28.07.2024 Erdblitzreiche Multizellen(-cluster) mit starkem Outflow, von Graz bis Celje

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ThomasPf
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Dienstag 30. Juli 2024, 09:42

Hallo!

Am Sonntag näherte sich, gelenkt von einem Tief über dem Baltikum, aus Nordwesten eine Kaltfront. Diese zerfiel an ihrem südwestlichen Ende in zunehmend in mehreren Konvergenzlinien:
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Quelle: GeoSphere Austria, https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/we ... 024&utc=12

Da Art und Ausmaß der Gewitteraktivität für den Südosten bis knapp vor dem Ereignis unklar war, entschieden Harald, Johannes und ich recht kurzfristig für eine Chasingfahrt, beginnend schon zur Mittagszeit.

Schon bei der Zugfahrt zum Flughafen gab es westlich und nordwestlich von Graz erste Überentwicklungen:
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Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenra ... 1100z.html

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Wir fuhren, um etwas Abstand zu gewinnen, Richtung Süden bis Werndorf.

2 wenig organisierte Zellen waren um etwa 13:30 Uhr im Westen und Norden aktiv, eine in der Umgebung von Stainz:
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…und eine im Raum Graz:
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Quelle: Kachelmannwetter

Diese Gewitterzellen zeigten nur wenige Wolkenstrukturen, aber starke Niederschlagsvorhänge und Erdblitze.

…manche Blitze davon schlugen weit außerhalb der zugehörigen Niederschlagsfelder ein:
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Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/blitze

Bald wurde uns bewusst, dass zwar vielen Faktoren für starke Gewitterbildungen passten, aber die Höhenströmung für Superzellen zu schwach war.
Der Umstand sprach für eher kurzlebige Gewitter, die in ihrer Umgebung wieder neue triggern.
Bei unseren nächsten Stopp bei Leibnitz hatten sich beide Zellen bereits abgeschwächt oder aufgelöst. Die Zellen waren Outflow-dominant:
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Nach einen etwas längeren Aufenthalt bei St.Veit am Vogau verstärkte sich nach 14:30 Uhr die Multizelle erneut:
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Von Westen aus gesehen. Erdblitze, Starkregen und Sturmböen waren die markantesten Erscheinungen:
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Quelle: Kachelmannwetter

von Spielfeld aus ließ sich kurz nach 15 Uhr ein Böenkragen erkennen:
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Wir verfolgten die doch jetzt kräftige Multizelle weiter.

Bei Maribor konnte man aber auch die Gewittertätigkeit in Kärnten erkennen:
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Mittlerweile befand sich die Multizelle schon bei Mureck, mit etwas besser entwickelten Arcus:
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Bald erreichte uns auch hier der starke Outflow aus Nordost:
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Nur wenige km weiter südlich, bei Rogoza. Auch hier kam der Outflow der noch immer kräftigen östlichen Multizelle bald an:
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Dieser triggerte wiederum Neuentwicklungen etwa über dem Pohorje:
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Um 16 Uhr schwächelte bereits die östliche Multizelle etwas, zur gleichen Zeit verclusterten die ehemaligen Kärntner Zellen zusehends über den nördlichen slowenischen Gebirgszügen:
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Quelle: Kachelmannwetter

Wir fuhren zuerst etwas nach Südosten, nach Ptuj, wo wir die sich nun abschwächende "Mureck-Zelle" nahe Ormož im Osten sahen. Der Outflow blies auch hier in -Sturmstärke:
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Da es weiter im Südosten, was Gewitter an diesem Tag betrifft, aussichtslos erschien, fuhren wir Richtung Celje.
Bei Slovenske Konjice auf der slowenischen A1, mit Blickrichtung NW. Die Zellen des Clusters hatten mehr Wolkenstrukturen:
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Beginnende Gewittertätigkeit bei Dramlje:
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nahe Začret bei Celje gab es bereits die ersten Naheinschläge, weit vor dem Niederschlagsfeld. Leider blieb uns der Erfolg einer Blitzaufnahme, bei doch recht hoher Erdblitzfrequenz, an diesem Tag verwehrt:
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Eine weitere Konvergenzlinie, Ostwind gegen Nordwestwind, sorgte für weitere Auslösen auch gegen SW:
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Später erreichte die Gewittertätigkeit sogar noch den Raum Ogulin in Kroatien.

Da auch hier blad Niederschlag einsetzte, fuhren wir zurück nach Dramlje.
Hier war die Bewölkung so dynamisch, wie bisher an keinem Haltepunkt des Tages:
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Die Arcus-Wolken näherten sich:
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Bald setzten auch hier Erdblitze und Starkregen ein. Der Windspitzen waren allerdings weit geringer als weiter östlich.
Wir fuhren durch Starkregen und bei weiter hoher Blitzaktivität heimwärts.
Um 17 Uhr bildeten sich nachgelagert noch noch Gewitterzellen auf österreichischer Seite. Bald wurden auch diese vom aus Westen nachrückenden Hochdruckgebiet nach Südosten hinausgeschoben:
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Quelle: Kachelmannwetter

Am Graßnitzberg gelang uns eine tolle Aufnahme der nachgewittrigen Stimmung:
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LG. :)
Zuletzt geändert von ThomasPf am Dienstag 30. Juli 2024, 10:15, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße,
Thomas.


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Feli
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Dienstag 30. Juli 2024, 10:04

wie immer sind eure berichte aus dem süden (südosten) spannend und gut gemacht! :-) danke!
liebe grüsse
(die) Feli
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luv
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Dienstag 30. Juli 2024, 11:23

servus,

eine Frage zu
…manche Blitze davon schlugen weit außerhalb der zugehörigen Niederschlagsfelder ein:

ist der in der Blitzanalyse dargestellte Blitz von 13:51loc als weit außerhalb gemeint
und meinst du mit Niederschlagsfeld das Radarbild oder beobachteten Niederschlag?

by luv
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ThomasPf
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Dienstag 30. Juli 2024, 13:30

luv hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2024, 11:23 servus,

eine Frage zu
…manche Blitze davon schlugen weit außerhalb der zugehörigen Niederschlagsfelder ein:

ist der in der Blitzanalyse dargestellte Blitz von 13:51loc als weit außerhalb gemeint
und meinst du mit Niederschlagsfeld das Radarbild oder beobachteten Niederschlag?

by luv
Servus!

Ja, der dargestellte Blitz ist einer von mehreren Beispielen an diesem Tag. Wir haben selbst mit eigenen Augen gesehen, wie die Blitze an mehreren Orten außerhalb der Niederschlagsfelder einschlagen. In diesen Fall konnte ich das Ergebnis der Blitzortung rechtzeitig abspeichern. Der Blitz schlug beim Waldschacher Teich ein, das Niederschlagsfeld der zugehörigen Zelle lag 10-20 km weiter nordwestlich, im Raum Stainz. Zum Zeitpunkt des Einschlages dürfte beim Waldschacher See noch kein Tropfen Regen gefallen sein.
Liebe Grüße,
Thomas.


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jfk
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Dienstag 30. Juli 2024, 21:13

Danke für den Bericht, Thomas!

Anbei noch zwei Aufnahmen der Multizellen:

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Slowenisches Radar:

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Quelle: Radarska Slika Padavin (https://meteo.arso.gov.si/met/sl/weather/observ/radar/)
Zuletzt geändert von jfk am Mittwoch 31. Juli 2024, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, Johannes,
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hhkes
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Mittwoch 31. Juli 2024, 01:08

Vielen Dank für den ausgezeichneten Bericht, Thomas, und die interessanten Ergänzungen, Johannes *top* *super*
Es war ein abwechslungsreiches Chasing, wobei sowohl die östlichste Zelle (Raum Murska Sobota) als auch die westlichste Zelle, die in weiterer Folge über die Bela Krajina und das westliche Kroatien (Raum Ogulin) bis ins nordwestliche Bosnien (Bihać) zog, zeitweise zumindest Superzellen-ähnliche Strukturen zeigten und auch von kleinkörnigem Hagel begleitet wurden.
Anbei ein paar Bilder (alle via meteoinfo.si):
Raum Murska Sobota (Anamarija Valentina Dajnko):

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Raum Ormož (Blaž Rozman oben, Sonja Lubec unten):

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Und Ksenja Tutek hat einen der zahlreichen Erdblitze in den Slovenske Gorice festgehalten:

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LG, Harald
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