Am gestrigen Samstag kam es in einigen Teilen Mitteleuropas zu einem massiven Unwetter-Outbreak. Auf der Vorderseite eines großen Tiefdrucksystems schaufelte es feuchte, warme und sehr labile Luftmassen aus Südwesten nach Österreich, bei einer starken Höhenströmung gab es auf der Vorderseite eine gewaltige Scherung bei guten Taupunkten und einem heftigen Temperaturgradienten. Die Zutaten für eine Schwergewitterlage waren also gegeben:
Am frühen Nachmittag entstanden im Grenzgebiet Kärnten / Slowenien erste Gewitter, die sehr schnell nach Nordosten zogen.
Daher ging’s für mich nach Süden (inkl. doppelten Core-Punch: zuerst zwischen Pernegg und Frohnleiten (Starkregen) und dann zwischen Peggau und Gratkorn (Hagel bis 2 cm)), um ca. 15:30 Uhr gelang diese Aufnahme der ersten Superzelle des Tages zwischen Lebring und Leibnitz vom Grazer Flughafen aus:
Dort traf ich mich mit Papa Harald (@hhkes) und Thomas (@ThomasPf), nach kurzem Lagecheck entschlossen wir uns rasch auf der A2 Richtung Osten zu fahren und die Zelle im Bereich Feldbach – Fürstenfeld abzufangen. Aufgrund der starken Höhenströmung hatte die Zelle ein mörderisches Tempo drauf, dennoch gelang es uns die Vorderseite bei Ilz bei Fürstenfeld zu erreichen.
Direkt vor uns entstand eine rotierende Wallcloud, USA-Like:
Nachdem ein passender Aussichtspunkt gefunden war, konnten wir die Zelle genau beobachten. Der Wind drehte auf SE, die Mesozyklone saugte die heißen Luftmassen auf (16:15 – 16:30 Uhr; zwischen Ilz und Fürstenfeld):
Die Rotation war mit freiem Auge erkennbar, die Zelle kam bedrohlich nahe:
Wir flüchteten Richtung Fürstenfeld. Vom dortigen Flugplatz aus beobachteten wir weiter, Funnel inklusive:
Danach ließen wir die Zelle nach NE abziehen. Jedoch war der Tag noch (lange) nicht vorbei. Im SW stand schon die nächste massive Gewitterzelle. Über Bad Loipersdorf fuhren wir weiter nach Süden Richtung Jennersdorf, um an die südliche Seite der nächsten Superzelle zu gelangen. Wieder zog der rotierende Aufwindbereich genau über uns, jedoch nicht so schön ausgebildet wie bei Zelle Nr. 1.:
Auch die zweite Superzelle des Tages zog sehr schnell Richtung NE, an ein Chasen war gar nicht zu denken, die Zuggeschwindigkeit war viel zu hoch. Wir dokumentierten die
massiven Strukturen des Aufwindbereiches und der Quellungen auf der Rückseite (17:10 – 17:30 Uhr):
Nachdem auch die zweite Superzelle Richtung NE abgezogen war und zunehmend Hunger einsetzte, ging’s weiter Richtung Bad Radkersburg, um etwas zu essen. Dabei versäumten wir eine dritte Superzelle, welche sich im Bereich Krsko / Brežice (!) gebildet hatte und schnell nach Norden zog, dabei antizyklonal den Aufwindbereich auf der westlichen Seite ausbildete (im Gegensatz zu den ersten beiden, die den Aufwindbereich auf der südöstlichen Seite vorwiesen und dementsprechend nach NE ausscherten).
Trotzdem war der Tag noch nicht vorbei. Um ca. 19:20 Uhr sah man einen sehr hübschen CB im fernen SE zwischen Koprivnica und Bjelovar (CRO; Slawonien) im Abendlicht:
Als wir danach endgültig die Heimreise antreten wollten, wurden wir schon von der nächste Zelle gestoppt. Direkt vor uns entstand eine wundervolle LP-Superzelle (ca. 19:45 Uhr; zwischen Halbenrain und Gosdorf):
Auch diese Zelle zog schnell Richtung N / NE. Zum Abschluss gab’s noch den Versuch, einen Blitz zu erwischen:
Alles im Allem ein fantastisches Chasing, das Highlight der heurigen Saison zu einem so spätem Datum ist eine echte Seltenheit. Leider sind die Schäden enorm, im Burgenland sind durch einen umgestürzten Baum sogar drei Menschen ums Leben gekommen.
EDIT: Anbei unser Zeitraffer-Video der Wallcloud: