30.04.17 Unten Frühling, in der Mitte bereits winterlich

Forumsregeln
Bitte im Titel Datum (DD.MM.YYYY) angeben.
Antworten
Exilfranke1

Montag 1. Mai 2017, 15:09

Wegführung: Oberalm Bf. (9.55) - Almer Berg (726m,10.45) - Scharten (11.05) - Eberstein (776m, 11.45) - Mühlstein (1059m, 13.50) - Glasenbach Kreisverkehr (15.30)
Länge: 16 km
Höhenmeter (Aufstieg): 900 hm
Reine Gehzeit: 4,75 Std.
Viecher: 1 Waldhase, 1 Gams; 1 Waldmaus, 1 Eichhörnchen, 1 Buntspecht

Eigentlich war am Vortag eine Schneeschuhwanderung geplant und an diesem Tag irgendwas anderes. Dann aber verlief der gestrige Vormittag viel freundlicher als gedacht und schmolz den Schnee wie Butter dahin. Allerdings nicht rasch genug. Und in der feuchten Pampe macht es auch kein Spaß dahinzuseifen. Daher entschied ich mich relativ spontan, den ersten Frühlingstag seit Ostern auszunutzen und in niedrigeren Gefilden zu verbringen. Die Stecken ließ ich zuhause, um die Hände für die Objektivwechsel frei zu haben. Da ich nicht wusste, wie viel Schnee im Wald versteckt lag, entschied ich mich kurzfristig gegen die Laufschuhe und für die leichten Wanderschuhe. Das war vernünftig, wenn auch nicht perfekt. Schneereste lagen bereits ab 600m Seehöhe, am Mühlstein bin ich fast knietief eingebrochen.

Bild 1: Start in Oberalm.

Gegenüber Zinkenkopf und Hoher Göll, darunter Bad Dürrnberg, wo ich am 18. April 2017 im dichten Schneegestöber zuerst nicht bemerkte, wie steil die Dorfstraße an der Kirche hinabgeht.

Bild

Bild 2: Im Tal ist der Frühling voll ausgebrochen, dahinter der Hohe Götschen (930m), rechts das Untersbergmassiv.

Bild

Bild 3: Ortskern von Oberalm vor dem Göllmassiv.

Die Pfarrkirche wurde 1347 erstmals urkundlich erwähnt, Langhaus und Turm sind romanisch.

Bild

Bild 4: Berchtesgadener Hochthron (1972m) und Salzburger Hochthron (1853m).

Bild

Der 101er Weg zum Almer Berg ist sehr sparsam markiert, aber letzendlich führen alle Wege nach oben.

Bild 5: Gipfel mit Steinwall.

Bild

Bild 6: Von der Seite.

Ein Mountainbiker keucht gerade hinauf. Er hat seine Sonnenbrille am Gipfel liegen lassen. Zum Glück war er noch nicht ganz unten. Dennoch ärgerlich. Sonst sitzt noch ein älterer Wanderer auf der Berg. Davon abgesehen bin ich meist alleine unterwegs.

Bild

Bild 7: Högl links, nach Nordwesten gar nicht so flach wie im Salzburger Becken.

Bild

Bild 8: Zoom auf Salzburg Airport, im Vordergrund die Kirche von Anif sowie die Mooskirche.

Bild

Woran ich mich in dieser Region der Alpen erst gewöhnen muss, sind die vielen Bauernhöfe, durch die markierte Wanderwege mitten hindurch führen. Die Konfrontation mit Hofhunden ist damit unvermeidlich. Dieses Mal sieht mich der Hund früher als ich ihn und fängt sofort an zu bellen. Ich drehe ihm den Rücken zu und gehe wieder ein Stück zurück. Aber mir bleibt keine Wahl, ich muss dort irgendwie durch.

Bild 9: Der Lauser legt sich mitten auf den Weg.

Bild

Bild 10: Im Hintergrund die Wegweiser. Niemand zu sehen.

Bild

Erst als ein Radfahrer von rechts kommt und am Haus vorbeifährt, löst sich das Ganze in Wohlgefallen auf. Der Hund fängt sofort an zu bellen, geht aber nicht zum Radfahrer hin, sondern zu seinem Frauchen, der Bäuerin, die hinter dem Hausvorsprung auf einer Bank sitzt. Ich gehe also auf der Wiese außen herum und nähere mich von der anderen Seite wie der Radfahrer. Und siehe da: Der Hund bellt kurz und geht sofort zum Frauchen.

Bild 11: Nach so viel Adrenalinkick ist wieder Landschaft genießen dran.

Gegenüber Schmittenstein (verdeckt) und Schlenken.

Bild

Dann folgt ein kurzer, aber steiler Abstieg in einen kleinen Sattel, ehe der 103er Richtung Eberstein wieder anzieht. Diesen Abstieg habe ich unterschätzt. Durch den zuvor gefallenen und nun abgetauten Schnee ist der erdige Weg gatschig. Ich denke, wenn ich hinuntersprinte, geht es besser. Falsch gedacht. Mit dem zweiten Schritt hauts mich auf den Rücken respektive Rucksack, das Tele in der Hand samt Gegenlichtblende. Gut so, das hat verhindert, dass Dreck aufs Objektiv kommt. Zum Glück ist weiter nichts passiert. Innerlich schalte ich mich einen Narren, weil ich die Stecken aus Bequemlichkeit zuhause ließ. In der Karte sah es nirgends steil aus. Aber dieses Flyschglumpert ist halt saumäßig schnell gatschig.

Bild 12: Am Eberstein.

Zum Gipfel fehlen mir vielleicht noch zehn Meter Luftlinie, doch liegen mir dort zu viele Felsbrocken mit Schneebedeckung herum. Im Hintergrund Geiereck (1805m), rechts Hochstaufen (1771m).

Bild

Bild 13: Gegenüber Ochsenberg (1487m), Eibleck (1518m) und Kallersberg (1401m), davor Sendlberg (1024m).

Bild

Bild 14: In angenehmem Gefälle geht es hinab, ein Schild weist allerdings auf die Absturzgefahr hin. Ostseitig bricht der Eberstein steil ab.

Bild

Bild 15: Landidylle in der Osterhorngruppe.

Bild

Bild 16: Am Sattel weht ein laues Lüfterl.

Bild

Bild 17: Kurzzeitig sieht alles jahreszeitgemäß aus, ohne Schneekontakt.

Bild

Bild 18: Nur der Blick ins Tennengebirge verrät den Neuschneezuwachs.

Bild

Bild 19: Gegensätze.

Bild

Bild 20: Watzmannfamilie.

Bild

Bild 21: Die Kaindl Holzfabrik in Salzburg-Liefering ganz rechts ist immer ein guter Anhaltspunkt zum Orientieren.

Bild

Die ersten Kehren ziehe ich noch auf der schneefreien Forststraße hinauf. Entgegen dem, was die Kompasskarte andeutet, ist die Straße hinter dem Hochstadl zu Ende und geht als Forstweg weiter. Was natürlich bedeutet, dass auf dem Schotter der Schnee sofort liegenbleibt. Anfangs kann ich noch in den Spurrillen der Mountainbiker gut vorankommen. Bald ist aber Stapfen angesagt.

Bild 22: Eher wenig schneebedeckt in der Sonne.

Bild

Bild 23: Danach aber bald mehr.

Bild

Bild 24: Zum Schluss immer mühsamer.

Bild

Anfangs trete ich meinem Vorgänger in die Fußstapfen, dann ist auch damit Schluss. Ich überlege kurz, ob der Mühlstein nach Breitspitz (11.3.) und Gurlspitze (23.4.) der dritte Beinahe-Gipfel werden soll. Dann stapfe ich energisch weiter, obwohl allmählich Feuchtigkeit in den Schuh dringt, nachdem ich ohnehin keine Gamaschen dabei habe. Die letzten ca. sechzig Höhenmeter gehen durch rund 40 cm hohen Nassschnee, indem ich teilweise knietief einbreche. Die Kameraausrüstung habe ich wohlweislich weggepackt, ich brauche beide Hände zum Balancieren.

Bild 25: Schließlich ist der Gipfel des Mühlsteins erreicht.

Bild

Bergab folge ich anfangs wieder Fußstapfen und gehe dann weglos hinab, was im tiefen Schnee nicht unangenehm ist. Immerhin wäre ich weich gefallen. Bis ich wieder auf den markierten Weg stoße ...

Bild 26: ... der mich oberhalb der Fageralm (887m) ausspuckt. Im Hintergrund Gaisberg.

Bild

Bild 27: Sonntagshorn (1961m), Hörndlwand (1684m), Hinterer Rauschberg (1671m) und Hochstaufen komplettieren das Panorama im Westen.

Bild

Bild 28: Schnappschuss.

Bild

Bild 29: Der Frühling ist nicht aufzuhalten.

Bild

Bild 30: Gurlspitze (1158m) und Pitrachspitze (982m) mit der Pechauer Scharte dazwischen

Vor einer Woche hab ichs bei der Gurlspitze bis dorthin geschafft, wo der Schlag am Westhang beginnt. Aus dieser Perspektive scheint die Pitrachspitze über den geschlägerten Südwesthang ebenfalls machbar.

Bild

Bild 31: Am Ausgang der Glasenbachklamm noch einmal der Hohe Göll.

Bild

Nach knapp zehn Minuten Wartezeit fahre ich mit dem 7er in die Stadt zurück.

Bonusbild 32: Die Hausamsel trällert ihre komplizierten Arien.

Bild

Gruß,Felix
Benutzeravatar
Feli
Beiträge: 22197
Registriert: Freitag 20. März 2009, 08:46
Skype: felisky
Wohnort: Aschach/Steyr
Kontaktdaten:

Montag 1. Mai 2017, 15:25

ich liebe diese jahreszeit - mit unten frühling (alles blüht und grünt) und oben (frischem) weissen schnee :-)
da freu ich mich jedesmal wieder in österreich zu leben, wo's auch 4 jahreszeiten gibt und nicht irgendwo wo der spätherbst nahtlos in den sommer übergeht...
klasse bilder wieder mal! *bravo*
liebe grüsse
(die) Feli
Bild
Aschach/Steyr/OÖ 435m, Wetterstation: Davis Vant-Vue
I took a heavenly ride through our silence, I knew the waiting had begun. And headed straight into the shining sun -D. Gilmore
Schneefrosch 2017/2023
Eisfrosch 2020/21
Antworten