keystone hat geschrieben: ↑Mittwoch 12. Juni 2019, 22:30
Hallo,
starken Schneefälle diesen Winter und dieser überkalte Mai sind aus meiner Sicht mitentscheidenden Gewürze fürs dieses Hochwasserereignis. Diese Hochwasserlage hat sich eigentlich somit schon länger angekündigt. Dass es so arg kommt ist aber dann aber doch überraschend. Bin jetzt nicht im Bilde wie groß die Niederschläge im Einzugsgebiet waren, aber die Lage lass ich mal generel brandgefährlich sein, auch für die nächsten Tage. Aber hat jemand vielleicht informationen bezüglich der Niederschläge im Einzugsgebiet ?
In der Nacht von Montag auf Dienstag gab es ein intensives v-shape. Gab stellenweise bis zu 250 mm, mehrere Station im Tessin ergaben 160 mm (siehe Sturmforum). Das ergab 1700 Kubikmeter am Rhein und das HQ 30 heute Morgen am Inn.
In der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch gab es das Ganze nochmals. Wieder lokal 3-6 cm Hagel in den südlichsten Zellen und 50-100 mm Regen im Einzugsgebiet, diesmal jedoch etwas weiter östlich. Lokal wahrscheinlich auch wieder um 200 mm. Nun hielt sich das ganze bis Mittwoch Mittag. Wiederum gabs am Rhein ein 10-30 jähriges Hochwasser mit bis zu 1876 Kubikmeter pro Sekunde (beide Rheinvorländer überflutet), weiter oben teils neue Rekorde (Wasser kam hauptsächlich nur aus einem der zwei Rheine die zusammenfließen, dementsprechend hoch).
Am Inn in der Schweiz stiegen die Pegel bis vor 2 Stunden noch an, sind aber auch im Einzugsgebiet zwar leicht fallend, aber nur wenige Zentimeter unter dem Maximum. Die Hochwasserwelle zieht nun gegen Innsbruck. Aktuell haben wir 630 cm, was um 1 cm höher ist als noch heute Vormittag (Nachmittags fiel der Pegel auf 616 cm), 20 cm fehlen noch bis zum 100 jährigen Hochwasser und dann dürfte es auch in der Stadt (beim Congress vor allem) erste Ausuferungen geben. Voraussichtlich dürfte es aber nicht mehr weiter als 5 oder 10 cm ansteigen. Dafür fallen die Pegel aktuell überall zu stark.
Wie oben schon erwähnt ist auch ein großer Faktor die Schneeschmelze, welche mit dem gewittrigen Dauerregen und den Temperaturen von fast 15 Grad in 2000 m sehhhr schnell abschmelzen. Laut Zamg lag vor diesem Wochenende im Einzugsgebiet ab 1500 m eine geschlossene Schneedecke, oberhalb von 2000 m durchgehen 1-2 Meter. Deswegen wird das Hochwasser auch nur sehr langsam zurück gehen, da keine wirkliche Abkühlung kommt die nächsten Tage, eher das Gegenteil.
Ein weiterer Faktor sind die Nebenflüsse. Durch die gewittrigen Regenfälle (mind. 20 Gewitter die letzten Tage in den Stubaier und Ötztaler Alpen) und auch durch die Schneefälle bleiben diese randvoll gefüllt. Viele haben selber ein 5 jähriges Hochwasser und sinken selber so gut wie gar nicht.
All diese Faktoren tragen dazu bei, dass wir das zweit höchste Hochwasser seit modernem Messbeginn ( irgendwas mit 1970) erleben, ohne selber 5 mm an Regen abbekommen zu haben und bei 28 - 30 Grad schwitzen, teils mit Föhn, teils ohne. Bregenz im Vergleich hat ja gerade mal 20 Grad seit Sonntag und dazu knapp 40 mm Regen.
Hier kann mal alles live mitverfolgen:
https://apps.tirol.gv.at/hydro/#/Wasser ... ion=201525
keystone hat geschrieben: ↑Mittwoch 12. Juni 2019, 22:30
Schwoza hat geschrieben: ↑Mittwoch 12. Juni 2019, 20:34
Angeblich (hab’s über zwei Ecken gehört) wird überlegt eine der beiden Innbrücken zu sprengen.
Sprengen glaube ich ehrlichgesagt nicht, bring ja auch nicht viel wenn die Brücke dann im Inn liegt. und von den Bildern die ich gesehen habe ist zum Glück eigentlich verhältnismäßig wenig Treibholz unterwegs, zwecks Verklausung.
Man den Betroffenen nur viel Glück wünschen.
Doch, man hat es in Betracht gezogen (bzw. wird es immer noch wie 2005), da die Brücke in Schwaz (die die gesperrt ist) sonst von selber losreißen könnte und die nächste Brücke mitnehmen könnte. Mit einer gezielten Sprengung lässt sich das verhindern. Ist nur im äußersten, äußersten Notfall notwendig. Wie aber gesagt, gibt es relativ wenig Treibholz im Vergleich zu anderen Hochwässern. Liegt wahrscheinlich daran, dass es eben schon so lange, so hoch ist.
Die ersten Betroffenen sind aktuell Gemüsebauern, da viele Felder im Unterland überschwemmt worden sind. Die haben teils jetzt schon Millionen-Verluste.
Wer noch Bilder sehen will:
https://www.facebook.com/wetterring/pos ... 2319302093
Hab einige heute gemacht, eventuell lad ich sie die nächsten Tage hier rauf...
Edit. Am 12.06.2019 lag der durchschnittliche Abfluss bei 1300 Kubikmeter pro Sekunde. Das ist mit Abstand das höchste Tagesmittel. 2005 waren es nur 1100 laut der Station in Innsbruck. Natürlich ist der Spitzenabfluss noch etwa 200 Kubikmeter entfernt von 2005.