Ich möchte folgend einen kleinen Fotobericht erstellen über die tornadische Superzelle über dem Südburgenland, welche ich am 09.06.2024 gemeinsam mit Daniel Eßletzbichler und Georg Pistotnik gechased habe. Auf die synoptische Wetterlage an diesem Tag werde ich in diesem Bericht nicht eingehen, da diese bereits in einem anderen Bericht von Johannes erläutert wurde.
(siehe: viewtopic.php?f=6&t=29477%22%3E%3Cs%3E% ... CLINK_TEXT)
Ich möchte kurz auf den Plan unserer Chasing-Tour eingehen. Da in den ICON-D2-Modellen an diesem Tag plötzlich unerwarteterweise Uneinigkeit herrschte bei den Läufen und die Berechnungen im Modell-Lauf vom Nachmittag kurz davor im Südosten (Südburgenland, Steiermark) plötzlich keine Auslöse mehr simulierten, sondern nur mehr über Niederösterreich und im Wiener Becken, wurden wir kurz etwas verunsichert. Da allerdings die Parameter (Taupunkt, Luftfeuchtigkeit, CAPE) alle für eine Unwetterlage in der Region im Südosten (Südburgenland, Steiermark) sprachen, beschlossen wir, um etwa 16 Uhr auf der Autobahnraststation Landzeit Loipersdorf abzuwarten, wo die Auslöse stattfinden würde, um so flexibel sein zu können und gegebenenfalls entweder weiter nach Süden fahren oder Richtung Wien zurückfahren zu können. Zu diesem Zeitpunkt hatte noch keine Auslöse stattgefunden, was darauf hindeutete, dass der CIN in dieser Region sehr stark war und folglich aufgrund dessen ein gewisser Unsicherheitsfaktor hinsichtlich Auslöse bestehen blieb, da auch aufgrund teils wolkenverhangenem Himmel keine vollständige Sonneneinstrahlung in dieser Region stattfand.
Zwischen 16.30 und 17.00 Uhr begann dann die Auslöse nördlich von Graz, sodass wir beschlossen, uns auf den Weg Richtung Süden zu begeben. Gegen 17 Uhr begann sich kurz vor der Autobahnausfahrt Lafnitztal direkt vor uns eine kräftige Zelle zu entwickeln, weshalb wir beschlossen, von der Autobahn bei Lafnitztal abzufahren und die sich aufbauende Zelle zu beobachten. Bereits zu diesem Zeitpunkt war der gigantische Aufwindturm der Zelle deutlich sichtbar (man beachte den Neigungswinkel der aufschießenden Zelle aufgrund der massiven vertikalen Windscherung und die gewaltige Höhe des aufschießenden Turms der Zelle beim Durchbrechen des CIN bzw. deren gewaltigen Eisschirme):






Da sich die Zelle Richtung Osten fortzubewegen begann, beschlossen wir, Richtung Osten aufzubrechen, um auf der Vorderseite der Zelle zu bleiben. Bei Jabing machten wir Halt und beobachteten die Zellen nördlich von uns. Es gab zu diesem Zeitpunkt mehrere kleinere Zellen und eine sehr massive Zelle, welche sich immer mehr zu einer gigantischen Superzelle entwickelte. Zu diesem Zeitpunkt war die Sogwirkung der Superzelle bereits deutlich zu erkennen, sodass die kleineren Wolken von der Zelle förmlich eingesogen wurden. Der Wind wehte mäßig in Richtung der Superzelle.


In Blickrichtung Westen konnten wir gegen 18 Uhr bereits die Wallcloud der Superzelle am Horizont sichten, welche bereits zu diesem Zeitpunkt eine extrem niedrige Wolkenbasis hatte und sehr weit fast bis zum Erdboden herunterhing. Die Strukturen der Superzelle wurden immer deutlicher sichtbar:




Nachdem sich die Superzelle uns immer mehr näherte, mussten wir schließlich rasch handeln, um uns nicht von ihr überrollen zu lassen, sodass wir beschlossen, Richtung Osten weiterzufahren, um auf der Vorderseite der Zelle zu bleiben. Ein paar Kilometer weiter (Schachendorf) blieben wir nochmals stehen und machten nochmal Aufnahmen der Superzelle:

Nach ein paar Minuten begannen allerdings zu diesem Zeitpunkt (18.30 Uhr) große schwere Regentropfen (vermutlich aufgeschmolzener Hagel) im vorderseitigen Aufwindbereich, wo wir uns befanden, herunterzufallen. Daher beschlossen wir, weiter Richtung Osten zu fahren. Kurz vor 19 Uhr hatten wir uns bei Táplánszentkereszt in Ungarn stationiert und konnten von dort die sich immer weiter absenkende Wallcloud beobachten.




Und dann, um exakt 18:55 Uhr war es dann endlich soweit und es begann sich eine auskondensierte Trichterwolke (Funnel) aus der Wallcloud in Richtung Erdboden zu schieben.

Um exakt 18.56 Uhr war die auskondensierte Trichterwolke bis zum Erdboden angewachsen, Zeitpunkt des Touchdown des Tornados:



Die Auskondensation der Trichterwolke bis zum Erdboden Boden war nur ca. eine Minute lang sichtbar, danach (18.57 Uhr) war die auskondensierte Trichterwolke noch sichtbar, allerdings reichte die sichtbare Auskondensation nicht mehr bis zum Erdboden:

Um etwa 19.01 Uhr schient die sichtbare Auskondensation der Trichterwolke wieder bis zum Erdboden zu reichen:


Nach ein paar Minuten hatte sich allerdings die sichtbar auskondensierte Trichterwolke schließlich aufgelöst und die Wallcloud zog weiter. Wir platzieren uns ein Stück weiter östlich davon, um noch die letzten Struturen der gigantischen Superzelle einzufangen. In diesem Stadium war bereits sichtbar, dass die Superzelle sich stark abschwächte und ihre Entwicklung in Richtung Auflösestadium tendierte.
Trotzdem waren noch spektakuläre Aufnahmen des rückseitigen Amboss möglich:





Alles in allem war der Chasing-Tag ein extrem erfolgreicher Tag mit meiner ersten Tornado-Sichtung. Unser Plan, von der Autobahnraststätte in Richtung Süden / Südosten aufzubrechen erwies sich schlussendlich als extremer Glückstreffer. Vermutlich hatten wir an diesem Tag die stärkste Zelle gechased und konnten auch den Tornado festhalten.
Wir sind dann noch Richtung Hannersdorf gefahren (dort, wo uns mitgeteilt worden war, dass der Tornado Bodenkontakt gehabt hatte und es Schäden gab), allerdings konnten wir aufgrund der dortigen Straßensperren nicht bis zur Schneise, die der Tornado gezogen hatte, vordringen, weshalb wir uns dann auf den Heimweg machten, da wir ohnehin aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit nicht mehr viel gesehen hätten.