Das Vorbeischleifen einer Kaltfront sorgte am 02.07.2019 für eine Gewitterlage im Südosten:
Nachdem es bereits am Vortag zu stärkeren Entwicklungen in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien kam, war es einen Tag später der Süden und Südosten, wo mit den stärksten Entwicklungen gerechnet wurde:
Gegen 12 Uhr bildeten sich erste gewittrige Schauer im Bereich Pack/Koralpe. Was uns jedoch äußerst stutzig machte, war, dass in Graz bereits gegen 13 Uhr trockener NW-Wind durchgriff und die Taupunkte in den Keller rasseln ließ. Weiter im Süden jedoch, ab Spielfeld und Maribor, waren die Taupunkte noch sehr hoch, der Wind transportierte feucht-warme Luftmassen aus SW heran.
Gegen 14:30 Uhr entstand eine erste Zelle östlich von Wolfsberg im Schwarzautal:
Den Eisschirm sah man schön von Graz aus:
Die Zelle baute gegen Westen an (Blickrichtung Süden von der Autobahn A9 aus):
Gegen 15:30 Uhr erreichten wir (Harald, Lukas, Thomas und ich) den Grenzübergang Spielfeld und waren nun auf der Vorderseite der langsam ziehenden Gewitter:
Da auch der westliche Teil der Zelle auslöste…
... fuhren wir ein Stück weiter Richtung Süden nach Pesnica (nördlich von Maribor). Dort sahen wir die schwächelnden Zellen im Norden:
Nun stellte sich für uns eine entscheidende Frage: Sollten wir nach Osten fahren und versuchen, diese Zellen weiter zu verfolgen, obwohl im Osten die Bedingungen für Schwergewitter deutlich schlechter waren (niedrige Taupunkte), oder sollten wir nach Südwesten Richtung Celje fahren, um auf die Front, die sich zwischen Ljubjlana und Nova Gorica befand, warten bzw. auf eventuelle Neuentwicklungen spekulieren. Wir entschieden uns für Zweiteres, was am Ende des Tages die mehr als richtige Entscheidung sein sollte.
Wir brachen also Richtung Celje auf. Dort angekommen sahen wir präfrontale Zellen in Richtung Ptuj. Die CB’s sahen sehr eindrucksvoll aus:
Wir konzentrierten uns aber mittlerweile auf eine Zelle westlich von Celje...
... die dann aber von den aus Westen aufziehenden, stärkeren Zellen eingesaugt wurde:
Noch war alles recht strukturlos, aber das sollte sich schnell ändern. Wir verließen unseren Standort und fuhren etwas weiter nach Westen an den Stadtrand von Celje, auf dem Weg dorthin konnten wir bereits massive Strukturen erkennen. Endlich fanden wir einen geeigneten Aussichtspunkt und da war sie schon, die erste Superzelle des Tages:
Die rotierende Wallcloud lag fast am Boden, im Downburst dahinter gab es massive Erdblitze (ca. 17:20 Uhr):
Da an unserem Standort leider Regen durch eine Neubildung direkt über uns einsetzte…
… ging’s schnell weiter Richtung Süden nach Lasko. Im Savinja- und Save-Tal waren wir gegen 18:15 Uhr wieder knapp auf der Vorderseite und konnten die nächsten kurzlebigen Superzellen dokumentieren, dieses Mal gleich zwei nebeneinander.
Nummer 1…
… und Nummer 2:
Da an diesem Standort sich die Zellen näherten, ging’s wieder weiter Richtung Krsko (KK). Bei einem Feld blieben wir stehen und dokumentieren die massive Superzelle:
Zuerst war sie noch nicht klar sichtbar, doch bald zeigte die Superzelle ihre gesamte Schönheit direkt vor uns:
Immer wieder gab es „Schlauch-Verdacht“, auch die grünliche Färbung deutete auf Hagelschlag hin:
Da der Sicherheitsabstand zum Monster immer geringer wurde…
… ging’s ein Stückchen weiter, doch auch dort war die Superzelle noch sehr nahe:
In weiterer Folge gab es einen massiven Sandsturm, wir flüchteten Richtung Krsko. Doch auf dem Weg dorthin kam schon das nächste Mutterschiff ins Bild:
Bei Krsko waren wir ganz knapp vor der Zelle, jedoch hatte sich Richtung Zagreb bereits eine vorlaufende Zelle gebildet, wir waren also zwischen den beiden Zellen eingeklemmt:
Auf der Autobahn musste ein Core-Punch her, die Vorderseite der Zagreb-Zelle sah sehr angsteinflößend aus (ca. 19:20 Uhr):
Als dann im Aufwindbereich der Niederschlag durchbrach, war klar, was passieren musste: Wir standen im Hagelschlag auf der Autobahn… Zum Glück waren die Schloßen max. 4 cm groß, die meisten um die 2 cm.
Hier noch ein letzter Blick auf die Wallcloud der Zagreber-Superzelle, unsere vierte und letzte für diesen Tag:
Danach ging’s über Ptuj und Maribor wieder nach Hause. Ein unglaublicher Chasing-Tag mit min. vier Superzellen. Danke an Georg Pistotnik, der uns von Wien aus immer auf dem aktuellen Stand der Radardaten hielt.
02.07.2019 Von Graz bis Zagreb - Extremes Superzellenchasing im Südosten
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Bitte im Titel Datum (DD.MM.YYYY) angeben.
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Ja, war wirklich sehr interessant. Danke für den ausgezeichneten Beitrag, Johannes
Leider ist es nicht ohne Schäden abgegangen, wenigstens gab's vorwiegend nur kleinkörnigen Hagel.
Hier Bilder (Quelle: https://www.24ur.com / Leserbilder) nach dem Unwetter im Raum Mozirje (etwas westlich von Velenje bzw. nordwestlich von Celje):
LG, Harald
Leider ist es nicht ohne Schäden abgegangen, wenigstens gab's vorwiegend nur kleinkörnigen Hagel.
Hier Bilder (Quelle: https://www.24ur.com / Leserbilder) nach dem Unwetter im Raum Mozirje (etwas westlich von Velenje bzw. nordwestlich von Celje):
LG, Harald
FG, Standort Feldkirchen bei Graz
CM, Standort Campus MedUni Graz
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- ThomasPf
- Beiträge: 8161
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- Wohnort: Hart bei Graz/ Ragnitztal
Super Bericht!
Ja, das war ein Chasing!
So sah die Vorderseite in Zagreb aus; ein absolut sehenswertes Bild:
Quelle: Bruno Fantulin, Severe Weather Europe, https://www.facebook.com/severeweatherE ... =3&theater
Beachtlich, dass der Cluster dann bis zum nächsten Tag "überlebte" und in Rumänien in den Morgen- und Vormittagsstunden lt. Berichten größeren Hagel brachte
Apropos Hagel: Ich habe ein Video vom Hagelschlag gemacht. Leider finde ich es am Handy nicht mehr an. Wahrscheinlich habe ich es versehentlich gelöscht.
Ja, das war ein Chasing!
So sah die Vorderseite in Zagreb aus; ein absolut sehenswertes Bild:
Quelle: Bruno Fantulin, Severe Weather Europe, https://www.facebook.com/severeweatherE ... =3&theater
Beachtlich, dass der Cluster dann bis zum nächsten Tag "überlebte" und in Rumänien in den Morgen- und Vormittagsstunden lt. Berichten größeren Hagel brachte
Apropos Hagel: Ich habe ein Video vom Hagelschlag gemacht. Leider finde ich es am Handy nicht mehr an. Wahrscheinlich habe ich es versehentlich gelöscht.
Liebe Grüße,
Thomas.
Hart bei Graz, Ragnitztal 47°4'25''N, 15°31'1''E, 418m ü.NN, bzw.
Graz Innere Stadt 47°04'12''N, 15°26'26''E, 353m ü.NN
Meine Fotoalben
Thomas.
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- Feli
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- Registriert: Freitag 20. März 2009, 08:46
- Skype: felisky
- Wohnort: Aschach/Steyr
- Kontaktdaten:
sehr ausführlicher bericht mit beeindruckenden bildern - vielen lieben dank für die arbeit!
liebe grüsse
(die) Feli
Aschach/Steyr/OÖ 435m, Wetterstation: Davis Vant-Vue
I took a heavenly ride through our silence, I knew the waiting had begun. And headed straight into the shining sun -D. Gilmore
Schneefrosch 2017/2023
Eisfrosch 2020/21
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Danke für die netten Kommentare!
Hier noch ein kleines Video der Superzelle von Celje und von Zagreb:
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Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
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Liebe Grüße, Johannes,
Pernegg an der Mur (Bez. Bruck-Mürzzschlag (ca. 10 km südlich von Bruck an der Mur))
Pernegg an der Mur (Bez. Bruck-Mürzzschlag (ca. 10 km südlich von Bruck an der Mur))