12.07.2024 Gewitterlinie, 16.07.2024 Schwerstes Unwetter über Trofaiach

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nadal
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Registriert: Dienstag 20. Juli 2010, 20:22
Wohnort: Trofaiach (Bezirk Leoben)/ Steiermark

Montag 22. Juli 2024, 18:21

Hallo Leute *wink* ,

Nach längerer Inaktivität gibt es wieder einmal einen Bildbeitrag von mir, auch wenn der Anlass dafür eher traurig ist. *flop*
In der Nacht von 16. auf 17.07. kam es in der Umgebung von Trofaiach leider zu schweren Unwetterschäden. Aber auch abseits davon kann man hier bis dato von einer außergewöhnlichen Gewittersaison sprechen, sodass dieses Ereignis wohl nicht komplett aus dem Nichts kam. Aber alles der Reihe nach....

Die Gewittersaison startete heuer - auch aufgrund teilweise rekordverdächtig hoher Temperaturen - bereits zeitig im April. Im Mai kam es dann schon zu einigen heftigen Gewittern. Neben bisher schon 6 Hageltagen (allerdings nie wirklich nennenswert) waren es schon im Vorfeld dieses Extremereignisses die Regenmengen, die im Zuge der Gewitter oft sehr ergiebig waren. So kam ich im Mai bereits auf stolze 210 mm Monatsniederschlag. Dies setzte sich nahtlos in den Juni fort, als zur Monatsmitte schon über 180 mm zusammenkamen. Eine Verschnaufpause war lediglich in der 2.Monatshälfte gegeben, als diese Summe nur mehr unwesentlich anwuchs. Zeitig zum Monatswechsel war dann aber auch schon wieder Schluss damit, als bereits am Monatsersten wieder größere Niederschlagsmengen fielen. Nach ein paar kühleren Tagen stellte sich mit einer wechselhaften SW-Strömung bald wieder heißes Wetter ein, wobei neben den hohen Temperaturen vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit auffiel mit Taupunkten täglich über 20°C (mit Spitzen bei ~ 24°C). Neben der Luftmasse an sich spielte dafür sicher auch die Vorgeschichte eine Rolle (erhöhte Wasserdampfmenge infolge der Verdunstung). Potential für sehr hohe Niederschlagsmengen war also gegeben.

Wie auch immer: Am 12.07. gab es zunächst einmal einen "Wohlfühlgewittertag". Gegen 17 Uhr zog aus SW mit hoher Zuggeschwindigkeit eine optisch ansprechende Gewitterlinie auf, die neben Starkregen und Sturmböen auch eine hohe Blitzaktivität aufwies. Zum Vergrößern einfach die Bilder anklicken!

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Dadurch kamen bei der Wetterstation bei meiner Elternhaus 12 mm (Realmenge durch den Windeinfluss wohl noch etwas höher) zusammen. In Summe nix Dramatisches.

Einen kleinen Vorgeschmack für das Potential der Luftmasse gab es dann schon in der Nacht von 14. auf 15.07., als Gewitter mit Starkregen hier knapp 40 mm verursachten. Einem tagsüber ruhigem 15.07. folgte ein lange Zeit trockener 16.07., erst nach 18 Uhr brachte ein kurzer Gewitterschauer zunächst nur unbedeutenden Regen (~ 1 mm).
Trofaiach hat einerseits das Glück durch seine kalkhaltigen Böden viel Wasser aufnehmen zu können, anderseits eine Topografie, die Hangrutschungen unwahrscheinlich macht und die (kleinen) Bäche weisen oft viel Geländespielraum nach oben auf. Ich konnte seit Inbetriebnahme der Wetterstation vor 10 Jahren schon ein paar Mal Stundenmengen von rund 50 mm registrieren, wo aber abgesehen von maximal kleinräumigen Überflutungen kaum etwas passierte.

Am späten Abend des 16.07. war jedoch alles anders. Etwas südöstlich einer mehr oder weniger stationären Luftmassengrenze dürfte in meinem Gebiet eine Konvergenz die extrem feuchten Luftmassen gehoben haben. Jedenfalls setzten gegen 22:30 Uhr sintflutartige Regenfälle mit Raten bis 400 mm/h ein, die zudem mit einer sehr hohen Blitzaktivität verbunden waren. Innerhalb einer Stunde kamen so um die 100 mm zusammen, insgesamt waren es bis ca. 01:00 Uhr früh nicht weniger als 147,2 mm. Neben Trofaiach waren vor allem das Liesingtal - und hier speziell Mautern - betroffen. Weiter nördlich und südlich davon war das Niederschlagsaufkommen wesentlich geringer (z. B. Präbichl laut GeoSphere 38 mm, Leoben gar nur 12 mm).
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Quelle: https://kachelmannwetter.com/at/regenra ... 2050z.html

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Es war schnell klar, dass das Ganze nicht ohne Folgen bleiben konnte. Die folgenden Aufnahmen wurden von der Freiwilligen Feuerwehr Trofaiach gemacht.

Überflutete Schule:
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Am Nachmittag des nächsten Tages machte ich einen Spaziergang zum nahegelegenen Biotop, wo ebenso massive Überflutungen zu beklagen waren.
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Vom Forstweg ist nicht mehr viel übrig.
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Sonst eine normale Wiesenfläche.
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Und das Schicksal meinte es in weiterer Folge nicht gut mit der Gegend. Nach 17 Uhr brachten neue Gewitter wieder teils kräftige Regenfälle (anfangs mit trockenem Hagel bis 1 cm). So kamen bis zum späten Abend weitere knapp 23 mm zusammen, was prompt wieder zu Feuerwehreinsätzen führte.
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Vorübergehend stieg die 24.Stunden-Regensumme so auf über 168 mm an.

Von Freitag auf Samstag wieder rund 25 mm (diesmal glücklicherweise ohne weitere Folgen).

Zum Schluss noch einmal zusammengefasst die monatlichen Niederschlagssummen seit Mai (in Klammer dabei die in etwa üblichen Mengen).

Mai: 210 mm ( 90 mm)
Juni: 192 mm (110 mm)
Juli (Stand 22.07.): 298 mm (130 mm - die Monatsmenge wäre also auch ohne dieses Extremereignis jetzt schon überschritten)

Fazit: Seit einiger Zeit eine extrem nasse Geschichte! *regen*
Freundliche Grüße, Daniel

Wohnort: Trofaiach (Bezirk Leoben)/ Obersteiermark, Seehöhe: 695m.
Wetterstation: Davis Vantage Vue (seit 27.12.2014)

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jfk
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Wohnort: Pernegg an der Mur

Donnerstag 25. Juli 2024, 10:34

Vielen Dank für den Bericht und die Bilder! *top*
Liebe Grüße, Johannes,
Pernegg an der Mur (Bez. Bruck-Mürzzschlag (ca. 10 km südlich von Bruck an der Mur))
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Feli
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Donnerstag 25. Juli 2024, 12:49

ohje - da ist ja einiges überschwemmt worden!
das ist nicht gut, wenn die schule unter wasser steht :-(
danke dir für deinen bericht! *top*
liebe grüsse
(die) Feli
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Aschach/Steyr/OÖ 435m, Wetterstation: Davis Vant-Vue
I took a heavenly ride through our silence, I knew the waiting had begun. And headed straight into the shining sun -D. Gilmore
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