Auch in See im Paznaun Tal führten die Gewitter zu massiven Schäden.
Nachfolgend ein Bericht aus der Tiroler Tagesteitung:
https://www.tt.com/panorama/katastrophe ... nitten.cspUnwetter hinterließ Spur der Verwüstung im Sellrain und Paznaun
Unzählige Murenabgänge und Bäche, die wie reißende Flüsse durch Ortschaften flossen: Unwetter haben in der Nacht auf Montag in Teilen Tirols schwere Schäden angerichtet.
Sellrain, See – Nach den schweren Unwettern im Sellrain- und Paznauntal sind am Montag die Aufräumarbeiten angelaufen. 250 Mann des Bundesheeres wurden in den Assistenzeinsatz nach Sellrain und See geschickt. Die Feuerwehren stehen mit rund 1.200 Mann im Einsatz und das Rote Kreuz hat 40 Hilfskräfte in der Betreuungsarbeit eingesetzt (acht im Bezirk Innsbruck-Land und 32 im Paznauntal).
Dutzende Murenabgänge und Überschwemmungen haben großen Sachschaden angerichtet. „Die Situation ist dramatisch“, sagte Landesgeologe Gunther Heißel Montagfrüh im Interview mit Life Radio Tirol.
Das Ausmaß der Verwüstung in See wurde am Montagvormittag sichtbar.
See im Paznaun verwüstet
Besonders kritisch ist die Lage in See: Der Schallerbach trat in der Nacht über die Ufer, „stürzte wie ein kleiner Fluss den Berg hinunter und reißt alles mit sich, was er erwischen kann“, sagte Heißel. Der Ortsteil Gries wurde verwüstet, rund 20 Häuser mussten evakuiert werden. „Im Oberlauf des Schallerbaches ist eine Verbauung gebrochen“, sagte Landesbaudirektor Robert Müller.
Zehn Feuerwehrleute wurden in einem höheren Bereich eingeschlossen. „Sie mussten mit einem Bundesheerhubschrauber geborgen werden“, erklärte Stefan Thaler von der Landeswarnzentrale.
Kritische Lage in Sellrain
Ebenso heikel ist die Lage im Sellrain: Die Melach trat über die Ufer. Das Bachbett ist vom Fußballplatz bis in den Ort hinein zerstört. Links und rechts der Straße sind die ganze Nacht Muren abgegangen. „Die Melach fließt teilweise durch die Häuser“, beschrieb Landesbaudirektor Müller die Ereignisse. Gegen Mitternacht wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, mehrere Häuser wurden evakuiert.
Ein Bild vom Hubschrauber aus zeigt die schweren Schäden in Sellrain.
Ein Bild vom Hubschrauber aus zeigt die schweren Schäden in Sellrain.
Witting
Die Feuerwehren befanden sich die ganze Nacht im Dauereinsatz. Feuerwehrkommandant Georg Jordan sprach am Morgen von einem „Bild des Schreckens“. Bürgermeister Norbert Jordan rang im Life-Radio-Interview mit den Tränen: „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Der gesamte Ortskern sei verwüstet. Verletzte gibt es zum Glück keine.
Insgesamt 30 Personen wurden evakuiert und 23 vom Roten Kreuz in der eilig eingerichteten Versorgungsstelle in Oberperfuß versorgt. Monika Larcher vom Roten Kreuz Innsbruck-Land berichtet, dass die Betroffenen zum Teil aus dem Schlaf gerissen wurden und kaum etwas mitnehmen konnten. Ein Kriseninterventionsteam kümmere sich um die Evakuierten. Die Melach erreichte in der Nacht in kürzester Zeit den Pegel eines 100-jährigen Hochwassers.
Aufräumarbeiten in der Gemeinde Sellrain nach dem heftigen Unwetter.
Die Sellraintalstraße (L13) ist auf mehrere hundert Meter schwer beschädigt. „Sie wurde an einigen Stellen unterspült oder weggerissen. Bei den Straßengalerien stehen teilweise Fundamente in der Luft. Die Runacherbrücke auf der Oberperfer Straße ist zerstört“, so Müller. Bis Freitag soll mit Hilfe der Bundesheerpioniere eine Hilfsbrücke errichtet werden, die dann eine beschränkte Zufahrt zwischen Oberperfuss und Sellrain sicherstellen soll. Die Straße übers Kühtai war bis Gries im Sellrain befahrbar.
Platter: „Die Schäden sind enorm“
Landeshauptmann Günther Platter versprach nach einem Flug über die beiden schwer getroffenen Gebiete rasche Hife: „Ich bin tief betroffen. Die Schäden sind enorm und die Bevölkerung in den betroffenen Gemeinden braucht unsere ganze Unterstützung.“ Der LH kündigte für die Betroffenen volle Unterstützung aus dem Katastrophenfonds an.
Platter hatte das Bundesheer um einen Assistenzeinsatz ersucht. Im Sellraintal wird das Heer mit schwerem Gerät aushelfen.
Außerdem wurden auf Anforderung der Bezirkshauptmannschaft Landeck Mannschaften für Aufräumarbeiten nach See geschickt. „Wir haben im Bezirk Landeck die Alarmstufe gelb ausgerufen. Hauptsächlich geht es um die Verpflegung der hunderten Einsatzkräfte“, informiert Oswald Gritsch, stellvertretender Landesrettungskommandant des Roten Kreuzes Tirol.
Die Freiwilligen Feuerwehren waren in den beiden vergangenen Nächten enorm gefordert: „Wir haben rund 700 Einsätze bewältigt und dabei 2.500 Feuerwehrleute alarmiert“, berichtete Landesfeuerwehrkommandant Peter Hölzl. Zur Unterstützung der Feuerwehren in den betroffenen Gemeinden wurden zudem die Katastrophenhilfszüge aus den Bezirken Innsbruck-Stadt, Imst und Landeck alarmiert.
Straßensperren auch in anderen Teilen Tirols
Auch Polling wurde am Sonntagabend erneut von heftigen Unwettern heimgesucht. Es kam wieder zu Überschwemmungen. Betroffen war auch Flaurling: Wegen Hochwassers wurde die Völser Landesstraße (L11) in beiden Fahrtrichtungen gesperrt, eine Umleitung ist über Flaurling-Bahnhof möglich. Auch zwischen Hatting und Polling war die Landesstraße nach Erdrutschen gesperrt.
Im Unterland kam es ebenfalls zu Erdrutschen: Laut ÖAMTC wurde die Tiroler Straße (B171) zwischen Schwaz und Pill in der Früh vorübergehend in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Auf der Wattental Straße (L339) besteht bei Wattenberg Steinschlaggefahr.
Im Stubaital wurde die Ranalter Landesstraße (L232) zwischen Neustift und Ranalt nach Murenabgängen gesperrt. Am Vormittag kam es in Neustift erneut zu einem Erdrutsch. Zwei Häuser mussten dort evakuiert werden.
Zwischen Tösens und Ried im Oberinntal ist die L65 nach einem Erdrutsch in beide Fahrtrichtungen gesperrt. (smo, siha, TT.com)
Bericht des ORF-Tirol:
http://tirol.orf.at/news/stories/2715020/Millionenschaden durch Unwetter
Die neuerlichen Unwetter in der Nacht auf Montag haben in den Bezirken Landeck und Innsbruck einen Millionenschaden angerichtet. Im Sellrain- und Paznauntal wurden Dutzende Häuser zumindest teilweise zerstört. Tausende Helfer sind im Einsatz, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen.
Der Bürgermeister von Sellrain, Norbert Jordan, sagte Montagfrüh gegenüber dem ORF Tirol, die Lage sei furchtbar, Häuser wie das Schulhaus und das Gemeindeamt seien eingemurt, Gebäude weggerissen. Um sich in Sicherheit zu bringen, seien Bewohner in der Nacht von ihren Häusern in den Wald gelaufen. Dort wurden sie von der Feuerwehr dann in Sicherheit gebracht. Es sei eine „volle“ Katastrophe. Der Seigesbach habe die Melach aus ihren Ufern gedrückt, mehrere Häuser seien jetzt unbewohnbar.
Die Sellraintalstraße ist von Kematen bis Gries im Sellrain nicht befahrbar und gesperrt. Die Brücke in Sellrain Richtung Oberperfuß ist ebenfalls gesperrt, am Freitag sollte sie wieder geöffnet werden. Sellrain ist vorerst nur über das Ötztal erreichbar.
Laut dem Landesgeologen Gunther Heißel sei die Straße auch an einigen Stellen von der Melach mitgerissen worden. Schule und Kindergarten bleiben in Sellrain am Montag geschlossen, auch das Handynetz brach teilweise zusammen.
Autos davongeschwommen
Das Rote Kreuz richtete kurz nach Mitternacht in Oberperfuss eine Versorgungsstelle für in Sicherheit gebrachte Personen ein. Dort wurden am Montagmorgen 23 Menschen betreut. Monika Larcher vom Roten Kreuz erklärte, die Leute seien in das Feuerwehrhaus nach Oberperfuss gekommen. Dort seien sie mit frischer Kleidung, Speisen und Getränken versorgt worden. Gesundheitlich gehe es den Menschen gut, sie würden dort von einem Kriseninterventionsteam betreut werden. Ein Helfer vom Roten Kreuz berichtete, viele hätten ihre Existenz verloren. Tiere seien umgekommen und Autos davongeschwommen.
Günther Obojes vom Roten Kreuz sagte, teilweise würden Leute von sich aus kommen und freie Ferienwohnungen oder Ferienhäuser anbieten. Auch bei den Hotels helfe man in solchen Situationen gerne mit. Das Bundesheer wurde angefordert, man braucht das Heer in Sellrain, um die Straßen und Gebäude frei zu bekommen und um Tiere auszufliegen. Derzeit ist ein Expertenteam unterwegs, um alle Brücken in Sellrain und der Umgebung zu überprüfen. Das Land sagte den Betroffenen in Sellrain und See rasche Hilfe zu - mehr dazu in Land sagt Betroffenen Unterstützung zu.
Weit über 100-jähriger Hochwassermarke
Die Melach drohte in der Nacht mehrfach über die Ufer zu treten, so auch zwischen Kematen und Sellrain bzw. direkt bei Kematen im Bereich der dortigen Tankstelle. Ein Blick auf den von der TIWAG betriebenen Melach-Pegel am westlichen Ortsende von Kematen zeigt, dass die Melach die hundertjährige Hochwassermarke kurzzeitig um mindestens 40 Zentimeter überschritt, wobei dieser automatisch ermittelte Wert von Experten noch überprüft werden muss.
See: Zwei Bäche richteten Verwüstungen an
Laut Auskunft von Bürgermeister Anton Mallaun mussten rund 100 Menschen in der Nacht in Sicherheit gebracht werden. Laut Mallaun sollen mindestens 20 Gebäude betroffen sein. Ein Gebäude ist total beschädigt, weitere zum Teil schwer. Ein Bach hatte ein für Hochwasser vorgesehenes Becken zum Übergehen gebracht, ein Damm sei daraufhin gebrochen. Außerdem wurde eine Brücke, die zu einem Weiler führt, weggerissen.
In See hofft man, dass die Brücke bis Dienstag provisorisch funktionsfähig gemacht werden kann, damit die Bewohner nicht länger eingeschlossen sind. Weil mit herkömmlichem Werkzeug in See im Augenblick nichts zu bewirken sei, wurden mehrere Bagger angefordert. Derzeit tagen die Einsatzkräfte, um die weitere Vorgangsweise zu koordinieren.
Laut dem Landesgeologen Gunther Heißel seien in See der Schallerbach und ein weiterer Bach fast flussartig vom Hang heruntergestürzt. Sie hätten Hänge angerissen und den darunterliegenden Siedlungsteil von See mehr oder weniger verwüstet. Je nach den weiteren Niederschlägen seien die Arbeiten nach den Unwettern schwierig oder gar nicht möglich, sagte Heißel Montagfrüh.
Probleme in vielen Landesteilen
Probleme und Straßensperren gibt es nicht nur im Sellrain, sondern auch bei Inzing, Hatting, Polling und im Stubaital zudem im Oberland bei Tösens, im Paznaun, wo die B188 gesperrt werden musste, und am Reschenpass. Auch aus dem Unterland bei Pill wurden Probleme gemeldet, hier musste die B171 gesperrt werden. Auch wurden in den genannten Bereichen durch die Unwetter zahlreiche Keller überflutet. Seit den Abendstunden standen und stehen zahlreiche Feuerwehren im Einsatz. Auch in Neustift im Stubaital mussten wegen Murenabgängen zwei Häuser evakuiert werden.