Studie über den wirtschaftlichen Nutzen von Beschneiungsanlagen

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mani
Beiträge: 2319
Registriert: Sonntag 19. April 2009, 18:24
Wohnort: Wien 20. beim Donaukanal (170 m) oder Wels (319 m)

Freitag 29. Oktober 2010, 11:29

Hallo!

Im Forum haben ja einige festgestellt, dass es jetzt bei dem kurzen Wintereinbruch in manchen Schigebieten die Beschneiungsanlagen eingesetzt wurden (in manchen Schigebieten gibt es überhaupt schon einen eingeschränkten Liftbetrieb wie zum Beispiel auf der Planai). Durch die nahende Föhnlage stellt sich jetzt die Frage ob das recht sinnvoll war, da ja vermutlich doch wieder einiges an Schnee abschmelzen wird. Alles wird wohl nicht wegrinnen, und selbst wenn, wissen das die Touristiker derzeit ja noch nicht.

Wie dem auch sei, hat mich nun mal interessiert wie sich der reine wirtschaftliche Nutzen für die Schigebietsbetreiber durch die Beschneiung darstellt. Ich habe dabei eine Schweizer Studie von der Uni St. Gallen aus dem Jahre 2009 zu dem Thema gefunden:

http://www.idt.unisg.ch/org/idt/main.ns ... _UNISG.pdf


Zusammenfassend kurz die meiner Meinung nach wichtigsten Aussage zu diesem Thema:

Große Schigebiete haben einen Umsatz über 10 Millionen Franken (ca. 7,3 Millionen Euro) pro Jahr, mittlere zwischen 5-10 Millionen Franken und Kleine unter 5 Millionen Franken (ca. 3,65 Millionen Euro).

•Je grösser, desto längere Saisons.
•Grosse Skigebiete haben im Durchschnitt über 170 Betriebstage im Winter

Im Schnitt können aufgrund der Beschneiung zwischen 18 und 23 zusätzliche Betriebstage (pro Saison) generiert werden.

Der Wasserverbrauch liegt im Durchschnitt bei allen untersuchten Bergbahnen bei 166'000 Liter und er Stromverbrauch bei rund 666'000 Kilowattstunden pro Jahr.
Pro Pistenkilometer liegt der Wasserverbrauch im Durchschnitt bei 10'225 Liter und Stromverbrauch bei 31'500 Kilowattstunden.

Eigentümer der Wasserquellen sind bei allen untersuchten Skigebieten vorwiegend die Gemeinden resp. Wasserkooperationen.

Der Anteil öffentlicher Gelder für die Beschneiung ist unabhängig von der grösser der Unternehmung sehr klein.
Der grösste Teil der Beschneiungsanlagen werden aus eigenen Mitteln finanziert.

Durchschnittlich wurden pro beschneitem Pistenkilometer über 600'000 CHF (ca. 438 600 Euro) investiert.

•Pro Beschneitem Pistenkilometer entstehen im Schnitt Stromkosten von 5'500 bis 9'500 CHF (ca. 4000-7000 Euro)
•Totalkosten pro beschneitem Pistenkilometer von 20'000 CHFpro Jahr (ca. 14600 Euro)
•Je grösser die Skigebiete, desto höher die Totalkosten pro beschneitem Pistenkilometer


Bei kleinen Skigebieten machen die Einnahmen, die Dank Beschneiunggeneriert werden gegen 50% des Gesamtumsatzes aus.
•Bei grossen Skigebieten ist die Bedeutung der Zusatzeinnahmen weit kleiner.
•Durchschnittlich werden 22 % der Einnahmen dank Beschneiung generiert.


Also rein aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet, zahlen sich die Beschneiungsanlagen auf alle Fälle voll aus. Ohne Beschneiung hätten kleinere Schigebiete immerhin 50% weniger Umsatz!! Insofern verwunderts mich also absolut nicht, dass auf Teufel kommt raus beschneit wird, wenn es die Wetterlage erlaubt. Und mal ehrlich, wer von den Meteorologen oder uns hat während der Schneefälle vor paar Tagen wirklich schon gewußt wieviel von dem Schnee der jetzt gefallen ist bis in welche Höhe die Föhnlage überlebt (ganz zu schweigen von den Schigebietsbesitizern, die nicht jeden Tag Wetterkarten bis in den Glaskugelbereich studieren ;))? Und selbst wenn nur bissl was überbleibt, ist das schon die Grundlage für kommende Schneefälle.

Rein wirtschaftlich gesehen ist es also absolut notwendig zu beschneien. Dass da natürlich auch die Umweltkomponente dazu kommen sollte ist natürlich wieder eine ganz andere Sache. Ich bin auch absolut kein Freund von der übermässigen Beschneiung, alleine nur wenn man an den Strom- und Wasserverbrauch denkt.

Aber mir gings in diesem Beitrag nur mal um die (wirtschaftliche) Sichtweise der Schigebietsbetreiber (und ein Schigebietsbetreiber muß nun mal hauptsächlich wirtschaftlich denken, sonst würd er bald zahlungsunfähig werden - ist in der heutigen Zeit leider nun mal so), weil mich einfach mal interessiert hat, was einem jetzt im Oktober schon dazu bewegen könnte Geld für die Beschneiung zu verpulfern, obwohl man keine Ahnung hat, ob eh nicht fast alles davon wieder zerinnt.

lg, Mani
Wien 20. beim Donaukanal (170 m) *snowman* oder Wels (319 m) *snow2* *snow1* [x] oder demnächst sonstwo (natürlich im Schnäää ;))
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Mathias
Beiträge: 6534
Registriert: Sonntag 19. April 2009, 21:18
Wohnort: Wien

Freitag 29. Oktober 2010, 16:24

danke fürs Zusammenschreiben *top*
Pro Pistenkilometer liegt der Wasserverbrauch im Durchschnitt bei 10'225 Liter und Stromverbrauch bei 31'500 Kilowattstunden.
muss gestehen, dass ich mir nicht dachte das es wirklich sooo viel ist *huch*
Liebe Grüße aus
Wien 1020
wetterfreak vbg

Freitag 29. Oktober 2010, 16:49

Also ich kenne jetzt 2 Skigebiete richtig gut(das Bödele und mellau-Damüls), das Bödele ist eher klein und nicht hoch gelegen. Hat aber keine einzige beschneiungsanlage!!! obwohl es nur auf 1200-1400m hoch ist. Aber dadurch das es eine Stauregion ist dort oben kommt gleich mal viel mehr zussammen! also völlig unbrauchbar die Kanonen. Dazu gehen über die häfte der Dornbirner(ca. 25.000) leute skifahren da oben , darunter aber auch viele Ausländer.

Damüls ist viel größer und dort sind sicher auch einige tausend leute mehr oben.Die haben eine Höhenlage von 1600-2050m. Dort ist jeden Winter min. 1,5m Schnee, (es gilt als schneereichstes Dorf der Welt (damüls)) und trotzdem sind überall schneekanonen aufgestellt.


ach ja , gute zussammenfassung ;D :)
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Mulvane
Beiträge: 1484
Registriert: Sonntag 16. Mai 2010, 16:15
Wohnort: Feldkirchen/Ktn. (580m)

Freitag 29. Oktober 2010, 21:42

Danke Mani für den sehr interessanten Bericht. *top*

Was mich an diesem Thema so sehr aufregt ist,das uns Bürgern immer wieder vorgejammert wird,das der Energieverbrauch immer mehr steigt,und das man doch versuchen sollte(müsste) energiesparender zu leben.
Und auf der anderen Seite wird hier dermaßen Energie verschleudert,das einem schon fast schwindlig wird.
Es wird hier ja nicht mal mehr bis Mitte-Ende November gewartet,ob ja vielleicht doch noch genügend Naturschnee zusammenkommt,wo ja doch die meisten Schigebiete erst Anfang Dezember öffnen. Der größte Irrsinn war ja vor ein paar Jahren,wo es ja zumindest hier bei uns in Kärnten,auf den Bergen ja meterweise Naturschnee gab,und trotzdem wurde künstlich Schnee dazu produziert.
Aber es muss ja scheinbar genauso wie letztes Jahr nach dem ersten richtigen Kaltlufteinbruch sofort die ersten Kanonen aktiviert werden,und auch schon die ersten Pisten freigegeben werden(letztes Jahr übrigens auf der Turrach schon Mitte Oktober).Kommt mir schon wie ein Wettrennen vor: Wer eröffnet als erster seine Piste(n).
Also wenn das kein Schwachsinn ist dann weiß ich auch nicht mehr.
Und ich wage ehrlich zu bezweifeln, das um diese Jahreszeit schon ein derartiger Run,auf selbige Pisten stattfindet,so das sich das so frühe Beschneien wirklich rentiert. *nein* *ärger* *motz* *fluch*
Schöne Grüße aus dem Süden.
Hele *wink* Feldkirchen/Ktn. ca.580m
stefan

Samstag 30. Oktober 2010, 14:50

Aus wirtschaftlicher Sicht macht es eben, wie in Manis Quelle beschrieben, auf jeden Fall sinnvoll, die Kanonen so früh wie möglich zu starten, weil jeder cm Kunstschnee mehr Umsatz generiert. Deswegen wird auch beschneit, wenn es Massen an Schnee hat. Aus sicht des Schiliftbetreibers heißt das, cool, ich bekomme von Mutter Natur viel Schnee und produziere noch dazu welchen. D.h. ich verlängere meine Schisaison um den einen oder anderen Tag und genreiere somit wieder mehr Umsatz.
D.h. auch, aus wirtschaftlicher Sicht ist es gar kein Widerspruch, Kunstschnee zu erzeugen, auch wenn es Massen an Schnee gibt.
Jeder Tag, den ich früher meine Lifte in Betrieb nehmen kann, bringt mir auch wieder Umsatz. Jetzt im Herbst ist der Run schon eher groß auf die Skigebiete, weil mans nicht mehr erwarten kann. Geht mir genauso, nur ich bekomm meine neuen Ski erst im Dezember und mit den Alten mag ich nciht mehr fahren. ;)
Die Skiliftbetreiber würden dies auch wiederum nicht tun, wenn es finanziell nicht erfolgreich wäre. Ein Skigebiet ist nun mal ein Unternehmen und das einzige Ziel eines Unternehmens ist es, Gewinne zu erwirtschaften, sonst kann ein Unternehmen nicht überleben und alle anderen Ziele, die ein Unternehmen hat, könnten nicht umgesetzt werden.

Deswegen wird auch in Damüls künstlich beschneit.

Wir haben bei uns im Tennengau u.a. zwei kleine Skigebiete. Einmal das Skigebit am Zinkelkogel in Bad Dürrnberg und einmal die Schischaukel Gaißau-Hintersee. Bad Dürrnberg hat eine Beschneiungsanlage seit kurzem. Dort laufen die Geschäfte gut, während es in Gaißau eher schlecht läuft, da keine Beschneiungsanlage. Dort gibt es, v.a. auf der Gaißauer Seite Pisten, die zwar viel Naturschnee bekommen, da auch im Nordstau, aber im Frühjahr ist es dort schon heikel zu fahren, da es reine Südhänge sind, wo die Sonne voll drauf strahlt. Da wäre es sinnvoll, zumindest nachts noch beschneien zu können, um die Saison zu verlängern und mehr Umsatz und auch Gewinn zu erwirtschaften.

Der Energieverbrauch ist allerdings hoch, das ist schon richtig, aber die Skiliftbetreiber würden es nicht machen, wenn es sich finanziell nicht lohnen würde. Jeder, der noch eine Glühbirne zuhause hat, arbeitet nicht so effizient, wie eine Beschneiungsanlage.

Das Wasser, das verbraucht wird, kommt ja bei der Schneeschmelze wieder zurück in den Wasserkreislauf. Also wird Wasser in dem Sinn ja nicht verschwendet.

Außerdem müssen die Anlagen laufen. Es hat wirtschaftlich auch keinen Sinn, Millionen in eine Beschneiungsanlage zu investieren, wenn diese dann still steht. Das Argument, die Anlage erzeugt ja Kosten, wenn sie läuft, zählt ja nicht. Die Gewinne, die ich mit der Beschneiungsanlage generiere sind höher als die Betriebskosten der Anlage, sonst hätte man die Beschneiungsanalge ja gar nicht erst installiert.

Das einzige "Unternehmen", das in Ö nicht effizient und kostensparend arbeitet, ist der Staat. ;)
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Mulvane
Beiträge: 1484
Registriert: Sonntag 16. Mai 2010, 16:15
Wohnort: Feldkirchen/Ktn. (580m)

Samstag 30. Oktober 2010, 19:14

Also von kostensparend kann man bei den Betreibern von manchen Schigebieten wohl nicht sprechen,wenn man jedes Jahr mehr für eine Tageskarte bezahlen muss.
Heuer wurde z.B. auch hier in Kärnten am Nassfeld und in Bad Kleinkirchheim bereits die 40 Euro Marke erreicht. Wo soll das enden? *grübel*
Schöne Grüße aus dem Süden.
Hele *wink* Feldkirchen/Ktn. ca.580m
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