Hallo!
Eins möchte ich gleich zu Beginn anmerken: dies ist ein etwas längerer Bericht, denn 1. handelt es sich um 2 Tage und 2. habe ich versucht, die Bilder auch mit synoptischem Hintergrund auszuschmücken, sodass man sich besser in die Wetterlage versetzen kann. Na gut, los gehts
Nachdem das Jahr 2015 gewittertechnisch bei uns im nördlichen Waldviertel - wie in vielen Teilen des Nordens und Ostens Österreichs - bis jetzt alles andere als berühmt war, wurde es im Zuge des langsam nach Osten wandernden Troges in den vergangenen Tagen endlich ein wenig spannender und somit ergaben sich immerhin 2 kleinere, aber recht interessante und lehrreiche Chasings. Aufgrund der südlichen bis südöstlichen Höhenströmung hatte ich es mit einer sonst nicht so üblichen Wetterlage zu tun, gepaart mit kleinskaligen Konvergenzen war das Überraschungspotential recht hoch
Beginnen möchte ich mit Samstag, 15.8.2015, wo sich laut Wettermodelle entlang einer Konvergenz am frühen Nachmittag recht verbreitet Gewitter bilden sollten. Die Konvergenz war zwar vorhanden, die Gewitterbildung ließ aber lange auf sich warten. Erst kurz vor 18 Uhr begann dann entlang der Konvergenz Quellwolkenbildung, und schon bald entstand in der Nähe von Zwettl ein erster Schauer. Ich beschloss daher, ein Stück Ri. Süden zu fahren. Es sollte sich schon alsbald als die falsche Entscheidung herausstellen, besser wäre es gewesen, nach Norden zu fahren (zB. nach Zlabings (Slavonice, CZ)), dazu aber gleich mehr. Davor noch schnell ein Schnappschuss in Oberedlitz Ri. Süden:
Zwischen Thaya und Waidhofen a.d. Thaya wartete ich dann und hatte einen freien Blick auf die Zelle im Süden, die nun bereits ein Gewitter war:
Der Blick Ri. Norden verrät schon ansatzweise, wieso es besser gewesen wäre, nach Norden zu fahren (mittig übrigens der Kirchturm von Thaya ). Aus diesem dunklen Aufwindfeld bildete sich kurze Zeit später ein Gewitter, welches kurz sogar Reflektivitäten von über 60 dBZ aufwies - da war wohl auch Hagel irgendwo dabei.
Die Zelle im Süden entwickelte sich währenddessen zwar, aber nur zaghaft und kam nur langsam näher.
Die Konvergenz lag ziemlich genau über mir: nur ein Stück weiter westlich war es weiterhin nur gering bewölkt:
Noch einmal eine Aufnahme in Richtung Norden:
...und Ri. Süden:
An meinem Standort wehte (wie auch in Oberedlitz) die ganze Zeit über Südostwind, der mit Näherrücken der Gewitterzelle stärker wurde und Staub aufwirbelte, und das sogar ziemlich hoch. Einige Kilometer weiter südlich dürfte sich offenbar sogar ein Staubteufel gebildet haben (einen Tornado schließe ich eher aus), wie hier nachzulesen ist: http://skywarn.at/forum/viewtopic.php?f=55&t=21598" onclick="window.open(this.href);return false;
Hier sieht man rechts, dass der Staub wirklich etliche Meter nach oben verfrachtet wurde!
Kurz darauf setzte Regen ein und ich beschloss, nach Rastenfeld (Grenze Bezirk ZT/KR) zu fahren, da sich dort Georg Pistotnik und der Wolkersdorfer Vinzent positioniert haben und von dort einen sehr guten Blick nach Westen, wo sich immer wieder Zellen bildeten, hatten. Allerdings wurde schnell klar, dass die Zellen allesamt am schwächeln bzw. eingehen war, mit einer Ausnahme: die schon vorher angesprochene Zelle an der tschechischen Grenze (nördlich von meinem 1. Standort) gab ordentlich Gas, wie das nachfolgende Radarbild mit eingezeichneter Konvergenz zeigt. Die unglücklichen Umstände (das Gewitter südlich schwächte sich ab und das tschechische Gewitter bildete sich zu weit nördlich) führten im Übrigen dazu, dass Oberedlitz von den Gewittern wirklich perfekt übersprungen wurde, in bisher selten gesehener Ausprägung
Kurz vor Rastenfeld sahen allerdings auch die weniger starken Schauerzellen weiter südlich recht ansehnlich aus:
Staumauer des Stausees Ottenstein mit imposanten Quellungen:
Rastenfeld Ri. Westen/SW:
Richtung Norden sah man den gewaltigen CB des heftigen Gewitters, das zu dem Zeitpunkt gerade dabei war, die tschechische Grenze zu überqueren und Österreich endgültig zu verlasseN:
VERA um 19 Uhr MESZ:
An der Konvergenz bildeten sich immer wieder neue Quellwolken:
Allerdings mussten wir uns alle 3 bald eingestehen, dass das heute nix gscheids mehr wird und so traten wir die Heimreise an - Georg und Vinzent begaben sich also Ri. Wien, ich nach Oberedlitz, wo ich (bei Waidhofen) noch einmal den CB über Tschechien fotografiert habe:
Blick nach SW...immer noch entwickelten sich vielversprechende Quellungen:
... aus denen tatsächlich noch Gewitter entstanden sind, so blitzte und donnerte es gegen 21 Uhr ein Stück südwestlich von Oberedlitz und an und für sich war das Gewitter in perfekter Entfernung, um Blitzfotos zu machen. Die magere Blitzfrequenz von 1 Blitz/1-2min war mir den Aufwand allerdings letztendlich nicht wert Die Nacht präsentierte sich dann bei uns überwiegend sternenklar, während man es Richtung Norden immer wieder blitzen (bzw. eher wetterleuchten) sah, eine faszinierende Kombination. Das Wetterleuchten stammte noch von den Gewittern über Tschechien, hier spielte sich doch noch einiges ab, so reichte eine Gewitterlinie (mit wenigen Unterbrechungen) vom Bayrischen Wald quer über Tschechien rüber bis in das Dreiländereck A/SK/CZ und weiter bis zu den Karpaten, die langsam nach Norden zog.
-------------------------------16.08.2015----------------------------------------
Gleich am nächsten Tag ging es bzgl. Gewitter in die nächste Runde. Die Wettermodelle waren recht vielversprechend, und tatsächlich: nach einem sonnigen Vormittag legte sich die Konvergenz, die West- von Südostwind trennte, wiederum genau über meinen Bereich und so bildeten sich gegen 14 Uhr knapp westlich von mir erste Gewitter, die mit der Südströmung in den Bereich Heidenreichstein-Eisgarn-Litschau-Haugschlag zogen. Oberedlitz blieb nach wie vor verschont, mehr als Donnergrollen war nicht zu vernehmen und bei lebhaftem Südostwind und 28°C war es vorerst noch recht sommerlich.
VERA um 14 Uhr MESZ:
Die Gewitter schwächten sich dann vorübergehend ein wenig ab, bevor fast im gleichen Bereich (die Konvergenz verlagert sich noch nicht) gegen 17 Uhr neue Zellen emporwuchsen. Eigentlich wollte ich dann meinen Regenmesser reparieren, entschloss mich aber dann dafür, doch die Gewitter zu beoachten und positionierte mich dann knapp außerhalb von Oberedlitz - mit Regen rechnete ich vorerst ohnehin nicht :
Das Radarbild zu jener Zeit:
Teilweise hingen die Fracten beeindruckend tief herunten, Rotation konnte ich aber keine vernehmen.
Die Zelle am südlichsten Rand schien sich ein wenig entwickeln zu wollen, allerdings war klar, dass auch sie Oberedlitz bei der zu erwartenden Zugrichtung neuerlich verfehlen würde:
Und dann wurde es plötzlich spannend...die Konvergenz setzte sich langsam in Bewegung - sprich, der Westwind wanderte Richtung Osten und plötzlich stiegen genau über mir dunkle Wolken empor, ein neues und wirklich extrem imposantes, dunkles, direkt angsteinflößend wirkendes Aufwindfeld hatte sich etabliert, das die Fracten von überall nur so anzog. Wehte bis dahin an meinem Standort Südostwind, frischte plötzlich etwas kühlerer Westwind auf, die Konvergenz lag nun also genau in meinem Bereich. Die Zelle westlich von mir war also offenbar gerade dabei, mit ihrem Outflow über mir eine neue Zelle zu triggern...ein spannendes Naturschauspiel, direkt unter so einem Aufwind zu stehen, auch wenn es alles andere als einfach ist, diesen auch halbwegs gut zu fotografieren. Der Adrenalinspiegel stieg jedenfalls, der Kontrast zwischen den noch sonnenbeschienenen Wolken östlich von mir und der extrem dunklen Wolken über mir war wirklich faszinierend.
VERA um 17 Uhr MESZ:
Der Verursacher...:
....was würde nun passieren? Da es schon so finster war, erwartete ich mir eigentlich, dass da relativ bald auch Niederschlag herunterkommen müsste, aber dem war nicht so. Ok, es prasselten ein paar Tropfen herunter, das wars aber auch schon und dann zog diese neue Zelle langsam Richtung Norden (Oberedlitz ging also wieder leer aus ). Wie schon ein paar Mal an diesem und auch am vorigen Tag erlebt, entwickelte sich die Zelle erst an der Grenze bzw. in Tschechien etwas besser, bald donnerte es aus dieser Richtung.
Ich fuhr dann heim, um endlich meinen Regenmesser zu reparieren, eine weise Entscheidung, denn es würde nicht mehr lange dauern, bis er tatsächlich - nach langer Pause - zum Einsatz kommen musste. Es bildeten sich dann nämlich südlich und südöstlich von Oberedlitz neue Gewitter (also weiter östlich als die vorherigen Zellen), welche dann mit der Höhenströmung auch in Oberedlitz den lang ersehnten Regen brachten - knapp über 7 l/m² waren es. Den Aufzug dieses Gewitters haben meine Webcams super dokumentiert, hier nun die Bilder der Kamera, die nach Osten blickt:
Übrigens hat es nun seit gestern insgesamt fast 47 l/m² geregnet, dort, wo die Gewitter gut getroffen haben, sinds mittlerweile laut INCA auch fast 90, so zB östlich von mir, wo die Gewitter, die auch Oberedlitz gestern am Abend getroffen haben, offensichtlich ziemlich intensiv ausgefallen sind; auch im Raum Vitis sinds um die 80, im nördlichen Teil des Gmünder Bezirks teilweise 60-70 mm.
LG Manuel
(Quellen: INCA-Karten: http://www.univie.ac.at/amk/veraflex/test/public/" onclick="window.open(this.href);return false;
tschech. Radar: http://www.chmi.cz/files/portal/docs/me ... dview.html" onclick="window.open(this.href);return false;)
15.+16.8.2015 - Das Ende der Hitzewelle im Waldviertel (ausführlich)
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- ManuelW4
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Sehr gut festgehalten das Ende der Affenhitze
lg Hannes
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Toller und ausführlicher Bericht von der wohl letzten und intensivsten Hitzewelle. Leider gabs heuer nicht mehr zu sehen, auch wenns bei dir noch vergleichsweise viel war die letzten Tage.
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Dann woat ma hoid auf die költn und aufn SchneeRobert83 hat geschrieben:Toller und ausführlicher Bericht von der wohl letzten und intensivsten Hitzewelle. Leider gabs heuer nicht mehr zu sehen, auch wenns bei dir noch vergleichsweise viel war die letzten Tage.
lg Hannes
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Wie immer ein hochqualitativer Chasingbericht von dir
Wenn die sanften, bewaldeten Hügel des Waldviertels und ein konvergentes Windfeld sich treffen, dann sind Spannung und Gewitterromantik garantiert! Unsere Ménage à trois am Samstag war trotz hochkonzentrierter Unwetterkompetenz (Georg und du) noch eher unergiebig, wir hätten erst am Sonntag ins Waldviertel kommen sollen. Dass das ein ausgezeichneter Unwettertag für das W4 war, erkennt man auch daran, dass Oberedlitz nicht leer ausgegangen ist.
Wenn die sanften, bewaldeten Hügel des Waldviertels und ein konvergentes Windfeld sich treffen, dann sind Spannung und Gewitterromantik garantiert! Unsere Ménage à trois am Samstag war trotz hochkonzentrierter Unwetterkompetenz (Georg und du) noch eher unergiebig, wir hätten erst am Sonntag ins Waldviertel kommen sollen. Dass das ein ausgezeichneter Unwettertag für das W4 war, erkennt man auch daran, dass Oberedlitz nicht leer ausgegangen ist.
Wolkersdorf im Weinviertel, 174 Meter
http://www.wetter-wolkersdorf.at
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- ThomasPf
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Schön dokumentiert in Bild, Graphik und Text!
Liebe Grüße,
Thomas.
Hart bei Graz, Ragnitztal 47°4'25''N, 15°31'1''E, 418m ü.NN, bzw.
Graz Innere Stadt 47°04'12''N, 15°26'26''E, 353m ü.NN
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Thomas.
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