Eine aus NW einschwenkende Kaltfront zog unsere Aufmerksamkeit schon seit Tagen auf sich. Gestern Dienstag war es dann so weit – die Kaltfront sorgte für einen Wetterumschwung. Jedoch waren die Bedingungen in Österreich nicht optimal: Zu schwache Höhenströmung, etwas Scherung und wenig CAPE – eine stumpfe Warmluftmasse, die keine organisierten Zellen zuließ.

Quelle: GeoSphere Austria (https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/we ... 023&utc=12)
Nachdem auch am frühen Nachmittag bereits der Kaltluftvorstoß aus NW durchgriff, war klar, dass es höchstens weiter im Süden noch brauchbare Bedingungen für organisierte Gewitter geben würde. Die Kaltluft sorgte für den bekannten „whale's mouth-Effekt“: Der kalte Abwind der ersten Schauerwelle eilte weit in den Süden voraus und hob die Warmluft dabei über das Kondensationsniveau – dabei entstanden diese „whale's mouth-Wolken“, teilweise auch kleine Böenfronten oder Mammaten. So sah das ganze auf der A9 kurz vor dem Exit Lebring, Blickrichtung S, um 15:40 Uhr aus:

Und wenig später Richtung E:

Obwohl die Distanz zu der Wolkenvorderseite ewig weit aussah, war diese aufgrund der niedrigen Wolkenbasis gar nicht so weit. Bei Spielfeld hatten wir diese bereits wieder eingeholt. Wir fuhren ein Stück Richtung Graßnitzberg und beobachteten die Wolken. 15:55 Uhr, Blickrichtung ENE:

Doch es dauerte nicht lange, erreichte uns auch hier der kalte NW-Wind. Daher wieder weiter Richtung S, bei Maribor warteten wir ab und beobachteten die Lage. Für uns spannend waren Gewitter, die sich im Bereich Ljubljana bis Kranj gebildet und bereits Celje erreicht hatten:

Quelle: Radarska Slika Padavin (https://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/)
Wir sahen diese Zellen als einzige brauchbare Chance und fuhren deshalb nach Ptuj. Dort trafen wir völlig zufällig auf die slowenischen Stormchaser Kristijan Cizerl, Matej Štegar und Gregor Božič. Wir beschlossen, gemeinsam Richtung CRO zu fahren und die Zelle dort vorbeiziehen zu lassen. Bei Krapina erreichten wir gegen 17:45 Uhr einen geeigneten Aussichtspunkt und ließen die Zelle vorbeiziehen. Der Anblick war wirklich schön, eine klassische Superzelle – oder vielleicht doch nicht so klassisch?





Kurz nach 18:00 Uhr mussten wir schon weiter, weil die Zelle ordentlich näherkam. Radar:

Quelle: Radarska Slika Padavin (https://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/)

Quelle: Radarska Slika Padavin (https://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/)
Doch warum war auch diese Zelle keine wirkliche klassische Superzelle? Auch hier griff der Outflow bzw. der Kaltluftvorstoß aus NW nach wie vor deutlich vor der Zelle durch. 15 Minuten bevor die Zelle in Krapina eintraf, gab es bereits Böen bis ca. 70 km/h aus NW und die Temperatur sank auf ca. 19 C. Den Taupunkt konnten wir leider nicht erheben, aber auch dieser war wohl deutlich gesunken. Aber wieso konnte sich dennoch eine so starke Gewitterzelle bilden? „Elevated“ ist das Stichwort. Es hatte sich mittlerweile eine Warmfront gebildet, die die Basis für die kräftigen Gewitter darstellte. Hier die Bodenkarte der GeoSphere Austria…

Quelle: GeoSphere Austria (https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/we ... 023&utc=18)
… sowie eine Erklärung der „ELEVATED CONVECTION“:

Quelle: Jeff Haby (https://www.weather.gov/source/zhu/ZHU_ ... ction.html)
Unsere slowenischen Chaserkollegen fuhren nach dem Durchzug wieder nach Hause. Wir setzten unseren Ausflug etwas fort und fuhren auf einen Rastplatz nördlich von Zagreb. Dort beobachteten wir die Lage genau. Gegen 18:45 Uhr sah man nette Quellwolken Richtung WNW, natürlich „elevated“:

Wir beschlossen, über das Savinja-Tal nach Hause zu fahren und dabei die Kaltfront noch mitzunehmen. Gegen 19:45 Uhr gab es eine Multizelle bei Krsko:

Spannender jedoch war für uns die Front im NW:

Quelle: Radarska Slika Padavin (https://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/)
Wir suchten uns einen möglichst guten Aussichtspunkt in den Bergen bei Šentjanž und ließen uns dort überrollen. Dabei überraschte uns zuerst ein Wolf, der entspannt durch die Gassen lief. Leider war dieser flott unterwegs und meine Kamera bereits auf Blitzfotografie eingestellt, daher leider nur in sehr schlechter Qualität:

Zum Abschluss gab es noch einen GC direkt vor uns:

In weiterer Folge traten wir die Heimfahrt an. Ein sehr spannender und lehrreicher Chasingtag ging zu Ende.
Never Stop Chasing.
PS: Ich werde in den nächsten Tagen noch zwei Videos in den Bericht einpflegen.