Am Donnerstag entschieden Harald (hhkes) und ich für ein Chasing Richtung Slowenien und Kroatien zu fahren. Die Wetterlage, ein Tief über den Britischen Inseln trogvorderseitig mit subtropischer Luftmasse, ein kleines Tief bei Genua, und die Parameter, hohe Feuchte, hochreichende Labilität, hohe CAPE-Werte, starke Richtungs- und Geschwindigkeitsscherung boten aussichtsreiche Bedingungen. In der Nacht zuvor war bereits ein starker Gewitterkomplex im Grenzgebiet von Steiermark und Slowenien durchgezogen. Wir vermuteten daher die stärksten für den Tag darauf weiter südlich.
Wetterkarte:

Quelle: Geosphere Austria
Wir fuhren um 13 Uhr von Graz weg ins östliche Slowenien. Über Slowenien zogen bereits die ersten Zellen nordostwärts. Daher war der Raum Ptuj unser erstes Ziel. Wir verließen die slowenische A4 bei der Ausfahrt Hajdina und fuhren die Straße #2 nach Westen bis zum Ende des Waldstücks, wo wird die ersten Multizellen welche sich über dem Raum Maribor und östlich davon befanden, beobachteten:

Quelle: OpenStreetMap / OSMAnd~ App-Version
Diese zeigten in Richtung Nordosten kleine Absenkungen und whalesmouthartige Strukturen gegen 14 Uhr:



Da es aus möglichen Neubildungen bzw. aus den Eisschirmen heraus regnete, beschlossen wir weiterzufahren:

Über Mittelslowenien waren die Gewitter bereits stärker verclustert. Anfangs wussten wir nicht wie sich die Zelle am Südende des Clusters, NW von Novo Mesto, nach Osten ausscherte. Bald stellte sich, mithilfe der animierten Niederschlagsradarkarte, heraus, dass sich doch eine stärker organisierte Zelle am Südende gebildet hat und diese wahrscheinlich als Superzelle in Richtung Zagreb ziehen wird. Auf der später gespeicherten Karte sieht man bereits die Zugbahn bis knapp vor Zagreb:

Quelle: Radarska slika padavin / ARSO
Wir peilten daher Zagreb als nächstes Ziel an. Wir blieben bei der Raststätte "Odmorište Jakovlje" auf der kroatischen Autobahn A2, nördlich von Zagreb, stehen um die Zelle dort „abzupassen“:

Quelle: OpenStreetMap / OSMAnd~ App-Version

Quelle: OpenStreetMap / OSMAnd~ App-Version
Ein Inflowtail wurde sichtbar:


Bald erkannte man die starke Absenkung gegen Westen (nach 15 Uhr):

Sie näherte sich. Bald zeigten sich die massiven Strukturen:

Die Wallcloud hängt tief herunter:

So schön ausgeprägt sieht man Mesozyklonen selten. Diese Strukturen bestärkten allerdings auch den Verdacht, dass mit großer Wahrscheinlichkeit auch mit starken Sturmböen und großem Hagel gerechnet werden muss:




Sie kommt immer näher:






Erst knapp vor dem Eintreffen der Superzelle um 15:30 Uhr wichen wir weiter Richtung Zagreb aus. Wir versuchten die Zelle aus sicherem Abstand südlich von ihr parallel zu verfolgen. Wir fuhren die Autobahnumfahrung von Zagreb weiter ostwärts nach Ivanić-Grad. Dort fuhren wir von der Autobahn ab, und nahmen wir die Straße nach Bjelovar / Slawonien:

Quelle: OpenStreetMap / OSMAnd~ App-Version
Der Blick zurück, bei der Mautstelle knapp nördlich von Zagreb, war äußerst spannend:

Wir waren nur knapp großem Hagel und starke Sturmböen entgangen. Das Auftreten eines Tornados kann unter diesen Umständen auch nicht wirklich mehr ausgeschlossen werden:

Aus dem fahrenden Auto heraus, die aufliegende Mesozyklone auf der Medvednica. (Korrekte Belichtung und Bildschärfe sind unter diesen Umständen und unter der Aufregung nicht immer möglich):


Knapp südöstlich von Zagreb. Die Zelle raste uns auf der Zugbahn W-E schon davon. Sie blieb dabei gleich stark und niederschlagsintensiv:

Quelle: Radarska slika padavin / ARSO
Trotzdem waren die Wallcloud, die Strukturen des Inflowbereichs und einer weißer Hagel-Niederschlagsstreifen eindrucksvoll gegen Nordosten zu sehen:



Bei der Weiterfahrt nach Ivanić-Grad:

Auf der Straße Richtung Bjelovar. Noch immer waren die imposante Strukturen und der weiße Hagelstreifen zu erkennen:


Etwa 10 km südlich von Bjelovar waren deutliche Hagel- und Sturmschäden der Zelle zu sehen. Zu dieser Zeit war die Zelle bereits im Grenzgebiet Ungarn-Kroatien.

Zerstörte Maiskulturen:

Hagelablagerungen mehr als eine Stunde nach dem Ereignis:

In Bjelovar waren besonders abgeschlagene Äste und Zweige und kleine Löcher an den Rollläden der luvseitigen Fassaden zu sehen.
Wir fuhren von Bjelovar wieder weiter nach Westen über die Straßen D10 und D12, um einen kleinen Teil der wahrscheinlich hunderte km langen Hagelschadensschneise zu folgen. Außerdem gab es über Slowenien und NW-Kroatien weiter verclusterte Zellen.

Quelle: OpenStreetMap / OSMAnd~ App-Version
Beim Blick nach Osten nochmals den Cb der abgezogenen Superzelle, der bereits schon auf Rumänien zog:

Die stärksten Schadensspuren konnten wir auf unserer Strecke im Bereich Farkaševac / Nova Kapela sehen:

Quelle: OpenStreetMap / OSMAnd~ App-Version


Im Wald von Nova Kapela lagen außerdem flache Wiesennebelfelder, welche häufig im Hagelstreifen starker Gewitterzellen auch Stunden danach noch auftreten:

Weitere Hagel- und Sturmschäden:



Wir versuchten noch bei der Rückfahrt bei Zagreb die aus Slowenien näherkommenden Zellen festzuhalten. Leider waren diese bereits stark verclustert, zeigten aber ansatzweise noch stärkere Wolkenstrukturen:

Nördlich von Zagreb fuhren wir noch durch den erdblitzreichen Starkregengewittercluster durch wieder zurück nach Hause.
LG.