Wettermäßig ist (bzw. war) ja nix geboten, außer schönes Wetter. Das bietet sich ja geradezu an für eine knackige Bergtour. Der meiner Tochter lang versprochene Gang auf das Sonntagshorn, dem mit 1961 Meter höchsten Chiemgauer Berg, wurde unser Ziel.
Das Sonntagshorn lässt sich von der österreichischen Seite vom Heutal (Unken) aus recht einfach besteigen. Nicht so von der deutschen Seite. Die Überschreitung des imposanten Berges von Ruhpolding aus fordert einen bergerfahrenen Geher, der den II. Schwierigkeitsgrad sauber beherrscht. Darüber hinaus ist der Höhenunterschied von 1.300 Metern nicht zu unterschätzen.
Wir starteten die Tour vom Holzknechtmuseum (zw. Ruhpolding und Biathlonstadion) mit dem Radl. Das ersparte uns einen 5 km langen Forstweghatscher zu den Schwarzach-Almen. Dort wurden die Bikes deponiert und es ging hinaus in die Wildnis. Dies ist durchaus ernst gemeint, die beiden Kraxenbachtäler (das Mittlere im Aufstieg und das Hintere im Abstieg) führen in eine urige, kaum berührte Landschaft.

Auf dem Weg zum Mittleren Kraxenbachtal

Steil im Mischwald bergan, den Pfadspuren folgend

Der Herbst schüttet seine Farben aus

Wasser begleitet uns stetig, hier eine der unzähligen Gumpen über einem der unzähligen Wasserfälle

Wasserfälle

So gegen 1.200 Meter öffnet sich der Blick nach Norden Richtung Rauschberg.

Indian Summer im Chiemgau (Eberesche)

Schließlich fanden wir in 1.435 Meter bei der Baumgrenze einen halbwegs ebenen Biwakplatz. Für diese einmalige Lage nahmen wir den steinigen Untergrund gerne in Kauf.

Talblick vom Biwakplatz

Das warme, schräge Licht des Herbstes modelliert die Landschaft heraus.

Es gab genügend Holz für ein wärmendes Feuer. Die Lage des Biwakplatzes war direkt im Talgrund, dem Kaltluftstrom ausgesetzt.

Letzter Blick zum Durchstieg auf den Westgrat, der technischen Schlüsselstelle des morgigen Tages.

Am nächsten Morgen ging es über das Schuttfeld der Großen Sandes hinauf zum Durchstieg

Töchterchen nimmt den ersten kaminartigen Aufschwung in Angriff um dann…

… auf einem ausgesetzten Band nach links zu queren zum Ausstiegskamin

Oben angekommen, 1.740 Meter. Immer wieder ein fantastisches Erlebnis aus einer schattigen Nordflanke in die Sonne hinaus zu steigen.

In der Ferne steht der Großglockner, nochmal 2.000 Meter höher als wir gerade sind.

Nun ging es über den sonnigen Westgrat zügig dem Gipfel entgegen. Die kurzen Felsstufen mit kleineren Kletterstellen (I+) waren kein Hindernis mehr.

Töchterchen am Gipfel. Das Bild täuscht, außer uns waren noch ca. 60 Leute am Gipfel, die zumeist über den Normalweg hochgewandert waren.

500 Meter tiefer unser Biwakplatz.

Blick zurück zum Anstiegsweg Richtung Ruhpolding, dass hinten zu erkennen ist.

Wilder Kaiser im Zoom.

Chiemgauer Gipfelparade: links hinten Hochries und Kampenwand, Mitte vorne Hörndlwand, Mitte rechts Hochgern, rechts Hochfelln.

Wir flüchteten vor den Massen über den anfangs schmalen Ostgrat hinunter Richtung Hinteres Kraxenbachtal.

Am Einstieg in das steile Schuttkar des hinteren Kraxenbachtales. Die nächsten 350 höhenmeter waren im losen Geröll abfahrend schnell überwunden. Der Preis dafür war einmal Schotter aus den Schuhen räumen.

Rückblick 10 Minuten später.
Nun begann der landschaftlich sehr schöne, aber lange Abstieg hinunter durch das Hintere Kraxenbachtal. Der Pfad schlängelt sich durch Latschen, Wiesen, Wälder hinunter, immer entlang des Hinteren Kraxenbaches. Die Reihe an Wasserfällen und Gumpen setzt sich ohne Unterlass bis in den Talgrund fort. Die folgenden Bilder lass ich einfach so stehen.







Im Talgrund angekommen ging es teil eben hinaus zur Triftklause.
Was das ist? Lest selbst:


Triftklause

Die Beine waren jetzt müde, 1.300 Höhenmeter im Abstieg sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen.
Da waren wir doppelt froh unsere Räder zu haben, die uns ab der Alm 5 km Fußmarsch ersparten.
Was bleibt? Ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit über das Gesehene und Erlebte, und ein Haufen Stolz auf meine 12-jährige Tochter.