Bürgler87 hat geschrieben:Das ist ja nicht der Standard?! Nur weil das ab und zu passiert wird nicht plötzlich ein Apfelbaum mutieren und Frost widerstehen können... Außerdem was kümmerts den Apfelbaum ob er ein Jahr aussetzt weil später Frost? Kaputt wird er ja davon noch lange nicht...
Was ich meine ist Evolution. Ändert sich langfristig das Klima, passen sich Pflanzen an diese Umgebung an. Was sich nicht anpassen kann wächst ganz einfach nicht mehr. Das Recht des Stärkeren. Fauna ist es genauso.
Ich hole mal bissl weiter aus: durch das hohe Wärmeangebot in höheren Breiten werden in Zukunft manche Wetterlagen gar nicht mehr wiederzuerkennen sein - die Nordostlage, die früher bissige Kälte brachte, da jene deutlich näher vor der Haustür war, ist fast komplett gestrichen, nur mehr sehr selten schaut der sibirische Bär noch vorbei. Zeitgleich wurden völlig unbeachtete Wetterlagen um 2-3 Grad milder als früher, bringen fast aus dem Stand heraus Rekorde - zumindest jene der letzten 250 Jahre werden regelrecht vorgeführt.
Das Zirkulationsmuster hat sich also nicht zwingend geändert, nur steckt deutlich mehr Wärmeenergie dahinter - und das geht scheinbar relativ flott. So flott, dass sich vor allem die Pflanzenwelt nicht umstellen kann - binnen des nächsten Jahrhunderts werden viele Baumarten keine passende Umgebung mehr finden und absterben, die Fichtenmonokulturen im Flachland werden schon die nächsten Jahrzehnte der Vergangenheit angehören und durch Mischbewaldung ersetzt werden müssen, um der Borkenkäferplage Einhalt zu gebieten.
Die Tierwelt an sich, ist nur mehr in ganz wenigen Reservaten dieser Erde natürlich und unbeeinflusst. Letztens die Meldung, dass heute rund 80% weniger Insekten, als noch 1990, auffindbar sind? Das ist vielen über die Jahre sicher aufgefallen, selbst wenn man sonst kaum ein Auge auf die Natur wirft: an einem lauen Sommerabend war die Windschutzscheibe vor 25 Jahren noch voll mit Insektenleichen, heutzutage ist das kaum mehr der Fall.
Es geht eigentlich somit weit über die Klimaveränderung hinaus, irgendwie hängt ja doch alles zusammen: der Mensch schafft mittlerweile rund 10x pro Jahr mehr Erdumwälzung auf unserem Planeten, als es die Natur mit all ihren Gewalten zusammen tut. In einem Menschenleben von rund 80 Jahren - in der Erdgeschichte ein Wimpernschlag, geschieht soviel Veränderung, wie wohl seit den letzten 73000 Jahren nicht, also der Toba ausgebrochen ist und die Menschheit an den Abgrund geschickt hat, damals war das Rollenspiel mal anders rum.
Klimatisch, geopolitisch, technisch... das Recht des Stärkeren haben wir für uns gebucht und für so vieles, was die Menschheit "verbricht", schäme ich mich als Vertreter dieser Spezies, auch wenn ich nur ein kleines Individuum bin.
Evolution an sich ist recht träge, in so kurzen Zeiträumen funktioniert sie wohl kaum, noch dazu hat der Artenreichtum durch unser Zutun deutlich abgenommen.
Das Bild vor unserer Haustür wird sich verändern: schleichend, doch stetig und wohl unaufhaltbar - vom Intellekt her interessant und kritisch zu betrachten, emotional eher demprimierend, da die Macht des Menschen durch seine schiere Anzahl ständig fortschreitend, die Klimaveränderung an sich ist nur ein Rädchen am Ganzen.