlich manchmal gemütlich im Warmen bei Tee oder Glühwein sitzen, während draußen bettfederngroße Flocken fallen. Und niemals würde ein "Dauerfrühling" die selbe Freude hervorrufen, wie der Frühling in unseren Breiten, die Rückkehr der Sonne, der Wärme und des Grüns nach dem Winter. Ich bin eine große Freundin der Abwechslung, die unsere Jahreszeiten bringen!
Alpemare hat geschrieben: Im November überkommt mich immer wieder das Gefühl einfach wegzufahren, in den Süden, weit weg von Nebel und Kälte, vor zwei Jahren hab ich das mit einem Kurztrip nach Malta realisiert, es war einfach herrlich diese Jahreszeit zu unterbrechen und bei 25° C im T-Shirt Wetter die Insel zu erkunden
Jede Jahreszeit hat natürlich ihren Reiz, aber der Frühling und der Sommer sind einfach tausendmal schöner als der Herbst und der Winter. Dieses Gefühl von Freiheit überall, ein langer Tag steht zur Verfügung, der Raum draußen wird umfunktionalisiert zum Wohnraum bzw als solcher genutzt, die lauen Abende im Freien, die Sonnenuntergänge an den Seen und Meeren, die Fahrt mit offenen Fenster durch saftig grüne und blühende Landschaften - kurzum:
Der Sommer ist für mich Leben pur und Lebensfreude pur.
Genau, diese Schwärme von Gelsen, die einem abends im Freien den letzten Blutstropfen aussaugen, die herumvagabundierenden Wespen, die einem beim Essen im Freien fast in den Mund fliegen, diese Tropennächte in den Innenstädten, wo man sich bei 30 Grad im Zimmer schlaflos und fluchend hin und her wälzt...

Nicht zu vergessen die durch Hitzeperioden ausgedörrten Böden, die Saunafahrten in nicht klimatisierten Öffis und derlei "Annehmlichkeiten" mehr... Juli und August sind mittlerweile, so sie Extremhitze mit sich bringen, jene Monate im Jahr, die ich am wenigsten mag. Würde sie gerne gegen zwei weitere milde Frühlingsmonate eintauschen...
Alpemare hat geschrieben: Dem Winter kann ich relativ wenig abgewinnen, natürlich gibt es auch schöne Seiten, aber irgendwie warte ich dann doch schon auf die ersten warmen Tage im März, wo die Natur und das Leben draußen wieder so richtig erwacht. Das liegt vielleicht etwas in meiner Familie - meine Mutter lebte ein paar Jahre direkt am Mittelmeer und meine Eltern zeigten mir schon mit nichtmal 1 Jahr das Meer - es folgten Jahre mit mehreren Wochen Aufenthalt an der Adria - sowas prägt einen, bis heute ist das Meer und die mediterrane Lebenswelt auch mein "Leben"
Hochsommer am Meer ist auch etwas anderes als die "Hundstage" in einer Großstadt zu verbringen. Aber selbst da erinnere ich mich an einen Trip nach Venedig im Hochsommer, als ich noch Kind war - Venedig selbst zwar wunderschön, aber die elende Hitze ist mir auch bis heute in Erinnerung geblieben.
