Am Dienstag lag ein Tiefdruckzentrum genau über Österreich:

Quelle: GeoSphere Austria, https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/wetterkarte
Da die Bedingungen für organsierte Zellen durch hochreichende Labilität, stärkerer Scherung, höherer PWAT und CAPE-Werte gegen Südosten besser waren als an den Vortagen (siehe Radiosondenaufstiegsdiagramm Zagreb 12 UTC unten), entschloss sich das Chasingteam Südost wieder für eine Ausfahrt:

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/radioso ... sterreich/
Schon seit Tagesbeginn zogen über den Südosten Österreichs und den angrenzenden Nachbargebieten Schauer und Gewitter, immer wieder in den gleichen Zugbahnen.
Harald und ich fuhren nach 15 Uhr von Graz weg Richtung Südosten. Da sich bereits eine Gewitterlinie ausbildete, welche, ausgehend von der Balkanhalbinsel, bereits rasch nordwärts zog:

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/slowenien/
Wir peilten daher gleich das slowenisch-ungarische Grenzgebiet als Zielort an.
Die Zellen der Linien ordneten sich fast bogenförmig an. Die Vorderseite befand sich um etwa 15:30 Uhr schon nördlich von Zagreb. Es entwickelten außerdem stets einige Vorläuferzellen:

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/slowenien/
Auf der Fahrt Richtung Maribor konnten wir knapp südlich der österreichisch-slowenischen Grenze bereits die Wolkenformationen der Linie erblicken:

Beim Autobahnkreuz Pesnica konnten wir gegen Nordosten neue Quellungen beobachten:

Währenddessen kam die Linie um 16 Uhr bereits sehr nah:

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/slowenien/
Wir fuhren über die A5 weiter Richtung Lendava. Bald erreichte uns bereits beinahe der nördlichste Teil der bogenförmigen Linie. Dieser zeigte einen ausgeprägten Whalesmouth, der gegen Osten nach Süden abknickte:

Wir konnten nochmals einem Corepunch entfliehen.
Gegen Osten zeigten sich Quellungen und Neubildungen:

Um etwa 16:30 Uhr überrollte die Linie Varaždin. Wir blieben, gerade im Raum Murska Sobota fahrend, noch nordöstlich dieser Hauptlinie:

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/slowenien/
Zwischen der Linie und vorlaufenden Zellen lockerte der Himmel immer wieder noch auch:

Blickrichtung Süd:

Bei Dolga vas überquerten wir die slowenisch-ungarische Grenze und fuhren zu einem Beobachtungspunkt bei Redics.
In Blickrichtung Nordost sah man die Cbs einer sich neuentwickelnden Linie über Ungarn:

Blickrichtung Südost – die Linie näherte sich:

Shelfansätze und Fracten tauchten auf:

Beim Shelfansatz bildeten sich kleine Bereiche mit Absenkungen aus:


Um etwa 17 Uhr die Squalline erreicht das Dreiländereck H-SLO-HR. Im Bereich Lendava / Murska Sobota bildete sich eine „Ausbuchtung“ zurückversetzt nach Süden. Dieser Bereich, etwas südwestlich von uns, war der blitzintensivste und niederschlagsstärkste:

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/slowenien/
In diesen Bereich war auch eine deutliche Absenkung, möglicherweise eine Wallcloud, zu sehen:

Noch deutlicher:

Bald kommen auch kräftige Windböen auf:

Blickrichtung NW:

Auch hier tauchten bald tolle Whalesmouthstrukturen auf:


Nochmals die deutliche Absenkung gegen Westen:

Dynamik auch gegen Südost:


Die Zelle(n) erreichten uns nun, die sehenswerte "Front" hatte auch, von der Rückseite gesehen, sehenswerte Strukturen.

Der Whalesmouth von der Rückseite

Nach dem wir überrollt wurden, machten wir uns auf den Rückweg.
Wir fuhren durch Starkregen, wobei die Zelle westlich, über Murska Sobota, deutlich stärker war.

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/slowenien/
Zahlreiche Blitze waren auch zu sehen, die Sturmböen blieben zum Glück schwächer als erwartet.
Die Linie verclusterte immer stärker:

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/slowenien/
Bis nach 19 Uhr waren die stärksten Niederschläge bereits abgeschwächt nach Norden abgezogen:

Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/slowenien/
Wir fuhren zurück nach Graz. Den Tornado von Graz versäumten wir.
Insgesamt kann die Lage als Unwetter-Outbreak über Mittel- und Südosteuropa bezeichnet werden. Eine fast durchgehende Gewitterline von Südösterreich bis zum Kosovo konnte sich unter diesen Bedingungen ausbilden:

Quelle: blitzortung.org, https://www.blitzortung.org/de/historic ... php?map=14
LG.