Zum Setup:
Ein Atlantiktief steht vor Westeuropa, hat sich inzwischen im Wesentlichen abgeschnürt und bleibt als Cut off Tief liegen.

Dabei sorgt es für die erste Hitzeperiode Mitteleuropas in diesem Sommer.

Während Österreich durch das nahe Hoch ziemlich trockene Hitze bekommt, steigen in Westeuropa in starker Subtropischer Luftmassenzufuhr die Taupunkte kontinuierlich an, bereits nun liegen über Südfrankreich rund 18°C Tp. Diese Luftmasse feuchtet durch Evapotranspiration unter dem Wüstenluft-Deckel weiter an.

Am Samstag könnte der Deckel noch halten, oder aber er bricht lokal. Die Läufe sind sich uneins, das aktuelle GFS von 12z meint Chancen auf Deckelbruch entlang der Küste in Frankreich Belgien und den NL. Vielleicht reicht die Seewindkonvergenz, andererseits ist die WLA und damit der Deckel brutal.
Sollte es doch entlang der Seewindkonvergenz auslösen, dann kracht es aber richtig, Scherung ist enorm, CAPE mit rund 2000-2500 J/kg, mixed layer schon beachtlich. Die Karten zeigen den mögl. späten Auslösezeitpunkt um 18z (10 Uhr)
Wind unten:

Der 850er Wind deutet gute Low Level Scherung an, eine bedeutende Zutat für Tornados.

Wind 700hPa

Wind 500hPa - Nach rechts drehend und in Geschwindigkeit zunehmend. Definitiv eine gute Lage für organisierte Zellen, Superzellen, Mesos.

Am ehesten dass es an der WF, nahe der 15° Isotherme in der 850er auslöst.

Höhenkaltluft ist nahe, schön ist das kräftige Cut Off Tief zu sehen, dass mit ordentlich Kaltluft bepackt am Atlantik auch konvektiv Energie gewinnt, seine Stärke hält.

Labilität ist reichlich vorhanden, der CAPE hoch...

...wenn auch vielleicht etwas zu hoch, die Anfeuchtung direkt nach der WF wird etwas gar aggressiv berechnet. Rechne eher mit 18, 19°C Tp, erst mit der deckeligen Lage steigt die Feuchte weiter.

Mit den vermutlich etwas langsamer steigenden Werten ist auch die rasche Auslöse an der WF bzw. der Seewindkovergenz fraglicher.

Möglicherweise bekommen wir als morgen abend eine Spätabend-Chase-Chance serviert, vermutlich ist es aber ruhig. Tageslicht bis nahe 11 Uhr Abends hilft in dieser Region auf jeden Fall.
Werden uns jedenfalls in NRW in Langenfeld positionieren, gute Straßenverbindungen und Hotel mit gutem Netz.
Einen Tag Junisonnendurchhitzung weiter, wird die Sache spannend, der Deckel mürbe.
Zuerst wieder der Wind: Jede Menge Scherung in allen Höhen. Das starke zentraleuropäische Hoch sorgt für O bis NO Strömung, dadurch gibt es mit dem kalten Meer der Nordsee auch eine Seewindkonvergenz an der Küste. Außerdem drängt die heiße Subtropenluft aus S-SO gegen die Ostströmung.

Darüber dreht der Wind auf SW, und wird kräftig.
850hPa

700hPa

500hPa

Scherung in allen Höhen, schön drehend... Definitiv weiterhin gute Bedingungen für Superzellen und tornadogefährliche Gewitter.
Und immer noch schaufelt das Tief, immer noch steht die Luftmassengrenze an der Küste.


Die Folge, nach dem Deckel und dem ungestörten Energieansammeln der "Loaded Gun" Lage:
Die Labilität steigt.

Wiederum scheinen einige Feuchtewerte zu hoch (rechne eher mit max. 22°C TP), aber am extremen CAPE ändert das wenig..

Diesmal wird Auslöse verbreiteter und besonders in B / NordF gerechnet.

Dazu beachtliche Helicity Werte der Estofex Karten...


Das sind "amerikanische" Werte. Dazu entsprechender CAPE und Auslöse auch noch. Aaaah ja, ich werde CORE Punch vermeiden, und hoffe dass sich nicht des Nächtens während wir im Hotel sind draußen Ungemach auftut.
Aber, der wirkliche Vogel wird erst am Montag abgeschossen.
Ja es geht noch brutaler, das sind Hautmont Gedenkmodelle?!
Zuerst wieder der Wind.
Wieder Ostwind bis NO Wind am Boden, dazu eine Gewittertiefkonvergenz in Frankreich (welche aber eher noch fragwürdig scheint).

Darüber insbesondere in Belgien und Nordfrankreich schon wieder kräftiges SW Gebläse.
Die Scherung mag eine Spur schwächer ausfallen als am Vortag (die Modelle schwanken, zuletzt wurde es sogar umgekehrt gezeigt), befindet sich aber weiterhin auf Niveau, dass auch in den USA die Chaser auf die Straßen treibt. Und die bodennahe Scherung dürfte auch ihre Intensität behalten, wenn nicht sogar tornadofreundlich zulegen. Übrigens Hautmont ist nahe der Grenze F/B ca. 70km von der Küste gelegen.
Und ja - ich bin im Moment durchaus froh dort nicht zu wohnen.
850hPa

700hPa

500hPa

Die Lage des Tiefdruckausläufers, bzw. des Gewittertiefs spricht Bände.

Die Folgen der tagelangen Anfeuchtung, Aufwärmung der Luftschichte unter dem Deckel:

Auch Weatheronline's Anzeige wird gesprengt...

Und 6h vor dem Termin (die letzte verfügbare Karte) zeigt nach Estofex schon nahe 4000J/kg CAPE und das MIXED LAYER (!!!). Und passend ein wenig Scherung ganz unten (1km)...

...und deutlich mehr weiter oben (3km):

(6km)

Dabei steigen die berechneten TP nicht weiter, gehen sogar etwas zurück. Nach dem Tagelangen Aufsammeln der Feuchte / Wärme wird die Rechnung auch noch realistisch. Sind wohl an die 5000J/kg mixed layer am späten Nachmittag

Und ja, es wird reichlich Auslöse gerechnet, dort (an der Vorderseite) wo isolierte Zellen stehen - derb... brutal...

Das ist wohl kein Chasing um sich zu spielen. Das ist eine brandgefährliche Lage, Riesenhagel >10cm ist ebenso möglich wie schwere Tornados, Sturzfluten, extreme Fallwinde. Die Sache ist genauso ernst zu nehmen wie jedes Brutalochase in den Staaten. Ich kann für die Anwohner nur hoffen, dass es photogen aber glimpflich ausgeht - muss aber definitiv eine sehr schadensträchtige Lage annehmen.
Die Werte beim El Reno Tornado waren keinesfalls brutaler.
Anmerkung: Die exakte Positionierung ist bei der 3-Tages Prognose noch unsicher.
Danach muss ich Richtung Heimat (Familie), aber es scheint mir wenig zu entgehen, Scherung und CAPE entkoppeln sich, die Lage entschärft sich.
850er Wind schläft ein

500er Jet passt nicht mehr...

...zu CAPE...

...und Wärme
