08.12.2010 - Paris / Frankreich - Schneefälle legen Großraum Paris lahm

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ThomasWWN
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Mittwoch 8. Dezember 2010, 22:08

Busverkehr völlig zusammengebrochen

Klirrende Kälte und für Anfang Dezember außergewöhnlich starke Schneefälle haben am Mittwoch für chaotische Zustände im Großraum Paris gesorgt. Busse verkehrten kaum noch und die Großflughäfen der französischen Hauptstadt, Orly und Charles de Gaulle, wurden zeitweise geschlossen.

Im Umland der französischen Hauptstadt brach der Busverkehr völlig zusammen. Keine der 350 Buslinien fuhr nach Angaben der Betreiber mehr. Die Behörden verboten auch den Lkw-Verkehr auf den schneeglatten Straßen der Ile-de-France rund um Paris. Zudem wurden Autofahrer angesichts der winterlichen Straßenverhältnisse in ganz Frankreich zu besonderer Vorsicht aufgerufen.

Am Abend gab es nach Rundfunkberichten rund um Paris mit insgesamt 420 Kilometern Stau einen Rekordwert. Frankreichs Regierung mobilisierte rund 5.000 Gendarmen und Polizisten, von denen allein 2.000 in Paris im Einsatz waren. In der Region um Versailles wurden vorsorglich 50 Notbehelfsunterkünfte eingerichtet.

Verspätungen auch im Bahnverkehr

Nachdem es auf den Pariser Großflughäfen bereits am Vortag wegen heftiger Schneefälle zu Beeinträchtigungen kam, forderte die Luftaufsicht am Mittwoch die Fluggesellschaften zunächst auf, angesichts der Witterungsverhältnisse ein Fünftel weniger Verbindungen zu fliegen.

Am Nachmittag mussten der Betrieb auf den beiden Flughäfen schließlich komplett eingestellt werden. Auf dem Airport Charles de Gaulle wurden für etwa anderthalb Stunden alle Flüge abgesagt. Tausende Fluggäste saßen auch am Mittwochabend weiter fest, nachdem allein Air France mehr als 100 Flüge streichen und gut drei Dutzend Flüge auf andere Flughäfen umgeleiten musste.

Eine ähnliche Situation gebe es laut Air France auch in Orly, wo am Nachmittag für eine halbe Stunde der gesamte Flugbetrieb eingestellt wurde. Nach TV-Berichten waren alle Hotels im Umkreis der Flughäfen ausgebucht, so dass gestrandete Passagiere mit Bussen bis zu 40 Kilometer ins Umland gefahren werden mussten.

Zu Behinderungen kam es zudem im Bahnverkehr. Schnellzüge durften die Hauptstadt nur mit stark verminderter Geschwindigkeit anfahren, was ebenfalls zu Verspätungen führte. Nach Angaben des französischen Wetterdienstes fielen im Laufe des Mittwochs elf Zentimeter Schnee, so viel wie seit dem Jahr 1987 nicht mehr.

Eiffelturm geschlossen

Für Besucher geschlossen werden musste auch der Eiffelturm, da der Besuch der durch den Schnee rutschigen Plattformen ohne Streusalz zu gefährlich war. Im Dezember besuchen täglich rund 12.000 Menschen das 324 Meter hohe Pariser Wahrzeichen. Besonders betroffen war auch das Departement Yvelines, in dem das nach den Schneefällen geschlossene Schloss von Versailles liegt.
Kinder bauen Schneeman vor EiffelturmReuters/Philippe WojazerDer Eiffelturm wurde am Mittwoch für Besucher gesperrt.

Mehrere Kältetote

Bereits in den vergangenen Tagen starben in Frankreich wegen der Kälte mehrere Menschen. Zuletzt forderte das Winterwetter am Dienstag ein Menschenleben. Ein 68-jähriger Obdachloser wurde nach Polizeiangaben unter einer Treppe beim Bahnhof der Stadt Coulommiers erfroren gefunden.

Stromverbrauch nahe Rekordniveau


In Frankreich liegen die Temperaturen nach Meteorologen-Angaben derzeit deutlich unter dem Durchschnittswert. Angesichts dessen wurde zuletzt auch die Befürchtung geäußert, dass der Kälteeinbruch das über 58 Kernkraftwerke verfügende Land an den Rand seiner Stromkapazitäten bringen könnten.

Grund dafür sei, dass die frierenden Franzosen alle verfügbaren Wärmequellen aufdrehen - und in knapp zwei Dritteln aller Wohnungen stehen elektrische Heizöfen. Beim Stromverbrauch wurde zu Spitzenzeiten bereits eine Last von bis zu 90.000 Megawatt erreicht - das liegt knapp unter dem absoluten Rekord von 93.100 Megawatt aus dem Februar dieses Jahres.

Energieminister Eric Besson tat bei einem demonstrativen Besuch der Strom-Koordinationsstelle CNESS im Pariser Stadtteil Saint-Denis Befürchtungen eines Blackouts als unbegründet ab. Obwohl sieben Kernkraftwerke für Wartungsarbeiten vom Netz genommen wurden, sei ein Blackout trotz vereinzelter örtlicher Stromausfälle nicht zu erwarten.
Quelle (und Bilder): http://orf.at/stories/2029833/2029836/
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