Nach einem kurzen Mittagsschlaferl - gut, dass ich rechtzeitig munter wurde - hörte ich es gegen 15:15 bei uns in Gaaden donnern und sah am Radar, dass eine Zelle knapp nordwestlich von hier förmlich explodierte - binnen weniger Bilder war sie knallrot. Ich begab mit daher gegen 15:30 mit meiner Kamera auf einen ersten Aussichtspunkt und konnte dabei die zukünftige Tornadozelle ab ihrer Geburtsstunde festhalten - sie lag zu dem Zeitpunkt zwischen Sulz im Wienerwald und Breitenfurt ca. Dabei waren der markante Aufwindteiler an der Südflanke sowie der FFD deutlich erkennbar, lehrbuchmäßig getrennt natürlich.
Allmählich wurden tiefe Fracten von der Zelle eingesaugt und alsbald konnte man mit freiem Auge eindeutig Rotation erkennen - man musste gar nicht aufs Radar schauen um zu wissen, dass sich da etwas Böses formierte.
Die Zelle verstärkte sich weiter und bald war der rote Fleck am Radar fast so groß wie die Stadt Wien, die Rotation wurde dabei immer stärker und ich hatte Probleme, die ganze Zelle mit meiner Spiegelreflexkamera abzulichten Jedenfalls bin ich - wenn überhaupt - noch nicht so oft vor so einer gigantischen Zelle gestanden, die Rotation war wirklich einzigartig. Und dann bildete sich auch noch dieser tornadoähnliche Schlauch, einfach nur faszinierend!
Die Zelle zog dann langsam in die südlichen Bezirke Wiens bzw. die angrenzenden Gebiete in Niederösterreich, in Gaaden wurde damit langsam die beeindruckende Rückseite samt riesigem Eisschirm sichtbar.
Ich war dann am Überlegen, was ich weiter machen sollte. Sollte ich der Zelle folgen, würde ich überhaupt noch so nah an sie herankommen? Oder sollte ich mich lieber mit dem bisher Gesehenen zufrieden geben? Zunächst entschied ich mich für letzeres (sah es doch so aus, als würde der Brummer direkt nach Wien ziehen und chasen in der Stadt ist aussichtslos, im wahrsten Sinne), nach einem kurzen Anruf von Georg (Pistotnik) aber, der "die Superzelle als die vielleicht extremste, die er je gesehen hat" betitelte, gab ich dem Chasing doch noch eine Chance Bin dem Unwetter also folgt (aber nicht über die A21, ich befürchtete schadensträchtigen Hagel), sondern über Pfaffstätten, Gumpoldskirchen und Guntramsdorf. In Guntramsdorf präsentierte sich die Zelle mit einer imposanten Wallcloud (16:20)
... und schon zu diesem Zeitpunkt war, leider relativ weit entfernt, eine trichterförmige Absenkung unter der Wallcloud erkennbar:
Da die Zelle allmählich begann, nach rechts (Osten) auszuscheren, beschloss ich, in die Gegend um Bruck/Leitha zu fahren und dabei an dem Südende der Zelle zu bleiben. Gleichzeitig ereilte mich ein Anruf von Mathias, der mir berichtete, dass er gerade eine Tornadosichtung nahe des Flughafens Wien-Schwechat gehabt hat - nicht schlecht, dachte ich mir Ich leitete die Meldung an Georg weiter, der sich leider gerade im dichten Verkehr im Starkregen auf der S1 bei Rannersdorf befand und während wir noch über den Tornado sprachen, hatte ich plötzlich ebenfalls den Tornado vor mir Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade zwischen Velm und Gramatneusiedl und blickte nach Nordosten - nur leicht östlich des Tornados befindet sich übrigens der Flughafen. Das war nun also mein 1. Tornado, ein Moment, den ich sicher nicht so schnell vergessen werde
Für ein paar Minuten hielt sich der Schlauch, ehe er sich allmählich aufzulösen begann:
Ich traf mich dann mit Mathias und wir beschlossen, der Zelle nicht mehr zu folgen und stattdessen Schäden zu suchen. Die fanden wir nach kurzer Suche auch, und mittendrin Vereinsmitglied Morti Will zu den Schäden nicht allzu viel sagen, da wird der Morti noch mehr berichten können. Jedenfalls wurde u.a. ein kleiner Wald neben der B10 unmittelbar südlich der 29/11-er Piste beschädigt, auch die angrenzenden Felder zeigten die Tornadoschneise ganz deutlich.
Rechts hinten schaut übrigens da Tower vira :
Nachdem wir uns in dem abgedroschenen Acker die Schuhe schön mit nasser Erde befüllt haben , ging es nach Hause. Wobei...so schnell ging es dann doch nicht, denn über der gleichen Gegend bildeten sich neuerlich kräftige und dazu fotogene Gewitter; bei Himberg bin ich dabei kurz auch in einen massiven Wolkenbruch mit ein paar Hagelkörnderl gekommen. Immer wieder wanderten übrigens so dunkle Niederschlagsschleier relativ rasch von Südwest nach Nordost, das war ganz interessant zu beobachten.
Ich versuchte stets am trockenen Südende der Linie zu bleiben und im Großen und Ganzen (mit Ausnahme des kurzen Downbursts) gelang mir das auch ganz gut. Als Belohnung gabs wirklich sehr tolle Strukturen beim Blick in den Nordwest- bzw. Nordsektor. Das folgende Foto entstand übrigens um 19 Uhr zwischen Himberg und Ebergassing:
Schöne Gewitterkulisse hinterm Radarturm in Rauchenwarth (bei Schwechat):
Nach der letzten Aufnahme um ca. 19:20 ging es aber dann wirklich nach Hause
Abschließend noch ein Radarloop der Zelle: