15.06.2011 SCHWEIZ: Höhere Staumauern als AKW-Alternative?

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ThomasWWN
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Mittwoch 15. Juni 2011, 08:33

Widerstand programmiert

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Raus aus dem Atomstrom - und dann? Ähnlich wie auch andere Länder, die sich zu einem AKW-Ausstieg entschlossen haben, muss sich derzeit die Schweiz diese Frage stellen. Dort kommen rund 40 Prozent der Stromproduktion bisher aus fünf Reaktoren. Längerfristig soll die Wasserkraft ihren Ausfall kompensieren. Das wird allerdings kaum ohne neue oder „aufgestockte“ Talsperren möglich sein. Doch geeignete Standorte dafür sind rar und Widerstand programmiert - rütteln die Planer doch an Umwelttabus, die bisher verhindert haben, dass das eine oder andere Alpental in einem Stausee versinkt.
Rütteln an Umwelttabus

Vor knapp einer Woche hat das Schweizer Parlament auf Empfehlung der Regierung einem schrittweisen Ausstieg aus der Atomkraft zugestimmt. Bis 2034 sollen die vier derzeit betriebenen AKW-Standorte stillgelegt werden. Doch mit den Plänen steht die Schweiz vor demselben Problem wie die meisten anderen Länder, die sich von der Kernenergie verabschieden wollen und bisher stark davon abhängig sind: woher den (dann fehlenden) Strom nehmen?

In seiner Energiestrategie 2050 setzt das eidgenössische Bundesamt für Energie (BFE) vor allem auf den weiteren Ausbau der Wasserkraft und Investitionen in erneuerbare Energie. Die sollen, so die „Basler Zeitung“ („BaZ“) am Dienstag, langfristig um vier Terawattstunden (TWh) mehr Strom liefern als bisher. So weit die Rechnung, die die Schweizer Regierung bisher allerdings ohne die Bürger gemacht hat.
Brisantes „Faktenblatt“

Letzte Woche veröffentlichte das Bundesamt ein „Faktenblatt“ unter dem Titel „Abschätzung des Ausbaupotenzials der Wasserkraftnutzung unter neuen Rahmenbedingungen“, das es laut der Zeitung „in sich hat“. Darin sei nicht nur die Rede von neuen „Großwasserkraftprojekten“, sondern auch von einer „Nutzung von VAEW-Gebieten“ - Regionen, die bisher aus Gründen des Landschaftsschutzes für Kraftwerksneubauten absolut tabu waren.

Die „BaZ“ erinnert in diesem Zusammenhang an zwei geplante Großprojekte, die dem Widerstand der Bevölkerung zum Opfer fielen. „Das kühnste und gleichvoll umstrittenste“ davon sei jenes im Urserental (Kanton Uri) gewesen, für das ein Hochtal zur Gänze geflutet hätten werden müssen. Für Hunderte Bewohner des Tals hätte das ihre Absiedelung bedeutet. Das Projekt scheiterte ebenso wie ein weiteres auf der Greina, einer Hochebene im Kanton Graubünden. Dort hätte ab 1991 eine riesige Talsperre errichtet und die Hochebene in einem Stausee versinken sollen. Die Pläne wurden ebenfalls verworfen.
Neue Standorte „kaum noch machbar“

Doch nun „geistert“ laut der Zeitung Greina, obwohl nicht beim Namen genannt, „wieder in einschlägigen Kreisen herum“. Allerdings sei ein Bau dort „politisch undenkbar“, zitiert die „BaZ“ den Wasserbauexperten Anton Schleiss von der ETH Lausanne. Dasselbe gelte für weitere Regionen. Allerdings: „Ohne einen neuen großen Stausee sind die Ziele nicht zu erreichen“, gibt Schleiss zu bedenken. Damit steht die Schweiz vor einem weiteren Problem: Wo sollen neue Kraftwerke gebaut werden? Mögliche Standorte sind rar gesät und „politisch“, so der ETH-Experte, „ist das (neue Kraftwerksstandorte, Anm.) kaum noch umsetzbar“. Heute sei es „heikel, Gebiete beim Namen zu nennen“, so die „BaZ“.

Höhere Staumauern als Alternative?

Das letzte Riesenprojekt war der Ausbau der Emosson-Talsperre im Kanton Wallis bis 1974. Dort staut eine 180 Meter hohe Mauer rund 227 Mio. Kubikmeter Wasser. Eine Alternative zum Neubau wäre es, bestehende Talsperren „aufzustocken“. Dafür kämen, so Schleiss gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“) und der Freiburger „La Liberte“, landesweit zehn bis zwölf Staumauern infrage. Damit könnten laut dem Experten im Winter rund zehn bis 15 Prozent mehr Strom erzeugt werden. Die Stauseekapazitäten würden sich um 30 Prozent erhöhen.

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Grimselsee und der Spitallam-Staudamm - Reuters/Arnd

Die Talsperren könnten, so Schleiss, jeweils um zehn bis 20 Prozent „aufgestockt“ werden, da alte Bauten massiver errichtet worden seien, als es aus heutiger Sicht nötig sei. Doch auch gegen solche Pläne regt sich Widerstand, etwa gegen einen Ausbau der Staumauer auf dem Grimselpass. Das Projekt beschäftigt derzeit das Schweizerische Bundesgericht. Umweltschützer machen dagegen mobil, da eine höhere Staumauer zur Folge hätte, dass ein weitaus größeres Gebiet als bisher überflutet würde.

Fünf Reaktoren an vier AKW-Standorten

Laut „NZZ“-Bericht liefern die Schweizer AKWs (fünf Reaktoren an vier Standorten: Beznau I und II, Mühlberg, Gösgen und Leibstadt) bisher 40 Prozent der landesweiten Stromproduktion, fast die gesamten übrigen 60 Prozent kommen aus der Wasserkraft. Ihr Anteil soll laut Gesetz bis vorerst 2030 um zwei TWh erhöht werden.
Quelle:

Weiterführende Artikel: http://orf.at/stories/2063627/2063626/

http://bazonline.ch/schweiz/standard/Oh ... y/17291447

http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/s ... 24169.html
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günschi
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Mittwoch 15. Juni 2011, 09:17

Und da haben wir das Problem: Was machen wir ohne AKWs?

Viele möchten die AKWs loswerden, aber eigentlich niemand will was anderes haben.
Und es gibt auch kaum jemanden der mehr für Strom zahlen will.
Dabei ist die Frage nicht restlos geklärt, ob Strom überhaupt teurer werden muss.

Egal ob Windräder, Sonnenkraftwerke, Flusskraftwerke, Stauseen im Gebirge: Es gibt fast nichts wo nicht geschimpft wird.

Mich würde es nicht wundern, wenn dann wieder der Ausstieg vom Ausstieg kommt.
*nein*
Grüße, Günschi!
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ThomasWWN
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Mittwoch 15. Juni 2011, 09:38

Ja, leider, eine klassische Misere - jeder will grün, aber keiner wills "vor der Haustür" haben bzw. nötige Eingriffe in die Natur; Gut, einfach so ein Tal fluten möchte ich auch nicht, das kann ich nachvollziehen, aber ob der Wasserpegel nun ein paar Meter höher liegt, macht doch nicht so einen großen Unterschied, wenns dort ohnehin schon eine Staumauer gibt.
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