Bereits seit einigen Tagen war abzusehen, dass der gestrige Sonntag enormes Unwetterpotenzial haben würde. Massive Scherung, hohe Taupunkte (um die 20 C) und eine sich nähernde Störungszone sorgten für ein gutes Setup – ein zu gutes: Nebelfelder, die sich aufgrund der nächtlichen Gewitter gebildet hatten und sich wegen der enormen Feuchte nicht auflösten, breiteten sich vom Grazer Bergland über den ganzen Süden und Südosten aus. Dadurch fehlte es vollständig an Einstrahlung. Ich traf mich am frühen Nachmittag mit Papa Harald (@hhkes) in Feldkirchen bei Graz, wir entschlossen uns jedoch bald etwas nach Süden zu fahren, dort war die herbstlich anmutende Bewölkung doch etwas schwächer ausgebildet. Gegen 17:00 Uhr zeigte die Verschlatzung erste Auflösungstendenzen, und das Radar zeigte eine erste Zelle im SW von Slov. Gradec (SG). Da im Norden die Bewölkung nach wie vor stark ausgeprägt war, beschlossen wir rasch Richtung Süden aufzubrechen, um die Verfolgung dieser Zelle aufzunehmen.
Quelle: Radarska Slika Padavin (http://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/)
Gegen 19:00 Uhr erreichten wir Slovenska Bistrica, man sah den Inflow-Bereich einer Neubildung weiter östlich:
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Doch es dauerte recht lange, bis sich die Zelle organisierte. Die Bedingungen im Flachland waren hervorragend, einzig ein harter Deckel (CIN) musste durchbrochen werden – die Zelle hatte aber das Potential dafür. Wir fuhren etwas weiter nach NE Richtung Pragersko (Verbindungsstraße nach Kidričevo bzw. Ptuj). Gegen 19:40 Uhr entwickelte sich die Zelle zu einer Superzelle:
Wir hatten auch einen guten Blick auf die südwestlichere Superzelle bei Celje…
… diese sah zu diesem Zeitpunkt stärker aus, daher fuhren wir wieder Richtung Slovenska Bistrica. Ein Fehler, denn genau zu diesem Zeitpunkt entwickelte sich die nordöstliche Superzelle enorm weiter, die Wallcloud begann konzentriert zu rotieren, ein Funnel bildete sich fast bis zum Boden, eine „tornadic-supercell“. Die Bildung eines Tornados stand kurz bevor. Leider war unsere Sicht aufgrund des kleinen Hügels eingeschränkt. Dennoch gelangen ein paar Aufnahmen (19:50 Uhr, zwischen Slovenska Bistrica und Pragersko, Blickrichtung NE):
Eine klassische Superzelle wie aus dem Lehrbuch. Inflow-Tail, Wallcloud samt Funnel, die kurz vor der Ausreifung zum Tornado stand:
Als wir kurz vor 20:00 Uhr wieder guten Blick auf die Zelle hatten, war der Spuk wieder vorbei, die Wolkenbasis der Wallcloud war wieder deutlich höher, der Aufwindturm war trotzdem sehenswert:
Da die Sicht aufgrund der hohen Luftfeuchte und vorlaufenden Schauern nicht besser wurde, versuchten wir nun endgültig die südliche Zelle bei Celje abzufangen. Gegen 20:15 Uhr nach Slovenske Konjice sah man bereits die Basis einer inzwischen zur LP-Variante gewordenen Superzelle:
Bei Dramlje (etwas östlich von Celje) fanden wir einen guten Aussichtspunkt, um die nach NE abziehende Zelle und deren Entwicklung von einer LP-Superzelle zur Multizelle bis zum absterbenden Regenschauer zu beobachten (20:20 – 20:50 Uhr):
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Leider kamen die abendlichen Liniengewitter sehr spät an, sodass ein Nachtchasing keinen Sinn mehr machte. Dennoch sind wir mit der Ausbeute mehr als zufrieden, die Dynamik der Zellen war aufgrund des guten Setups enorm.
Quelle: Radarska Slika Padavin (http://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/)